China

Eine Brücke zwischen Siegen und Deyang

Dank zuverlässigem Partner läuft der Austausch reibungslos

Isolde Gomberg ist Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Siegen e.V. und kann auf viele erfolgreiche Jugendbegegnungen zwischen den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Deyang zurückblicken. Dabei stehen Fragen nach Kultur und Identität, Abbau von Vorurteilen, interkulturelle Kommunikation sowie Sprache und Geschichte beider Länder im Fokus. Die Jugendlichen bauen dabei nicht selten lebenslange Freundschaften auf. Gegenseitiges Vertrauen der Partner ist die grundlegende Voraussetzung für einen gelingenden Austausch, unterstreicht Isolde Gomberg in unserem Interview.

15.04.2016 / Dorothea Wünsch

Die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Siegen (GDCF Siegen) e.V. wurde 1986 mit dem Ziel gegründet, die Verständigung und Freundschaft zwischen dem deutschen und dem chinesischen Volk zu fördern. Die GDCF Siegen e.V. bietet verschiedene Veranstaltungen für Jugendliche an und betätigt sich auch auf dem Gebiet des internationalen Jugendaustauschs im Sinne der Völkerverständigung. Die Tätigkeit der GDCF-Jugendgruppe ist eigenverantwortlich und selbstorganisiert. Wechselseitige Jugendbegegnungen werden seit 1997 durchgeführt.
Projektart: Jugendbegegnungen
Partnerorganisation: YOUXIE (Freundschaftsgesellschaft des Chinesischen Volkes mit dem Ausland) in Deyang, Sichuan

Warum haben Sie sich für den Austausch mit China entschieden? Wie ist der Austausch entstanden?

Isolde Gomberg: Auf Einladung der Freundschaftsgesellschaft des Chinesischen Volkes mit dem Ausland (YOUXIE) Sichuan hat 1988 eine Delegation der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Siegen e.V. am 24. März 1988 auch die Stadt Deyang besucht. In dem Protokoll über diesen Besuch wurde unter anderem festgehalten, dass auf der Basis des freundschaftlichen Austausches beide Gesellschaften eine Brücke bauen werden, um die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Kreisen Deyang und Siegen zu fördern. Zwischen den beiden Freundschaftsgesellschaften begann daraufhin ein reger Austausch von Briefen und Faxen. Delegationen besuchten jeweils die Partnerorganisation, damit der "Papiertiger" auch mit Leben gefüllt wurde. Als Langzeitziel war die Partnerschaft zwischen der Stadt Deyang und dem Kreis Siegen-Wittgenstein anvisiert. Zu einer Absichtserklärung kam es dann am 11. April 1995, als eine offizielle Kreistagsdelegation zu Besuch in Deyang war. Die offizielle Partnerschaft wurde am 8. August 1996 begründet.

Neben anderen Austauschaktivitäten, z. B. mit Künstler/-innen und gegenseitigen Ausstellungen, ist der Jugendaustausch zu einem wichtigen Baustein geworden, der auch von chinesischer Seite sehr unterstützt wird. Da sich die finanziellen Rahmenbedingungen verbessert haben, drängt es die jungen Leute in die Ferne. Die kosmopolitischen Eltern unterstützen ihre Kinder dabei nach Kräften. Was 1989 mit Brieffreundschaften begann, ist zu einem regelmäßigen Jugendaustausch geworden. Wir sind davon überzeugt, dass es ganz wichtig ist, dass Jugendliche voneinander lernen und über den Tellerrand hinausschauen. Die Erweiterung des schulisch und beruflich orientierten Lernens zur Entwicklung internationaler Kompetenz ist von besonderer Bedeutung.

Können Sie uns beschreiben, wie der Austausch gestaltet wird und welche Inhalte und Themen Ihnen wichtig sind?

Isolde Gomberg: Die Jugendbegegnung dient dazu, eine bessere Verständigung junger Menschen über Staatsgrenzen hinweg zu erreichen. Sie soll Vorurteile ab- und Freundschaften aufbauen. Im Mittelpunkt der Begegnung steht der Austausch über Kultur in Deutschland und China sowie Begegnungen der Kulturen und Menschen in beiden Ländern. Globalisierung und Migration befördern und beschleunigen die Begegnung der Kulturen und verändern diese auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Vor diesem Hintergrund stehen bei den Jugendbegegnungen die folgenden Fragen im Fokus: Was bedeutet heute nationale Kultur und Identität? Was macht meine eigene Kultur und Identität aus? Wie trete ich fremden Kulturen gegenüber?

Schwerpunkte waren in der Vergangenheit beim Aufenthalt in Deutschland Fahrten nach Berlin zum Thema „Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands“ und „Holocaust“. Im vergangenen Jahr haben wir den Fokus mehr auf Umwelt und Klimaveränderung gelegt. Bei Fahrten nach China behandeln wir die Schwerpunkte Abbau von Vorurteilen, interkulturelle Kommunikation sowie Sprache und Geschichte Chinas.

Den Austausch führen wir im jährlichen Wechsel durch, d. h. ein Jahr kommen die chinesischen Jugendlichen nach Deutschland, im nächsten Jahr fliegen die deutschen Jugendlichen nach Deyang. Da die Jugendlichen immer in Gastfamilien untergebracht sind, lernen Sie den Alltag kennen. Die Jugendlichen nehmen zum Teil am Unterricht teil und machen auch Ausflüge in die nähere Umgebung. Wir möchten durch den Austausch erreichen, dass Jugendliche fremde Kulturen kennenlernen und sich dafür interessieren und öffnen. Wir denken, dass dies für das spätere berufliche Leben wichtig ist.

Welches sind Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem Austausch mit China? Wie bewerten Sie die nachhaltige Wirkung des Austausches?

Isolde Gomberg: Der Austausch ist uns sehr wichtig und nimmt in der GDCF einen breiten Raum ein. Er gestaltet sich in unserem Fall reibungslos, weil wir in der Partnerorganisation in Deyang einen zuverlässigen Partner haben. Gegenseitiges Vertrauen ist absolut wichtig, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Das gilt für beide Seiten. Nichtsdestotrotz ist eine Jugendbegegnung immer wieder eine Herausforderung an die Betreuer(innen) der Fahrt.

Die Rückmeldungen durch die Jugendlichen sind sehr positiv. Einige Jugendliche haben nach dem Abitur ein Sinologie-Studium aufgenommen und wir hören auch, dass viele auch noch nach Jahren Kontakt mit ihren chinesischen Partnern haben. Gerade im Oktober dieses Jahres wurde eine Schulpartnerschaft abgeschlossen, die sich aus unserem Jugendaustausch heraus entwickelt hat. Wir werden den Jugendaustausch weiterführen und versuchen, damit einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten.

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Fakten, Förderung, Kontakte

Menschen sitzen an einem Tisch und essen.
Über die Zusammenarbeit mit China

In Zusammenarbeit mit dem All-Chinesischen Jugendverband, dem zentralen jugendpolitischen Akteur Chinas, setzt IJAB Fachkräfteprogramme im Auftrag des Bundesjugendministeriums um. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.