Durchführung einer internationalen Begegnung
Es ist soweit: Der Zeitpunkt der Begegnung ist da. Wie wird es werden? Werden die eigenen Erwartungen und die der anderen erfüllt? Klappt alles so, wie es geplant ist? Eine aufregende und spannende Zeit beginnt.
Letzte Vorbereitungen, bevor es losgeht
Die Teammitglieder sollten möglichst vor den Teilnehmer(inne)n ankommen und genügend Zeit einplanen, um sich von der Reise erholen zu können. Eine Teambesprechung wird notwendig sein, um noch einmal durch den Programmablauf zu gehen. Mögliche Änderungen oder auftretende Probleme können so möglichst schnell geklärt werden und Verantwortlichkeiten überprüft und gegebenenfalls festgezurrt werden.
Am Anfang
Der Beginn einer jeden Begegnung ist eine besondere Zeit, der Sie sehr sensibel und mit viel Aufmerksamkeit begegnen sollten. Das Land, die Umgebung, die Sprache, die Menschen – all das ist neu zu Beginn einer Begegnung und erst einmal mit Unsicherheiten verbunden.
Menschen brauchen eine gewisse Zeit, um sich in einer neuen Situation zurechtzufinden. Sie müssen sich in ihrer neuen Umwelt wohl fühlen, bevor sie sich auf die Begegnung einlassen können. Sie als Veranstalter müssen das bedenken und gute Rahmenbedingungen schaffen. Sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre bei der Ankunft und erleichtern Sie das Ankommen!
Dazu gehört unter anderem eine gute und klare Wegbeschreibung zum Veranstaltungsort, ein freundlicher Empfang (zum Beispiel ein Willkommensposter, die persönliche Begrüßung im Ankunftsbereich) und Erfrischungen wie Kaffee, Kekse, Mineralwasser, andere. Hier fangen die Teilnehmer/-innen an sich kennenzulernen. Bieten Sie Ihre Hilfe und Unterstützung an, wenn Sie merken, dass Teilnehmende unsicher sind oder ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Geben Sie Orientierung, in dem Sie beispielsweise über den weiteren Tagesablauf informieren oder Unterkünfte und Seminarräume zeigen.
Kennen lernen
Am Anfang eines jeden Begegnungsprogramms steht das gegenseitige Kennen lernen. Überlassen Sie dieses nicht dem Zufall und planen Sie unbedingt genügend Zeit ein. Ein gelungener Start ist die Basis für ein offenes und positives Miteinander.
Noch bevor das eigentliche Programm beginnt, kann ein Willkommensabend dazu dienen, dass sich die Teilnehmenden kennen lernen und Sie langsam in das Programm einführen können. Der Willkommensabend sollte in angenehmer Atmosphäre stattfinden und mit einer kurzen „offiziellen“ Begrüßung von Ihnen eröffnet werden. Erfrischungen und Getränke, die Sie bereitstellen, laden dann dazu ein, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Am ersten Programmtag beginnt das bewusste Kennen lernen in der gesamten Gruppe [mit Teamer(inne)n und Sprachmittler(inne)n] damit, die Namen der Anderen zu lernen, zu verstehen, wo jeder herkommt und anzufangen miteinander zu kommunizieren. Dazu gibt es erprobte und bewährte Methoden, die in einer informellen und lockeren Atmosphäre, das „Eis“ brechen und die Teilnehmenden unterstützen, den ersten Schritt aufeinander zu zugehen. Kennen-Lern-Methoden helfen, sprachliche und andere Hemmungen zu überwinden. Im Verlauf der Begegnung können Sie dann auf das natürliche Kontaktbedürfnis der Teilnehmenden vertrauen. Passende Methoden finden Sie auf ijab.de in der Toolbox Interkulturelles Lernen > Methodenbox interkulturell.
Quelle: Taylor, Mark, Methoden internationaler Jugendarbeit. Bausteine inhaltlicher Gestaltungen, in: Otten & Treuheit (Hrsg.), Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis, Leske und Budrich 1994.
Gruppendynamik
Im Hinblick auf die Gruppenbildung durchläuft jede Gruppe bestimmte Stadien. Als Leitung ist es wichtig, diesen Prozess im Verlauf der Begegnung zu berücksichtigen und aktiv zu begleiten. Man spricht auch von der Entwicklung einer Gruppendynamik, die man in vier Phasen beschreiben kann:
- In der ersten Phase (Orientierung) lernen sich die Gruppenmitglieder kennen. Individuelle Besonderheiten und soziale Kompetenzen kommen zum Vorschein. Jeder ist darum bemüht, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Deshalb gehen alle zunächst sehr freundlich miteinander um und unterhalten sich vorerst über allgemeine Themen. In der Rolle der Leitung können Sie hier das Kennen lernen unterstützen.
- In der zweiten Phase (Differenzierung) bilden sich nach und nach bestimmte Strukturen innerhalb der Gruppe heraus, die ausschlaggebend für eine bestimmte Rollenverteilung sind. Da hier bereits erste Konfliktsituationen auftreten können, stellt diese Phase die schwierigste Etappe der Gruppenbildung dar. Bieten Sie immer wieder Ihre Hilfe und Bereitschaft zum Gespräch an und scheuen Sie auch konflikthafte Auseinandersetzungen nicht. Nachdem jeder Teilnehmende seine Rolle gefunden hat, bleibt die Gruppenstruktur meistens konstant.
- In der dritten Phase (Vertrauen) bildet sich die jeweilige „Gruppenkultur“ aus. Die Gruppe arbeitet an gemeinsamenZielen. In bestimmten Abständen können während dieser Phase „Durchhänger“ auftreten. Regelmäßige Reflexionsrunden können hier helfen, das Arbeitsklima positiv zu beeinflussen.
- In der vierten Phase (Trennung) präsentieren die Teilnehmenden ihre Arbeitsergebnisse und bereiten sich auf ihre Abreise vor. Intensive Emotionen wie Freude und Trauer können diese Phase bestimmen. Begleiten Sie auch diese Zeit aktiv und geben Sie dem bevorstehenden Abschied genügend Raum.
Quelle: DRJA - Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH, Praxishandbuch zum deutsch-russischen Jugendaustausch, Kap. 8. Hamburg 2008.
Interkulturelles Lernen findet nicht per se statt, sondern erfordert eine gute pädagogische Unterstützung und Begleitung, besonders bei jungen Menschen mit wenig Vorerfahrung. Die Aufgabe für Sie als Leitung besteht darin, einen pädagogisch strukturierten Rahmen bereitzustellen, in dem interkulturelle Lernerfahrungen gemacht und reflektiert werden können. Doch was versteht man eigentlich unter interkulturellem Lernen?
Treffen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinander, entdecken Sie Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Um in diesen Situationen voneinander zu lernen, ist es erforderlich, sich mit den verschiedenen Wahrnehmungen, Einstellungen, Werten und sozialisationsbedingten Verhaltensweisen auseinanderzusetzen.
Der interkulturelle Lernprozess sensibilisiert für andere, fremde Kulturen. Dies kann allerdings nur gelingen, in dem man sich zunächst der eigenen kulturellen Herkunft bewusst wird. Ziel ist es bei aller Verschiedenheit und den damit verbundenen Spannungen und Konflikten, friedliche Lösungen gemeinsam zu erarbeiten und Toleranz und Empathie für das jeweils Fremde zu entwickeln.
Interkulturelles Lernen erfordert die Bereitschaft sich auf komplexe Vorgänge einzulassen, die gleichzeitig verwirren und Spaß machen können. Gut gewählte Methoden und eine umfassende Auswertung erleichtern den Teilnehmenden den Einstieg. Die Auswahl und Vorbereitung der Methoden muss sehr gründlich erfolgen und unbedingt auch eine strukturierte Auswertungsphase enthalten, damit die Teilnehmenden aus den gemachten Erfahrungen Schlüsse ziehen und lernen können. Damit sich die Teilnehmenden auf eine interkulturelle Erfahrung überhaupt einlassen, ist es wichtig, ein Umfeld zu schaffen, in dem sie sich wohl fühlen und das zur Kommunikation auffordert.
Zur Einführung in die Thematik eignen sich Spiele, Übungen und Simulationen besonders. Auf diese Weise erfahren die Teilnehmenden spielerisch und am eigenen Leib, was es zum Beispiel heißt in einer anderen Sprache eine demokratische Entscheidung in der Gruppe zu treffen.
In der (wissenschaftlichen) Literatur gibt es folgende Annahmen, die interkulturelles Lernen bei internationalen Begegnungen fördern:
- Eine interkulturelle Gruppe kann durch kreative Methoden, die sich an gemeinsamen Interessen orientieren, besser in interkulturelle Lernprozesse geführt werden, als durch sprachlich überbetonte Angebote (wie zum Beispiel Vorträge).
- Kleine Gruppen bieten die beste Voraussetzung, um intensiv interkulturell voneinander zu lernen: Es muss Zeit da sein, um Unterschiede herauszufinden und Missverständnisse zu klären.
- Spiel und Sport „weichen“ bestehende Barrieren auf, sofern nicht zu viele komplizierte Erläuterungen nötig sind und Peinlichkeiten vermieden werden (zum Beispiel „Berührungsspiele“ mit arabischen Gruppen).
- Mahlzeiten sind für diesen Prozess wenig ergiebig, wenn sie straff durchstrukturiert sind. Günstiger sind Selbstversorgerkonzepte, wenn sie nicht in Stress ausarten. Auf jeden Fall sind gemütliche Räume und genügend Zeit wichtige Rahmenbedingungen, um beim Essen miteinander ins Gespräch zu kommen.
- Ausflüge und Exkursionen, die über Selbsterkundungskonzepte umgesetzt werden, vermitteln authentischere Eindrücke als traditionelle Besuche und Besichtigungen. Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln (statt im gemieteten Reisebus) tragen dazu ebenso bei wie das selbständige Durchstreifen interessanter touristischer Bereiche (statt dem Mitgehen auf Führungen). Ausreichende Pausen (in Cafés oder auf Parkbänken ...) bieten Möglichkeiten, sich über das Gesehene auszutauschen.
- Gegenseitige Übersetzungshilfen tragen in einer Gruppe wesentlich mehr zum positiven Klima bei als eine perfekte Simultanübersetzung.
Wenn Sie das im Hinterkopf behalten beziehungsweise bei der Durchführung des Programms berücksichtigen, haben Sie für den interkulturellen Lernprozess eine gute Ausgangslage geschaffen.
Quellen: Kern, M. und Kimmig, M., Interkulturelles Lernen – eine Annäherung, in: Und was machen wir heute? Deutsch-Polnische Werkstatt Teil 2, Erste Auflage.; Müller, Werner, Spiele und Methoden: Kreative Formen in interkulturellen Begegnungen.; Taylor, Mark, Methoden internationaler Jugendarbeit. Bausteine inhaltlicher Gestaltungen. In: Otten & Treuheit (Hrsg.), Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis, Leske und Budrich 1994.
Konkrete Methoden, aber auch Hintergrundliteratur zum interkulturellen Lernen finden Sie auf DIJA.de in der Toolbox Interkulturelles Lernen - Methodenbox interkulturell sowie unter Toolboxen - Literatur & Links.
Ein wesentliches Element von internationalen Begegnungen ist es, Kenntnisse zu verbreiten, praktische Fähigkeiten zu vermitteln und Einstellungen zu ändern. Um diese Ziele zu erreichen, müssen die Teilnehmenden eng in den Lernprozess eingebunden werden. Die Wahl der richtigen Methoden ist nicht nur ausschlaggebend für den Verlauf der Begegnung, sondern trägt wesentlich dazu bei, dass die Teilnehmenden das Erlernte und Erlebte in ihren Alltag zu Hause übertragen können.
Allgemein gilt: Ein gutes Seminar lebt von der Vielfalt seiner Methoden und dem Wechsel von Anspannung und Entspannung. Wenn die Teilnehmenden nur konsumieren und stille Zuhörer/-innen sind, sinkt die Motivation zur Mitarbeit und die Aufnahmefähigkeit. Die Mischung macht’s: Aktivitäts- und Ruhephasen sowie Partner-, Kleingruppenarbeit und Plenum aber auch Erleben und Reflexion sollten sich abwechseln. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, versuchen Sie möglichst alle Sinne anzusprechen. Falls mal eine Methode nicht so gelingt, wie Sie sich das vorgestellt haben oder Sie mit negativem Feedback der Teilnehmenden konfrontiert werden, haken Sie es als Erfahrung ab. Es ist ganz natürlich, dass nicht alle Methoden von allen gleichermaßen gut aufgenommen werden.
Es ist vorteilhaft, Methoden anzuwenden, die Sie zuvor schon einmal ausprobiert haben. Denn nur so wissen Sie, wie eine Übung richtig angeleitet wird und worauf es bei der Auswertung ankommt. Dabei richtet sich die Methodenwahl nach der jeweiligen Situation. Denn eine zuvor bewährte Methode ist noch kein Garant für eine erfolgreiche Anwendung in der aktuellen Situation. Deswegen: Holen Sie die Teilnehmenden da ab, wo sie stehen und greifen Sie deren Erfahrungen auf! Und: Seien Sie flexibel, von ihrem vorgesehenen Plan auch einmal abzuweichen!
Konkrete Methoden für die Anwendung in internationalen Begegnungen finden Sie in der Toolbox Interkulturelles Lernen - Methodenbox interkulturell.
Quellen: Giebel, Kerstin, Methoden der Bildungsarbeit, In: Toolboxen > Literatur & Links.; Taylor, Mark, Methoden internationaler Jugendarbeit. Bausteine inhaltlicher Gestaltungen. In: Otten & Treuheit (Hrsg.), Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis, Leske und Budrich 1994.
Während der Begegnung ist die Zeit für Reflexionen ebenso wichtig wie die Programmpunkte selbst. Unzählige Eindrücke und Erlebnisse strömen auf die Jugendlichen ein, die es zu verarbeiten gilt, was je nach individueller Lebenssituation und persönlichem Erfahrungshintergrund besser oder schlechter gelingt.
Regelmäßige Reflexionsphasen bieten sowohl für die Leitung als auch für die Teilnehmenden die wichtige Chance, die Zufriedenheit aller Beteiligten und damit auch den Erfolg der Begegnung zu erhöhen. Noch während des Programms können so Unzufriedenheiten benannt und Verbesserungsvorschläge diskutiert werden. Auf diese Weise fühlen sich die Jugendlichen in ihren Anliegen ernst genommen, was wiederum zu verstärkter Eigenverantwortung führen kann.
Als Leitung bekommen Sie Rückmeldung über die „Stimmung“ in der Gruppe und können aufgetretene Probleme besser lösen. Dies gilt für Sie und Ihre Teamkolleg(inn)en gleichermaßen, so dass es empfehlenswert ist, Teambesprechungen regelmäßig und verbindlich einzuplanen.
Eine bewusste und angeleitete Reflexion ermöglicht den interkulturellen Lernprozess und hilft, dass das Erlebte die bisherigen Denk- und Verhaltensmuster erweitern kann. Manches Mal kann auch der zeitweise Rückzug in die eigenkulturelle Gruppe helfen, um das Erlebte zu reflektieren.
Stellen Sie sich vor: Es ist der erste Tag der Begegnung und Sie und Ihre Kolleg(inn)en haben sich zum ersten Treffen am Veranstaltungsort zusammengefunden. Wahrscheinlich kennen Sie sich untereinander noch nicht oder nur kaum. Alle sind ein wenig nervös, weil bald die Teilnehmenden eintreffen und das Programm losgehen soll.
Nicht nur für die Teilnehmenden ist der Anfang mit allerlei Unsicherheiten verbunden, auch für die Leiter/-innen: Kommt das Programm an? Werden wir gut zusammenarbeiten? Werden mich die Teilnehmenden akzeptieren? Während einer internationalen Jugendbegegnung passieren sehr viele Sachen parallel und oft müssen schnelle Entscheidungen getroffen werden. Außerdem bedeutet der Einsatz rund um die Uhr, eine hohe psychische und körperliche Belastung für die Leitungspersonen.
Bemühen Sie sich am ersten Tag der Begegnung um ein vertrauensvolles und ungezwungenes Kennen lernen ohne die Teilnehmenden. Halten Sie regelmäßig kleine Teamtreffen ab, um Programmpunkte zu besprechen und Abmachungen zu treffen und auch um Zeit miteinander zu verbringen. Teilen Sie die Pflichten gerecht auf und informieren Sie die Teilnehmenden über die Zuständigkeiten.
Teilnehmende haben (vor allem zu Beginn) ein großes Bedürfnis nach Orientierung und Information. Suchen Sie deswegen immer wieder das persönliche Gespräch mit ihnen und halten Sie die Gruppe bezüglich des Programms auf dem Laufenden. Besprechen Sie bei dieser Gelegenheit ihre Probleme und gehen Sie auf ihre Wünsche und Vorschläge ein.
Um Unsicherheiten und Missverständnissen vorzubeugen, können Sie jeden Morgen das Programm in der Gesamtgruppe vorstellen, offene Fragen beantworten und die Möglichkeit geben, sich zu äußern. Zum Abschluss des Tages ist es ratsam, den Tag Revue passieren zu lassen und nochmals die Gelegenheit zu geben, das Erlebte zu reflektieren. Während der Begegnung ist es für die Motivation der Gruppe wichtig, Erfolge und Teilerfolge zu benennen und die Leistung jedes einzelnen anzuerkennen.
Berücksichtigen Sie Mentalitäts- und Kulturunterschiede bei der Leitung von Gruppen! Das, was für Sie selbstverständlich ist, ist es für Menschen aus anderen Ländern, mit anderem kulturellen Hintergrund noch lange nicht. Dies betrifft Teilnehmende und Leitungspersonen gleichermaßen. Machen Sie sich deshalb mit Sitten und Bräuchen des Landes, in das Sie reisen, beziehungsweise der Länder, mit denen Sie zusammenarbeiten, vertraut und erkundigen Sie sich bei Ihren Partnern, was in ihrem Land üblich und was zu beachten ist. Wenn etwas nicht so läuft, wie Sie sich das gedacht oder geplant haben, bleiben Sie offen und denken daran, dass Sie auch immer etwas von ihren ausländischen Kollegen und Gästen lernen können.
Zu guter Letzt: Vergessen Sie nicht: Auch Sie als Gruppenleitung sollen Spaß und Freude an der Begegnung haben!
Quelle: DRJA - Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH., Praxishandbuch zum deutsch-russischen Jugendaustausch, Kapitel 8. Hamburg 2008.
Sprache ist ein entscheidendes Element in allen internationalen Begegnungen und kann ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg sein. Bereits in der Planungsphase sollte der Umgang mit Sprache während der Begegnung thematisiert werden. Während der Begegnung sollte die sprachliche Verständigung gleichberechtigt gesichert und organisiert werden.
Worte - ob mündlich oder schriftlich - haben eine große Macht, die Sie nicht unterschätzen sollten. Nehmen Sie Rücksicht auf Teilnehmende, die nicht in ihrer Muttersprache reden können und ermutigen Sie sie, sich auszudrücken und zu beteiligen. Bitten Sie die „schnellen“ Redner/-innen um mehr Geduld und Rücksichtnahme.
Sorgen Sie dafür, dass alle Informationen von allen verstanden werden, zum Beispiel können das Programm oder schriftliche Unterlagen mehrsprachig ausgehändigt werden. Beziehen Sie auch Methoden ein, in denen nicht gesprochen wird, sondern der Fokus auf non-verbaler Kommunikation liegt.
Zahlreiche Übungen aus der Theaterarbeit und der Musik, ermöglichen wertvolle Erfahrungen und können außerdem für Entspannung sorgen. Spiele, Filme und non-verbale Übungen bieten sich als zusätzliche Arbeitsmethoden an, auch wenn Sie Sprache nicht ersetzen können. Wenn Sprachprobleme auftauchen, müssen Sie diese thematisieren und für eine Lösung sorgen.
Die sprachliche Verständigung kann auch durch Sprachmittler/-innen unterstützt werden. Hilfreich kann auch die so genannte Sprachanimation sein, die spielerisch einen Zugang zur fremden Sprache ermöglicht.
Quellen: DPJW, Und was machen wir heute? Deutsch-Polnische Werkstatt Teil 2, Erste Auflage, S. 41-43.; Taylor, Mark, Methoden internationaler Jugendarbeit. Bausteine inhaltlicher Gestaltungen. In: Otten & Treuheit (Hrsg.), Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis, Leske und Budrich 1994.
Weitere Informationen zu Methoden für den Bereich Kommunikation und Sprache erhalten Sie auf ijab.de in der Toolbox Interkulturelles Lernen > Methodenbox interkulturell: Stichwort 'Kommunikation und Sprache'.
Das Auftreten von kritischen Situationen oder Krisen während einer internationalen Begegnung ist relativ wahrscheinlich und nichts, wovor Sie Angst haben müssen. Es kann hilfreich sein, im Vorfeld zu bedenken, welche Schwierigkeiten während der Begegnung auftreten können, um dann im Ernstfall vorbereitet zu sein. Sie können sich zum Beispiel überlegen,
- mit welcher Wahrscheinlichkeit etwas passieren kann (zum Beispiel beim Entstehen unvorhergesehener Kosten),
- was Sie bedenken müssen, um unangenehme Situationen zu vermeiden (finanzielle Reserven einplanen) und
- was Sie tun können, wenn die Krise dennoch aufgetreten ist (zum Beispiel Ausgaben an anderer Stelle einsparen).
Ziel ist es immer, den Schaden zu verringern oder Gefahrenquellen zu beseitigen. Es empfiehlt sich, bestimmte Informationen und Ressourcen für einen Krisenfall vorzubereiten, wie Kontaktlisten von Ärzten, Krankenhäuser, Botschaften, Konsulaten und andere.
Doch wann wird aus einer kritischen Situation eine wirkliche Krise? Krisen entstehen dann, wenn etwas Unvorhergesehenes zu einem ungünstigen Zeitpunkt passiert und unter Zeitdruck Entscheidungen getroffen werden müssen, zu denen das nötige Wissen oder schlicht die Erfahrung fehlt. Eine Krise für die Begegnung wäre es, wenn jeder einzelne Teilnehmende betroffen und der Erfolg der Begegnung als Ganzes gefährdet ist. Um dann eine geeignete Lösung zu finden, sollten Sie sich im Leitungsteam zusammensetzen und alle möglichen Vor- und Nachteile der einzelnen Lösungsvorschläge gemeinsam diskutieren. Es kann hilfreich sein, die Teilnehmenden in die Erarbeitung der Lösung mit einzubeziehen. Aber nicht jede Krise kann lange diskutiert werden.
Bei Krisen innerhalb der Gruppe, versuchen Sie herauszufinden, welche Gründe es dafür gibt. Sprechen Sie mit den Teilnehmenden, um zu erfahren, was in Ihnen vorgeht. Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie am besten damit umgehen können. In jeder Begegnung gibt es einen emotionalen Tiefpunkt, bei dem die Teilnehmenden weniger motiviert, passiver oder auch mal traurig sein können. Er ist Teil der gruppendynamischen Prozesse und geht in der Regel wieder rasch vorbei.
Quelle: DRJA - Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gGmbH , Praxishandbuch zum deutsch-russischen Jugendaustausch, Kapitel 8, Hamburg 2008.
Mehr über den Umgang mit Krisen erfahren Sie auf ijab.de in der Toolbox Interkulturelles Lernen > Methodenbox interkulturell: Stichwort 'Konflikte & ihre Bearbeitung'.
Jede Begegnung wird von den Teilnehmenden dauernd bewertet und beurteilt. Kommentare in den Programmpausen, beim Essen oder im Flüsterton während der Gruppenarbeit sind unvermeidlich und völlig normal. Das Leitungsteam steht vor der Herausforderung, die mehr oder minder laut geäußerten Bemerkungen in einen konstruktiven und offenen Prozess zu lenken.
In dem Sie geleitete Auswertungs- oder Reflexionsphasen einplanen, nehmen Sie Vorschläge und Kritik der Teilnehmenden ernst und können die Atmosphäre während der Begegnung positiv beeinflussen.
Etwa zur Halbzeit der Begegnung kann zum Beispiel eine Zwischenbilanz helfen zu erfahren, ob die Erwartungen der Teilnehmenden getroffen werden und welche konkreten Veränderungsvorschläge es für das Programm gibt. Sinnvoll kann aber auch eine begleitende Auswertung sein, beispielsweise am Ende eines Programmpunktes oder am Abend. Sie hilft dabei, zu verstehen warum und wie etwas funktioniert hat oder warum bestimmte Programmpunkte besser oder schlechter ankommen.
Am Ende der Begegnung sollte auf jeden Fall eine Endauswertung stehen. Die Teilnehmenden sind noch am Veranstaltungsort, haben viel erlebt und bekommen so die Möglichkeit, ihre Eindrücke zu reflektieren. Das Leitungsteam erhält so ein spontanes und direktes Feedback.
Durch die Kombination verschiedener Auswertungsmethoden können Sie die Veranstaltung von unterschiedlichen Blickwinkeln aus betrachten. Hier eignen sich unter anderem
- Fragebogen,
- Gruppendiskussion,
- Soziogramme und
- Malen und Zeichnen.
Es kann hilfreich sein, die Teilnehmenden aufzufordern, sich bereits vor ihrer Abreise zu überlegen, inwieweit der Aufenthalt ihr alltägliches Leben beeinflussen wird.
Teil des Abschlusses jeder Begegnung ist neben der Endauswertung der Abschiedsabend. Ein gelungener Abschiedsabend gibt den Raum, sich von einer intensiven und häufig emotionalen Zeit zu verabschieden. Er ist genauso wichtig wie der Willkommensabend und hat einen großen Einfluss auf den Gesamteindruck der Teilnehmenden. In die Gestaltung des Abschiedsabends können Sie die Teilnehmenden gezielt einbeziehen, in dem sie beispielsweise das Programm für den Abend auf die Beine stellen.
Beides, Endauswertung und Abschiedsabend, erleichtern den Übergang von der besonderen Begegnungssituation in den Alltag zu Hause.
Quellen: Becker, Helle, Heute für Morgen – Auswertung von deutsch-polnischen Maßnahmen, in: Deutsch-Polnische Werkstatt Teil 2, Erste Auflage.; Taylor, Mark, Methoden internationaler Jugendarbeit. Bausteine inhaltlicher Gestaltungen. In: Otten & Treuheit (Hrsg.), Interkulturelles Lernen in Theorie und Praxis, Leske und Budrich 1994.
Beispiele für Methoden zur Auswertung und Evaluation finden Sie auf ijab.de in der Toolbox Interkulturelles Lernen > Methodenbox interkulturell: Stichwort 'Qualitätsentwicklung und Evaluation'.