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Kinder- und jugendpolitische Strukturen

Richtungsweisende Basis für die momentane Entwicklung der Kinder- und Jugendpolitik in Japan sind die Jugendstrategie Vision für Kinder und junge Menschen (EN, PDF 114 KB) und der Aktionsplan The Forth Basic Plan for the Promotion of Education.

Vision für Kinder und junge Menschen

Im Juli 2010 erarbeitete die Leitstelle für Jugendentwicklung im Auftrag und Namen des japanischen Kabinettbüros diese zentrale Jugendstrategie „Vision for Children and Young People“. Mit den Zielen, die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern und eine partizipative und kooperative Gesellschaft zu gestalten, gibt sie die Grundrichtung der Maßnahmen für die Kinder- und Jugendhilfe vor.

Hierzu zählen:

1. Förderung einer gesunden Entwicklung aller Kinder und Jugendlichen

2. Hilfsmaßnahmen für benachteiligte Kinder und Jugendliche und deren Familien

3. Schaffung eines sozialen Umfelds, um eine Unterstützung durch und für die ganze Gesellschaft zu ermöglichen

2016 folgte dann der Rahmenplan zur Förderung der Entwicklung und Unterstützung von Kindern und jungen Menschen.

Der aktuelle Bildungsaktionsplan (The Forth Basic Education Plan for the Promotion of Education), der im Juni 2023 veröffentlicht wurde, reagiert auf die jüngsten gesellschaftlichen und globalen Entwicklungen und Trends, wie den Geburten- und Bevölkerungsrückgang, die fortschreitende Globalisierung, Probleme globalen Ausmaßes (darunter auch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, des Überfalls Russlands auf die Ukraine und des Klimawandels) sowie die Verfestigung und Reproduktion von Ungleichheiten. Der Plan formuliert 5 grundlegende Ziele für die Bildungspolitik:

  1. Förderung von Humanressourcen, die kontinuierlich für die nachhaltige Entwicklung einer globalisierten Gesellschaft lernen
  2. Förderung der Bildung zur Verwirklichung einer symbiotischen Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird und das Potenzial aller Menschen zum Tragen kommt
  3. Förderung von Bildung zur Verwirklichung einer Gesellschaft, in der Menschen gemeinsam lernen und sich gegenseitig in der Gemeinschaft und zu Hause unterstützen
  4. Förderung der digitalen Transformation der Bildung (DX)
  5. Infrastrukturen und Dialoge, um die Wirksamkeit des Plans zu gewährleisten

Um diese Ziele zu erreichen, wurden für die ersten 5 Jahre nach Inkrafttreten des Plans 16 Unterziele, konkrete Maßnahmen und Indikatoren zur Überprüfung des Fortschritts definiert. Darin spiegeln sich die Notwendigkeiten einer diversen und inklusiven Gesellschaft genauso wider („Respond to Diverse Educational Needs and Social Inclusion“), wie die Bedeutung der sozialen Bildung, zu der auch die Jugendarbeit zählt („Promote Social Education to Support the Foundation of Local Communities“). Auch die Zusammenarbeit mit Non-Profit-Organisationen, Unternehmen und lokalen Einrichtungen soll ausgeweitet und gefördert werden.

Im April 2023 wurde zudem das Kindergrundgesetz verabschiedet. Ziel ist es eine Gesellschaft zu schaffen, die allen Kindern und Jugendlichen ein individuelles und glückliches Aufwachsen ermöglicht. Es bildet die Grundlagen für die Förderung von kinder- und jugendrelevanten Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels. Ein besonderes Augenmerk liegt u.a. auf der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Unterstützung von Alleinerziehenden, der Prävention von Kindesmissbrauch und Maßnahmen gegen Kinderarmut. Das Gesetz richtet sich an alle (jungen) Menschen, die „noch in der Entwicklung sind“, eine konkrete Altersgrenze wird nicht genannt, um die Leistungen all denen zur Verfügung stellen zu können, die sie benötigen. Zeitgleich mit dem in Kraft treten des Gesetzes wurde das Amt für Kinder und Familien gegründet (s. "Relevante Ministerien und ihre Zuständigkeiten" unten).

Relevante Ministerien und ihre Zuständigkeiten

Wie auf der Seite Gesetzliche und finanzielle Grundlagen bereits erwähnt, wird die Entwicklung der Kinder- und Jugendpolitik vor allem durch das Cabinet Office und seine Leitstelle für Jugendentwicklung vorangetrieben, sowie durch das Ministerium für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie (MEXT) und das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt (MHLW) und den entsprechenden Verwaltungseinheiten auf allen Ebenen realisiert.

Die Leitstelle für Jugendentwicklung hat dabei die oberste Zuständigkeit inne und sichert unter dem Vorsitz des japanischen Premierministers den engen Kontakt zwischen den auf administrativer Ebene zuständigen Behörden. Mitglieder der Leitstelle sind dementsprechend neben MEXT und MHLW unter anderem auch das Außenministerium, das Justizministerium und die Oberste Polizeibehörde, die ebenfalls Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe übernehmen. Seit April 2023 gibt es unter Koordination des Cabinet Office das Amt für Kinder und Familie, in dem verschiedene Bereiche und Maßnahmen der Kinder-, Jugend und Familienpolitik gebündelt werden.

In den Auftrag des Außenministeriums fallen beispielsweise die Koordination und Durchführung von Jugendaustauschprogrammen auf Basis von Kulturabkommen oder die Koordination und Durchführung von speziellen Programmen wie dem Global Youth Exchange Programme (GYE) oder dem Japan Exchange and Teach Programme (JET). Das Justizministerium ist vor allem für die Aufsicht von Bewährungen, die Kriminalitätsprävention und die juristische Beratung zuständig. Die Oberste Polizeibehörde ist unterdessen mit der Beratung und dem Schutz von jugendlichen Opfern, Maßnahmen gegen Delinquenz, Kriminalität und jugendgefährdendes Umfeld sowie der Kontrolle und Verfolgung von Verstößen gegen das Kinderwohlfahrtsgesetz beauftragt. Weiterhin evaluiert die Leitstelle die Umsetzung der Ziele der Jugendstrategie, hat jedoch keine Weisungsbefugnis gegenüber anderen Ministerien und Verwaltungseinheiten.

Das MEXT ist für den gesamten Schul-, Hochschul- und außerschulischen Bildungsbereich zuständig. Der Aufgabenbereich von Sport und Jugend, der auch in die Zuständigkeit von MEXT fällt, wird seit 2015 durch die Japan Sports Agency (JSA) koordiniert. In den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums fallen weiterhin Erziehungsberatungsstellen, eine Hotline für Kinder und Jugendliche mit familiären Problemen, sowie die National Institution for Youth Education (NIYE). Letztere ist für die Information und Koordination außerschulische erlebnispädagogische Angebote zuständig und im Bereich des internationalen Jugendaustausches tätig. Somit fungiert NIYE seit vielen Jahren auch als Programmpartner für die Deutsch-Japanischen Studienprogramme. Weiterhin ist MEXT mit dem National Institute for Education Policy Research (NIER) eine eigene Forschungsstelle im Bildungsbereich angegliedert. Zudem ist MEXT die Agency for Cultural Affairs angegliedert. 

In die Zuständigkeit des MHLW fallen Aufgaben aus dem gesamten Bereich der Sozial-, Kinder- und Behindertenfürsorge, wie auch der beruflichen Förderung und Beratung junger Arbeitnehmer/-innen sowie der Arbeitsplatzvermittlung. Weiterhin ist es einer Leistelle gleichkommend für die Koordination lokaler Jugendhilfeeinrichtungen zuständig und weist über seine Unterstrukturen Kinder und Jugendliche nach psychologisch-medizinischer Begutachtung in Jugendheime ein. Zudem koordiniert es die klinische und psychische Behandlung von Kindern und Jugendlichen, die fortwährende Forschung und Erkenntnissammlung psychischer Erkrankungen  sowie die Beratung arbeitender Jugendlicher.

Kinder- und jugendpolitische Einrichtungen und NGOs

Laut Gesetz von 2009 sind Präfekturen, Städte und Gemeinden aufgefordert, Kinder- und Jugendpläne aufzustellen und verstärkt koordinierende Strukturen aufzubauen. Hier spielen zum einen die bereits erwähnten Ämter und Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft eine Rolle. Zum anderen gibt es diverse staatlich anerkannte gemeinnützige Körperschaften, wie beispielsweise Wohlfahrtsverbände oder auch NPOs.

Im Idealfall bilden die unterstützenden Organisationen und die koordinierenden Institutionen den zentralen Kern des lokalen Unterstützungsnetzwerkes für Kinder und Jugendliche. Ergänzt werden diese jedoch durch eine Vielzahl von weiteren Akteuren, die Berührungspunkte mit dem Arbeitsbereich der Kinder- und Jugendhilfe haben: Kinder- und Jugendberatungsstellen verweisen beispielsweise an psychologische Beratungsstellen oder Fürsorgeämter weiter. In den Schulen stehen mit den Boards of Education Anlaufstellen für unterstützende Maßnahmen im Bildungsbereich zur Verfügung.

Die National Institution for Youth Education (NIYE), ein wichtiger Akteur der Jugendbildung in Japan und Kooperationspartner von IJAB, ist in erster Linie eine nationale Bildungseinrichtung. Als Dachverband von 28 nationalen Bildungsstätten setzt es sich seit seiner Gründung im April 2006 aus den drei zuvor agierenden Einrichtungen, dem National Olympics Memorial Youth Center (gegründet 1965), National Youth Houses (1959) und National Kids Outdoor Learning Centers (1975), zusammen.

Das Institut verfolgt vor allem das Ziel, die außerschulische Jugendbildung in Japan zu stärken und so ein gesundes Aufwachsen der jungen Menschen zu ermöglichen. Dazu will es „umfassendere, systematische und beständige Gelegenheit für experimentelle Lernaktivitäten“ schaffen und bietet in den Jugendbildungsstätten erlebnispädagogische Angebote mit Übernachtung an, welches den Schwerpunkt seiner Aktivitäten bildet.

Im Hinblick auf die Umsetzung dieser Zielsetzung zählen zu den zahlreichen Aktivitäten die Organisation von Trainingskursen für Jugendliche, die Weiterqualifizierung und der internationale Austausch von Jugendleitern und Ausbildungskräften sowie die Vernetzung und Kooperation mit anderen Jugendbildungseinrichtungen. Weiterhin führt es Studien und Untersuchungen zur Jugendbildung durch und stellt diese öffentlich zur Verfügung. Im Rahmen des Kindertraumfonds koordiniert NIYE die finanzielle Unterstützung von lokalen Projekten zur Förderung von erlebnispädagogischen Aktivitäten und der Lesefähigkeit von Kindern und Jugendlichen.

Eine Erweiterung der Akteurslandschaft erfolgte auch durch das Gesetz zur Förderung gemeinnütziger Organisationen (bekannt als „NPO-Gesetz“) von 1998, das zivilgesellschaftliches Engagement in Form von NPOs außerhalb der Regierungsstrukturen ermöglichte. Zuvor war Organisationen diese Form der selbstorganisierenden Rechtsperson nicht möglich und sie wurden automatisch der jeweiligen Regierungsbehörde unterstellt; für Organisationen mit zu geringen finanziellen oder personellen Ressourcen war eine offizielle Registrierung fast unmöglich. Ziel des Gesetzes ist unter anderem die Förderung von freiwilligem und zivilgesellschaftlichem Engagement auf allen Ebenen, durch das sich regionale Netzwerke etablieren sollen, in denen sich die Angebote und Maßnahmen von NPOs und staatlichen Akteure ergänzen sollen. Seitdem ist die Zahl der NPOs stetig gewachsen und belief sich im Juni 2018 auf über 50.000.

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