Länderinformation China

Jugend und Medien

Die chinesische Medienlandschaft ist von einer Vielzahl an Angeboten geprägt; die Medien unterliegen aber strengen Kontrollen und der Zensur durch einen bürokratischen Apparat unter Leitung der Zentralen Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei. Einen umfassenden Einblick in die Medienlandschaft Chinas bietet die Online-Publikation der Bundeszentrale für politische Bildung: China. Siuation von Medie und Internet.

Seit der Jahrtausendwende hat auch in China das Internet die Medienlandschaft geprägt. In China benutzen laut aktuellem Bericht des China Internet Network Information Center (CINIC) rund 904 Millionen Menschen das Internet, 2/3 der chinesischen Bevölkerung. Der überwiegende Teil verwendet dafür das Smartphone. Aufgrund der vergleichsweise teuren PCs konnte sich das Internet erst richtig mit der Verbreitung der Smartphones entfalten. Während in ländlichen Gebieten 46,2% Zugang zum Internet haben, sind dies in städtischen Gebieten 76,5%. (Quelle und ausführlichere Informationen: South China Morning Post)

Viele der bei uns bekannten Dienste wie Google, Facebook und Twitter sind für den Zugriff in China gesperrt bzw. nur eingeschränkt nutzbar. Westliche Medien haben dafür den Begriff „Große Firewall Chinas“ in Anspielung an die „Große Mauer“ geprägt. Die „Great Firewall“ unterscheidet zwischen Innen und Außen und ist eine Art Grenzkontrolle für Daten. Anfangs ließ sie sich durch Zusatzprogramm für Smartphones und Laptop, so genannte VPN-Programme, umgehen. Anfang 2017 wurden diese Programme offiziell verboten.  Seit 2018 sind VPN-Verbindungen über drei staatlich zertifizierte Anbieter nutzbar. (Quelle und ausführlichere Informationen: Zensur in China. IN: ZEITmagazin Nr. 11/2019)

So ist in China eine digitale Parallelwelt, das so genannte „ChinaNet“, entstanden. Weil der Markt für die internationale Konkurrenz nicht zugänglich ist, dominieren chinesische Online-Konzerne wie Tencent, Baidu und Alibaba mit ihren Angeboten den Markt. Die Mehrheit der chinesischen Nutzer/-innen sind zufrieden mit den Produkten, die es im „ChinaNet“ gibt, und brauchen das Außennetz nicht. Schließlich bieten die wenigsten westlichen Internet-Auftritte eine Version in chinesischer Sprache an. Kommunikation über soziale Medien, Unterhaltung, Online-Spiele, Shopping, Videos und Musik sind besonders beliebt.

Informationen zu den Internetangeboten in China

Im chinesischen Internet gibt es für praktisch jede große westliche Webseite eine (oder mehrere) chinesische Entsprechungen. Für die Informationsrecherche benutzen viele Chines(inn)en „Baidu“ statt Google, statt Facebook trifft man seine Freunde auf „Renrenwan“, statt eBay gibt es „Tobao“, Videos werden auf „Youku“ oder „Tudou“ statt auf Youtube hochgeladen. Für Kurzbeiträge gibt es „Sina Weibo“ als chinesische Variante von Twitter. Statt Hotmail gibt es in China die Webseite 163 und viele andere Freemail-Anbieter.

Besonders beliebt ist die Wechat-App des Internetkonzerns Tencent, welche 2011 in China auf den Markt kam. Mittlerweile wird die App von mehr als 800 Millionen Menschen, d.h. 90% aller Smartphone-Nutzer/-innen, verwendet. Heutzutage wird man nicht mehr nach der Mobilnummer sondern nach dem WeChat-Namen gefragt.
Viele Chines(inn)en organisieren ihren Alltag über die WeChat-App: Nachrichten lesen, chatten, telefonieren, Taxis rufen, Bahntickets oder Flüge buchen, Termine vereinbaren, Behördengänge erledigen oder mobil bezahlen. Teilweise bekommen Kinder das Taschengeld von ihren Eltern über die App. Datenschutz spielt eine geringe Rolle, was mittlerweile durchaus für Kritik sorgt. Neben WeChat ist Weibo die wichtigste Nachrichtenquelle für chinesische Internetnutzer/-innen. An den Weibo-Posts kann man oft die Stimmung im Netz ablesen.

Auch der Nachrichtenaggregator „Toutiao“ des Start-ups Bytedance erfreut sich großer Beliebtheit. Millionen Chines(inn)en lesen Nachrichten nur noch über diese App. Die meisten Nutzer/-innen sind jünger als 30 Jahre und verbringen im Schnitt 73 Minuten bei Toutiao. Die großen chinesischen Internet-Unternehmen sind außerhalb des Landes fast unbekannt. Mit Tiktok, der zweiten erfolgreichen App des Start-ups Bytedance, hat sich das geändert. Die Video-App wurde auch in Deutschland millionenfach, vor allem von Kindern und Jugendlichen, geladen.  Dies zeigt Erfolge der globalen Strategie Chinas, chinesische Apps auch erfolgreich im Ausland zu platzieren, was jedoch auch kritisch betrachtet wird.

Die chinesische Regierung nutzt mit einer umfassenden Cyber Strategie das Internet und plant bis zum Jahr 2020 den Aufbau eines eigenen landesweiten Bewertungssystems („social credit system“). Jeder/jede Bürger/-in bekommt ein Punkte-Konto, auf dem Bewertungen für Wohlverhalten, Zahlungsmoral und Konsumverhalten eingehen. Kritische Stimmen sprechen von lückenloser Überwachung mit Hilfe großer IT-Konzerne und Big Data. Das Internet wird auch für politische Kampagnen und Mobilisierung durch die Kommunistischen Partei genutzt. Die “Study the Great Nation”-App übermittelt den mittlerweile mehr als 100 Millionen Nutzer(inne)n aktuelle Nachrichten und Gedanken von Präsident Xi Jinping.

Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

Ebenso wie in Deutschland ist der Umgang mit dem Internet für junge Menschen eine Selbstverständlichkeit und aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Dabei wachsen die chinesischen Digital Natives in einer Netzwelt ohne das "Außennetz" auf. Gemäß einem aktuellen Bericht des China Internet Network Information Center liegt die Zahl der Nutzer/-innen in China bei den unter 18-jährigen bei 169 Millionen, d.h. 93,7% der Minderjährigen. 92% der befragten Kinder und Jugendlichen in China gaben an, per Smartphone ins Internet zu gehen. (Quelle: Techkou)

Vor der Smartphone-Zeit nutzten junge Menschen, die weder Zuhause noch an Schulen Zugang zum Internet hatten, Internetcafés. Internetcafés haben in China in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in großer Zahl eröffnet. Als im Sommer 2002 in Peking ein großes Internetcafé in Flammen aufging und dabei 25 jugendliche Besucher/-innen ums Leben kamen, wurden viele geschlossen. Aufgrund der Sicherheitsmängel wie auch zur Verbesserung von Sicherheitskontrollen und der Überwachung von illegalen Aktivitäten wurden in der Folge von Seiten der chinesischen Regierung grüne Internetcafés wie auch grünes Internet propagiert. Mit Filtersoftware wie bspw. Green Dam Youth Escort sollten vor allem Minderjährige vor „schädlichen“ Inhalten geschützt werden.

Mittlerweile findet die Informationstechnologie in Pflichtschulen eine immer breitere Anwendung und wird auch immer stärker in das Unterrichtswesen integriert. Die meisten Pflichtschulen sind ans Netz angeschlossen: So hatten beispielsweise 97,8% aller Grundschulen 2018 einen Internetzugang. Zudem betreiben immer mehr Pflichtschulen ein internes Netzwerk. 2018 verfügten in Grundschulen je 100 Schüler/-innen 11,1 über einen Computer und in Mittelschulen über 15,2 Computer.

Chines(inn)en im Alter zwischen 15 und 25 Jahren verbringen im Schnitt mehr als drei Stunden pro Tag mit ihrem Smartphone. Jugendliche nutzen die auf dem Handy installierten Apps für tägliche Aufgaben wie Jobsuche, Freizeitaktivitäten, Chatten, Online-Shopping, Spiele, Urlaubsplanung und vieles mehr. Für viele Kinder und Jugendliche ist die WeChat-App der wichtigste Begleiter durch den Alltag geworden. Was die Nutzungszwecke des Internets angeht, so ist auffällig, dass in China das Lernen und die Informationsbeschaffung wichtiger sind als Unterhaltungsangebote wie Musik und Spiele. Auch die chinesische Kinder- und Jugendarbeit betreibt eine intensivere Vernetzung mit den jungen Menschen über die digitalen Medien.

Die verstärkte Internetnutzung birgt auch ihre Schattenseiten. Fast ein Fünftel der Nutzer/-innen sind jünger als 19 Jahre alt. Ein beträchtlicher Anteil von ihnen ist internetsüchtig. Der ständige Leistungsdruck, aber auch die ungewisse Arbeitsmarktsituation und Perspektivlosigkeit gelten als Auslöser für die zunehmende Zahl an Mediensüchtigen. Die virtuelle Welt bietet einen scheinbaren Ausweg, so dass sich in Folge viele Jugendliche stundenlang in der virtuellen Welt aufhalten.  Dabei werden Online-Spiele häufig als Hauptursache von Internetsucht bei chinesischen Jugendlichen betrachtet.

Die chinesische Regierung reagierte mit der Einleitung von Maßnahmen zum Schutz vor Internetabhängigkeit und anderen verwandten Risiken. Mittlerweile gilt deshalb für Jugendliche unter 18 Jahren ein nächtliches Spieleverbot in der Zeit von 22 Uhr bis 8 Uhr, an Wochentagen ist eine maximale Spieldauer von 90 Minuten gestattet, an Wochenenden und Feiertagen bis zu drei Stunden. Spieleentwickler und -Besitzer, Internetcafés wie auch Eltern bzw. Erziehungsberechtigte sind angehalten, die Vorgaben im Alltag umzusetzen. Jugendliche Gamer müssen bei der Anmeldung zur Verwendung der von ihnen bevorzugten Spiele mit Internetanbindung per Gesetz ihren echten Namen und ihre persönliche Identifikationsnummer angeben. Auch limitiert der Gesetzgeber die Höhe der Ausgaben für In-Game-Umsätze. Nach Angaben der Behörden will man so die Abhängigkeit der Jugendlichen von Computerspielen und die Gefahr der Verschuldung bekämpfen. Es gehe vor allem darum, die mentale und körperliche Gesundheit der jungen Gamer zu wahren.

Trotz des gefilterten und zensierten chinesischen Internets hatten Nutzer/-innen Zugriff auf „schädliche“ Inhalte (Pornographie, Gewalt, usw.) und auch Mobbing scheint verbreitet. Auch hier gibt es Herausforderungen mit Blick auf den Jugendschutz. Hier setzt u.a. die Überarbeitung des Gesetzes zum Schutz von Minderjährigen an.

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