Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesjugendministerin, eröffnete die digitale Veranstaltung:


Es ist wichtig, die Inklusions-Anforderungen aus der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen auch in der Internationalen Jugendarbeit umzusetzen. Die Träger des internationalen Jugendaustauschs und dort tätige Fachkräfte haben bei der Inklusion eine große Verantwortung. Ich freue mich daher, dass wir im Rahmen des Projekts VISION:INCLUSiON national, wie international und vor allem in Zusammenarbeit mit Betroffenen zentrale Impulse für die Umsetzung inklusiver Angebote in der Internationalen Jugendarbeit setzen konnten.
Im digitalen Raum tauschten sich anschließend Fachkräfte aus der (Internationalen) Jugendarbeit, von Selbstvertretungsverbänden, Politik, Wissenschaft sowie weitere Interessierte aus Deutschland und dem Ausland darüber aus, wie Jugendliche mit Behinderung selbstverständlich an Angeboten der internationalen Jugendarbeit teilhaben können und blickten zurück auf 6 Jahre gemeinsames Arbeiten an einer Vision Inklusion.
Denn hier trafen sich keine Unbekannten - fast alle Anwesenden waren an der einen oder anderen Stelle in die Projektarbeit eingebunden und haben ihren Beitrag zu den Ergebnissen des Projektes geleistet: Als Teilnehmende der Fachkonferenzen, des internationalen Jugend BarCamps, in den internationalen Arbeitsgruppen oder als Mitglied des begleitenden Expert*innenteams.
Diese Zusammenarbeit von betroffenen Jugendlichen und Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Beeinträchtigungen mit nationalen und internationalen Fachleuten der Jugendarbeit ist bislang einzigartig in der Internationalen Jugendarbeit und machen die nun vorliegenden Publikationen so besonders und praxisnah. Hier finden alle, die ihre internationalen Maßnahmen für junge Menschen inklusiver gestalten möchten, konkrete Hilfestellung mit Übungen, Videos, Checklisten und viel Hintergrundwissen.
Zwei Publikationsformen wurden hierfür gewählt:
- Die „Qualifizierungsmodule: Internationale Jugendarbeit inklusiv gestalten“ bestehend aus einem Handbuch plus ergänzenden multimedialen Materialien (verfügbar auf Deutsch, Englisch und in Einfacher Sprache)
- Der interaktive Comic „Ja, lass uns loslegen! Aber wie?“ als praxisnahe, visuelle Anleitung zur Planung, Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung einer inklusiven internationalen Begegnung (auf Deutsch, Englisch und in einer barrierefreien Version
Zukunftsperspektiven für die inklusive Internationale Jugendarbeit
Als Projektabschluss trugen mit Karina Chupina (Expertin und Trainerin für Inklusion und Diversität, Russland), Marie-Luise Dreber (Direktorin IJAB, Deutschland), Elżbieta Kosek (Kreisau-Initiative e.V., Deutschland/ Polen), Florian Kufner (Deutsche Gehörlosen-Jugend), Milanka Nikolic (Aktivistin, Serbien) und Katrin Rosenthal (Aktion Mensch, Deutschland) Expert*innen und Fachleute aus dem Plenum gemeinsam ihre wichtigsten Punkte und Bedingungen für eine gelingende Inklusion – nicht nur in der internationalen Jugendarbeit – zusammen:
- Alle müssen verstehen, dass Barrierefreiheit nicht gleichbedeutend mit Inklusion ist. Darüber hinaus sollten wir uns daran gewöhnen, auch offen über unbequeme Dinge zu sprechen.
- Organisationen müssen sich ganz offiziell zu Inklusion bekennen. Auch wenn in den letzten Jahren schon viel passiert ist, braucht es nach wie vor einen klaren Auftrag, um Inklusion umzusetzen (jemand muss sich verantwortlich fühlen).
- Wie auch das Projekt VISION:INCLUSiON zeigt, sind Vernetzung und Kontaktpflege unglaublich wichtig.
- Gerade Praktiker*innen brauchen MUT sich dem Thema anzunehmen. Aber auch kleine Schritte sind ein Anfang! Und unbedingt Verbündete mit ins Boot holen! Dazu gehört auch, aktiv auf potentielle neue Partner zugehen – wie beispielsweise Behindertenorganisationen und Förderschulen.
- Wir müssen neue Bilder in die Köpfe geben, wie unsere Gesellschaft aussehen kann und mehr aufeinander zugehen. Wir sollten schon ganz junge Menschen darin unterstützen, sich gegenseitig zu helfen und respektvoll zu behandeln. Nur so können wir zusammenwachsen. Mixed-Ability-Gruppen unterstützen dabei.
- Das Thema Inklusion muss weiter strukturell verankert werden -wir brauchen öffentliche Stellen, die Expertise sammeln und weitertragen.
- Eine Datenerfassung muss vorangetrieben werden, da verlässliche Daten für die Einbindung von behinderten Menschen in Programme und Politiken notwendig sind.
- Wir brauchen mehr Capacity Building für junge Menschen mit Beeinträchtigungen! Auch die Fachkräftequalifizierung und die Teams müssen vielfältiger werden!
- Wir sollten nicht vergessen, alle Perspektiven im Blick zu behalten – in Deutschland sind wir mit Projekten wie VISION:INCLUSiON schon relativ gut aufgestellt, aber wie sieht es in Partnerländern aus?
- Um die Idee von Inklusion in die Breite zu tragen, muss sie sichtbarer werden! Dafür sollten alle Träger und Beteiligten bitte auch die Möglichkeiten der Sozialen Medien nutzen!
Mit der Fishbowl-Diskussion ging eine sehr kurzweilige digitale Abschlussveranstaltung zu Ende, an deren Schluss sich nochmals alle Beteiligten dafür aussprachen, das entstandene internationale Netzwerk lebendig zu halten. Der Dank der Anwesenden ging natürlich auch an das VISION:INCLUSiON Team Ulrike Werner, Claudia Mierzowski und Christoph Bruners von IJAB: „Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen! Ihr seid das Herz von VISION:INCLUSiON!“
Verraten sei noch, dass das Team noch an einen MOOC - also einem Online-Kurs – zu den Qualifizierungsmodulen arbeitet. Damit sich möglichst viele Menschen unabhängig von Zeit und Ort in Sachen Inklusion fit machen können.

[Mit Textbausteinen der Meldung des BMFSFJ zur Veranstaltung: Inklusion in der Internationalen Jugendarbeit stärken vom 5.5.2021]

Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit