Länderinformation China

Jugendarbeit

Jugendverbandsarbeit

Kommunistische Jugendliga

Jugendverbandsarbeit und somit auch Jugendarbeit ist in China durch die Arbeit der Kommunistischen Jugendliga geprägt. Die Kommunistische Jugendliga ist mit etwa 90 Millionen Mitgliedern die größte und einflussreichste Jugendorganisation in China. Sie spricht Jugendliche im Alter von 14 bis 28 Jahren an. Sie wurde 1920 als Sozialistische Jugendliga gegründet und erhielt nach mehreren Namensänderungen 1957 ihren heutigen Namen. Die Kommunistische Jugendliga unterstützt nach eigenen Angaben das Programm der Kommunistischen Partei und gründet ihr Handeln auf den Marxismus-Leninismus, die Gedanken Mao Zedongs und die Theorien Deng Xiaopings. Es besteht eine enge Verbindung zwischen der Kommunistischen Jugendliga und ihrer „Erwachsenenorganisation“, der Kommunistischen Partei.

Die Kommunistische Jugendliga war ursprünglich eine Eliteorganisation, welche die Nachwuchskräfte bzw. zukünftigen Führungskräfte der Kommunistischen Partei Chinas vorbereitete. Somit waren anfangs die "fortschrittlichen" Jugendlichen ihre Hauptzielgruppe. Heute zählen jedoch auch benachteiligte Jugendliche zu ihrer Zielgruppe.

Die Kommunistische Jugendliga ist sowohl auf vertikaler als auch auf horizontaler Ebene systematisch angesiedelt. Auf nationaler Ebene gibt es die Zentrale in Peking, auf der Provinz-, der Stadt-, der lokalen bis hin zur Straßenebene sind Basisorganisationen in Form von "Komitees der Jugendliga" in ganz China organisiert. Die Strukturen der Kommunistischen Jugendliga sind sowohl in Schulen und Hochschulen als auch in Betrieben fest angesiedelt, das heißt die "Komitees der Jugendliga" sind sowohl ins Bildungssystem als auch in fast jeder Berufsbranche verankert.

Die Organisationen und Sektionen der Liga fördern die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, bieten verschiedene kulturelle Aktivitäten an, leisten Hilfe und erbringen Dienste. Sie konzentrieren sich dabei auf die Bedürfnisse und Interessen junger Menschen und vertritt diese. Sie leitet die Jugendarbeit in den verschiedenen Regionen und organisiert junge Menschen für ehrenamtliche und freiwillige Tätigkeiten.

Aufgrund der dezentralen Struktur der Kommunistischen Jugendliga gibt es sowohl zentral gesteuerte als auch regional bezogene Kampagnen und Projekte. Eine der typischen, regelmäßig durchgeführten Aktionen auf regionaler Ebene ist das Auszeichnen von Vorbildern: Hierbei werden in Schulen, Hochschulen und Betrieben regelmäßig "fortschrittliche" Jugendliche oder "fortschrittliche" Mitglieder der Kommunistischen Jugendliga als Vorbilder für andere Jugendliche gekürt.

Junge Pioniere

Junge Pioniere

Die nationale Kinderorganisation Chinas, die sich an Kinder zwischen 7 und 14 Jahren richtet, sind die Jungen Pioniere unter Leitung der Kommunistischen Jugendliga. Jedes Kind in dem entsprechenden Alter ist automatisch Mitglied der Organisation. So gibt es aktuell etwa 130 Millionen Junge Pioniere in China. Kennzeichen der Jungen Pioniere Chinas ist ein rotes Tuch, das um den Hals gebunden wird. Da es ihre Hauptfunktion ist, Kinder zur Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten und -diensten zu motivieren, spielen die Jungen Pioniere eine wichtige Rolle bei der Organisation von außerschulischen Aktivitäten für Kinder.

Der Verband ist sehr stark strukturiert. Jede Schule bzw. jedes Dorf verfügt über eine Brigade, die wiederum in Schwadronen und Gruppen unterteilt ist. Die Schwadronen korrespondieren in der Regel mit einer Schulklasse, die Gruppen setzen sich aus etwa fünf Schüler(inne)n zusammen. Die erwachsenen Gruppenleiter/-innen stammen entweder aus der Kommunistischen Jugendliga oder der lokalen Lehrerschaft.

Überregionale Jugendverbände

Abgesehen von der Kommunistischen Jugendliga und den Jungen Pionieren gibt es weitere national agierende Jugendverbände, welche u.a. auch im All-Chinesischen Jugendverband Mitglied sind.

Die All-China Students’ Federation (ACSF) (Allchinesischer Studierendenverband) wurde am 16. Juni 1919 gegründet und ist die kombinierte Organisation der Studierendenverbände nationaler Institutionen der höheren Bildung, der Postgraduierten-Studierendenverbände und der Union der Sekundarschulen.

Chinese Young Women’s Christian Association (CYWCA) (Chinesische Christliche Vereinigung Junger Frauen) und Chinese Young Men’s Christian Association (CYMCA) (Chinesische Christliche Vereinigung Junger Menschen), eine Organisation mit christlichem Hintergrund, ist in verschiedenen Städten mit Niederlassungen vertreten. Diese Organisationen erbringen verschiedene Dienste für junge Menschen. Sie unterstützen junge Menschen in der Gemeinschaft durch kulturelle Aktivitäten und bieten eine Reihe von Programmen und Projekten, unter anderem für Kinder von Wanderarbeiter(inne)n und Jugendliche in Großstädten. Kinder und Jugendliche, die von Organisationen wie der YMCA Dienstleistungen und Hilfe in Anspruch nehmen, verstehen laut YMCA den Wert der Religion besser und lernen, anderen zu helfen.

Weitere Jugendverbände sind: Chinese Young Volunteers Association (CYVA), Chinese Youth Association for Network Development (CYAND), Capital Young Journalists Association (CYJA), die Chinese Association of Young Entrepreneurs (CAYE), die Chinese Association of Young Township Entrepreneurs (CAYTE), Chinese Association of Young Scientists and Technicians (CAYST).

Jugendarbeit in außerschulischen Einrichtungen

Die Konzepte von Jugendarbeit in China und Deutschland sind nicht gleichzusetzen. In China spielt die Schule eine zentrale Rolle im Leben von Kindern und Jugendlichen und die Ganztagsschule strukturiert den Alltag. Im Kontext von Schule werden außerunterrichtliche Angebote im Bereich Sport, Hausaufgabenbetreuung, soziale Erziehung etc. organisiert. Diese Aktivitäten werden teilweise von Studierenden im Rahmen von Freiwilligentätigkeiten unterstützt.

Darüber hinaus gibt es spezielle Einrichtungen für außerschulische Bildungs- bzw. Freizeitangebote, welche Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten und mit ihren Angeboten der Entwicklung gesellschaftlicher Werte junger Menschen, der Erziehung und der kulturellen Bildung dienen. Somit liegen die Schwerpunkte im außerschulischen Bildungsbereich im Ausbau des Kultur- und Freizeitangebots für junge Menschen sowie auf der sozialen Seite der Bildung. In China gibt es in fast jeder Gemeinde mindestens eine Freizeiteinrichtung für junge Leute.

Die traditionelle Struktur für außerschulische Angebote sind die Jugendpaläste, welche zumeist in großen Gebäudekomplexen diverse Räumlichkeiten für Aktivitäten junger Menschen im Bereich Kunst, Musik und Sport ebenso wie eine Bibliothek und Beratungsstelle mit Sozialarbeiter(inne)n der zentralen Beratungshotline beherbergen. Darüber hinaus gibt es auch Jugendzentren mit einem sehr starken sozialräumlichen Fokus. Zu den vom ACYF betriebenen Einrichtungen gehören etwa 10.000 Jugendpaläste sowie städtische bzw. kommunale Jugendzentren. Zudem kommen noch Freizeiteinrichtungen in privater Trägerschaft, welche teilweise einen inhaltlichen Fokus bspw. auf Wissenschaft und Technik etc. haben. Außerdem gibt es außerschulische Bildungsstätten mit Übernachtungsmöglichkeit. Die Nutzung dieser außerschulischen Angebote erfolgt insbesondere an Wochenenden und in den Ferien, in denen bspw. Sommer- und Wintercamps angeboten werden.

National Youth and Children's Palace Association

Die National Youth and Children's Palace Association wurde 1988 gegründet und ist die Dachorganisationen der Kinder- und Jugendpaläste bzw. Freizeitzentren unter Leitung der Kommunistischen Jugendliga. Zu den Hauptaufgaben des Verbandes gehören die Koordination von Austauschen zwischen den Kinder- und Jugendpalästen, die Evaluation und die strategische Weiterentwicklung der Arbeit der Kinder- und Jugendpaläste ebenso wie die Qualifizierung des Personals der Kinder- und Jugendpaläste zur Verbesserung des politischen Bewusstseins und der beruflichen Kompetenzen. Auch gilt es, neue Arbeitsfelder zu sondieren und mit den entsprechenden Stellen zusammenzuarbeiten sowie als Akteure der außerschulischen Bildung internationalen Austausch durchzuführen.

Politische Bildung

Der Begriff "politische Bildung" wie wir ihn in Deutschland kennen, existiert in China nicht. Stattdessen wird der Begriff "ideologische politische Erziehung" verwendet. Hierbei steht das erzieherische Wirken im Vordergrund, der Vorgang des Sich-Bildens bzw. der Selbstbildung spielt eine untergeordnete Rolle.

Die Ziele der ideologischen politischen Erziehung befinden sich seit der Gründung der Volksrepublik China in einem ständigen Wandel. Die Veränderungen sind eng verknüpft mit dem sozioökonomischen Wandel sowie dem Wechsel der Führungsgeneration der Kommunistischen Partei Chinas. Gegenwärtig liegt das Ziel in der Stärkung des ideologischen und politischen Bewusstseins der Jugendlichen, was zur Bildung einer harmonischen Gesellschaft beitragen soll. Auf das Individuum bezogen dient die ideologische politische Erziehung nicht nur dem Vorankommen im Schul- und Berufsleben, sondern auch der moralischen und charakterlichen Vervollkommnung des Individuums. 

Im heutigen China beinhaltet die ideologische politische Erziehung folgende thematische Schwerpunkte:

Verbunden mit diesen Prinzipien ist auch der Versuch einer Wiederbelebung des konfuzianischen Gedankenguts, bei dem die traditionellen Werte und die Norm der Humanität im Mittelpunkt stehen. 

Die Hauptakteure im Bereich der ideologischen politischen Erziehung sind die Organe der Kommunistischen Partei sowie die der Kommunistischen Jugendliga in Verbindung mit dem Allchinesischen Jugendverband, dem Allchinesischen Studierendenverband sowie den Gruppen der jungen Pioniere.

Die Partizipation von Jugendlichen an politischen Entscheidungen gestaltet sich eher indirekt durch die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei bzw. der Kommunistischen Jugendliga.

Im März 2020 veröffentlichte MERICS eine Studie zum Thema „Denken und Fühlen im Widerstreit - Eine Umfrage zu politischen Ansichten chinesischer Studierender in Deutschland“. Die Studie widerlegt anhand von Antworten von mehr als 260 chinesischen Auslandsstudierenden, dass Studierende aus China ausschließlich durch Propaganda des chinesischen Parteistaats geprägt seien und aus diesem Grund weder vertrauenswürdig noch zur Integration bereit wären. Chinesische Studierende, so die Studie, wissen oft zu wenig über liberale Gesellschaftssysteme und deren unterschiedliche Diskussions- und Medienkultur. Angesichts von mehr als 660.000 chinesischen Studierenden, die alljährlich ins Ausland und vor allem auch nach Deutschland streben, ist es höchste Zeit, so die Studie, dass sich Bildungsinstitutionen in Gastländern dieser Gruppe verstärkter annehmen und konkrete Wege finden, das eigene Wertesystem zu vermitteln.

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