Auslandsaufenthalte, Lernmobilitäten, internationale Erfahrungen. Das alles wird für den Lebensweg junger Menschen immer wichtiger. Aber beim Thema Mobilität klingelt im Hinterkopf eine leise Alarmglocke – denn Mobilität ist nicht möglich ohne Reisen und Reisen steht immer wieder in der Kritik als einer der Hauptgründe für den Klimawandel. Ein Thema, das gerade für die Fridays-For-Future-Generation einen hohen Stellenwert hat. Wie können junge Menschen also dem Dilemma zwischen Mobilität und Klimakrise entkommen?
Auf junge Menschen hören
Wie könnte eine klimaneutralere Zukunft aussehen, wenn wir unserer Fantasie freien Lauf lassen dürfen? Mit dieser Frage startet der Workshop in einen lehr- und austauschreichen Tag. Es stellt sich schnell heraus, dass sich ein Großteil der Teilnehmenden Sorgen um die Zukunft unserer Welt macht. So entstehen Ideen von einem CO2-Account für jeden Menschen, über schwimmende Bauernhöfe und Gesetze zum Schutz der Weltmeere, hin zu Ressourcenkarten für eine fairere Verteilung von Lebensmitteln. Auch wenn diese Ideen erst einmal nur der Fantasie entspringen: Sie zeigen uns trotzdem, wo Probleme herrschen und welche Verantwortung wir heute tragen.
Auch das LEMOCC-Projekt hat diese Sorgen junger Menschen erkannt und evaluiert. Die Studie Listening to young people: Mobility for future reflektiert die Meinungen, Ideen und Probleme junger Menschen in Europa zum Thema Klimakrise und Mobilität. Zu den Oberthemen Politik, Pädagogik und Organisation werden im Workshop aufbauend auf die Studie Kernaussagen bearbeitet und bewertet. Und die Erfahrungen aus den unterschiedlichen Ländern zeichnen ein ähnliches Bild: Es gibt immer noch zu wenig Aufmerksamkeit für diese Themen und zu wenig Menschen, die selbst aktiv werden. Ein Grund, warum es genau solche Veranstaltungen braucht, in denen junge Menschen zu Wort kommen und diskutieren können.
„Wir sind die Generation, die diesen Planeten in Zukunft braucht!“
In einem Punkt sind sich an diesem Tag alle einig: Jugendliche müssen und sollen reisen. Sie sollen die Welt sehen, Kulturen erleben und Erfahrungen sammeln. Denn das ist ein wichtiger Teil des Erwachsenwerdens, des Über-Sich-Hinauswachsens. Auch wenn viele Projekte und Veranstaltungen in diesen Tagen online stattfinden, sind wir auch in diesem Punkt einer Meinung: Virtuelle Meetings ersetzen Erfahrungen im realen Leben nicht, oder zumindest nicht vollständig. Wo sollte also stattdessen angesetzt werden? In einem Aktionsplan werden die Einfälle der Jugendlichen zusammengetragen und konkretisiert. Herauskristallisiert sich die Meinung, dass insbesondere die Politik unter Zugzwang steht. Denn man macht es sich leicht, ausschließlich die Jugendmobilität an den Pranger zu stellen. Stattdessen sind generelle politische Veränderungen nötig, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, wie beispielsweise die Energiewende, eine Verringerung von Massentierhaltung oder der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Konkret wünschen sich die Jugendlichen günstigeres Zugfahren, einen Ausbau der Digitalisierung oder nachhaltige Materialien während des Aufenthaltes. Denn wie eine der Teilnehmenden zusammenfasst: „Wir sind die Generation, die diesen Planeten in Zukunft braucht!“ Und dafür ist ein Umdenken in vielen Lebensbereichen essenziell.
Welches Fazit lässt sich also aus Workshops wie diesem ziehen?
Klar ist, dass junge Menschen – gerade im Bereich Klimapolitik – sehr engagiert sind und ein großes Bewusstsein für ihr eigenes Handeln entwickelt haben. Es ist wichtig, das eigene Verhalten zu reflektieren und Themen wie Reisen und Mobilität zu hinterfragen. Trotzdem darf die Verantwortung nicht allein auf die junge Generation abgewälzt werden. Stattdessen sollte die Problematik aus mehreren Blickwinkeln betrachtet werden. Einen besonderen Stellenwert haben dabei Bildungseinrichtungen, die Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung vermitteln müssen. Aber auch die Politik, die einen wahren Unterschied machen kann. Und genau das soll der „Future me“-Workshop erreichen, wenn die Empfehlungen der jungen Teilnehmenden als Teil der abschließenden Projektpublikation, die sich an Praxis, Politik und Entscheidungsträger richtet, veröffentlicht werden. Denn nur so können nachhaltige Strategien verbreitet, umgesetzt und an die Bedürfnisse der (jungen) Menschen angepasst werden.