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Japan

Jugend und Medien in Deutschland und Japan

Der Austausch geht online weiter

Schon seit 2019 steht das mediale Umfeld junger Menschen im Zentrum der deutsch-japanischen Studienprogramme für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe. Teilnehmer*innen fasziniert immer wieder der Unterschied zwischen beiden Ländern und die veränderten Perspektiven, die sich daraus ergeben. Ein Einblick.

14.02.2022 / Claudia Mierzowski

Bereits zu Jahresbeginn stand fest, dass auch 2021 das Deutsch-Japanische Studienprogramm nicht als Austausch vor Ort durchgeführt werden kann. Wenn es nun also wieder in digitaler Form stattfinden musste, so sollte es mehr werden, als einfach nur eine Ansammlung von Kacheln auf dem Bildschirm. Gemeinsam mit unserem japanischen Partner, der National Institution of Youth Education, hatten wir schnell klar, dass wir ausloten wollten, welche neuen Möglichkeiten sich uns dadurch bieten könnten. Die Begrenzungen von Online-Austausch in internationalen Begegnungen waren uns ja bereits hinlänglich bekannt. Aber an welchen Stellen konnte das Programm auch davon profitieren?

Ein Vorteil lag direkt auf der Hand: die jeweils acht deutschen und japanischen Fachkräfte haben die gesamte Zeit über gemeinsam als eine Gruppe verbracht, alle Vorträge, Gespräche mit Expert*innen und Einrichtungsbesuche gemeinsam absolviert. Die Programmteile im Plenum wurden zudem simultan, also ohne Zeitverlust verdolmetscht, so dass der jeweils zur Verfügung stehenden Zeitrahmen optimal für den Austausch untereinander genutzt werden konnte. Beides wäre bei einem zweiwöchigen Programm vor Ort so nicht möglich gewesen.

Inhaltlich bot sich den Teilnehmenden eine Reihe spannender Vorträge aus Theorie und Praxis. Um nur eines der Highlights zu nennen, sei der Einrichtungsbesuch beim Medienkompetenzzentrum meredo aus Berlin erwähnt. Mittels eines 3D-Scans konnten die Räumlichkeiten gemeinsam mit dem Geschäftsführer Benjamin Kubel nahezu so erkundet werden, als wäre man vor Ort. Schließlich war es die Zeit für informellen Austausch, die von den Beteiligten nicht nur rege genutzt wurde, sondern auch zu der vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre beigetragen hat, die das Studienprogramm geprägt hat.

Die nachfolgenden Auszüge und Zitate aus Erfahrungsberichten von Teilnehmer*innen geben einen praxisnahen Einblick in die einzelnen Elemente des Studienprogramms und welche Impulse verschiedene Disziplinen daraus mitgenommen haben.

Mehrere junge Menschen schauen auf ihre Smartphones
Digitalisierung der Kinder- und Jugendhilfe
Neue Perspektiven für die Jugendarbeit

Gunnar Rettberg von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung hat am Deutsch-Japanischen Studienprogramm zu Jugend und Medien teilgenommen. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass eigene Gewissheiten in Frage gestellt wurden. Seine eigene berufliche Praxis erscheint ihm seitdem in einem anderen Licht.

eine belebte Straße mit viel Leuchtreklame
Gangway in Japan
Impulse für die Straßensozialarbeit

Gangway hat in Deutschland Pionierarbeit bei der Nutzung digitaler Medien in der Straßensozialarbeit geleistet. Gibt es da bei einem Deutsch-Japanischen Studienprogramm für Gangway-Mitarbeiter*innen noch etwas zu lernen? Ja, findet unser Autor Çağatay Başar – vor allem wegen der großen Unterschiede.

„Produktive Erschütterung“

„Medienkompetenz ist ein Thema, dass alle Bereiche nicht erst seit Corona tangiert. Die Erfahrungen aus den Praxismodulen und dem Austausch mit japanischen und deutschen Kolleg*innen hat mir viele Anregungen für die Weiterentwicklung meiner Arbeit gegeben. Der deutsche Blick auf die mit Medien zusammenhängenden Nutzungs- und Problembeschreibungen sowie Lösungen für den Erwerb von Kompetenzen hatte eine gewisse Selbstverständlichkeit, die hier erschüttert wurde. Daraus können neue Ansätze und Wege entstehen, die sich auf die Steuerung und Förderung von Angeboten zur Medienkompetenz in unserem Kreis auswirken.

Ganz konkret werden die hier gewonnenen Impulse u.a. in ein Medienkompetenzseminar für angehende Erzieher*innen und Mitarbeiter*innen in Kindergärten, eine geplante Veranstaltung für Fachkräfte zum Zusammenhang von exzessiver Computernutzung, Absentismus und Adipositas und in Fortbildungen für Fachkräfte zum Einsatz neuer Technik in Jugendarbeit und Schule einfließen. Darüber hinaus dient mir das Studienprogramm als Blaupause für eine Vernetzungsveranstaltung von Fachkräften aus Jugendarbeit und Schule im Partnerkreis Słupsk (PL). Deutlich reduziert in Umfang und Inhalt plane ich anstelle der seit 10 Jahren regelmäßig stattfindenden Fachkräftebegegnungen ein Onlineformat mit meiner Partnerin in Polen.“

Ole Märtens, Kreis Herzogtum Lauenburg, Jugendamt

„Immer wieder freitags eine kleine Reise nach Japan“

„Die wöchentlichen Austauschtreffen freitags wurden zum Highlight meiner Woche. Es war jedes Mal wie eine kleine Reise nach Japan. Die Atmosphäre in unserer Gruppe war von Höflichkeit, Freundlichkeit, Interesse und gegenseitigem Respekt geprägt und so blieb sie auch bis zum Ende des Austausches.

Fachlich waren wir uns meiner Meinung nach sofort sehr nah. Auch wenn in den Austauschgesprächen und Präsentationen die Unterschiede in unserer Arbeitsweise deutlich wurden, war das Gefühl „Wir sind doch alle Kolleg*innen und versuchen, unseren Klient*innen bestmöglich zu helfen“ in jedem Fall vorherrschend. Was für mich das schönste Gefühl war, was ich auch mitnehme: Dass trotz der Entfernung und auch der kulturellen Unterschiede die Gemeinsamkeiten überwiegen. Fachlich konnte ich auf jeden Fall mitnehmen, die eigene Arbeit immer wieder zu reflektieren, gerade, wenn man sie Kolleg*innen erläutert, die nicht aus dem eigenen Umfeld stammen. Gleichzeitig konnte ich durch die Vorträge und zumindest virtuellen Einrichtungsbesuche in und aus Japan eigene Anregungen mitnehmen, die ich versuchen werde, in meiner Beratungsarbeit umzusetzen.“

Britt Götzke, IN VIA Hamburg e.V.

Vier junge Frauen schauen in die Kamera.
Über die Zusammenarbeit mit Japan

Seit 50 Jahren führt IJAB Fachkräfteprogramme mit Japan durch - eine Zusammenarbeit mit großer Kontinuität. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Mehrere junge Menschen sitzen an einem Tisch und arbeiten an Laptops.
Über Digitale Jugendbildung

Digitale Jugendbildung ermöglicht jungen Menschen, das Internet als Kommunikations- und Kulturraum verantwortungsvoll zu nutzen und gesellschaftlich und politisch teilzuhaben.

Ansprechpersonen
Claudia Mierzowski
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-109
Timo Herdejost
Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-130
Publikationen zu Japan
Hintergrundinformationen
Jugend und Medien in Japan
Dokumentation des Deutsch-Japanischen Studienprogramms vom 25. Mai - 08. Juni 2019 in Japan
#jugend #medien #japan