Außerschulische Aktivitäten und Jugendentwicklung
Kulturelle Bildung und außerschulische Aktivitäten in Sport, Musik und Schüler*innenvertretungen sind seit Langem wichtige Aspekte des Aufwachsens in den USA.
Die Forschung zeigt, dass die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten die Einstellung von Jugendlichen vor allem gegenüber der Schule positiv beeinflusst, da sie hier zwischenmenschliche Bindungen zu Gleichaltrigen und Erwachsenen entwickeln. Außerschulische Aktivitäten tragen außerdem nicht nur zu mehr Selbstwertgefühl bei jungen Menschen bei, sondern wirken sich auch positiv auf formale Leistungen aus und erhöhen die Motivation für Erfolg und Selbstwirksamkeit. Eine strikte Trennung der Bereiche der formalen und non-formalen Bildung, wie sie in Deutschland vorgenommen wird, ist in den USA keine gängige Praxis.
Es ist üblich, dass Jugendliche nach der Schule an weiteren Aktivitäten teilnehmen. Die Angebote reichen von Sportarten wie Baseball, Fußball, American Football, Volleyball, Leichtathletik und anderen Sportarten über darstellende Künste wie Theater und Band bis hin zu eher akademisch ausgerichteten Aktivitäten wie Schüler*innenvertretung, Schulzeitung, Jahrbuchclub, Debattieren oder Model United Nations. Neben der Schule können junge Menschen auch in lokalen Organisationen (z. B. YMCA) in ihrer Nachbarschaft an solchen Aktivitäten teilnehmen. In einigen Stadtteilen oder Regionen gibt es beispielsweise Sportligen, in denen sich Schüler*innen aus verschiedenen Schulen zu Teams zusammenschließen können.
In den Vereinigten Staaten gibt es viele christliche Vereine für junge Männer (Young Men’s Christian Associations, YMCAs oder Ys), die mit jungen Menschen arbeiten und Programme zur Jugendförderung anbieten. Insgesamt gibt es 2.700 separate YMCA-Organisationen und rund 10.000 Zweigstellen, die durch Spenden erhebliche finanzielle Unterstützung erhalten. Das Programm der YMCAs kann je nach Ortsverband variieren, aber viele bieten Programme zur frühkindlichen Bildung und Kinderbetreuung, zur Förderung von Führungsqualitäten und akademischen Fähigkeiten sowie Sport- und Freizeitprogramme für junge Menschen an. Ys gelten in den gesamten Vereinigten Staaten als wichtige Gemeinschaftszentren und haben in schwierigen Zeiten wie der COVID-19-Pandemie auch eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von Mahlzeiten und anderen sozialen Diensten gespielt.
Die Boy Scouts of America arbeiten mit Jugendlichen im Alter von 5-21 Jahren (2,2 Mio. Mitglieder, 800.000 Freiwillige). Der Auftrag der Organisation besteht darin, Charakter, Gemeinschaftssinn, persönliche Fitness und Führungsqualitäten zu entwickeln. Es gibt sieben Ränge, die die Jugendlichen durch die Teilnahme an gemeinnütziger Arbeit und Aktivitäten im Freien erreichen können. Die Girl Scouts of America sind für Jugendliche im Alter von 7-18 Jahren (1,8 Mio. Mitglieder). Auch bei den Girl Scouts nehmen Jugendliche an Outdoor-Aktivitäten sowie an Workshops zu Erste-Hilfe-Kursen, Kunst und neuerdings auch zu MINT-Kompetenzen teil. Junge Menschen, die Mitglied bei den Pfadfindern sind, bleiben in der Regel während ihrer gesamten Jugendzeit Mitglied und sind mit viel Engagement dabei.
4-H ist eine Organisation, die, verwaltet vom National Institute of Food and Agriculture des Landwirtschaftsministeriums, in Zusammenarbeit mit öffentlichen Universitäten im ganzen Land mit Jugendlichen aus städtischen, ländlichen und vorstädtischen Gebieten arbeitet. Im Rahmen des Programms werden Jugendliche gecoacht und führen ein eigenes Projekt entlang ihrer persönlichen Interessen durch. Dabei sammeln sie auch erste Führungserfahrung. Die Prioritäten von 4-H liegen in der Ermutigung von Jugendlichen zur Auseinandersetzung mit den Bereichen Ungleichheit von Gesundheitschancen, Ziviler Diskurs und Einsatz für Gleichheit und Inklusion. Bildungsschwerpunkte liegen u. a. in den Bereichen politische Bildung und MINT für Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren. Die Organisation hat ca. 6 Mio. Mitglieder und 500.000 Freiwillige im ganzen Land. Es ist die größte Jugendorganisation im Land.
