Länderinformationen USA

Kinder- und jugendpolitische Schwerpunkte

Jugendpolitik und jugendpolitische Strukturen

Es gibt viele Organisationen, die sich für gleichberechtigte Teilhabe von Jugendlichen aus allen Schichten einsetzen. Einige Regierungsstellen haben auch jugendpolitische Schwerpunktthemen auf der Agenda.

In der Praxis arbeiten sie dahingehend in der Regel aber eng mit gemeinnützigen und philanthropischen Organisationen zusammen. Die Einzelstaaten sind in der Regel autonom in der Umsetzung und Durchführung ihrer verschiedenen kinder- und jugendpolitischen Programme. Allerdings kann die Bundesregierung insbesondere die verfassungsmäßigen Rechte der Programmempfänger*innen sicherstellen und ist dafür bekannt, dass sie Geldstrafen verhängt und Bundesstaaten wegen mangelhafter oder schlecht finanzierter Programme verklagt.

Darüber hinaus haben philanthropische und wirtschaftliche Einrichtungen zunehmend Einfluss auf die Funktionsweise kinder- und jugendpolitischer Programme und können durch ihre Finanzierung auf indirekte Weise Einfluss auf die einzelstaatliche Politik nehmen. In der Regel erfolgt die Finanzierung über die Fördermittelgeber, die den Bundessstaaten Mittel zur Verfügung stellt. Die einzelstaatlichen Stellen können dann entscheiden, wie sie die Mittel ausschütten – in der Regel über Organisationen, die entsprechende Anträge für Mittel stellen.

Ansatz: Positive Youth Development

Positive Youth Development (PYD, „Positive Jugendentwicklung“) ist ein bewusst pro-sozialer Ansatz, der Jugendliche in ihren Gemeinden, Schulen, Organisationen, Peer-Gruppen und Familien auf produktive und konstruktive Weise einbindet. Bei diesem Ansatz sollen die Stärken junger Menschen erkannt, genutzt und gefördert werden. So sollen Jugendlichen Möglichkeiten geboten werden, positive Beziehungen aufzubauen und Führungsqualitäten (leadership skills) zu entwickeln.

PYD hat seine Ursprünge im Bereich der Prävention. In der Vergangenheit konzentrierten sich Präventionsbemühungen im Bereich Jugend in der Regel auf Defizite und spezifische Probleme von Jugendlichen, wie z. B. Schwangerschaft bei Jugendlichen, Drogenmissbrauch und Jugendkriminalität. Heute ist man der Überzeugung, dass Ansätze, die positive Fähigkeiten und das Potenzial junger Menschen fördern und dieses Potenzial als wertvolle Ressource betrachten, eine erfolgreichere Strategie sind. Infolgedessen begann man im Bereich der Jugendentwicklung, die Rolle von Resilienz bei jungen Menschen zu untersuchen und zu erforschen, wie sie dabei helfen kann, mit widrigen Umständen besser umzugehen und sie zu überwinden. PYD ist ein vorbeugender Ansatz, der den Wert von Jugendlichen anerkennt und sie befähigen will, Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen.

Opportunity Youth

Es gibt zahlreiche jugendpolitische Themen, denen sich die Regierung widmet. Ein besonders starker Fokus liegt dabei auf der Zielgruppe Opportunity Youth. Es handelt sich dabei um junge Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, die weder in Schule noch in den Arbeitsmarkt eingebunden sind.

In den Vereinigten Staaten gibt es etwa 5 Millionen junge Menschen, die in diese Kategorie fallen. Es wurden mehrere Bundesinitiativen entwickelt, um diese Gruppe junger Menschen wieder in Arbeit und/oder Ausbildung zu bringen. Der Workforce Innovation and Opportunity Act (WIOA) wurde vom Arbeits- und vom Bildungsministerium entwickelt, um arbeits- und bildungsorientierte Programme zu entwickeln.

Das Programm Temporary Assistance for Needy Families (TANF) wurde vom Ministerium für Gesundheit und Soziales entwickelt, um Familien mit Kindern unter 18 Jahren, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden, finanzielle Unterstützung zukommen zu lassen.

Das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten hat das Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) entwickelt, um Familien, die von der Regierung finanzielle Unterstützung für Lebensmittel erhalten, bei der Arbeitssuche und der Berufsausbildung zu helfen.

Das Federal Pell Grant Program schließlich vergibt bedarfsabhängige Stipendien an Studierende mit geringem Einkommen, um den Zugang zur Hochschulbildung zu erleichtern. Diese Bundesprogramme wurden mit der Absicht ins Leben gerufen, die soziale Mobilität von jungen Menschen zu fördern.

Deferred Action for Childhood Arrivals und DREAM Act

Deferred Action for Childhood Arrivals (DACA – Aufgeschobene Maßnahmen für im Kindesalter Immigrierte) ist eine Einwanderungsregelung, die auf Bundesebene vom Heimatschutzministerium (Department of Homeland Security) 2012 für Jugendliche geschaffen wurde, die als Kinder mit ihren Eltern auf illegalem Weg in die USA eingewandert sind. DACA erlaubt es diesen Kindern, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten und so einer Abschiebung durch die Regierung zu entgehen. Außerdem ermöglicht er den Besuch einer Hochschule in dem Bundesstaat, in dem sie leben. Das Gesetz sieht allerdings keinen Weg zur US-amerikanischen Staatsbürgerschaft vor.

Dem vorausgegangen war der Gesetzesentwurf DREAM Act, der genau das ermöglichen sollte und 2001 erstmals unter dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama eingebracht wurde, jedoch immer wieder im Kongress scheiterte. Während der Trump-Administration wurden DACA (Schutz-)Maßnahmen bis auf Weiteres ausgesetzt. Unter Präsident Biden gibt es laufende Bemühungen, das Programm wieder ins Leben zu rufen. Weiterhin werden die Maßnahmen zum Schutz der sog. „Dreamer“ auf politischer und gesetzgeberischer Ebene heftig diskutiert.

Mobbing-Prävention

Das United States Department of Health and Human Services stellt Forschungsergebnisse und Material zur Verfügung, das Mobbing unter Jugendlichen angehen und verhindern soll. Das Ministerium definiert Mobbing als unerwünschtes aggressives Verhalten unter Kindern im Schulalter, bei dem ein tatsächliches oder vermeintliches Machtungleichgewicht besteht. Mobbing wird in drei Kategorien eingeteilt: verbal, sozial und körperlich.

Mit der zunehmenden Nutzung von sozialen Medien, Telefonen, Computern und anderen digitalen Geräten durch junge Menschen ist Cybermobbing zu einem immer größeren Problem geworden. Dies kann bedeuten, dass schädliche oder unwahre Inhalte, die peinlich oder erniedrigend sind, über eine andere Person in den sozialen Medien gepostet werden. Die Bundesregierung hat diese Probleme zwar erkannt und entsprechende Tools zur Verfügung gestellt, allerding gibt es kein Bundesgesetz, das sich mit diesen Problemen befasst, so dass jeder Bundesstaat das Thema unterschiedlich handhabt.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie Mobbing-Prävention in der Praxis umgesetzt wird, von der Einführung von Gesetzen und Richtlinien bis hin zu der Forderung, dass Bezirke und Schulen ihre eigenen Regelungen entwickeln. In den meisten Staaten gibt es sowohl Gesetze als auch politische Maßnahmen, die sich mit Mobbing befassen, während neun Staaten nur über Gesetze und keine speziellen Maßnahmen verfügen.

Straffällige Jugendliche

inige Kinder und Jugendliche kommen mit der Jugendgerichtsbarkeit in Berührung, weil sie einer Straftat oder kriminellen Handlung beschuldigt werden. Andere Jugendliche kommen mit dem System in Kontakt, weil sie „Statusverstöße“ begangen haben, also Handlungen, die nur aufgrund ihres Alters illegal sind, wie z. B. Schulschwänzen, Alkoholkonsum bei Minderjährigen oder Weglaufen von zu Hause (nicht alle diese Fälle werden vor Gericht verhandelt).

In einem einzigen Jahr werden in den Vereinigten Staaten über 2 Millionen Jugendliche unter 18 Jahren verhaftet. Wenn ein junger Mensch erst einmal in das Jugendstrafsystem geraten ist, ist es für ihn*sie später sehr schwer, eine Anstellung oder einen Studienplatz zu finden. Dadurch wird langfristig die psychische und physische Gesundheit des jungen Menschen in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus sind BIPoC-Jugendliche unverhältnismäßig stark von Kriminalisierung betroffen.

D.A.R.E.

Ein wichtiges Programm für junge Menschen in den Vereinigten Staaten ist das Drug Abuse Resistance Education Program (D.A.R.E.). Dieses Programm bringt Referent*innen an Schulen, um über Drogenmissbrauch und Suchtprävention zu sprechen. Die Organisation hat einen festen Lehrplan für Grund-, Mittel- und Oberstufenschüler*innen. In den Vereinigten Staaten gibt es über 1.700 D.A.R.E.-Programme, bei denen die Zuständigen mit Schulen zusammenarbeiten, um über Sicherheit, Drogenmissbrauch, Konfliktmanagement, Opioide, Nikotin, psychische Gesundheit und vieles mehr zu aufzuklären.

Weiterlesen?

Länderinformationen USA
Zum nächsten Unterkapitel: Jugendpartizipation durch Jugendräte
Länderinformationen USA
Kapitel "Jugendpolitik und jugendpolitische Strukturen" mit Übersicht aller Unterkapitel