Zugänge

Mehr Bildungsgerechtigkeit im internationalen Austausch

Aber wie? Fachkonferenz Anfang Oktober lud zum Dialog

Vom 5. bis 7. Oktober fand in Potsdam die „Fachkonferenz Jugend- und Schüleraustausch: Vielfalt erleben – Zugangschancen verbessern” statt. Rund 80 Expert*innen aus dem internationalen Jugend- und Schüleraustausch kamen dort mit Jugendlichen, Lehrkräften sowie Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik zusammen und diskutierten über Wege für mehr Bildungsgerechtigkeit im internationalen Austausch. Für IJAB nahm Direktor Daniel Poli an der Konferenz teil, die vom Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA) und dem Deutschen Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU) veranstaltet wurde.

02.11.2022 / Anna Wasielewski - AJA Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch

Die Fachkonferenz umfasste Impulsvorträge aus Wissenschaft und Praxis, sowie Fachgruppen und Workshops, in denen sich die Teilnehmenden in den drei Tagen der Fachkonferenz intensiv mit dem Themenkomplex der Bildungsungerechtigkeit auseinandersetzen konnten. Dabei wurden Ansätze aus der Praxis vorgestellt und diskutiert, die zum Ziele haben, soziale Ungleichheit zu mindern.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie bislang unterrepräsentierte Gruppen von Jugendlichen, beispielsweise aus Oberschulen sowie Mittel-, Real- und Berufsschulen stärker im internationalen Schüler- und Jugendaustausch vertreten sein können. Denn die 2019 erschienene Zugangsstudie macht deutlich, dass oftmals strukturelle Zugangshürden wie fehlende Informationen und mangelnde Finanzierungsoptionen eine Teilnahme verhindern.

Jugendliche im Dialog mit der Politik

„Grenzüberschreitende Erfahrungen sind ein wichtiger Bestandteil der Identitätsfindung junger Menschen und sie helfen ihnen, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Daher fördern wir die Chance auf Teilhabe an Austauschformaten. Das ist ein wichtiger Teil unserer Jugendpolitik“, sagte Albert Klein-Reinhardt, Referent für europäische und internationale Jugendpolitik im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in seinem Grußwort. Das BMFSFJ fördert die Fachkonferenz gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung.

In einer gemeinsamen Gesprächsrunde mit Florian Siekmann (MdL, Sprecher für Europa- und Queerpolitik, Bündnis 90/Die Grünen in Bayern), Kathrin Krumrey (Kinder- und Jugendbeauftrage des Landes Brandenburg, SPD) sowie Albert Klein-Reinhardt (BMFSFJ) berichteten Jugendliche mit und ohne Austauscherfahrungen von ihren persönlichen Hemmnissen, der Bedeutung des Zugangs zu Informationen und wie der internationale Austausch ihren weiteren beruflichen Weg geprägt hat.

Intensiver Austausch der beteiligten Akteure

Daniel Poli, neuer IJAB-Direktor, diskutierte gemeinsam mit dem Leiter des Pädagogischen Austauschdienstes (PAD), Gernot Stiwitz und Dr. Uta Wildfeuer, Geschäftsführerin des AJA, in einer Talkrunde zu den Herausforderungen und gemeinsamen Lösungsansätzen für mehr Bildungsgerechtigkeit und Zugänglichkeit für benachteiligte Jugendliche in den drei Formaten Jugendaustausch, Schulaustausch und langfristigen individuellen Schüleraustausch in Deutschland. Alle drei betonten den Wert der bereichsübergreifenden Verständigung, der durch das Konferenzformat erstmals ermöglicht wurde.

Auch wurde ein Blick über den nationalen Tellerrand in die Bedeutung von internationalem Schüler- und Jugendaustausch in Ländern wie den USA, China oder der Türkei unternommen. Prof. Dr. Andreas Thimmel, Professor für Wissenschaft der Sozialen Arbeit an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln widmete sich in einer Diskussionsrunde zudem der Frage, welche Rolle der Krieg gegen die Ukraine auf das Feld des Schüler- und Jugendaustauschs hat.

Weiterführung der Fachkonferenz geplant

Am Ende der Fachkonferenz zogen sowohl die Veranstaltenden wie auch die Teilnehmenden ein positives Fazit und äußerten den Wunsch, den begonnenen Diskurs im nächsten Jahr gemeinsam fortzusetzen.

Anna Wasielewski, Geschäftsführerin des AJA: In den letzten drei Tagen wurde deutlich, dass wir mit unserem Ansatz, das Feld des internationalen Schüler- und Jugendaustausches mit unserer Zielgrupppe, den Schüler*innen sowie Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik zusammenzubringen, einen Nerv getroffen haben, der richtungsweisend für die Zukunft unseres Feldes ist. AJA setzt sich gemeinsam mit seinen acht Mitgliedsorganisationen schon seit vielen Jahren für mehr Bildungsgerechtigkeit und bessere Zugangschancen für Jugendlichen zu internationalem Austausch ein. Daher freut uns die große Zustimmung der Teilnehmer*innen für eine Weiterführung dieses Diskurses sehr.“

IJAB-Direktor Daniel Poli betont: „Alle jungen Menschen mit unseren Angeboten zu erreichen, ist das gemeinsame Ziel, der bei der Konferenz vertretenen Arbeitsfelder. Aus den besonderen Eigenschaften jedes Arbeitsfeldes resultieren dabei zum Teil unterschiedliche Herausforderungen. Beispielsweise erschweren bei der Internationalen Jugendarbeit vor allem fehlende Informationen den Zugang. Gemeinsam muss es darum gehen, dass alle jungen Menschen von den vielfältigen Möglichkeiten internationalen Austauschs wissen und die für sie passenden Angebote finden.“

Erste Ideen und Wünsche gaben die Teilnehmenden dem Veranstaltungsteam dann auch gleich mit, zum Beispiel den Dialog mit Jugendlichen zu intensivieren den Diskurs weiter zu internationalisieren und die berufliche Bildung stärker einzubinden.

Weitere Informationen sind auf der Webseite der Fachkonferenz unter: https://fk-jugendaustausch.de/ abrufbar.

Zwei Filzstifte liegen auf einem beschriebenen Bogen Papier.
Über Zugänge zu Internationaler Jugendarbeit

Immer noch gibt es viele Hinderungsgründe, die junge Menschen von der Teilnahme am internationalen Austausch abhalten. Diese Hindernisse gilt es auszuräumen.