Viele Träger sind in den letzten Monaten wegen der Corona-Pandemie mit neuen Formaten kreativ geworden. Die digitalen Medien haben eine Vielzahl an neuen Kommunikationsformen ermöglicht, sowohl innerhalb der Strukturen als auch mit den ausländischen Partnerorganisationen. Im politischen Raum sind die Erschwernisse durch Corona wahrgenommen und in entsprechenden Hilfspaketen berücksichtigt worden. Um weitere Informationen über diese Entwicklungen zu erhalten, hatte IJAB zwischen dem 10. Juli und dem 23. August 2020 eine weitere Umfrage von Trägern Internationaler Jugendarbeit und Zentralstellen durchgeführt.
Zahlen und Ergebnisse
Die Antworten von 141 Trägern Internationaler Jugendarbeit und Zentralstellen flossen in die Auswertung ein. Unter den teilnehmenden Trägern kam fast ein Drittel aus dem Sportbereich. Das Gros der Organisationen bewegt sich in einem Rahmen, der zwischen einer und 499 jährlicher Maßnahmen und Angebote umfasst. Neun der befragten Träger bieten über 500 Maßnahmen an. Bezogen auf die Gesamtzahl der Maßnahmen sind es letztere, die das Gros an Aktivitäten anbieten. Über 9800 Angebote wurden hier genannt. Das am häufigsten genannte Gruppenformat war Jugendbegegnungen. Bezogen auf die Anzahl der Maßnahmen stach aber der individuelle Schüleraustausch heraus.
Die Hälfte der Organisationen gab an, dass sie keine finanziellen Ausfälle hatten. Das sind Träger, die vor allem Mittel aus der öffentlichen Förderung beziehen, wie dem Kinder- und Jugendplan, Landesmittel oder Mittel der Kommunen. Insbesondere Organisationen, die viele Individualmaßnahmen wie Schüler- und Schulaustausch, Au-pair-Aufenthalte oder auch verschiedene Freiwilligendienste anbieten und deren Angebot sich vor allem auf diesen Bereich fokussiert, geben ein höheres finanzielles Risiko an, teilweise bis hin zur existenzbedrohenden Lage.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Unterschiedliche Trägerstrukturen erfordern unterschiedliche Lösungsansätze. Oder wie es der Vorsitzende von IJAB, Rolf Witte, zusammenfasste: „Es kann nicht die große Lösung geben.“ Der Ruf nach Flexibilisierung in der Handhabung von Fördermitteln wurde laut. Ansätze dafür bietet unter anderem das Deutsch-Französische Jugendwerk mit der Anpassung seiner Richtlinien und eigenen Projektaufrufen zur Förderung virtueller Begegnungen.
Stichwort Formate
Hier wurde in der Diskussion deutlich: Virtuelle oder hybride Formate, letztere als Vermischung von realer und virtueller Begegnung zu betrachten, funktionieren und werden angenommen, können aber laut Meinung eines Teilnehmers „nur Ergänzung sein“. Einen vollwertigen Ersatz können diese Formate nicht bieten, sind aber gegenwärtig Ansätze, die in der Trägerlandschaft verfolgt werden.
Lobbyarbeit mehr denn je gefragt
In ihren Schlussbemerkungen machte die Direktorin von IJAB, Marie-Luise Dreber, deutlich, dass IJAB sich fortgesetzt für die Internationale Jugendarbeit einsetzen wird. Sie wies auf die Jugendkampagne für den internationalen Jugendaustausch hin, die im Frühjahr 2021 anlaufen wird und Jugendliche ermutigt werden soll, ihre Austauschpläne weiter zu verfolgen und anzugehen.
Im November 2020 wird die Aktionswoche #internationalheart stattfinden. Stephanie Bindzus von IJAB lud alle Teilnehmer/-innen des Online-Forums ein, sich zu beteiligen und ihre Forderungen für eine gesicherte Zukunft der Internationalen Jugendarbeit in der Politik anzubringen und mit Abgeordneten auf Bundes- und Landesebene zu reden.
Ein parlamentarischer Abend ist ebenfalls für 2021 geplant. Hier sind zusammen mit IJAB die bilateralen Förder- und Fachstellen der internationalen Jugendarbeit beteiligt.
Ergebnisse der Befragung
Die Ergebnisse der Befragung stehen in nachfolgender Präsentation zur Verfügung.