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Daniel Poli
Jugendpolitik

Was wird anders, Herr Poli?

Daniel Poli ist neuer Direktor von IJAB

Seit dem 1. Oktober ist Daniel Poli der neue Direktor von IJAB. Er löst Marie-Luise Dreber ab, die am 30. September in den Ruhestand ging. Was möchte er bei IJAB verändern?

04.10.2022 / Christian Herrmann

ijab.de: Was für Schwerpunkte wird IJAB künftig haben, wo gibt es aus der Sicht des neuen Direktors Veränderungsbedarf?

Daniel Poli: Den neuen Schwerpunkten möchte ich nicht gerne vorgreifen, denn wir stehen ganz am Anfang eines Profilentwicklungsprozesses, in dem Mitgliedsorganisationen, Vorstand, Bundesjugendministerium und Mitarbeitende gemeinsam besprechen werden, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen wird. Wir werden uns auf unsere Alleinstellungsmerkmale besinnen, stärker die Synergien der verschiedenen Arbeitsbereiche nutzbar machen und damit das Gesamtbild von IJAB schärfen.
Wir haben das Wort „international“ im Namen unserer Organisation. Das bedeutet auch, dass wir der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland weiterhin internationale Erfahrungen zugänglich machen und das zu einem deutlichen Schwerpunkt ausbauen wollen. Wir werden weiterhin mit den USA, Nordafrika und Japan zusammenarbeiten und auch mit China und der Türkei – soweit dies die politischen Rahmenbedingungen zulassen. Gut möglich, dass weitere Partner in der Welt hinzukommen – jedenfalls wäre das wünschenswert.
Wir müssen fortfahren, wichtige Themen für die Internationale Jugendarbeit zu identifizieren, aber wir müssen sie stärker zusammendenken und nicht als isolierte Phänomene betrachten. Ich wünsche mir zudem eine engere Zusammenarbeit mit JUGEND für Europa. Wie das alles im Einzelnen aussehen wird, ist Gegenstand eines Entwicklungsprozesses mit allen relevanten Stakeholdern, dazu gehören selbstverständlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Ein anderer Blick auf Osteuropa

ijab.de: Der Frieden in Europa und der Welt ist immer einer der stärksten Begründungszusammenhänge für Internationale Jugendarbeit gewesen. Ist das durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine in Frage gestellt? Muss sich unser Selbstverständnis ändern?

Daniel Poli: Ich glaube nicht, dass sich unser Selbstverständnis ändern muss. Aber wir sollten auch keine überhöhten Erwartungen an uns selbst haben. Internationale Jugendarbeit verhindert keine Kriege und sie beendet sie schon gar nicht. Ein bisschen Bescheidenheit tut manchmal gut. Was wir leisten können, ist, dass junge Menschen gehört werden. Im Bereich von „Jugend, Frieden, Sicherheit“ können wir junge Menschen und Jugendorganisationen bei entsprechenden Politikprozessen begleiten und unterstützen. Das haben wir bei Y7 gemacht und wir müssen es verstärkt tun.

ijab.de: Bedeutet das auch, dass wir unsere Wahrnehmung unserer europäischen Nachbarn verändern müssen?

Daniel Poli: Ja, wir müssen unseren Blick für Osteuropa und das östliche Mitteleuropa schärfen. Das darf kein blinder Fleck mehr sein. Es gab seit 2014 zwar zum Beispiel Kooperationen mit dem Europarat bei der Unterstützung der Proteste gegen die gefälschte Präsidentschaftswahl in Belarus 2020, aber es hat sich nicht übermäßig viel daraus entwickelt. Wir müssen jetzt genauer hingucken und stabile Partnerschaften aufbauen.

Vision der Fachstelle

ijab.de: Was wird sich mit der neuen Funktion für den Menschen Daniel Poli ändern?

Daniel Poli: Viele neue Herausforderungen, mehr Termine, weniger zeitliche Ressourcen. Aber mir macht es auch Spaß, neue Dinge zu entwickeln, IJAB gut aufzustellen, alle Kolleginnen und Kollegen einzubeziehen, neue Chancen zu suchen und Partner in der Welt einzubinden. Außerdem wünsche ich mir eine neue Leitungskultur, bei der wir im Team stärker gemeinsam auftreten.

ijab.de: Gibt es ein besonderes Herzensthema, einen besonderen Wunsch?

Daniel Poli: Das ist eine schwere Frage. Ja, doch, das gibt es. Ich habe eine Vision der Fachstelle, in der sie und ihre Aufgaben als Gesamtbild sichtbarer werden und in der sie mehr ist als die Summe der Einzelthemen.

INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0
Dieses Werk ist lizenziert unter einer INT 4.0 – Namensnennung CC BY 4.0 Lizenz.
Eine junge Frau hebt die Hand.
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