Damit schlägt die Konferenz eine Brücke zwischen Jugend und Politik. „Das ist eure Möglichkeit, eine Jugendagenda für nachhaltige Verbraucherpolitik in Europa zu erarbeiten“, begrüßte Moderatorin Nadia Zaboura die Teilnehmenden. Von Rumänien, über Deutschland bis hin zu Spanien – aus den verschiedensten Ländern nahmen hoch interessierte und motivierte junge Menschen teil.
Von Nachhaltigkeit und Glück
Los ging es mit einem Vortrag von Politikwissenschaftler Jochen Dallmer zu nachhaltigem Konsum und zu der Frage, wo wir stehen, wo es hingehen soll und was uns wirklich glücklich macht. Um es gleich vorwegzunehmen: Mehr Geld (bei einem Durchschnittseinkommen) macht uns nicht glücklich, sondern vielmehr Zeit mit Familie und Freunden sowie Freizeitaktivitäten, Kreativität und Natur. So hat auch die gefühlte Befriedigung beim Shopping keine andauernde Wirkung, das gute Gefühl schwindet schon nach kurzer Zeit. Ein Argument also, den eigenen Konsum zu reduzieren und nachhaltig zu leben. Daher sind mehr Information, Bildung sowie politische Initiative gefragt.
Die FutureLabs
Die eigentliche Arbeit fand in den vier Workshops – den FutureLabs – statt. Dort konnten die jungen Teilnehmenden ihre Forderungen an die Politik zu den folgenden vier Themenbereichen erarbeiten:
- Gegenwart und Zukunft unserer Lebensmittelproduktion (Workshop-Leitung: Florian Ruland, Ökologe)
- Landwirtschaft als Klimaschützerin (Workshop-Leitung: Maria Klein, Biologin)
- Umweltverschmutzung durch Plastikabfälle (Workshop-Leitung: Carla Lourenço, Meeresbiologin) und
- Umweltbelastung durch Digitalisierung (Workshop-Leitung: Isabell von Falkenhausen; Masterstudentin Management und Ingenieurwesen)
Die Lebensmittelproduktion nachhaltig gestalten
Beginnen wir mit einem Gedankenexperiment: Stellt euch vor, dass bisher niemand etwas von der Klimakrise wusste und dann treffen 2020 nicht die Corona-Krise, sondern die Erkenntnisse der Wissenschaftler/-innen über eine andere Krise – die Klimakrise – ein: Wie würde die Politik und die Menschheit reagieren? Neben solchen Überlegungen, wurde auch die Gemeinwohlökonomie sowie die Frage diskutiert, wie es sein kann, dass umweltschädliche Landwirtschaft billiger ist als umweltschützende. Im Fazit forderten die Teilnehmenden unter anderen ein Verbot von Subventionen für klimaschädliche Landwirtschaft. Nachhaltigkeitsthemen im Lehrplan sowie Informationskampagnen, ähnlich denen von Alkohol und anderen Drogen, sollen die Konsument(inne)n von Anfang an aufklären. Auf Lebensmitteln soll mithilfe von Labels im Ampeldesign (Kriterien: Art der Landwirtschaft, Arbeitsbedingungen, Herkunft der Zutaten, Transportbedingungen) ein leicht zu verstehendes und obligatorisches Informationssystem geschaffen werden.
Das Blatt wenden
Bei der Reduktion von Plastikabfällen, ist nicht nur das Individuum, sondern sind auch Unternehmen und die Politik gefragt. Ihre Forderungen unterteilten die jungen Teilnehmenden in drei Bereiche:
- vor dem Konsum,
- während des Konsums und
- nach dem Konsum.
Im ersten Bereich können neben der Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen im Lehrplan, und einem Labeling-System auf Plastikverpackungen, das angibt, was mit dem Plastikmüll passiert, fruchtbare Lösungsansätze sein. Wiederverwendbare Boxen oder eine Gebühr für Take-Away sind eine Möglichkeit, um Konsument(inne)n auf die Vermeidung von Plastikabfällen hinzuweisen. Um Müll auch im Nachhinein zu vermeiden, sollten Supermärkte Lebensmittel am Ende eines Tages nicht wegwerfen und Menschen, die ihre Abfälle gut recyceln belohnt werden
Die dunkle Seite der Digitalisierung
Da Bilder und Videos immer detaillierter werden und immer öfter auf Webseiten eingesetzt werden, benötigen diese immer mehr Speicherplatz. Auch Server benötigen eine große Menge an Energie. Daher haben datenintensive digitale Technologien einen hohen Energieverbrauch und damit eine negative Auswirkung auf die CO2-Bilanz.
Auf individueller Ebene kann man sich nachhaltig verhalten, in dem man unnötige Daten löscht, in eher niedriger Qualität streamt und Geräte nicht in Stand-by laufen lässt. Wichtig ist dabei eine große Transparenz von Unternehmen in der Digitalbranche über ihre CO2-Bilanz und ihren Energieverbrauch. Besorgt zeigen sich die Teilnehmenden auch über die zunehmende Menge an Elektroschrott. Von großer Bedeutung bei dessen Reduzierung ist das Recht auf Reparatur. Um das zu gewährleisten, müssen Einzelteile produziert werden und zugänglich sein.
Kreativ präsentiert
Auf eine kreative Art und Weise präsentierten die Teilnehmenden ihre Forderungen dem Plenum: In Form von digitalen Pinnwänden und einem Video, das sie sogar in ihrer freien Zeit nach der Konferenz teilweise noch erarbeiteten, erklärten sie ihre Forderungen in verschiedenen Statements.
Mit Expertinnen austauschen
Am Ende der Konferenz erhielten die Teilnehmenden nochmal die Möglichkeit, mit drei Expertinnen über die Ergebnisse der Konferenz zu diskutieren. Helen Czioska (Umweltbundesamt), Madeline Schillinger und Petra Kristein (beide Europäisches Verbraucherzentrum) waren beeindruckt von der Arbeit der Jugendlichen und den Ergebnissen der Konferenz. Sie lobten den ganzheitlichen Ansatz der Vorschläge, da diese auf allen Ebenen ansetzen: Belohnungen und Verbote, Steuersystem und Subventionen, Bildung und Information.