Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern
Kommune goes International

Ermöglichung langfristiger Kooperationen

Internationale Jugendarbeit und Schule

Seit vielen Jahren gehört Wiesbaden zum Netzwerk Kommune goes International, das von IJAB koordiniert wird. Im Forum Wiesbaden International ist die Zusammenarbeit mit Schulen im Ausland eines der vielfältigen Formate für internationale Jugendaustauschprogramme. Im Unterschied zum klassischen Schüleraustausch, der oft vor allem dem Spracherwerb dient, steht hier ein gemeinsames Thema im Vordergrund, das unter Beteiligung und Mitbestimmung der Inhalte durch die Jugendlichen erarbeitet wird.

11.11.2020 / Conny Meyne

Zum Programm gehören auch umfassende Vor- und Nachbereitung in Form von Projektwochen und Wahlpflichtkursen, sowie die Einbettung in das Schulcurriculum als auch die Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Wiesbaden weltweit“. In diesem lokalen Netzwerk arbeiten mehr als 20 Partner aus Jugendarbeit, Jugendhilfe, Jugendberufshilfe und Erziehungshilfe zusammen.

Projektpartner im In- und Ausland

Die Projektvielfalt zeichnet sich durch unterschiedlichste Konstellationen aus. Jugendaustauschmaßnahmen, die aufgrund der Anfrage ausländischer Schulen in Kooperation mit einem deutschen Jugendhilfeträger initiiert werden, gehören genauso dazu, wie die Initiative freier Träger aus Wiesbaden auf der Suche nach einem verbindlichen lokalen Partner im Ausland, durch den die Schüler(-innen) regelmäßig erreicht werden. Die Koordinierungsstelle Wiesbaden International im Amt für Soziale Arbeit begleitet den Aufbau der Partnerschaften, erstellt Qualifizierungsangebote und berät zur Drittmittelakquise der Bundesmittel aus dem KJP und der Programme Erasmus+ JUGEND IN AKTION.

Ein wichtiger Netzwerkpartner in der Kooperation mit Schulen in Wiesbaden ist die Schulsozialarbeit, die mit ihrer flächendeckenden Verortung an vielen Gesamt-, Real- und Berufsschulen der Türöffner in die Schule ist und eine „Scharnierfunktion“ hat. Durch die regelmäßigen Angebote und die Einbindung der Schulsozialarbeit in schulische Abläufe und Strukturen einerseits und durch die Verortung der Schulsozialarbeit in kommunaler Trägerschaft (Jugendamt) andererseits, sind gleichzeitig Rahmenbedingungen und Gestaltungsräume für eine Verbindung von formalem und non-formalem Lernen geschaffen. Regelmäßiges, verbindliches Arbeiten der Schulsozialarbeit mit einzelnen Klassen über einen langen Zeitraum ermöglicht persönliche Zugänge zu den Kindern und Jugendlichen. Die Verortung des internationalen Angebotes im Curriculum der Schule (z. B. Wahlpflichtunterricht, Projektwoche) schafft Struktur und Verbindlichkeit. Themenvorschläge der teilnehmenden Schüler(-innen) werden während der Seminare im Wahlpflichtunterricht bearbeitet.

Kooperation von Schule und Schulsozialarbeit - Projektbeispiel „Two Nations one Nature“

In der Wilhelm Heinrich von Riehl Gesamtschule ist das internationale Projekt mit Schwerpunkt „Umweltbildung“ im Jahrgang 7 verortet. In den Wahlpflichtkurs können sich 20 Jugendliche einwählen. Über die wöchentlichen Seminare hinaus finden innerhalb des Schuljahres eine Hin- und eine Rückbegegnung mit den Schülern der griechischen Schule in Florina statt. Der Kontakt zur griechischen Schule entstand über Bewohner des Stadtviertels Wiesbaden Biebrich, die aus der Gegend von Florina kommen.

Organisation und Vorbereitung des Wahlpflichtkurses sowie der Begegnungen übernehmen gemeinsam ein(-e) Lehrer(in) und eine(-e) Schulsozialarbeiter(-in) mit einem festen Stundenkontingent. Neben den Umweltthemen im Wahlpflichtkurs werden Landeskunde und Kultur bearbeitet. Für den Elternabend erarbeiten die Jugendlichen Präsentationen. Die Aktivitäten für die Jugendbegegnung werden gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern im Wahlpflichtkurs erarbeitet. So war es den Jugendlichen beispielsweise wichtig, nachhaltige Gastgeschenke auszuwählen. Sie entschieden sich für Trinkflaschen und recherchierten zu Produktionsbedingungen und Herkunft des Materials.

„Two nations – one nature“ ist in der Schule fest verankert und durch die Verbindung mit weiteren themenspezifischen schulischen Projekten gestärkt. Die Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 8 werden zu Klima-Botschafter(inne)n ausgebildet. Sie arbeiteten mit den Jugendlichen der 7. Klassen und ihren griechischen Gästen während der Jugendbegegnung in Workshops zu den Themen „Nachhaltigkeit“, „Plastik im Meer“, „Treibhauseffekt“ und „Folgen des Klimawandels“. Das Konzept dieser Workshops – inklusive der Vorbereitungen - haben die griechischen Partner mit nach Hause genommen, um sie an ihrer Schule anzubieten.

Aufgrund der Corona Pandemie musste die Begegnung in Griechenland 2020 zunächst verschoben, dann abgesagt werden. Deshalb schickten die Jugendlichen Fotobücher und fair produzierte Hoodies nach Griechenland. Derzeit tauschen sich die Jugendlichen über social media Kanäle aus. Der griechische Partner hat eine Begegnung in 2021 ausgeschlossen und arbeitet an einer Anknüpfung in 2022.

Stabile Partnerschaften der Projektpartner im In- und Ausland

Ein Gelingensfaktor für die Kooperation zwischen schulischen und außerschulischen Partnern ist das Vorhandensein von langjährigen Partnerschaften mit dem ausländischen Projektpartner.

 

Notwendige Ressourcen in jedem Partnerland

Erläuterung

1

Festes Team von mindestens 2 Personen pro Partnerland

Bereitstellung eines Stundenkontingents

2

Unterstützendes Netzwerk vor Ort

z. B. Unterstützung durch die Jugendarbeit, Schulsozialarbeit, Schulleitung, Abteilungsleitung, Partnerschaftsvereine, Arbeitsgruppen, Stadtteilkonferenzen

3

Erarbeitung der Inhalte durch die Projektpartner beider Länder

Gemeinsame Vorbereitung, z. B. in Online-Formaten

4

Stabile Finanzierung

Eigener Etat und Einwerbung von Drittmitteln

5

Elternarbeit

Elternabende zur Vorbereitung, digitale Plattformen für einen gemeinsamen Austausch

6

Einbindung des Projektes in das Schulcurriculum

 

7

Öffentlichkeitsarbeit

Öffentliche Termine mit der Lokalpolitik, z.B. Rathausempfang

 

Herausforderungen in der Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendarbeit

Wenn der Gestaltungsspielraum aufgrund der unterschiedlichen Zugehörigkeit der Partner zum formalen oder non-formalen Bildungssektor gering ist, bindet das übermäßig viele Ressourcen, die auf Dauer für die inhaltliche Ausgestaltung fehlen.

So wie das gelingende Beispiel „two nations – one nature“ die erfolgreiche Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule beschreibt, gibt es auch Erfahrungen, die zeigen, dass es im Einzelfall sinnvoll sein kann Projektpartner zu wechseln. Das ist dann der Fall, wenn organisatorische Rahmenbedingungen dazu führen, dass Jugendliche weit auseinander liegender Klassen-  und/ oder Entwicklungsstufen in einem Projekt sind. Wenn es um die Erarbeitung gemeinsamer Inhalte geht, ist es wichtig, dass Jugendliche ähnliche Wissensstände und Erfahrungen haben, um gemeinsame Anknüpfungspunkte zu finden.

Eine weitere Herausforderung ist die pädagogische Ausrichtung. Hier ist es wichtig, dass die Projektpartner eine gemeinsame Haltung entwickeln. Das partizipative und emanzipatorische Arbeiten in der Jugendarbeit und das eng getaktete, verbindliche und reglementierte schulische Arbeiten setzen die Bereitschaft der Projektteams voraus gemeinsame Richtlinien zu entwickeln.

 

Thema

Herausforderung

1

Alter der Schüler

Eine große Altersmischung, unterschiedliche Altersstufen der Projektpartner im In- und Ausland

2

Bildungshintergründe

Unterschiedliche Wissensstände und Sprachkenntnisse

3

Reisezeiträume

Reisen außerhalb der Schulzeit

 

Sollten sich die Herausforderungen als zu groß herausstellen, beraten wir die Projektpartner beim Aufbau neuer Partnerschaften. So ist es in drei Projekten gelungen jeweils neue Partner aus dem gleichen formalen Bildungssektor zu finden und somit drei neue Schulpartnerschaften zu initiieren.

Aus den Wiesbadener Erfahrungen der Kooperationen zwischen Jugendarbeit und Schule in der internationalen Jugendarbeit lässt sich sagen, dass verbindliche Kooperationen zwischen formalen und non formalen Bildungsangeboten entstehen können, wenn die Austauschprogramme fest in das Schulcurriculum verankert werden, Aufgaben klar verteilt sind, bei der Drittmittelakquise externe Expertise angefragt wird und die Jugendlichen verbindlich von einem Team über das Schuljahr begleitet werden.

Mehr Informationen: https://wiesbaden-international.de/ueber-uns/

Über das Netzwerk Kommune goes International

Das Netzwerk Kommune goes international (KGI) ist die Anlaufstelle für Kommunen, die gezielt Angebote Internationaler Jugendarbeit lokal aus- und aufbauen möchten. Erfahren sie mehr darüber!

Ansprechperson
Roman Thieltges
Referent für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-111