Christine Lambrecht, Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz und Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend begrüßt die Teilnehmenden per Videobotschaft zum Kick-Off des Jugend-Vebraucher-Dialogs
Jugend-Verbraucher-Dialog

„Verbraucherschutz geht nicht ohne die Jugend“

Kick-off mit Beteiligung von Jugend und Politik

Das Projekt "Jugend-Verbraucher-Dialog" wurde im Rahmen eines Kick-Off-Events offiziell gelauncht. Dem Projekttitel entsprechend hatten junge Menschen die Gelegenheit, mit Staatssekretär Prof. Dr. Christian Kastrop über ihre Bedenken und Forderungen zu sprechen. Es stellte sich u.a. heraus: Der Aufbau von Verbraucherkompetenzen, ein direkter Bürgeraustausch und vielfältige Rückkopplungsschleifen zu den jungen Nutzer*innen können zu einem jugendgerechten Verbraucherschutz führen.

17.06.2021 / Annika Gehring

Das in 2021 gestartete, vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderte Projekt „Jugend-Verbraucher-Dialog“ will im Laufe seiner dreijährigen Projektlaufzeit mit und für Jugendliche jugendgerechte Verbraucherschutzinformationen generieren.

Für eine gelingende Jugendbeteiligung und Produkte, die passgenau auf die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe der jungen Menschen abgestimmt sind, wollen die Projektreferentinnen die Jugendlichen bei möglichst vielen Meilensteinen des Projektes integrieren.

Start der neuen Webseite: www.jugendverbraucherdialog.de

Ende April traf sich IJAB  hierzu bereits mit einigen Jugendlichen, um mithilfe der Design-Thinking-Methode Ideen zu Inhalten und Darstellung der Projektwebseite, sowie der Social Media Kanäle zu sammeln (IJAB berichtete).

Im Anschluss an den Workshop setzte die beauftragte Kommunikationsagentur die Inputs der jungen Menschen möglichst getreu um. Viele Gestaltungsideen aus dem Workshop konnten dabei auf die neue Website übernommen werden: eine auf den ersten Blick erkennbare Ansprache der Zielgruppe, durch die sie sich in ihren Problemen wahrgenommen fühlen und schnell zu hilfreichen Informationen weitergeleitet werden; wie auch eine klare Strukturierung durch Dropdown-Menü, möglichst viele Weißräume und ansprechende Bilder, die die Interessenten einfach durch die Webseite führen sollen.

Die nun neu entstandene Website www.jugendverbraucherdialog.de konnte im Rahmen des Kick-Off-Events am Freitag, den 11. Juni 2021, der Öffentlichkeit präsentiert und offiziell gelauncht werden. Ebenso hatte die Jugendredaktion, das Herzstück des Projektes, die Gelegenheit, sich zu zeigen und seine Arbeit vorzustellen.

Begrüßung duch Bundesministerin Christine Lambrecht

Die anwesenden Jugendlichen wurden als Vertreter*innen der Alters- und Zielgruppe des Projektes zunächst durch Frau Christine Lambrecht, Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, sowie Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, begrüßt. Sie machte deutlich, wie wichtig jugendgerechter Verbraucherschutz und somit auch der Dialog mit jungen Menschen ist, um ihren Bedürfnissen und Forderungen zu entsprechen. Vor allem nach den vergangenen Monaten, die den jungen Menschen durch die Corona-bedingten Einschränkungen viel abverlangt hätten, müsse die Perspektive dieser Altersgruppe mehr repräsentiert werden. Projekte wie „Jugend-Verbraucher-Dialog“ könnten dabei durch die altersgruppengerechte Ansprache über die Kommunikationskanäle der jungen Menschen ihnen Gehör verschaffen.

Die Teilnehmenden, sowie das dank Youtube- und Facebook-Livestream anwesende Publikum, erhielten nachfolgend in einem intensiven und spannenden Impulsvortrag von Frau Dr. Vera Fricke, Leiterin Team Verbraucherbildung des Verbraucherschutz Bundesverbands e.V., erste Einblicke zu jugendgerechtem Verbraucherschutz. Sie zeigte anhand der Vielfältigkeit von Verbraucherschutz auf, in wie vielen Lebensbereichen junge Menschen schon mit Verbraucherschutzthemen konfrontiert werden. Da Kinder und Jugendliche über eine enorme Kaufkraft verfügen und entsprechend über Werbefallen oder Fake-Shops o.ä. aufgeklärt werden müssen, sind der Aufbau von Verbraucherkompetenzen durch ein bundesweites Bildungsangebot ein essentieller Baustein für jugendgerechten Verbraucherschutz.

Im Dialog mit der Politik

Den Kern des Kick-Off-Events machte, dem Projekttitel entsprechend, jedoch der Dialog zwischen den anwesenden Jugendlichen und Staatssekretär Prof. Dr. Christian Kastrop aus. Prof. Kastrop machte deutlich, dass die Schnelllebigkeit des digitalen Raumes es der Politik häufig erschwerte, mit entsprechenden Gesetzen zum Schutz der Allgemeinheit hinterherzukommen. Dementsprechend seien Austauschmöglichkeiten wie im Rahmen dieses Kick-Offs auch so wichtig, da die Jugend als Seismograph für die Politik verstanden werden muss. Bestünden genügend Dialogmöglichkeiten könnten die Bedürfnisse der Jugend als Frühindikatoren dienen, um auch auf den von ihnen genutzten Kanälen anzuzeigen, „wo der Schuh drückt“.

Im Laufe der folgenden 45 Minuten konnten die jungen Menschen gegenüber Prof. Kastrop ihre Probleme, Wünsche und Forderungen deutlich machen. Dass vor allem die Corona-Pandemie die Altersgruppe der jungen Menschen ziemlich vulnerabel hat werden lassen, da die Vereinsamung sie für Werbung, bspw. Influencer-Marketing, empfänglicher gemacht hat. Die emotionalen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen werden somit durch Microtargeting und Nudging zunehmend ausgenutzt. Auch wenn dem mit dem neuen Verbot von personalisierter Werbung für Kinder und der neuen Influencer*innenregulierung erste richtige Schritte getan sind, kann die politische Ebene nicht alles regulieren. Dementsprechend wichtig sind Rückkopplungsschleifen zu den jungen Nutzer*innen - die auch hier schon anmerkten, dass der minimale Hinweis auf Werbung in den Videos von Influencer*innen nicht ausreichend gegenüber Werbung schützen würde.

Weitere Themen wie unerwünschte, kostenpflichtige Abonnements, unzulässige Zahlungsaufforderungen oder In-App-Käufe zeigten nicht nur die Bandbreite auf, innerhalb der junge Menschen mit Verbraucherschutzthemen in ihrem Lebensalltag in Verbindung kommen; es machte vor allem den Bedarf an mehr Aufklärungsarbeit im Sinne  einer jugendgerechten Verbraucherbildung und jugendgerechten Verbraucherschutzinformationen deutlich. Nur so kann das Zeitfenster zwischen aktuellem Bedarf/Problemen und der nächsten Regulierung geschlossen werden, um die jungen Nutzer*innen zu schützen.

Direkter Bürgeraustausch, so betonten alle Anwesenden, sei auch bei diesem Thema von essentieller Bedeutung. Frau Dr. Vera Fricke appellierte dabei an eine hybride Lösung, d.h. sowohl eine institutionalisierte Form der Jugendpartizipation, die bspw. in Form von Jugendräten in den politischen Gremien sitzen; aber auch einen offenen direkten Kanal zu den Ministerien, der jungen Menschen zu jeder Zeit für Feedback und Austausch zur Verfügung steht. Diese Zielsetzung wird im Ansatz mit dem neuen Projekt „Jugend-Verbraucher-Dialog“ nun verfolgt werden.

Die gesamte Veranstaltung und vor allem die professionelle und gleichzeitig nahbare Moderation durch Nadia Zaboura wurden von den jungen Teilnehmenden sehr gut angenommen. Vor allem die Möglichkeit, mit einem politischen Entscheidungsträger über die eigenen Probleme und Forderungen zu sprechen, aber auch die Wünsche der gesamten Zielgruppe zu vertreten, hat sie in ihrem Engagement und ihrer Selbstwirksamkeit bestärkt. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass junge Menschen sich beteiligen möchten und es zu schätzen wissen, wenn man ihnen auf Augenhöhe begegnet und ihnen einen Raum für Kreativität und Begegnung bietet.

Über den JUGEND-VERBRAUCHER-DIALOG

Wie kann moderne jugendgerechte Verbraucherinformation aussehen? Bei dieser Frage setzt der „Jugend-Verbraucher-Dialog“ an und beteiligt Jugendliche an der Entwicklung.

Ansprechpersonen
Portrait Kira Schmahl
Kira Schmahl-Rempel
Projektreferentin
Portal der Kinder- und Jugendhilfe / Monitoring
Tel.: 0228 9506-104
Till Veerbeck-Stroetmann
Projektreferent Eurodesk
Tel.: 0228 9506-158