Screenshot eines miroboards aus den Junge-Verbraucherwelten-Workshops Screenshot eines miroboards aus den Junge-Verbraucherwelten-Workshops
Screenshot eines miroboards aus den Junge-Verbraucherwelten-Workshops
Jugend-Verbraucher-Dialog

"Kostenlos ist nicht umsonst"

Workshopreihe "Junge Verbraucherwelten" zieht Bilanz

In den letzten Monaten haben sich im IJAB-Projekt "Jugend-Verbraucher-Dialog" junge Menschen regelmäßig mit Expert*innen über verschiedene Verbraucherschutzthemen unterhalten. Es zeigt sich: bei jugendgerechtem Verbraucherschutz gibt es viel Austauschbedarf – und noch viel zu tun.

10.02.2022 / Kira Schmahl-Rempel und Annika Gehring

Seit Oktober traf sich das Team vom „Jugend-Verbraucher-Dialog“ fünf Mal freitagnachmittags – leider immer noch nur digital bei Zoom – mit jungen Menschen um über Verbraucherschutz zu reden. Denn das vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) geförderte Projekt will sich kontinuierlich möglichst nah an den Bedürfnissen und Interessen der Zielgruppe von 15-24-Jährigen orientieren, um ein effektives Angebot an jugendgerechten Verbraucherinformationen zu schaffen.

Fünf Mal saßen die Projektverantwortlichen also mit jungen Menschen zusammen und fragten: Was bedeutet für euch Verbraucherschutz? Was assoziiert ihr mit dem Begriff? Wo begegnet er euch im Alltag? Und was braucht ihr an Informationen, um diesen verständlicher und nahbarer zu machen?

Das Team des „Jugend-Verbraucher-Dialoges“ wusste es schon vorher, doch auch die Teilnehmenden merkten schnell: Verbraucherschutz ist ein extrem weites Feld. Daher wurden in den Online-Sessions mit den Themenräumen des Projekts thematische Schwerpunkte gesetzt: Nachhaltiger Konsum, Reisen und Mobilität, Wohnen, Miete und Geld, Körper und Gesundheit sowie digitale Lebenswelten.

Inhaltlich unterstützt wurden die Projektreferentinnen von Expert*innen der Verbraucherzentralen der Länder, die mit einem inhaltlichen Input und anschließender Diskussion und Fragerunden, die Themen für die jungen Teilnehmenden greifbar machten. Wichtig war vor allem, den Begriff „Verbraucherschutz“ aufzubrechen und zu vermitteln, wie oft man mit seinen Themen im alltäglichen Leben in Berührung kommt.

Nachhaltiger Konsum

Den Anfang machte im ersten Termin zu „Nachhaltigem Konsum“ Dr. Martin Klug von der Verbraucherzentrale NRW, mit einem Werbeplakat einer Bäckerei für „Belegte Brötchen & Coffee to go – Wir belegen frisch“. Die Frage: Ist das nachhaltig? Die Antwort der Teilnehmenden: Nein, denn Aspekte wie Lebensmittelverschwendung („Wird das wirklich nur nach Bedarf belegt?“), Plastikverbrauch („Muss es ein Einwegbecher sein?“) und rein tierische Produkte („Wo sind denn die Werbeplakate mit pflanzlichen Alternativen“?) zeigen, dass an vielen Stellen im Werbemarkt noch umgedacht werden muss.

In der weiteren Diskussion wurde das Schwerpunktthema „Klarheit im Siegeldschungel“ erarbeitet. Inzwischen gibt es so viele verschiedene Labels, die mit „Öko“ oder „Bio“ werben, oftmals aber nicht zertifiziert sind, sodass man auch im besten Gewissen oftmals versehentlich nicht nachhaltig konsumiert. Die Forderung der Teilnehmenden nach transparenteren Angaben resultiert im März 2022 nun in einer inhaltlichen Themenwoche auf dem Instagram Kanal des Projektes.

Reisen und Mobilität

Ein Thema, das durch die Corona-Pandemie noch stärker in den Fokus von Verbraucher*innen gerückt ist, beschäftigte die Teilnehmenden im zweiten Workshop besonders: „Reisen und Mobilität“ betraf in letzter Zeit Viele bei kurzfristig stornierten Reisen oder abgesagten Auslandsaufenthalten; aber auch in ihrem Alltag, wenn nachhaltiges Reisen zum (zeitlichen) Luxusgut wird und der Wunsch nach autofreien Städten scheinbar durch die Autolobby verhindert wird. Zeit für Informationen und Austausch mit den jungen Menschen zu diesem riesigen Themengebiet nahm sich Herr Patrick Oppelt, der als Jurist für das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland tätig ist. Das Zentrum befindet sich direkt an der deutsch-französischen Grenze gegenüber der Europastadt Strasbourg und befasst sich mit allen Verbraucherproblemen im grenzüberschreitenden Bereich.

Wohnen, Miete und Geld

Um „Wohnen, Miete und Geld“ drehte sich alles beim dritten Workshop der Themenreihe. Lenia Baga, von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, war als Expertin zu Gast und unterstützte nicht nur bei der Ideenfindung, sondern nahm sich auch viel Zeit für den Austausch. Fragen nach fairen Mieten und Mieter*innenrechten bei Vertragserhöhungen, Mietminderungen und Versicherungen waren Themen, die die Teilnehmenden hier besonders spannend fanden. Zudem stellte Frau Baga das Online Angebot „Elias zieht aus“ ( https://www.learningsnacks.de/share/48199/ ) vor, welches als spielerisches Selbstlernangebot Informationen zur ersten eigenen Wohnung vermittelt und hier hilfreiche Tipps liefert.

Körper und Gesundheit

Elwira Schwörer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gab beim vierten Workshop einen Einblick in das Themenspektrum Verbraucherschutz im Bereich „Körper und Gesundheit“. Viele Hersteller werben momentan mit proteinreichen Joghurts, um die eigene Gesundheit zu fördern. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe macht deutlich, dass es völlig ausreicht, normalen Joghurt oder Quark zu konsumieren, um den eigenen Proteinbedarf zu decken. Die Teilnehmenden wünschten sich zudem Beiträge zu umfassenden Allergendeklarierungen auf Lebensmitteln und auch ein Blick auf Körperbilder und verzerrte Schönheitsideale. Aktuell ist das Thema im Februar auch Themenschwerpunkt auf dem Instagramkanal des Projektes und es wird zum Beispiel einen Beitrag zum Thema „Nahrungsergänzungsmittel“ und auch über den Bereich „psychische Gesundheit“ geben.

Digitale Lebenswelten

Im neuen Jahr traf sich das Team zum letzten Workshop, um mit den Teilnehmenden über „Digitale Lebenswelten“ zu diskutieren. Ein Thema, welches nah an der Zielgruppe ist, da digitale Medien zur Jugendkultur dazugehören und sie als mit als erste „digital natives“ damit aufgewachsen sind. Ruth Preywisch von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz kam dadurch schnell in eine spannende Diskussion mit den Teilnehmenden und behandelte in ihrem Vortrag Themen wie Datenschutz und In-Game Käufe, Influencer-Marketing oder die vermeintlichen Sonderangebote des „Black Friday“.

Methodische Umsetzung der digitalen Workshops

Organisatorisch bewegte man sich teils auf unbekanntem Terrain, um den Teilnehmenden möglichst viel Mehrwert und auch einen Workshop nach ihren Bedürfnissen zu bieten. Das Tool „miro“ wurde hierbei zur methodischen Unterstützung genutzt, um kollaborativ Ideen zu erarbeiten und zu strukturieren – aber auch, um den Teilnehmenden als „Check-In“ Zeit zu geben, sich in einem Moodboard kreativ selbst vorzustellen. Im Hintergrund lief live Musik von einem Streamingdienst und die zahlreichen Musikwünsche wurden gerne abgespielt. Zudem wurde das Tool „Canva“ vorgestellt, das niedrigschwellig, intuitiv und (begrenzt) kostenlos das Erstellen von u.a. Instagram Beiträgen erleichtert.

Zentraler Baustein jedes Termins war am Ende eine ausführliche Feedback-Runde; denn wie ein passgenauer Workshop für Jugendliche aussieht, wissen die jungen Menschen am besten. Und basierend auf den Rückmeldungen wurde so manches Element wieder gestrichen, versetzt, ausgedehnt oder gekürzt. Flexibilität und Ehrlichkeit sind gerade in Online-Begegnungen essentielle Voraussetzung auf Organisator*innen-Seite – und wurden nun mit einer erfolgreichen Blaupause für zukünftige Online-Workshops mit jungen Menschen belohnt.

Bilanz der Workshopreihe: Spannend und inhaltsstark

Insgesamt blickt das Projektteam auf eine spannende und inhaltsstarke Workshopreihe zurück, aus der viele Ideen für die Arbeit der Jugendredaktion und ein tiefes Verständnis für das Mindset der Jugendlichen hervorgegangen sind. Auch die Expert*innen der Verbraucherzentralen freuten sich über den Einblick in die Prioritäten und Interessen der jungen Zielgruppen und nahmen Forderungen und Arbeitsaufträge aus den Workshops mit.

Ein für alle Mal konnte man mit dem Vorurteil aufräumen, dass sich junge Menschen für das Thema „Verbraucherschutz“ nicht interessieren oder engagieren wollten. Bricht man den Begriff erst auf, findet sich dahinter ein riesiges und spannendes Themenfeld mit viel Alltagsbezug. Denn letztlich beginnt Verbraucherschutz schon beim Einkauf im Supermarkt, dem abendlichen Unterhaltungsprogramm eines Streaming-Dienstes oder dem Nutzen von Messenger-Diensten auf dem Smartphone. Wer mehr zu verbaucherschutzrelevanten Themen erfahren möchte, kann dem Projekt gerne auf Instagram folgen: instagram.com/jugend_verbraucher_dialog/

Über den JUGEND-VERBRAUCHER-DIALOG

Wie kann moderne jugendgerechte Verbraucherinformation aussehen? Bei dieser Frage setzt der „Jugend-Verbraucher-Dialog“ an und beteiligt Jugendliche an der Entwicklung.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Ansprechpersonen
Kira Schmahl-Rempel
Projektreferentin
Portal der Kinder- und Jugendhilfe / Monitoring
Tel.: 0228 9506-104
Till Veerbeck-Stroetmann
Projektreferent Eurodesk
Tel.: 0228 9506-158