150 Menschen waren zur Eröffnung der Konferenz ins Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin gekommen. Der große Saal des Hauses war voll. Es waren die Teilnehmenden der aktuell in Deutschland stattfinden Fachprogramme, Repräsentanten von Trägern, die seit vielen Jahren im Austausch besonders aktiv sind – etwa die Deutsche Sportjugend oder das Deutsche Jugendherbergswerk – und viele Alumni. Diese „Ehemaligen“ zeigen, wie lange die Erfahrungen in Japan die Teilnehmenden beschäftigen und wie leidenschaftlich sie dem Austausch verbunden bleiben. „Wir haben es hier nicht nur mit einem bilateralen Fachaustausch, sondern auch mit einem echten intergenerationellen Dialog zu tun“, sagte IJAB-Direktor Daniel Poli.
Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan ist eine der ältesten und stabilsten Kooperationen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe. Das wurde während der Eröffnungsansprachen und einem nachfolgenden moderierten Gespräch deutlich. Rednerinnen und Redner erinnerten an die Freundschaften, die in einem halben Jahrhundert des voneinander Lernens entstanden, an die Wertepartnerschaft die sich daraus entwickelte und die immer wieder neuen Themen, die behandelt wurden. Den Jugendaustausch mit Japan gibt es seit den frühen 1950er Jahren. „Nach dem Krieg gab es ein starkes Bedürfnis, die Welt kennenzulernen, man war neugierig“, sagte der IJAB-Vorsitzende Rolf Witte, der bei der Bundesvereinigung kulturelle Kinder-und Jugendbildung seit vielen Jahren auch die Zusammenarbeit mit Japan verantwortet Auch das habe dazu beigetragen, aus Deutschland ein weltoffenes Land zu machen.
Die großen kulturellen Unterschiede sind Teil der Faszination
Konferenz und Festakt warfen aber nicht nur einen Blick zurück. In Workshops wurden aktuelle Themen behandelt, die den deutsch-japanischen Austausch in den kommenden Jahren beschäftigen werden. Dazu gehörten die Fragen, wie der Austausch nachhaltiger werden kann, wie die psychische Gesundheit junger Menschen gestärkt werden kann, sowie das zeitlose Thema der interkulturellen Begegnung.
Gerade die großen kulturellen Unterschiede sind Teil der Faszination im Austausch aber auch Teil der Selbstreflektion der Teilnehmenden von Fachprogrammen. Das wurde auch in den Ergebnispräsentationen der beiden Fachprogramme deutlich, die mit der Konferenz zu Ende gingen. Eine von IJAB geleitete japanische Delegation hatte sich zwei Wochen lang zum medialen Umfeld junger Menschen und dem medienpädagogischen Umgang mit ihm informiert, eine zweite Gruppe unter Leitung des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin war zum Thema Armut in Deutschland unterwegs gewesen. Immer wieder fiel der Begriff „Selbstbestimmung“ in den Präsentationen. Gemeint waren selbstbestimmtes Leben und Lernen als Erziehungsziel, aber auch die größere individuelle Eigenständigkeit und Gestaltungskompetenz im Arbeitsleben. In vielen Gesprächen wurde „das Andere“ gesucht und gefunden, aber auch die Gefahr von Stereotypen in Erinnerung gerufen. Deutschland und Japan, das ist eben nicht einfach Individualität versus Gemeinschaft oder Hierarchie versus Augenhöhe. Der Dialog darüber ist das Entscheidende.
Ein Toast auf die Zusammenarbeit
Wer viel gearbeitet hat, darf auch mal feiern. An die Konferenz schloss sich der Festakt an. Jana Borkamp, Abteilungsleiterin für Kinder und Jugend im Bundesjugendministerium, rief die Stabilität und lange Tradition des deutsch-japanischen Austauschs in Erinnerung, aber auch seine thematische Vielfalt, die aktuelle Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe abbildet. Tomoka Satomi vom Education Policy Bureau des japanischen Jugendministerium wies auf den Generationenwechsel im Fachkräfteaustausch hin und hob die vielen Gemeinsamkeiten junger Menschen in Deutschland und Japan hervor.
Unter den Klängen der Gruppe Tres Toni mit ihren Stücken zwischen Tradition und Moderne wurde es etwas feierlich im Saal und in der abschließenden Diskussion auch emotional. Kazunari Fujiwara, Delegationsleiter im jüngsten IJAB-Fachprogramm, wies darauf hin, dass die deutsch-japanischen Fachprogramme nicht immer unumstritten waren und einmal sogar kurz vor dem Aus standen. Es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht, sie zu erhalten. „Das Wichtigste sind die Menschen hinter dem Programm“, sagte Christina Gerlach, Geschäftsbereichsleiterin bei IJAB, „die Generationen von Expertise“. Und Miriam Wolters vom Deutschen Jugendherbergswerk richtete den Blick in die Zukunft: „Wir müssen die digitalen Chancen, die sich jetzt bieten, für den Austausch nutzen“.
Zum Abschluss stießen Jana Borkamp und Tomoka Satomi noch einmal auf der Bühne an. Geschenke wurden ausgetauscht und ein traditioneller Toast ausgebracht. „Kanpai!“, der Festakt war vorbei und der informelle Austausch über die eigenen Erfahrungen in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Japan eröffnet.