Eine Fußgängerzone mit Radfahrerinnen und Passanten Eine Fußgängerzone mit Radfahrerinnen und Passanten
China

Es ist nie leicht, aber immer spannend

Trägertreffen bilanziert deutsch-chinesischen Austausch

Der Jugend- und Fachkräfteaustausch mit China steht vor Herausforderungen. Die Pandemie und die Konsequenzen aus der Veränderungen in der chinesischen Politik der letzten Jahre haben Auswirkungen auf den Jugend- und Fachkräfteaustausch. Bei einem virtuellen Treffen von Trägern im China-Austausch am 20. April 2021 wurden Perspektiven und Strategien diskutiert.

03.05.2021 / Christian Herrmann

Etwa zwei Dutzend Vertreter*innen von Trägern im Austausch mit China, dem Bundesjugendministerium, China-Expert*innen und von IJAB waren am 20. April zusammengekommen, um den Stand der Zusammenarbeit zu bilanzieren und über die Zukunft des Jugend- und Fachkräfteaustausch nachzudenken. Vordergründig ist es die Corona-Pandemie, die physische Begegnungen unmöglich macht und lediglich einen Brückenbau mit digitalen Mitteln zulässt. Aber auch sich verändernde Rahmenbedingungen bedingt durch politische Veränderungen im Partnerland fordern die Träger heraus. China-Kompetenz lautet hier ein wichtiges Schlagwort: Die eigenen Zielsetzungen mit dem chinesischen Partner in Einklang zu bringen, gemeinsame Themen zu finden, setzt voraus, dass man den Kontext der Partner in China verstehen lernt. Das fordert den Trägern im Austausch ein hohes Maß an Kompetenz ab, macht den Austausch aber auch spannend und die Lernprozesse intensiver. Unterschiedliche Austauschformaten bieten die Chance sich jenseits der verordneten Ideologie persönlich zu begegnen und eine andere Kultur und Denkweise kennen zu lernen. Mehr China-Kompetenz lautet deshalb die Antwort auf die Herausforderungen, um nach der Pandemie Partnerschaften wiederzubeleben oder neu aufzubauen.

In den letzten 10 Jahren hat sich der Blick auf China gewandelt. Die Attraktivität von Austauschbeziehungen hat gelitten. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen von Bürgerrechten, stimmt viele nachdenklich. Chinas Image in Deutschland hat dies geschadet. Aktive im Austausch berichteten während des Trägertreffens von einem rückläufigen Interesse am Jugend- und Fachkräfteaustausch. Es ist aufwendiger geworden Partnerschaften zu halten und bürokratische Hürden zu nehmen. Der Staat schaut inzwischen sehr genau hin, wenn chinesische Partner Anträge stellen. Bei der Visa-Vergabe – in beide Richtungen – wird mehr Unterstützung gewünscht. Häufig wechselnde Ansprechpartner erschweren den Kontakt und die Zahl der Tabuthemen wächst. Der virtuelle Austausch hat seine eigenen Hürden: Der Zugang zu internationalen Online-Medien ist in China eingeschränkt und umgekehrt sind chinesische Plattformen nicht kompatibel mit dem europäischen Datenschutz. Der Zeit nach Corona sehen einige deutsche Träger mit gemischten Gefühlen entgegen, bleibt doch unklar wann und wie die Ein- und Ausreisebestimmungen sich zukünftig entwickeln werden.

Die guten Beispiele – es gibt sie

Trotz aller Herausforderungen – der deutsch-chinesische Jugend- und Fachkräfteaustausch geht weiter und ist, auch das war auf dem Trägertreffen zu vernehmen, weiterhin von beiden Seiten politisch gewollt. So hat die Brandenburgische Sportjugend in diesem Jahr eine hybride Jugendbegegnung durchgeführt. Auf beiden Seiten waren junge Menschen physisch zusammengekommen, präsentierten ihre sportlichen Aktivitäten, luden zu gemeinsamen Übungen ein und nutzten die Gelegenheit mit ihren Partner*innen ins Gespräch zu kommen. Für 2022 sind bereits weitere Aktivitäten im Zusammenhang mit den olympischen Winterspielen geplant. Weitere Träger im Sport- und Kulturbereich sowie das Deutsche Jugendherbergswerk sitzen in den Startlöchern. Sie haben zwar im vergangenen Jahr alle Begegnungen absagen müssen, sind aber zuversichtlich, was virtuelle und vielleicht sogar physische Begegnungen im laufenden und kommenden Jahr angeht. Sie erleben die chinesischen Partner weiter als offen und kommunikationsfreudig. Ihnen kommt jetzt zugute, dass sie auf langfristige Partnerschaften, die teilweise schon ein Jahrzehnt andauern, gesetzt haben und sie in eine entsprechende Vereinbarung gegossen haben. Ein Mangel an Motivation war ihnen während des Trägertreffens nicht anzumerken.

Unterstützungsangebote sind vorhanden

Wer selbst eine hybride oder virtuelle Jugend- oder Fachkräftebegegnung organisieren möchte, kann dafür Mittel beim Bundesjugendministerium beantragen. Die Förderung berücksichtigt die besonderen Bedingungen dieser Formate, etwa was Zuschüsse für technisches Personal oder Softwarelizenzen betrifft. Das Bundesjugendministerium hat die wichtigsten Informationen dafür in einer Präsentation zusammengefasst.

Auch IJAB steht bei virtuellen und hybriden Formaten unterstützend zur Seite. Mit den DIY²-Laboren ist eine Qualifizierungsreihe angelaufen, in denen digitale Tools erprobt werden können. Die Broschüre Meet – Join – Connect! bietet einen Überblick über solche Tools. Die mit den bilateralen Jugendwerken und Koordinierungsstellen entwickelte Plattform DINA.international bietet gar eine vielfältige und flexible Umgebung für den internationalen und internen Austausch. Auch für Sprachanimation in Online-Formaten gibt es Unterstützung und mit translation.rocks steht eine Übersetzungshilfe für chinesische Fachbegriffe bereit.

„China-Kompetenz“ war ein häufig zu hörendes Schlagwort während des Trägerkonferenz. Nicht alle Träger sehen sich imstande, aktuellen Entwicklungen zu folgen und deren Auswirkungen auf ihre Arbeit einschätzen zu können. Zwar bietet IJAB mit der Länderinformation China schon ein umfängliches Angebot – eine Hilfestellung zur Einordnung von Rahmenbedingungen und ihrer Auswirkung auf den Austausch fehlt jedoch bisher. IJAB wird sich mit diesem Thema befassen.

Ute Trentini, im Bundesjugendministerium zuständig für den Austausch mit China, sagte zum Abschluss des Trägertreffens: „Der Austausch mit jungen Menschen aus China war immer spannend. Wir freuen uns, wenn dies hoffentlich bald wieder möglich wird. Wir werden alles tun, um in bilateralen Gesprächen Ende Mai mit dem Allchinesischen Jugendverband dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen“. Es mag noch etwas dauern, bis persönliche Begegnungen wieder möglich werden, aber der Moment wird kommen. Die Träger im China-Austausch wollen ihn mit Freude, Engagement und auf Augenhöhe gestalten. Menschen miteinander in Kontakt und ins Gespräch zu bringen, werden sie nicht aus den Augen verlieren.

Menschen sitzen an einem Tisch und essen.
Über die Zusammenarbeit mit China

In Zusammenarbeit mit dem All-Chinesischen Jugendverband, dem zentralen jugendpolitischen Akteur Chinas, setzt IJAB Fachkräfteprogramme im Auftrag des Bundesjugendministeriums um. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Ansprechpartnerinnen
Annika Gehring
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-101
Elke Metzner
Sachbearbeitung
Kompetenzstelle Sprache
Tel.: 0228 9506-106