China

Ein Interview mit der Brandenburgischen Sportjugend (BSJ)

Einblicke in deutsch-chinesische Austauschaktivitäten

Während der vergangenen 2,5 Jahre mussten viele internationale Austauschformate unfreiwillig pausieren oder ausfallen. Auch mit China, das bisher an den Einreiserestriktionen festhält, konnte so gut wie kein physischer Austausch stattfinden. Trotz dieser erschwerten Bedingungen gelang und gelingt es einigen Akteure weiterhin, den Austausch zwischen China und Deutschland aufrechtzuerhalten. Im Oktober sprach IJAB mit zwei Akteuren, die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

22.12.2022 / Annika Gehring

IJAB: Liebe Frau Priedniece, die Deutsche Sportjugend und insbesondere die Brandenburgische Sportjugend blicken auf eine langjährige Zusammenarbeit im deutsch-chinesischen Austausch mit dem China Youth Center for International Exchange zurück. Seitdem konzipieren und setzen Sie deutsch-chinesische Jugend- und Fachkräfteaustausche für Sportvereine und –verbände um und fördern so die Verständigung zwischen beiden Ländern. Wie blicken Sie auf die Austauschbeziehungen der vergangenen knapp 15 Jahre?

Andra Priedniece: In 2010 wurde eine Absichtserklärung für die Kooperation zwischen dem Jugendverband Peking (Beijing Youth Federation) und der Brandenburgischen Sportjugend im Landessportbund e.V. unterschrieben. Gemeinsam haben wir bis jetzt 46 Projekte erfolgreich durchgeführt und mehr als 900 junge Erwachsene und Fachkräfte für internationale Jugendarbeit und globale Freiwilligenarbeit begeistert! Vor der Corona-Pandemie haben wir jährlich ca. 4 gemeinsame Maßnahmen durchgeführt (2 Jugendbegegnungen, 1 Jugendforum und 1 Fachkräfteaustausch). Die Brandenburgische Sportjugend arbeitet eng mit der langfristigen Partnerorganisation - Beijing Youth Federation - zusammen, um gemeinsam mit der Jugend aus Brandenburg und Peking die internationale Jugendarbeit und Freiwilligenarbeit (Volunteering) voranzutreiben und die wahre und langjährige Freundschaft zwischen den beiden Organisationen zu stärken.

IJAB: Während der Corona-Pandemie war eine Reise von und nach China nicht möglich, so dass viele Präsenzprogramme ausfallen mussten. Wie sind Sie und Ihr chinesischer Partner mit der Situation umgegangen, um die Beziehungen aufrechtzuerhalten?

Andra Priedniece: Anfang 2020 hat das Corona Virus uns alle unvorbereitet überrumpelt. Ab März 2020 haben wir uns über die aktuelle Situation in beiden Ländern ausgetauscht und gegenseitig unterstützt z. B. hat uns die Beijing Youth Federation OP-Masken per Post geschickt und wir haben ein Brettspiel erstellt. Das Spiel ähnelt dem Spiel „Leitern und Schlangen“, aber ergänzend sind noch Wissenskarten und Erlebniskarten in dem Spiel integriert. Das Design des Spieles ist besonders entwickelt mit Bildern von unseren gemeinsamen Maßnahmen aus den letzten 10 Jahren. Die BSJ hat das Brettspiel der chinesischen Partnerorganisation zum chinesischen Neujahrsfest per Post geschickt.  

Jugend ist der stärkste Impulsgeber für Entwicklung und Offenheit, für etwas Neues und Innovatives! In der Pandemie-Zeit sind besonders neue Formen der Arbeit und innovative Ansätze gefragt, um Hoffnung und neue Perspektiven für die Zukunft zu schaffen.

Während des ersten Online Events Social Governance. Youth Engagement haben wir nicht nur über aktive Teilhabe und junges Engagement in sozialen Projekten diskutiert, sondern auch zusammen mit 50 anderen jungen Erwachsenen aus China und der Mongolei die Taiji-Kampfkunst und Philosophie kennengelernt sowie die Grundbewegung mit einem Taiji-Lehrer ausgeführt.

Danach folgte das nächste Online Forum Beijing Sister City Youth Camp 2020. Um sich an die aktuelle Situation mit dem Covid-19 Virus anzupassen, wurde die jährliche Veranstaltung durch ein Online-Forum ersetzt. Statt das internationale Jugendforum in der chinesischen Hauptstadt live zu erleben, wurden Teilnehmer*innen aus über 23 Ländern digital via Zoom versammelt, um aktuelle Themen zu besprechen und Ideen auszutauschen. Die breite Palette an Themen vom Management der Gesundheitskrise bis zu Klimaschutz und Armutsbekämpfung wurden von den teilnehmenden Organisationen behandelt und dabei die Perspektiven ihrer jeweiligen ehrenamtlichen Organisation dargestellt.

In 2021 haben wir gemeinsam einen hybriden Jugendaustausch Embracing Winter Sports, Expecting Winter Olympics organisiert. Die Jugendlichen aus Land Brandenburg und Student*innen aus der Pekinger Forstwirtschaftsuniversität haben einen Dialog geführt, wie man das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen im Sinne der Ziele für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) durch Sport schärfen kann. Insbesondere hatten wir die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 im Fokus. 

IJAB: Inzwischen ist auch der deutsch-chinesische Jugendaustausch erprobt in der Umsetzung von digitalen und hybriden Formaten. Gab es da in diesem Jahr ein besonderes Highlight, auf das Sie gerne zurückblicken?

Andra Priedniece: Dieses Jahr hat das Jugendforum Beijing Sister City Youth Camp 2022 & BRICS Youth Summit auch digital stattgefunden. Wir hatten die Ehre, bei der Eröffnungszeremonie eine Rede zum Thema „Kommunale Kinder- und Jugendbeteiligung“ zu halten. Dieses Jahr war das Hauptthema des Forums Stadtplanung und -entwicklung und Jugendbeschäftigung und -entwicklung.

IJAB: Viele Expert*innen in der Zusammenarbeit mit China hoffen, dass es nach dem Kongress der Kommunistischen Partei Chinas vom Oktober diesen Jahres zu einer Neubewertung und Lockerung der Einreiserestriktionen nach China kommt. Auch die Träger der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit im Jugendbereich und somit auch die Brandenburgische Sportjugend könnten dann ggf. wieder Präsenzaustausche durchführen. Mit welchen Gedanken und Hoffnungen blicken Sie auf das Jahr 2023?

Andra Priedniece: Die Brandenburgische Sportjugend und die Beijing Youth Federation wollen gemeinsam die Sportpartizipation und aktive Bürgerschaft unter jungen Menschen im Land Brandenburg und Peking erhöhen. In diesem Sinne planen wir 3 Maßnahmen im nächsten Jahr in Präsenz durchzuführen (1 Jugendbegegnung, 1 Jugendforum und 1 Fachkräfteaustausch). Außerdem ist es in diesen Maßnahmen angestrebt, durch Olympische Erziehung und Volunteering den sozialen Mehrwert für die jungen Erwachsenen und deren interkulturelle Kompetenz zu stärken und ihr Engagement und die Sportpartizipation zu steigern.

Andra Priedniece ist Referentin für Internationale Jugendarbeit bei der Brandenburgischen Sportjugend. Seit 2018 koordiniert sie dort den deutsch-chinesischen Jugendaustausch, besonders wichtig sind ihr die Themenschwerpunkte „Bildung durch Sport“, „Freiwilligenarbeit“, „interkulturelles Lernen“ und „junges Engagement“.

Menschen sitzen an einem Tisch und essen.
Über die Zusammenarbeit mit China

In Zusammenarbeit mit dem All-Chinesischen Jugendverband, dem zentralen jugendpolitischen Akteur Chinas, setzt IJAB Fachkräfteprogramme im Auftrag des Bundesjugendministeriums um. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Ansprechpartnerinnen
Annika Gehring
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-101
Elke Metzner
Sachbearbeitung
Kompetenzstelle Sprache
Tel.: 0228 9506-106