Schulkinder spielen Basketball in der Turnhalle Schulkinder spielen Basketball in der Turnhalle
Basketball baut Brücken an der Schule
China

ALBA BERLIN: Basketball baut Brücken

Einblicke in deutsch-chinesische Austauschaktivitäten

Während der vergangenen 2,5 Jahre mussten viele internationale Austauschformate unfreiwillig pausieren oder ausfallen. Auch mit China, das bisher an den Einreiserestriktionen festhält, konnte so gut wie kein physischer Austausch stattfinden. Trotz dieser erschwerten Bedingungen gelang und gelingt es einigen Akteure weiterhin, den Austausch zwischen China und Deutschland aufrechtzuerhalten. Im Oktober sprach IJAB mit zwei Akteuren, die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

20.12.2022 / Annika Gehring

IJAB: Lieber Herr Vogel, liebe Frau Schmidt, mit Ihrem Projekt „Basketball baut Brücken“ haben das Bildungsnetzwerk China und ALBA BERLIN ein Sport- und Kulturaustauschprojekt für Schüler*innen aus Deutschland und China geschaffen. So können die Teilnehmenden aktiv das jeweils andere Land kennenlernen und darüber hinaus auch ihre Basketball-Fähigkeiten verbessern. Wie blicken Sie auf die Zusammenarbeit vor und während der Corona-Pandemie zurück?

Maria Schmidt: Wir wollen mit diesem Projekt einen Perspektivwechsel ermöglichen und die Kinder dabei unterstützen, ihren eigenen Standpunkt zu hinterfragen. Das ist auch wichtig in unserer deutsch-chinesischen Zusammenarbeit.

Die Corona-Pandemie hat uns, wie ja sehr viele Menschen weltweit, darin geschult, digital miteinander zu arbeiten. Wir haben in den letzten zwei Jahren vor allem gelernt, flexibel zu bleiben. Viele Vorhaben im Rahmen des Projekts konnten wegen der Pandemie nicht wie geplant umgesetzt werden, vieles haben wir auch sehr spontan umgeplant. Diese Erfahrung hilft uns natürlich auch in Zukunft, uns auf kurzfristige Veränderungen einzustellen.

Thomas Vogel: Der erste Austausch mit der Stiftung Mercator zu einem gemeinsamen deutsch-chinesischen Basketballprojekt begann schon 2019. Im selben Jahr fand erstmals die FIBA Basketball Weltmeisterschaft der Männer in China statt. Die Begeisterung rund um Basketball und das chinesische Interesse an interkulturellen Austauschformaten war riesig — genau das richtige Timing für „Basketball baut Brücken“. Durch unsere etablierten Basketballturniere an den deutschen Schulen in Shanghai und Peking hatten wir bereits Verbindungen zu chinesischen Schulen mit Interesse an der deutschen Sprache und Kultur. Die ersten Projektschulen waren also schnell gefunden. Dann kam COVID-19 und die vielen Einschränkungen. Trotzdem konnten wir seitdem tolle virtuelle Projekte durchführen, viel Hilfreiches dabei lernen, und die Vorfreude vor der ersten Begegnungsreise ist nun umso größer.

IJAB: Während der Corona-Pandemie war eine Reise von und nach China nicht möglich, so dass viele Präsenzbegegnungen ausfallen mussten. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen, um die Beziehungen aufrechtzuerhalten?

Maria Schmidt: Neben dem Basketball- und China-Kursformat an Schulen sowie der Begegnungsreise ins jeweils andere Land ist der digitale Austausch zwischen den Schüler*innen aus China und Deutschland eine von drei Säulen des Projekts. In regelmäßigen Abständen fanden digitale Treffen zwischen den Schüler*innen zu Themen wie Ernährung und Nachhaltigkeit statt. Als Alternative zu der Begegnungsreise ins jeweils andere Land haben wir ein Alternativformat umgesetzt: Die Schüler*innen trafen sich an drei Tagen online und haben gemeinsam an Themen wie Teamwork und Fairness gearbeitet und zusammen digital Sport gemacht, unter anderem Tai-Chi. Wir hatten diese Alternative schon früh im Hinterkopf. Die Erfahrungen aus zwei Jahren Pandemie und die Expertise des Bildungsnetzwerk China, unserer Partnerorganisation im Projekt, haben uns bei der Umsetzung sehr geholfen. Natürlich ist es sehr schade, dass wir keine Begegnungsreise durchführen konnten. Wir haben aber viel gelernt, sind kreativ geworden und haben die Zeit für die Entwicklung neuer, innovativer Methoden genutzt.

Thomas Vogel: Not macht erfahrungsgemäß erfinderisch. Die von Maria Schmidt beschriebenen neuen Digitalkonzepte kamen bei den Partnerschulen sehr gut an und machten Lust auf mehr. Der intensive Austausch mit den betreuenden Lehrkräften unter COVID-Bedingungen, besonders in der Planung virtueller Begegnungsformate, wurde beidseitig sehr wertgeschätzt. Dadurch sind auch zwischen den Schüler*innen ganz besondere Beziehungen entstanden, wovon die zukünftige Projektarbeit sicherlich profitieren wird.

IJAB: Seit 2019 koordinieren Sie, Herr Vogel, alle Aktivitäten rund um China von Ihrem Büro in Hongkong aus, während Frau Schmidt in Berlin die Koordination übernimmt. Wie gestaltet sich mit diesen zwei Standorten der sportliche Austausch? Welche Vorteile bietet eine solche Arbeit mit chinesischer „Innen- und Außenperspektive“?

Maria Schmidt: Für mich ist es eine große Unterstützung, Thomas Vogel in Hongkong an meiner Seite zu wissen. Durch seine langjährigen Erfahrungen in China kennt er insbesondere die Strukturen an Schulen. Zudem ist er inzwischen sehr gut vertraut mit der Kultur und hat einen Überblick über politische Entwicklungen. Seine Arbeit von Hongkong aus hat auch praktische Vorteile: Er sitzt in derselben Zeitzone wie unsere Partner und nutzt Medien wie Wechat oder Youku, die vor Ort relevant sind. Ich habe hier in Berlin wiederum schnellen Zugang zu unseren Partnerschulen und natürlich auch zu anderen ALBA-Mitarbeiter*innen. Wir können die verschiedenen Perspektiven sehr produktiv zusammenbringen.

Thomas Vogel: Maria Schmidt hat es gut zusammengefasst: Unsere „hybride“ Projektbetreuung bringt viele Vorteile, wodurch wir uns optimal ergänzen können. Meine geografische Nähe zu den Partnerschulen wird auf chinesischer Seite sehr positiv bewertet, trotz weiterhin bestehender Einreisebeschränkungen zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland. So zeigen wir, dass ALBA BERLIN das Projekt und der Austausch wichtig sind und stellen eine wichtige Vertrauensebene her. Nur so lässt sich das Projekt langfristig und nachhaltig gut managen.

IJAB: Viele Expert*innen in der Zusammenarbeit mit China hoffen, dass es nach dem Kongress der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober zu einer Neubewertung und Lockerung der Einreiserestriktionen nach China kommt. Auch die Träger der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit im Jugendbereich, und somit auch „Basketball baut Brücken“, könnten dann ggf. wieder Präsenzaustausche durchführen. Mit welchen Gedanken und Hoffnungen blicken Sie auf das Jahr 2023?

Maria Schmidt: Wir hoffen natürlich sehr, dass wir im Jahr 2023 die ersten Begegnungsreisen im Projekt durchführen können. Die Aussicht auf einen persönlichen Austausch vor Ort weckt bei den Teilnehmenden und uns Projektverantwortlichen große Vorfreude. Wir sind Sportler*innen. Für uns sind persönliche Begegnungen und Interaktion sehr wichtig, und natürlich fehlen uns diese positiven Erfahrungen ohne den physischen Austausch.

Letztlich können wir aber die Entscheidung über die Einreisebedingungen nicht beeinflussen. Deshalb wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht, ob 2023 ein Austausch stattfindet, was unsere Arbeit, Ressourcenplanung und die Kommunikation mit den Schulen, Schüler*innen und Eltern beeinflusst Aber wir bleiben im stetigen Austausch und versuchen, flexibel zu bleiben und die bestmögliche Alternative umzusetzen.

Thomas Vogel: Aktuell sieht es danach aus, dass China vorerst an der „Zero-COVID“-Strategie festhalten wird. Dennoch bleiben wir optimistisch und bereiten uns auf verschiedene Szenarien vor. Sollte im nächsten Jahr weiterhin keine Begegnungsreise zwischen Deutschland und China möglich sein, hoffe ich zumindest auf die Möglichkeit, von Hongkong aus die Partnerschulen in China persönlich besuchen zu können. So könnte ich Teil von physischen Projekttagen im Rahmen von „Basketball baut Brücken“ und des Deutschunterrichts vor Ort sein und die Teilnehmenden persönlich treffen. Das wäre ein Highlight!

Thomas Vogel, Projektleiter Asien, und Maria Schmidt, Koordinatorin für internationale soziale Sportprojekte, sind bei ALBA BERLIN u.a. für den deutsch-chinesischen Sport- und Kulturaustausch zuständig. Von ihren Standorten in Hongkong und Berlin aus koordinieren sie mit "Basketball baut Brücken" ein Projekt, welches Schüler*innen aus Deutschland und China über das Medium Basketball zusammenbringt und Ihnen die jeweils andere Sprache und Kultur näherbringt.

Das Projekt wird gemeinsam mit dem Bildungsnetzwerk China umgesetzt und von der Stiftung Mercator gefördert. Besonders wichtig sind ihnen Begegnungen auf Augenhöhe sowie die Vermittlung von Sensibilität und Verständnis für die jeweils andere Kultur.

Lesen Sie auch unser Interview mit der Brandenburgischen Sportjugend (BSJ) zu Austauschaktivitäten mit China

Menschen sitzen an einem Tisch und essen.
Über die Zusammenarbeit mit China

In Zusammenarbeit mit dem All-Chinesischen Jugendverband, dem zentralen jugendpolitischen Akteur Chinas, setzt IJAB Fachkräfteprogramme im Auftrag des Bundesjugendministeriums um. Erfahren Sie mehr über diese Kooperation und wie Sie daran teilhaben können.

Ansprechpartnerinnen
Annika Gehring
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-101
Elke Metzner
Sachbearbeitung
Kompetenzstelle Sprache
Tel.: 0228 9506-106