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Glaubenspraxis

Schriften und Gesetze

Im Christentum

Schriften und Gesetze

Als Bibel (griechisch biblios: Papyrusrolle) bezeichnet das Christentum die Sammlung von Schriften, die das Wort Gottes enthalten und Urkunden des Glaubens sind. Im Christentum gilt diese Schriftensammlung als Offenbarungszeugnis Gottes und maßgebliche Autorität für die Ausübung der Religion.

Gottes Wort in Menschenwort

Für die Mehrheit der Christen ist die Bibel (auch Heilige SchriftWort Gottes genannt) weder eine Sammlung göttlicher Wahrheiten noch ein Geschichtsbuch, das ein vergangenes göttliches Geschehen objektiv darstellt. Sie ist auch nicht das direkte Produkt göttlicher Eingebung oder eines göttlichen Diktats, sondern ein menschliches Zeugnis, das Gottes Offenbarungen enthält, sie reflektiert und weitergibt. Sie will eine Verkündigung sein, die Glauben weckt.

Die Bibel ist Gottes Wort in Menschenwort. Der Inhalt der Heiligen Schrift ist jedoch nicht beliebig und wurde vor Verfälschung oder beliebiger Erweiterung geschützt. Nach einer bestimmten „Richtschnur“ (Kanon) wurden die in der Bibel enthaltenen Bücher ausgewählt, die als heiliges Wort Gottes gelten.

Altes und Neues Testament

Die Bibel besteht aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament. Die Hebräische Bibel (Tanach) mit den drei Hauptteilen WeisungPropheten und Schriften bildet - in anderer Anordnung und geringfügig anderem Umfang - das Alte Testament und damit den ersten Hauptteil der christlichen Bibel.

Sie wird ergänzt durch das Neue Testament mit den zwei Hauptteilen Evangelien und Briefe. Die vier Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannes schildern das Leben Jesu Christi, sein Reden und Tun, sein Sterben und Auferstehen. Sie waren vom Glauben bewegt, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist und galten in der christlichen Kirche als vom Heiligen Geist inspiriert.

Verbindlichkeit der Schrift

Die katholischen, orthodoxen und evangelischen Kirchen betrachten die ganze Bibel als alleinigen Maßstab ihres Glaubens. Das bedeutet, dass sich alle Glaubensäußerungen, Bekenntnisschriften und Dogmen an der Bibel zu messen haben. In ihnen darf nicht geregelt sein, was der Bibel widerspricht.
Dennoch gibt es in den Konfessionen Unterschiede:

Da die Bibel Gottes Wort in Menschenwort ist, werden die Inhalte der Bibel (stärker als in anderen Religionen) in ihren geschichtlichen Kontext eingeordnet (z.B. Aussagen über die Rolle der Frau).

Verbindlichkeit der Gesetze

Als verbindliche Richtschnur für das religiöse Verhalten gelten für die Christen die Zehn Gebote (Altes Testament, 2. Mose, 2-17) und die Aussagen der Bergpredigt (Neues Testament, Matthäus 5-7) mit dem Liebesgebot „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (Matthäus 7,12).

Im Islam

Schriften und Gesetze

Der Koran gilt den Musliminnen und Muslimen grundsätzlich als Verbaloffenbarung Allahs (arabisch: Der Gott). Diese wurde dem Propheten Muhammad durch den Engel ?ibril (Gabriel) überbracht. Als unmittelbares Wort Gottes gilt nur der arabische Urtext.

Die meisten Musliminnen und Muslime betrachten den Koran somit als verpflichtend. Der Koran besteht nicht nur aus Geboten und Verboten. Nur sechs Prozent des Korans sind klare Anweisungen, die als solche verstanden werden können. Vom Schriftverständnis her ist eine zeitgemäße Deutung jederzeit möglich. Niemand darf diese Deutung aber für ebenso unantastbar erklären wie die ursprüngliche Quelle selbst.

Rechtlich relevante Schriften – der Koran ein Gesetzesbuch?

Das Wort Scharia (Šari’a) bedeutet wörtlich genommen „Der Weg zur Quelle“. Muslimische Menschen sind immer wieder aufgefordert, aus dieser Quelle neu zu schöpfen. Die Scharia stellt damit eine Struktur dar, die es - immer im Hinblick auf den Kontext - mit Details zu füllen gilt.

Aus der Struktur koranischer Verse erstellen muslimische Gelehrte Rechtsverordnungen, den so genannten Fiqh. Dieser ist je nach Gesellschaft und Sozialisation für einen entsprechenden Kreis muslimischer Menschen verbindlich, unterliegt jedoch der Veränderbarkeit.

Das gilt ebenfalls für ein so genanntes Fatwa (ein Rechtsgutachten), das zu einem bestimmten Thema von einem oder mehreren Gutachtern erstellt werden kann. Zu jedem Gutachten ist es auch möglich, ein Gegengutachten zu bekommen. Beispielsweise hat ein bekannter Rechtsschulenbegründer zu ein und demselben Koranvers an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten jeweils ein unterschiedliches Fatwa erlassen.

Die Lebensweise des Propheten Muhammad – die Sunna

Eine weitere Schrift von großer Bedeutung und rechtlicher Relevanz ist die Sunna (arabisch: Gewohnheit) des Propheten Muhammad. Diese enthält Aussprüche, Taten und Billigungen des Propheten, die in den Ahadith (Singular: Hadith, arabisch: Ausspruch) niedergelegt sind.

Je nach Rechtsschule werden nur Ahadith eines bestimmten Überlieferers oder Sammlers akzeptiert. Daher ist die Verbindlichkeit dieser Texte in den einzelnen Gruppierungen sehr unterschiedlich, vor allem bei Sunniten und Schiiten.

Die Lebensweise des Propheten Muhammad – die Sunna

Eine weitere Schrift von großer Bedeutung und rechtlicher Relevanz ist die Sunna (arabisch: Gewohnheit) des Propheten Muhammad. Diese enthält Aussprüche, Taten und Billigungen des Propheten, die in den Ahadith (Singular: Hadith, arabisch: Ausspruch) niedergelegt sind.

Je nach Rechtsschule werden nur Ahadith eines bestimmten Überlieferers oder Sammlers akzeptiert. Daher ist die Verbindlichkeit dieser Texte in den einzelnen Gruppierungen sehr unterschiedlich, vor allem bei Sunniten und Schiiten.

Im Judentum

Schriften und Gesetze

Die Bedeutung und Verbindlichkeit der Heiligen Schriften und der aus ihr abgeleiteten Gesetze (Halacha) werden von den jüdischen Glaubensrichtungen unterschiedlich gewertet.

Tora, Talmud und Halacha im orthodoxen und konservativen Judentum

Orthodoxe und die Mehrzahl der konservativen Jüdinnen und Juden teilen die Überzeugung, dass Gott Mosche am Berg Sinai sämtliche jüdische Gesetze übermittelt hat. Nach dieser Auffassung übergab Mosche diese Gesetze dem jüdischen Volk teils schriftlich in Form der Tora und teils mündlich als Talmud. Bedeutsam ist dabei, dass Tora und Halacha als göttlich betrachtet werden. Aus dieser Göttlichkeit ergibt sich ihre Unabänderlichkeit: der Mensch verfügt über keinerlei Möglichkeiten und hat kein Recht, in den göttlichen Willen einzugreifen.

Bei der Umsetzung der Halacha zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen orthodoxen und konservativen Juden. Dies soll an zwei Beispielen verdeutlicht werden: Die mündliche Lehre kategorisiert 39 Tätigkeiten, deren Ausübung am Schabbat verboten ist. Dazu zählen das Fahrverbot und das Benutzen von Elektrizität. Nach konservativer Auslegung darf jedoch ein Jude samstags ein Auto für den Weg zur Synagoge nutzen, falls er ihn zu Fuß nicht bewältigen kann. In diesem Fall wertet die konservative Bewegung den Synagogenbesuch und das gemeinschaftliche Gebet höher als das Fahrverbot. 

Des Weiteren ist die Inbetriebnahme elektrischer Geräte wie Licht, TV, Telefon usw. am Schabbat verboten, da es als Anzünden von Feuer gilt. Viele konservative Jüdinnen und Juden folgen der Auslegung, die die Nutzung von Elektrizität am Samstag gestattet, da die Maßstäbe der heutigen Technologie nicht dem damaligen Verständnis und dem Umgang mit Feuer entsprechen. Daraus wird ersichtlich, in welchem Maß das konservative Judentum Veränderungen im gesellschaftlichen, technologischen und ökonomischen Bereich berücksichtigt. Der Konservativismus versteht sich als halachische Bewegung, die eher als die auf Beibehaltung des „Althergebrachten“ bedachte Orthodoxie dazu bereit ist, ihre Praktiken äußeren Umständen anzugleichen.

Tora, Talmud und Halacha im liberalen Judentum

Aus liberaler Perspektive wird die Heilige Schrift als Dokument verstanden, das in einem Jahrhunderte währenden Prozess von Menschenhand erschaffen wurde: Sie repräsentiert die Vorstellung des Menschen von Gott, nicht aber buchstäblich das Wort Gottes. Dementsprechend gilt das auf der Tora basierende jüdische Gesetz nicht als unbedingter „Wille Gottes“ und damit auch nicht als verbindlich. Im Denken liberaler Vertreterinnen und Vertreter werden zwar orthodoxe Auslegungen mit berücksichtigt, aber auch davon unabhängige akzeptiert, so z.B. das eigene Gewissen und die menschliche Vernunft.

Dennoch kann für den Einzelnen jedoch die Einhaltung dieses Gesetzes - mitunter auch in abgeänderter Form - bedeutsam sein. Dies berücksichtigt das liberale Judentum und weist damit einen anderen Zugang zur Halacha.

Tora, Talmud und Halacha im liberalen Judentum

Aus liberaler Perspektive wird die Heilige Schrift als Dokument verstanden, das in einem Jahrhunderte währenden Prozess von Menschenhand erschaffen wurde: Sie repräsentiert die Vorstellung des Menschen von Gott, nicht aber buchstäblich das Wort Gottes. Dementsprechend gilt das auf der Tora basierende jüdische Gesetz nicht als unbedingter „Wille Gottes“ und damit auch nicht als verbindlich. Im Denken liberaler Vertreterinnen und Vertreter werden zwar orthodoxe Auslegungen mit berücksichtigt, aber auch davon unabhängige akzeptiert, so z.B. das eigene Gewissen und die menschliche Vernunft.

Dennoch kann für den Einzelnen jedoch die Einhaltung dieses Gesetzes - mitunter auch in abgeänderter Form - bedeutsam sein. Dies berücksichtigt das liberale Judentum und weist damit einen anderen Zugang zur Halacha.

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