Gotteshaus. Gotteshaus.
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Glaubenspraxis

Gebete und Gotteshäuser

Im Christentum

Gebete und Gebetszeichen

Beim Gebet falten Christinnen und Christen in der Regel die Hände oder legen die Handflächen aneinander. Mit welchen Worten jemand zu Gott betet ist grundsätzlich nicht festgelegt. Ob Gläubige im Alltag mit traditionellen, vorformulierten Worten beten (zum Beispiel das Vaterunser, Glaubensbekenntnis, Psalmen) oder mit frei formulierten Worten, bleibt ihnen überlassen.

In Gottesdiensten werden neben den beiden Hauptgebeten (Vaterunser und Glaubensbekenntnis) die Gebete in der Regel von Pfarrer oder Pfarrerin formuliert und von der Gemeinde nachgesprochen.
 
Grundsätzlich gibt es außer am Sonntag in den Gottesdiensten keine festen Gebetszeiten. In vielen Familien ist es üblich, vor den Mahlzeiten ein Tischgebet zu sprechen oder zu Tagesbeginn oder am Abend zu beten.

Verhaltensregeln in Gotteshäusern

Grundsätzlich ist es allen Interessierten - Gläubigen, Nichtgläubigen oder Andersgläubigen – erlaubt, eine Kirche zu betreten. Im Kirchenraum ist ein leises, ruhiges Verhalten angemessen. Weitere Regeln sind konfessionsabhängig:

Orthodoxe und katholische Kirche
Am Eingang steht eine Schale mit Weihwasser (Wasser über dem der Priester ein Gebet gesprochen hat und das der inneren Reinigung dient). Hiermit bekreuzigen sich die Gläubigen. Im Gottesdienst beider Kirchen bekreuzigen sich die Gläubigen, wenn die Anbetung der Trinität erwähnt wird („Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“).

Katholische Kirche
Bekreuzigung am Anfang und Ende des Gottesdienstes. Verbeugung vor dem Altar und Bekreuzigung vor dem Niederknien auf der Sitzbank. (Diese Regeln sind „Kann-Regeln“.)

Abendmahl: In der katholischen Kirche darf das Abendmahl in der Regel nur von Katholikinnen und Katholiken empfangen werden. Vor dem Empfang des Abendmahls knien die Gläubigen nieder.

Orthodoxe Kirche
Während des Gebets stehen die meisten Gläubigen, einige Kirchen haben eine Bestuhlung am Rand des Gotteshauses für die Kranken und Alten.

Evangelische Kirche: Auch Gläubige anderer Konfessionen dürfen am Abendmahl teilnehmen. Alle Gläubigen erhalten Brot und Wein (in der Regel nach der Konfirmation).

Kleiderordnung in Gotteshäusern

In katholischen Kirchen (vor allem Südeuropas) und in orthodoxen Kirchen sollten Frauen ihre Schultern bedeckt halten. Weiterhin wird empfohlen, eine Kopfbedeckung und Röcke zu tragen, die die Knie bedecken. Männer sollten lange Hosen tragen und ihre Kopfbedeckung ablegen.

In orthodoxen Kirchen müssen männliche Kirchgänger vor dem Eintritt in die Kirche ihre Kopfbedeckung ablegen. Frauen dürfen sie anbehalten. Besucher/-innen in russisch-orthodoxen Kirchen sollten nicht die Hände auf den Rücken legen. Dies war die übliche Haltung der KGB-Agenten, die den Gottesdienst überwachten, und gilt bis heute als verletzend. 

Beim Besuch eines evangelischen Gotteshauses ist keine Kleiderordnung zu beachten.

Im Islam

Gebete

Das Gebet gilt im Islam als Gottesdienst. Die meisten Musliminnen und Muslime beten fünfmal pro Tag Richtung Mekka. Einige muslimische Gruppierungen reduzieren dies auf drei Gebete pro Tag. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit auf Reisen oder bei Krankheit bestimmte Gebetseinheiten zusammen zu ziehen.

Die Gebetszeiten richten sich nach dem Sonnenstand und verschieben sich daher täglich etwas. Zum gültigen Gebet gehören:

Dem Gemeinschaftsgebet wird der Vorzug vor dem Gebet allein gegeben.

Das Gebet gliedert sich in mehrere Teile, die die Anrufung und die Lobpreisung Gottes, auch mit dem Körper, widerspiegeln. 

Viele Musliminnen und Muslime besuchen auch die Moscheen, um dort in Gemeinschaft zu beten. Besonders am Freitag ist dies der Fall, denn das so genannte ?umagebet (arabisch ?uma – Freitag) wird für Männer als Verpflichtung betrachtet und bei Frauen gern gesehen.

Die Pflichtgebete sollen in arabischer Sprache abgehalten werden. Außerhalb dieser Pflichtgebete können Musliminnen und Muslime jederzeit eigene Gebete in ihrer eigenen Sprache formulieren.

Vor dem Gebet vollziehen die Musliminnen und Muslime eine rituelle Waschung (arabisch: wudu, türkisch: abdest).

Moschee

Eine Moschee ist kein sakraler Raum und in ihrer Funktionalität nicht ausschließlich dem Gebet vorbehalten. Sie dient auch dem allgemeinen Austausch der Gemeindemitglieder und der katechetischen Unterweisung. An der Tür der Moschee stehen Regale bereit, in denen die Schuhe abgestellt werden.

Der Moscheeraum ist frei von bildlichen Darstellungen von Menschen oder Tieren. Deshalb ist es für die meisten Musliminnen und Muslime auch wichtig eine solche „bilderfreie“ Zone in den Räumlichkeiten zu haben, in denen sie außerhalb der Moschee beten. Das gilt auch für Kruzifixe oder andere Symbole anderer Religionsgemeinschaften.

In den meisten Moscheen beten die Frauen entweder auf einer Empore oder in einem gesonderten Raum. Üblich ist es auch, dass Frauen hinter den Männern beten.

Kleiderordnung und Verhaltensregeln in Moscheen

Die Moschee wird ohne Straßenschuhe betreten. Da die Musliminnen und Muslime bei ihrem Gebet mit dem Gesicht den Boden berühren, soll auf diese Weise der Raum sauber gehalten werden. Meist finden sich vor dem Gebetsraum Regale, auf denen die Schuhe abgestellt werden. Manche Moscheen bieten auch leichte Pantoffeln an.

In der Moschee gibt es keine Bänke. Falls jemand nicht auf dem Boden sitzen kann, stellt die Gemeinde einen Stuhl oder Hocker zur Verfügung.

Die Gemeinden erwarten eine angemessene Kleidung, das heißt möglichst keine kurzen Röcke oder Hosen sowie keine tiefen Ausschnitte. Üblicherweise sollten auch nicht-muslimische Frauen sich die Haare bedecken. In Deutschland erwarten das allerdings die wenigsten Gemeinden. Hier ist es angebracht, vorher bei der Gemeinde nachzufragen oder sich entsprechend vorsorglich etwas mitzunehmen.

Es gilt als allgemeine Höflichkeit, wenn beim Sitzen in der Moschee die Füße nicht in Richtung der Qibla (Gebetsrichtung), also Richtung Mekka liegen. Auch bei Erklärungen oder einem Kurzvortrag gilt es als unhöflich, dem Redner oder der Rednerin die Füße entgegenzustrecken.

Während des Gottesdienstes konzentrieren sich alle auf das Gebet und unterhalten sich nicht.

Betreten anderer Gotteshäuser

Theologisch steht dem Besuch einer Kirche oder Synagoge nichts entgegen, trotzdem sehen viele Eltern das für ihre Kinder sehr kritisch. Oft rühren diese Ängste von Unwissenheit und Vorurteilen her. In diesem Fall ist es ratsam, örtliche Moscheen und Gemeindeleiter mit einzubeziehen.

Im Judentum

Gebet

Täglich werden drei Gebete gesprochen, und zwar morgens, nachmittags und abends. Die Gebete stellen eine Parallele zum Opferdienst im Tempel dar. Die zu betenden Texte sind größtenteils der Hebräischen Bibel entnommen. Zu den wichtigsten Gebeten gehört das Schma Jisrael („Höre, Israel“). Es ist eine Art Bekenntnisformel des Glaubens an den einen Gott und wird sowohl am Morgen als auch am Abend gesprochen. Zu allen drei Gebetszeiten spricht man die aus 19 Bittgebeten bestehende Amida.

Für das öffentliche, vollständig gesprochene Gebet benötigen orthodoxe und konservative Juden einen Minjan, eine Zusammenkunft von zehn Erwachsenen. Viele reformjüdische Gemeinden legen keinen gesonderten Wert auf einen Minjan.

Orthodoxe und konservative Juden verstehen das dreimal tägliche Gebet als göttliches Gebot. Die meisten Reformjuden sehen sich nicht in dieser Häufigkeit zum Gebet verpflichtet. In orthodoxen und den meisten konservativen Gemeinden wird das Gebet auf Hebräisch gesprochen, in Reformgemeinden ist der Anteil am Gebet in Landessprache unterschiedlich groß.

Gebetszeichen

Als Gebetszeichen dienen bei Männern in den jüdischen Glaubensrichtungen an allen Tagen die Kippa (Käppchen; jiddisch: Jarmulke) oder eine sonstige Kopfbedeckung und der Tallit (Gebetstuch mit Zizit, Schaufaden). An Wochentagen tragen orthodoxe und konservative Männer zudem Tefillin (Gebetskapseln), eine Art Würfel, mit Lederriemen angebracht an Kopf und Arm, die Bibelzitate enthalten. Das Tragen von Tefillin ist bei Reformjuden nicht in diesem Maße üblich. In konservativen Gemeinden tragen auch Frauen Kippa, Tallit und Tefillin.

Gotteshäuser

Die Synagoge (hebräisch: Bet Knesset, Haus der Versammlung) ist zugleich Gebetsraum und Lehrhaus. Meist ist ein Gemeindezentrum angeschlossen.  In den meisten jüdischen Gemeinden in Deutschland ist die Teilnahme von Nicht-Gemeindemitgliedern an Gottesdiensten nach vorheriger Anmeldung möglich.

Als „Haus Gottes“ verlangt die Synagoge nach einer dem Brauch der jeweiligen jüdischen Gemeinde angemessenen Kleidung und nach der Einhaltung gewisser Verhaltensregeln, die auch für andere Gotteshäuser gelten (kein Kauen von Kaugummi und lautes Reden während des Gottesdienstes; man erhebt und setzt sich gemeinsam mit der Gemeinde und Ähnliches).

Betreten anderer Gotteshäuser

Über das Betreten anderer Gotteshäuser durch Jüdinnen und Juden lässt sich keine verallgemeinernde Aussage treffen. Manche Juden, gleich welcher religiösen Bewegung zugehörig, betreten die Gotteshäuser anderer Religionen, andere wiederum nicht. Bei einigen religiösen Menschen betrifft dies insbesondere christliche Gotteshäuser, da sie in dortigen christlichen Abbildungen und Skulpturen eine Verletzung des biblischen Bilderverbots sehen (Exodus 20,4) und die figürliche Darstellung eines menschlichen „Gottessohnes“ ablehnen.

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