Bedeutung und Wert einer Youth-on-the-Move-Card (YoM-C)
IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V. (IJAB) ist im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Europäischen Kommission, seiner Mitgliedsorganisationen und anderer zentraler Träger der Jugendarbeit auf den Gebieten der internationalen Jugendpolitik, Jugendarbeit und Jugendinformation tätig. Aufgabe ist die Förderung der internationalen Jugendarbeit und der jugendpolitischen Zusammenarbeit, um das gegenseitige Verständnis junger Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen zu erweitern, ihre Beziehungen zueinander zu festigen und um Vorurteile abzubauen.
Internationale Jugendarbeit ist Teil der außerschulischen Jugendbildung und setzt damit insbesondere auf Lernerfahrungen in internationalen Kontexten. Aus diesem Grund begrüßt IJAB die Anstrengungen zur Förderung von Mobilität und Partizipation für alle jungen Menschen und unterstützt die Anliegen des Konsultationsverfahrens.
In der Vorbereitung des Konsultationsverfahrens hat die Europäische Kommission (EU-KOM) am 10. Dezember 2010 den vorliegenden Fragebogen gemeinsam mit den Organisationen, die Jugendkarten im europäischen (und darüber hinaus) Rahmen herausgeben, erarbeitet. Es waren beteiligt die European Youth Card Association (EYCA), die International Student Identity Card (ISIC) und das Erasmus Student Network (ESN).
Mit dem Online-Konsultationsverfahren möchte die EU-KOM weitere Organisationen und Einrichtungen, aber vor allem junge Menschen einladen ihr mitzuteilen, welche Schwerpunkte in der Konzeption für sie Wichtigkeit besitzen und welche Erwartungen mit einer YoM-C verbunden werden. Die YoM-C soll eines der Flaggschiffprojekte der EU-KOM werden, die sie selbst betreut. IJAB begrüßt die Konsultation, insbesondere um in Erfahrung zu bringen, welche Vorteile in welchen Handlungsbereichen sich vor allem junge Menschen versprechen.
IJAB unterstützt die Zusammenarbeit mit den existenten Jugendkarten auf europäischer Ebene, die derzeit schon junge Menschen in unterschiedlicher Weise unterstützen, sei es durch Mobilitätsförderung, kulturelle Angebote, Vergünstigungen verschiedenster Art Zugang zu Informationen, Netzwerkaktivitäten u.a.m. Die EU-KOM verbindet durch die Implementierung eines YoM-C-Labels einen zusätzlichen, europäischen Mehrwert durch Verstärkung der bereits existenten Angebote, aber auch durch Hinzufügen praktischer, sozialer und formal-gesetzlicher Wertigkeiten.
Die Altersgrenzen für die „neue“ Jugendkarte liegen zwischen 13 und 30 Jahren, was eine breite Nutzung durch junge Menschen erlaubt.
Empfehlungen, Forderungen und notwendige Prozesse aus der Sicht von IJAB
IJAB empfiehlt seinen Mitgliedern und Kooperationspartnern sich an der Online-Konsultation zur YoM-C der EU-KOM zu beteiligen, um eine breite Meinungsvielfalt herzustellen und dadurch Beteiligung von Jugendlichen und Organisationen der Jugendarbeit an europäischen Angeboten und Instrumenten weiter im Sinne des strukturierten Dialogs zu fördern.
Folgende Themen und Angebote sollten bei einer Weiterentwicklung der existierenden Jugendkarten und insbesondere für den zusätzlichem Nutzen durch ein YoM-C-Label in Betracht kommen:
Mobilität ist und bleibt eine der wichtigen Errungenschaften in Europa. Die Möglichkeiten der Information, der Beratung über und die Nutzung von Vergünstigungen zu Mobilitätserfahrung – ob zu Lernzwecken oder persönlichen Entwicklung und Freizeitgestaltung – sollten weiter ausgebaut werden.
- Jugendliche haben - unseren Erfahrungen entsprechend - einen sehr hohen Bedarf an Auslandspraktika (kurz und mittelfristige Dauer) im berufsnahen Umfeld, der nicht von entsprechenden Angeboten gedeckt ist. Der Aufbau und die Unterhaltung von jugendgemäßen Web-Plattformen und Datenbanken für Jobangebote sind dabei hilfreiche Instrumente.
- Besondere Entwicklungschancen bestehen zusätzlich für mittel- und längerfristige Auslandsaufenthalte für junge Menschen unter 18 Jahren.
- Partizipation an politischen Prozessen ist eine Grundbedingung für aktives bürgerschaftliches Handeln. Mit der YoM-C sollten neue Beteiligungsformate für Jugendliche geschaffen werden. Geeignete Methoden unter Einbeziehung der Möglichkeiten einer Jugendkarte (Online-Voting, Meinungsumfragen, Registrierungen, Alternachweis, etc.) sollten in multinationalen Projekten erprobt und evaluiert werden. Eine „Wirkungsmächtigkeit“ (Relevanz von Beteiligung bei Entscheidungen) ist vorzusehen.
- Die Nutzung von elektronischen Medien nimmt bei Jugendlichen aller Altersgruppen zu. Daher ist es sinnvoll, Beteiligungsformen zu entwickeln und zu erproben, die die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien vorsehen und den Zugang dazu erleichtern. E-Partizipation für Jugendliche kann Beteiligung durch innovative Projekte fördern.
- Zugangserleichterungen durch verbilligten oder kostenfreien Zugang zu WiFi-Netzen von Karteninhaber/-innen bspw. in Transportmitteln, öffentlichen Einrichtungen, etc. können einen weiteren Beitrag zur Medienkompetenz und Beteiligung an Entscheidungsprozessen leisten.
- Jugendlichen bietet die außerschulische Bildung die Möglichkeit der Selbsterfahrung und des Erkennens der jeweils eigenen Fähigkeiten, Talente und Neigungen. Sie können ihre Stärken erfahren und diese weiterentwickeln. Nicht zuletzt ist dies eine Hilfe bei der Ausbildungs- und Berufswahl. Eine YoM-C kann dazu genutzt werden, freiwillige Tätigkeiten Jugendlicher zu dokumentieren und nachzuweisen. Ein Bonussystem über die YoM-C kann ehrenamtliches Engagement zusätzlich unterstützen durch Zugang zu qualifizierter Weiterbildung, Versicherungsleistungen, Erleichterung bei der Förderung von Unternehmensgründungen junger Menschen, kostenreduzierte/-lose Teilnahmeberechtigung an europäischen Veranstaltungen, u.a.m..
- Angebote der Jugendinformation geben zusätzlich Hilfestellung für Orientierungen für alle Lebensfragen, die Jugendliche betreffen. Gerade in Übergängen von Schule, Ausbildung und Beruf, bei Wohnungssuche und Gesundheitsfragen kommt der Jugendinformation und Jugendberatung eine sehr wichtige Funktion zu. Eine Zusammenarbeit zwischen den Netzwerken der Jugendinformation, namentlich der European Youth Information and Counselling Agency (ERYICA), EURODESK und der European Youth Card Association (EYCA), dem Europäischen Jugendforum (EYF) und anderen Netzwerken ist zu fördern.
- Positiv ist die EU-KOM darin zu unterstützen, nicht mit den bestehenden Jugendkarten in Konkurrenz zu treten, sondern diese Angebote zu erweitern, zu vertiefen und einen weiteren europäischen Mehrwert hinzuzufügen. Ein übergeordnetes YoM-Card-Label ist wichtig für eine weitere Nutzung der Jugendkarten, verleiht den Angeboten neue Impulse und Dienstleistungen, hilft neue Sponsoren für bestehende Angebote und neue Dienstleistungen zu finden und unterstützt generell die Identitätsbildung junger Menschen für ein soziales Europa.
- Eine wichtige Bedingung ist, dass die YoM-Card in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und weiteren Ländern in Europa – d.h. nicht notwendigerweise nur in den EU-Mitgliedsstaaten – erhältlich ist. Es sind Zugänge für die angestrebte Altersgruppe zu den beinhalteten Angeboten in diesen Staaten zu schaffen, sofern dies noch nicht der Fall ist.
- Das Europäische Jugendportal – in dem heute schon europaweite Informationen für junge Menschen (und die Multiplikatoren, die mit ihnen arbeiten) zur Verfügung gestellt werden – sollte als die zentrale Internetplattform um die YoM-C ausgebaut werden. Das Europäische Jugendportal bedarf einer entsprechenden Modernisierung, um neben Informationen auch Funktionen des „social web“ rund um eine YoM-Card anzubieten.
Im Mittelpunkt der Youth-on-the-Move-Card stehen das Interesse und der Nutzen für die jungen Menschen. Den Organisationen, Einrichtungen und Verbänden auf lokaler, regionaler, nationaler und europäischer Ebene, die mit und für Jugendlichen arbeiten, ist Unterstützung in ihrer Arbeit, besonders hinsichtlich einer möglichen Beteiligung an dieser jugendpolitischen Initiative zu gewähren.
Sie können die Stellungnahme hier als PDF-Datei herunterladen.
Reinhard Schwalbach
Stellvertreter der Direktorin
IJAB – International Youth Service of the Federal Republic of Germany
IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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