50 Jahre IJAB

50 Jahre IJAB

Fachstelle feierte mit Partnern

Mit einem Festakt am 18. Mai in Berlin hat IJAB mit seinen Partnern auf die 50-jährige Geschichte der Fachstelle angestoßen. Es war ein Blick zurück, aber noch viel mehr ein Blick auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft.

24.05.2017 / Christian Herrmann

50 Jahre IJAB waren ein Grund in die Zukunft zu schauen, aber auch einen Blick in die Geschichte des Vereins und – vor allem – mit alten und neuen Partnern zu feiern. Marie-Luise Dreber, Direktorin von IJAB und der IJAB-Vorsitzende Lothar Harles eröffneten den Festakt. „Was hat IJAB in den letzten Jahren ausgemacht?“, fragte Harles in die Runde? Antworten darauf gab es medial mit einem Jubiläumsvideo und Audio-Trailern, aber auch ganz real von Zeitzeugen. Zunächst aber hatten die Autorin und UN Young Leader Samar Mezghanni und der Vizeminister für Jugend und Sport der Ukraine, Oleksandr Yarema das Wort. Mezghannis Rede war sicher der emotionalste Beitrag des Tages, in dem sie Menschlichkeit gegen Rassismus und Nationalismus stellte. Yarema erinnerte an die Bedeutung, die Jugendarbeit dabei spiele.

Erinnerungen wurden wach

1967 wurde IJAB gegründet – Zeitzeugen für das erste IJAB-Jahrzehnt zu finden ist fast unmöglich. Um sich an die späten 70er-Jahre und frühen 80er zu erinnern, dafür waren Sybille von Stocki, in den 70er-Jahren Referentin und später Referatsleiterin für Europäische Jugendpolitik im Bundesjugendministerium, und Olli Saarela, langjähriger IJAB-Ansprechpartner im finnischen Jugendministerium, gekommen. Von Stocki erinnerte sich, wie sehr die jugendpolitische Zusammenarbeit von der Westintegration der Bundesrepublik geprägt war – bis Willy Brandts neue Ostpolitik kam. Der damit angestoßene Prozess hatte auch Auswirkungen auf neutrale Länder. Als Folge der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hatte Finnland Kontakte zu beiden deutschen Staaten geknüpft. „Ich erinnere mich an alles, aber ich erzähle nicht alles“, sagte Saarela und erzählte dann doch einiges. Zum Beispiel, wie Finnland vom deutschen Wettbewerb „Jugend forscht“ so angetan war, dass man ihn übernahm. (Download: Redebeitrag von Olli Saarela)

Niels Meggers, 25 Jahre lang Geschäftsbereichsleiter bei IJAB, war 1991 auf Werbetour für deutsch-sowjetischen Jugendaustausch. „Die Tour sollte im Baltikum beginnen, aber man signalisierte uns, das könne schwierig werden“, erzählte Meggers. Als noch im selben Jahr die Sowjetunion auseinanderfiel, ergaben sich neue Perspektiven mit den Nachfolgestaaten. Arunas Kucikas war Anfang der 90er-Jahre Berater des litauischen Präsidenten und maßgeblich am Aufbau von Jugendstrukturen beteiligt. „Was uns an IJAB gefallen hat, war, wie man mit uns geredet hat – von gleich zu gleich. Das kannten wir nicht, wir kamen aus einer anderen Welt“, so ließ Kucikas seine Erinnerungen Revue passieren. Aber noch eine weitere Entwicklung setzt in den späten 80er-Jahren ein: Mit dem Förderprogramm „Jugend für Europa“ setzt die Europäische Gemeinschaft einen jugendpolitischen Akzent und in den folgenden Jahren gewinnt die europäische Einigung deutlich an Dynamik. Das Büro „Jugend für Europa“ wird 1988 bei IJAB angesiedelt. „Die Einbindung in die Szene und die tägliche Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen von IJAB sind für uns wichtig“, erklärte Manfred von Hebel, stellvertretender Leiter der heutigen Nationalagentur für die Umsetzung des Jugendprogramms.

An die Dynamik der europäischen Entwicklung erinnerte sich auch Barbara Wurster, in den 2000er-Jahren Referatsleiterin im Bundesjugendministerium: „Damals wurden neue Akzente gesetzt, vor allem mit dem Weißbuchprozess. Jugendliche sollten zum Beispiel beteiligt werden, dafür brauchten wir die Expertise von IJAB.“

Für IJAB waren die 2000er-Jahre eine Zeit der Veränderung. Bilateraler Austausch wurde zugunsten einer themenzentrierten Zusammenarbeit, die internationale Erkenntnisse für die Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland gewinnen sollte, abgebaut. „Ganz neue Themen und Aufgaben kamen damals auf uns zu“, berichtete Marie-Luise Dreber, die als Direktorin die Zeit des Umbruchs mitgestaltete und IJAB bis heute führt. „Die Digitalisierung der Jugendarbeit ist bis heute ein wichtiges Thema, Qualitätsentwicklung, Qualifizierung, die Anerkennung Internationaler Jugendarbeit, die Verankerung des Internationalen in den Kommunen, das waren alles neue Tätigkeitsfelder. Und China kam als neuer Partner für den Austausch hinzu.“

Die Zukunft in den Blick nehmen

50 Jahre IJAB, das hat auch Aufforderungscharakter für die Zukunft. „Internationale Jugendarbeit muss auf der Höhe der Zeit sein“, stellte IJAB-Vorsitzender Lothar Harles in der Schlussrunde fest. „Wir müssen Digitalisierung und Globalisierung als Chance begreifen, wir müssen Kindern und Jugendlichen immer die besten Chancen geben – aber auch bei uns gilt: ohne Moos nichts los.“
Lisi Maier, an diesem Tag selbst Geburtstagskind, sitzt für ein IJAB-Mitglied, den Deutschen Bundesjugendring, auf dem Podium. „IJAB ist für uns wichtig, um ein gutes internationales Standbein zu haben“, sagte sie. Aber IJAB-Mitglieder waren nie unkritisch. Lisi Maier wünschte sich mehr Mitsprache für die Mitglieder. Uwe Finke-Timpe vom Bundesjugendministerium kennt dieses besondere Verhältnis zwischen IJAB-Mitgliedern und Ministerium, IJAB als Verein und als Dienstleister für internationale Jugendpolitik. Für ihn ist Internationale Jugendarbeit immer mit nationaler Jugendpolitik verbunden und soll noch stärker integraler Bestandteil von Kinder- und Jugendhilfe werden. „Wir müssen benachteiligte Jugendliche noch mehr in den Blick nehmen und angesichts der Konflikte in der Welt hat der Begriff Völkerverständigung eine neue Aktualität bekommen“, so beschrieb er wichtige Aufgabenfelder.

Fachkongress und Festakt – es war ein langer Tag für alle, die an beidem teilgenommen hatten. Aber es war auch ein Tag mit entspanntem Ausgang, Zeit miteinander anzustoßen, miteinander ins Gespräch zu kommen oder Erinnerungen auszutauschen. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, IJAB!