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Zugänge

Die "Generation Global" im internationalen Austausch

DJHT-Fachforum der Fach- und Förderstellen

Was zeichnet die „Generation global" eigentlich aus, was sind Hürden für den Jugendaustausch und wie ist das mit dem Anliegen zusammenzubringen, mehr Jugendlichen internationalen Austausch zu ermöglichen? Sehr lebendig und abwechslungsreich wurde dazu am 19. Mai 2021 im Fachforum „The World is changing“ auf dem DJHT diskutiert. Eingeladen hatte IJAB zusammen mit den Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit.

20.05.2021 / Stephanie Bindzus

Einen inspirierenden Einstig in das Thema ermöglichten Zukunftsforscher Tristan Horx vom Zukunftsinstitut in Wien und Heike Abt, Mitverfasserin der „Zugangsstudie“ am Institut für Kooperationsmanagement.

Horx‘ Hauptthesen: Das verbindende Element der heutigen jungen Generation ist die Konnektivität. Lebensläufe werden immer differenzierter und vielfältiger, das klassische Lebensmodell – Kindheit/Jugend, Arbeiten, Lebensabend – ist überholt. „Multigraphien“ lösen Biographien ab, einschließlich häufigerer Krisen und gleichzeitiger Transformationsmöglichkeiten. Die Individualität steht im Vordergrund. „Globalisierung“ sieht Horx bereits auf der nächsten Stufe und bevorzugt den Begriff „Glokalisierung“: Ein Stadium, indem das Lokale und das Globale keinen Widersprich mehr bilden sondern das Lokale an Bedeutung gewinnt. Das Materielle verliert nach Horx für diese Generation an Bedeutung. Statussysmbole wie Haus und Auto werden abgelöst von Reisen und Erfahrungen: „collect moments, not things“.
Ist die Generation Global also eine reine Elitenveranstaltung? Das möchte Horx so nicht unterschreiben. Er sieht eine maßgebliche Mittelschicht, die sich diese Einstellung leisten kann. Sowohl in Europa, aber (mit Einschränkungen) auch in den Ländern des globalen Südens.
Deutlich wurde aus Horx‘ Ausführungen in Vortrag und Diskussion nochmals, wie wichtig es ist, althergebrachte Vorstellungen immer wieder - auch anhand von Zahlen und Daten - zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dies gilt sicherlich auch für die Internationale Jugendarbeit und ihren Blick auf die eigene Zielgruppe.

Hier schloss der Vortrag von Heike Abt sehr gut an. Ging es in der von ihr in Auszügen vorgestellten Zugangsstudie doch darum, Datenlücken zu schließen und mehr darüber zu erfahren, was Jugendliche an der Teilnahme an internationalen Aktivitäten hindert. 26% der befragten Jugendlichen hatten bereits an einem Austausch teilgenommen, davon 42% an non-formalen internationalen Aktivitäten. Aufschlussreich war aber vor allem der Blick auf die Studienteilnehmenden, die noch keine Erfahrung im Jugendaustausch hatten. Von diesen waren nämlich immerhin rund zwei Drittel grundsätzlich motiviert zur Teilnahme. Was waren also die Gründe, die diese Jugendlichen abgehalten hatten? Neben den Kosten wurde hier die fehlende Information über die Angebote genannt – die die Jugendlichen offensichtlich vor allem über die Schule erwarten. Auch Ängste und fehlende Zeitfenster wurden als Gründe aufgeführt.

Von der Zukunftsforschung in die Praxis

Mögliche Antworten auf die gezeigten Hürden und Herausforderungen gab es im zweiten Teil der Veranstaltung direkt aus der Praxis und mit Blick auf verschiedene Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe.

Die Stadt Wiesbaden engagiert sich schon lange in der Internationalen Jugendarbeit und hat es geschafft, internationale Aktivitäten fest in der Kommune zu verankern. Dass die Aktivitäten bei den Jugendlichen sehr gut ankommen, wurde nicht nur durch einen kurzen Videoeinblick in eine deutsch-israelische Jugendbegegnung klar, sondern auch durch den begeisterten Input von „Reisepeer“ Mohammed Belgartit. Als ehemaliger Teilnehmer einer Jugendbegegnung wirbt er jetzt in seiner Peergroup für den internationalen Jugendaustausch. Conny Meyne, Leiterin des Jugendbildungswerks Wiesbaden, sieht neben der monetären Basis denn auch die intensive Beziehungsarbeit und starke Netzwerke als eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg in Wiesbaden.

Hans Steimle, Geschäftsführer BAG Evangelische Jugendsozialarbeit, und Heike Lorenz als Vertreterin des Bundesverbands Individual- und Erlebnispädagogik nahmen anschließend die Jugendsozialarbeit und die Hilfen zur Erziehung in den Fokus.
Mit dem Projekt Mobil+ hat der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit bereits vor einigen Jahren innovative Ansätze entwickelt, damit benachteiligte Jugendliche stärker an internationalen Begegnungen oder Lerngelegenheiten partizipieren können.
Wieso Hilfen zur Erziehung im Ausland so wertvoll für Kinder und Jugendliche sein können, verdeutlichte Heike Lorenz in ihrem engagierten Statement. Im Herbst dieses Jahres wird zudem ein Buch zur Individualpädagogik in Europa erscheinen, das weiteren Einblick in den Bereich geben wird.

Es war ein dichtes Programm für 90 digitale Minuten. Die ausschließlich positiven Rückmeldungen der über 80 Teilnehmenden in der abschließenden Umfrage zeigen aber, dass es gelungen ist, viele Facetten abwechslungsreich abzubilden und jede Menge Anregungen mitzugeben.

Alle Vortragsfolien und Links finden sich hier.
 

Zwei Filzstifte liegen auf einem beschriebenen Bogen Papier.
Über Zugänge zu Internationaler Jugendarbeit

Immer noch gibt es viele Hinderungsgründe, die junge Menschen von der Teilnahme am internationalen Austausch abhalten. Diese Hindernisse gilt es auszuräumen.