Jugendbeteiligung

Ein starkes Erlebnis

J7 Summit ist zu Ende gegangen

In Berlin ist am Mittwoch, dem 13. Mai, der J7 Summit zu Ende gegangen. Eine Woche lang haben Jugendliche aus den G7-Mitgliedsstaaten, der Europäischen Union und Gäste aus Entwicklungs- und Schwellenländern an einem Positionspapier zu den Themen des G7-Gipfels gearbeitet. Am Mittwoch wurden sie von Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek verabschiedet.

15.05.2015 / Christian Herrmann

Mittwochmorgen in Berlin: Es ist der letzte Tag des J7-Summit, viel ist seit Beginn des Jugendgipfels geschehen. Die Jugendlichen haben ein Positionspapier zu den Themen des G7-Gipfels, bei dem sich die Staatschefs der führenden Industrienationen in Schloss Elmau bei München treffen werden, erstellt und haben ihre Wünsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Jungendministerin Manuela Schwesig vorgestellt. Nun ist es Zeit, Bilanz zu ziehen und sich Gedanken über die Zukunft zu machen.

Etwas abgekämpft sehen sie aus, die Summit-Teilnehmer/-innen, die sich in der Jerusalem-Kirche in Berlin-Mitte versammeln. Aber die Müdigkeit verfliegt schnell, als jeder Einzelne um seine Meinung zum Verlauf des Summits gebeten wird. „Wir haben für Veränderungen geworben“ und „wir haben unsere Stimme auch für die erhoben, die hier nicht dabei sein konnten“, heißt es. Mehrfach wird den Veranstaltern, dem Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und UNICEF für die Ausrichtung des Summits gedankt. Aber wichtiger scheint doch etwas anderes zu sein: „Ich habe mich wie in einer Familie gefühlt“, sagt ein Teilnehmer, „und hatte nie das Gefühl, dass es große Unterschiede zwischen uns gibt. Es war, als würden wir einer Nation angehören“. „Ich bin eigentlich eine schüchterne Person“, fügt eine Teilnehmerin hinzu, „aber hier habe ich völlig offen reden können und konnte sicher sein, dass man mir in meiner Arbeitsgruppe zuhört und mich ernst nimmt“. Und eine japanische Teilnehmerin sagt: „Ich habe hier so vielen Leuten die Hand geschüttelt und bin von so vielen gedrückt und umarmt worden! Wenn ich nach Japan zurückkomme, muss ich aufpassen, dass ich damit nicht weitermache – in unserer Kultur berührt man sich nicht.“ Es ist wohl vor allem das gemeinsame Erleben über Grenzen hinweg, das viele in Erinnerung behalten werden.

Dann geht es nochmal in eine letzte Arbeitsphase. Was kommt nach dem Summit? Die Teilnehmer/-innen schreiben in Stichworten ihre Wünsche auf, finden sich dann in Arbeitsgruppen zusammen, um ihre Vorstellungen weiter auszuformulieren. Das Votum ist ziemlich eindeutig: Man möchte sich noch einmal treffen, an den gemeinsamen Themen weiterarbeiten und in der Zwischenzeit in Kontakt bleiben – über soziale Netzwerke und Skype. Man möchte die Ergebnisse des Summit im eigenen Land bekannt machen, lokale Netzwerke gründen und für mehr Jugendbeteiligung werben. „Not just kids“ lautet eines der Statements.

Am Ende wird es nochmal offiziell: Staatsekretär Dr. Ralf Kleindiek verabschiedet die Teilnehmer/-innen und dankt ihnen für ihr Engagement. Die Arbeitsergebnisse des Summits seien anspruchsvoll, findet er, aber man müsse anspruchsvoll sein, um etwas zu erreichen. Der Wunsch der Teilnehmer/-innen, die gemeinsame Arbeit fortzusetzen, trifft bei Staatssekretär Dr. Kleindiek auf offene Ohren. Er stellt Unterstützung für ein Folgetreffen in ein bis zwei Jahren in Aussicht und erntet donnernden Applaus. Staatssekretär Dr. Kleindiek nimmt sich die Zeit, jedem einzelnen Jugendlichen eine Erinnerungsmappe mit Fotos und dem Positionspapier zu überreichen.

Nach der Abfahrt des Staatssekretärs gerät der Gipfel kurzzeitig außer Kontrolle: Die Jugendlichen schnappen sich die Länderfahnen, die Teil der Bühnendekoration sind und organisieren ihre eigenen Gruppenfotos – laut und befreit von jeder Anspannung der letzten Tage. Antonio vom italienischen Team findet noch ein paar abschließende Worte aus Teilnehmer/-innensicht und kann sich am Ende kaum vor der kollektiven Umarmung retten. Nun ist er also vorbei, der J7 Summit. Bei einigen fließen Tränen. Keine Frage: Der Summit war für viele ein starkes Erlebnis.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.