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Jugendbeteiligung

Beteiligungslandschaften für Kinder- und Jugendliche

Dialogforum des NAP Jugendbeteiligung blickt auf Strukturen

Am 2. März 2024 fand im Haus der Technik in Essen das Dialogforum „Beteiligungslandschaften für Kinder und Jugendliche – Strukturen und Rahmenbedingungen“ im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Jugendbeteiligung der Bundregierung statt. Das Dialogforum ist Bestandteil einer Reihe von Austauschformaten zwischen Bundesregierung, Zivilgesellschaft und Expert*innen mit dem Ziel, die Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland zu stärken. IJAB ist im jugendpolitischen Beirat des BMFSFJ vertreten.

08.03.2024 / Natali Petala-Weber

„Wir haben kein Wissensproblem, sondern ein Umsetzungsproblem“ fasst Prof. Dr. Waldemar Stange aus dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISFP) an der Leuphana Universität in Lüneburg den aktuellen Stand der Kinder- und Jugendbeteiligung in Deutschland zusammen. Welche Rahmenbedingungen für eine starke Jugendbeteiligung gegeben sein müssen, sei hinlänglich bekannt – dennoch funktioniere die Verzahnung von kommunaler auf Bundesebene nicht und schon gar nicht die Übertragung auf den ländlichen Raum – trotz wunderbarer Beispiele in der Praxis. Bereits 2009 habe das Bundesjugendkuratorium auf diesen Sachverhalt hingewiesen: Es gibt vereinzelte Prozesse, aber nichts Zusammenhängendes.

Aus diesem Grund bringt die Servicestelle Jugendstrategie in der Stiftung SPI im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2022 im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Kinder- und Jugendbeteiligung Expert*innen, junge Menschen und Vertreter*innen von EU, Bund, Ländern und Kommunen immer wieder an einen Tisch: Ergebnis des mehrjährigen Prozesses soll die Formulierung von Empfehlungen für eine wirksame Kinder- und Jugendbeteiligung sein, die dem Bundeskabinett und der Jugend- und Familienkonferenz der Länder 2025 vorgelegt werden – dabei orientiert sich der Prozess an den Qualitätsstandards der Kinder- und Jugendbeteiligung. Der NAP ist eine Weiterentwicklung der Jugendstrategie der Bundesregierung und im Koalitionsvertrag 2019 verankert.

Learnings der Jugendbeteiligung übertragen und Beteiligungslandschaften erweitern

Im Rahmen der Podiumsdiskussion unter der Moderation von Dr. Anna Grebe waren neben der Wissenschaft Expert*innen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), der Jugendring Düsseldorf, die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ und das Deutsche Kinderhilfswerk vertreten. Sie widmeten sich der Frage, was Beteiligungslandschaften eigentlich sind und wie sie sich auf den unterschiedlichen Ebenen darstellen. In der Diskussion zeichnete sich ab, dass die Herausforderungen auf kommunaler Ebene und im ländlichen Raum andere sind und es dennoch gilt, für eine wirksame Kinder- und Jugendbeteiligung mehr Übertragungen und Verzahnung der Erfahrungswerte zu erreichen. Und zwar nicht nur zwischen ländlichem Raum und Stadt oder zwischen Kommune und Bund, sondern auch zwischen einzelnen Stadteilen, zwischen dem Sozialraum Schule und den außerschulischen Beteiligungslandschaften, aber auch in Bezug auf die Zielgruppen. Denn – so Sarah Matzke vom Deutschen Kinderhilfswerk – Beteiligungslandschaften sollten auch Kinder unter 12 Jahren umschließen, z. B. in ihrer Familie, in der KiTA und in der Grundschule.

Beteiligungslandschaft auf Bundesebene und die internationale Perspektive

Mit vier mehrstündigen Workshops zu Beteiligungslandschaften auf Bundesebene, Kommune, im ländlichen Raum und für Kinder wurde im Rahmen des Dialogforums Raum für vertiefte Diskussion geboten. Trotz der unterschiedlichen Strukturen weichen die Ergebnisse der Diskussionen und die damit zusammenhängenden Erfahrungswerte und Forderungen nicht stark voneinander ab: Angefasst werden sollte die Gesetzesebene und die Förderung von Jugendbeteiligung – nicht nur projektbezogen sondern auf Strukturebene. Jugendbeteiligung kann gesetzlich verankert werden und so die verpflichtenden Vereinbarungen der UN-Kinderrechtskonvention auf allen Ebenen etablieren.

Im Rahmen des Workshops zur Beteiligungslandschaft auf Bundesebene wurde darüber diskutiert, wer auf Bundesebene ein ernsthaftes Beteiligungsangebot gestalten kann und mit welchem Ergebnishorizont, sowie wie Zugangshürden abgebaut werden können, um die Perspektiven aller Jugendlichen sicht- und hörbar zu machen. Dabei gilt es auch zu fragen, welche Formate geeignet sind, um dezentrale Beteiligungsmomente zu schaffen. Aus der Perspektive der Internationalen Jugendarbeit ist die Verzahnung mit europäischen und internationalen Beteiligungslandschaften besonders wichtig. Hier gilt es zum Beispiel, die Prozesse der Youth Partnership der EU-Kommission und des Europarats zu verfolgen, in denen Jugendpartizipation im Arbeitsplan 2024/2025 eines der Schwerpunktthemen ist, und die EU-Jugendstrategie im Blick zu behalten.

Weiter geht es mit mehr Jugendbeteiligung

Die Ergebnisse der Diskussion werden protokolliert und fließen in die weiteren Schritte des NAP ein. Das Bundeskompetenzzentrum für Kinder- und Jugendbeteiligung des BMFSFJ (KomKJB) war in der Diskussion zu Beteiligungslandschaft auf Bundesebene vertreten und kann somit die Impulse für seine beratende Tätigkeit sowie seine Mitwirkung im NAP Jugendbeteiligung nachhaltig aufnehmen. Das KomKJB wurde 2023 als Projekt im SPI etabliert und berät Bundesministerien sowie nachgeordnete Behörden bei Fragen zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Es dient auf Bundesebene als ressortübergreifende Schnittstelle.

Vom 24. bis zum 26. Mai 2024 findet im Rahmen des NAP Jugendbeteiligung in Berlin die Bundesjugendkonferenz statt und am 20./21. September 2024 ein BarCamp für Fachkräfte und junge Menschen. Die Abschlussdokumentation der Veranstaltung ist in Kürze auf dem Webauftritt des NAP zu finden.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Eine junge Frau hebt die Hand.
Über Jugendpolitik

IJAB beobachtet u.a. die jugendpolitischen Entwicklungen in Europa und der Welt und informiert über Interessantes.