Junger Mensch mit Maske auf einer Straße in Málaga (Spanien) Junger Mensch mit Maske auf einer Straße in Málaga (Spanien)
Forschung

COVID-19 und die Jugend in Europa

Auswirkungen auf die wirtschaftliche und soziale Situation

Ziel dieser Studie ist es, den Mitgliedern des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) des Europäischen Parlaments eine Analyse der Auswirkungen der COVID-19-Krise auf junge Menschen zur Verfügung zu stellen, die aktuelle Informationen über ihre wirtschaftliche und soziale Situation enthält. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Beschäftigung.

21.10.2021 / Susanne Klinzing

Die Analyse wurde auf Ersuchen des Ausschusses für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL) des Europäischen Parlaments von der politischen Abteilung für Wirtschafts-, Wissenschafts- und Lebensqualitätspolitik erstellt. Sie fasst Erkenntnisse zu den Auswirkungen von COVID-19 auf Jugendarbeitslosigkeit, Untätigkeit, soziale Ausgrenzung, arbeitsbezogenes Lernen und psychische Gesundheit von Jugendlichen untersucht. Die Analyse basiert auf quantitativen Indikatoren und qualitativen Informationen aus politisch relevanten Dokumenten.

Wichtige Erkenntnisse

Jugend stärker als andere Gruppen betroffen

Die Jugend ist eine der Gruppen, die stärker als andere Altersgruppen von den weitreichenden arbeitsmarktpolitischen und sozialen Auswirkungen der COVID-19-Krise betroffen ist, was einer pandemiebedingten Verkettung von arbeitsmarktbezogenen Herausforderungen geschuldet ist. Junge Menschen waren besonders von der Verkürzung der Arbeitszeit und der Zunahme der Untätigkeit betroffen. Ein besonderes Merkmal der aktuellen Krise, die alle Altersgruppen betrifft, ist die Diskrepanz zwischen den Arbeitslosenzahlen und der relativ geringen Zahl der verlorenen gegangenen Arbeitsplätze. Beschäftigungsverluste im Jahr 2020 schlugen sich vor allem in steigender Untätigkeit als in tatsächlicher Arbeitslosigkeit nieder.

Die Jugendbeschäftigungs- und -arbeitslosenquoten entwickelten sich in Wellen, die die Zeiten von Lockdowns und Abschottung widerspiegeln. Obwohl sich die Quoten seit dem ersten Quartal 2021 erholten, war die Jugendbeschäftigungsquote in der EU immer noch geringer und die EU-Arbeitslosenquote immer noch höher als vor dem Ausbruch der Krise. Ein großer Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit unter jungen Menschen ist auf Neuzugänge zum Arbeitsmarkt in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen zurückzuführen. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Länder, die bereits während der Finanzkrise besonders hart betroffen waren, erneut einen überdurchschnittlichen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit zu verzeichnen hatten. Auch mit Blick auf die Quoten bei jungen NEETs (Nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung) bestehen die bereits vor Corona bestehenden Cluster weiter.

Ende 2020 waren in den 27 EU-Mitgliedstaaten fast 725.000 mehr junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren NEETs. Im Gegensatz zu früheren Krisen verdoppelte sich der Anteil der untätigen NEETs im Vergleich zu den arbeitslosen NEETs. Nichtsdestotrotz lag der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit und der NEET-Quoten deutlich unter dem Niveau während und nach der globalen Finanzkrise.

Die Fortschritte der letzten sieben Jahre sind bis dato noch nicht vollständig wieder zurückgedrängt. Kurz vor der COVID-19 Pandemie gab es etwa 1,7 Millionen weniger junge NEETs als sieben Jahre zuvor. Die Jugendarbeitslosigkeit war bis Februar 2020 auf ein Rekordtief von 14,9% gesunken. Das Hauptziel der nationalen Regierungen und der EU-Institutionen bestand darin zu verhindern, dass die Schäden der COVID-19-Rezession langfristig werden. Die meisten EU-Länder haben bereits in einem frühen Stadium mit gezielten Maßnahmen zur Förderung der Jugend reagiert. Diese trugen dazu bei, die negativen Auswirkungen auf die Jugendbeschäftigung abzufedern.

Ausblick

Obwohl die langfristigen Auswirkungen auf die soziale Situation und das psychische Wohlbefinden junger Menschen noch ungewiss sind, gibt es Grund zur Annahme, dass die negativen Folgen der COVID-19-Krise für die Jugendbeschäftigung weniger schwerwiegend sein könnten als im Nachgang zur globalen Finanzkrise. Je länger die Krise jedoch anhält, desto größer ist die Gefahr, dass sich die Arbeitslosigkeit verfestigt. Um eine verlorene oder "Lockdown-Generation" zu vermeiden, ist es daher wichtig, jungen Menschen in der Erholungsphase besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Eine Vielzahl von EU-Initiativen und -Programmen befasst sich bereits mit vielen der anstehenden Herausforderungen. Die Förderung der Jugendbeschäftigung ist zu einer der wichtigsten Prioritäten im EU-Haushalt geworden. Die Wirksamkeit der neuen und angepassten Maßnahmen wird jedoch von ihrer erfolgreichen Umsetzung abhängen. Um die Umsetzung auf nationaler Ebene zu verbessern und die Effizienz der EU-Mittel zu erhöhen, sollte es einen Qualitätsrahmen für Überwachung und Berichterstattung über die Ergebnisse geben.

Die Analyse (auf Englisch, 63 Seiten) ist abrufbar auf der Webseite des Europäischen Parlaments.

Konle-Seidl, R., Picarella, F., 2021, Youth in Europe: Effects of COVID-19 on their economic and social situation, Publication for the committee on Employment and Social Affairs, Policy Department for Economic, Scientific and Quality of Life Policies, European Parliament, Luxembourg

Quelle: Europäisches Parlament, Forschung für den EMPL-Ausschuss

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