Kommune goes International

Netzwerktreffen 2020

Digital geht – auch

Nicht wie geplant in der KGI-Kommune Kelkheim, sondern online trafen sich die in dem von IJAB koordinierten Netzwerk (zur Stärkung internationaler Jugendarbeit in Kommunen) aktiven Fachkräfte zum jährlichen kollegialen Erfahrungsaustausch.

23.11.2020 / Cathrin Piesche

Trotz der pandemiebedingten Verlegung des Netzwerktreffens in die virtuelle Welt, blieb Kelkheim Mitgastgeber des Treffens. Und damit eine Stadt, die als KGI-Gemeinde der ersten Stunde bereits über langjährige Erfahrung in der Internationalen Jugendarbeit verfügt. Dies wurde auch in den Begrüßungsworten des Bürgermeisters Albrecht Kündiger deutlich, der ausdrücklich die fortschrittliche Jugendarbeit in seiner Stadt lobte und insbesondere die gelungene Kooperation mit Schule herausstellte. Die gesamtgesellschaftliche Bedeutung von internationalem Austausch sei groß, so Kündiger, und er hoffe, dass Kelkheim hier als KGI-Kommune beispielhaft vorangehen könne.

Albert Klein-Reinhardt, Referent für europäische und internationale Jugendpolitik im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, bedankte sich in seinem Grußwort bei IJAB und den Teilnehmenden, dass es gelungen ist, das KGI Netzwerktreffen entgegen aller Widrigkeiten zu organisieren. Gerade dieser kollegiale Austausch sei besonders wertvoll. Es gelte nun abzuwarten, welche Perspektiven sich eröffnen, um das Handlungsfeld der Internationalen Jugendarbeit für Jugendliche und Fachkräfte attraktiv zu halten.

Einen gelungen Einstieg in den Netzwerktag und das Thema Internationale Jugendarbeit lieferte ein Film, der in Kelkheim in einer Kooperation der Stadt mit der Eichendorffschule, einer kooperativen Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, entstanden ist. Ein Film, die richtig Lust auf Internationale Jugendarbeit macht und den Mehrwert für alle Beteiligten deutlich herausstellt:

Per Speed-Dating in bunt zusammengewürfelten Kleingruppen wurde in mehreren Break-Out-Rooms nach der Begrüßung das Eis zwischen den Teilnehmenden gebrochen. Viele der Fachkräfte kennen sich bereits seit einigen Jahren und das Netzwerktreffen ist immer eine gute Gelegenheit, sich auf den neuesten Stand der Entwicklungen zu bringen. Neulinge im KGI-Netzwerk hingegen finden Ansprechpartner/-innen für ihre ganz konkreten Anliegen und können von den Erfahrungen anderer Kommunen profitieren. Neu für alle Teilnehmenden waren natürlich das Thema Corona und der Umgang damit.

Der Dialog setzte sich in den freien Sessions fort, deren Themen die Teilnehmenden im Vorfeld der Veranstaltung selbst gesetzt haben. So waren beispielsweise Strukturunterschiede innerhalb von Kommunen ein Thema – gestaltet sich die ämterübergreifende Zusammenarbeit in kleineren Gemeinden doch häufig einfacher als in Großstädten, wo die Ämter viel weiter voneinander entfernt sind.

Eine andere Gruppe tauschte sich über formale Voraussetzungen für eine internationale Jugendbegegnung mit jungen Geflüchteten aus. Hier wurde es als sehr Mut machend empfunden zu erfahren, dass es in syrischen Familien durchaus den Wunsch nach internationalen Austausch und Begegnung gibt.

Von den praktischen Erfahrungen in der Organisation und Durchführung von internationalen Austauschen mit jungen Menschen mit Fluchterfahrung im Projekt „moveeurope!“ berichteten in einem eigenen Input auch Karla Kästner von Migration Miteinander e.V. gemeinsam mit Anas Barghash und Syed Sikandar Ali Shah, die als Teilnehmer bei dem Projekt dabei waren.  Sie machten u.a. besonders auf die Problematik der unterschiedlichen Mobilitäts- bzw. Reiserechte von Asylbewerber(inne)n und anerkannten Geflüchteten aufmerksam.

Andere Teilnehmende aus dem KGI-Netzwerk hingegen haben die Durchführung ihrer ersten internationalen Begegnung noch vor sich und stellten in einer Gruppe zu diesem Thema erleichtert fest, dass sie mir ihren Fragen und Befürchtungen, z.B. zur Gruppenzusammensetzung, nicht alleine sind. Erfahrungen mit der aktuellen Pandemie- Lage, die Situation der Trägerlandschaft und der Austausch über virtuelle internationale Begegnungsprojekte und deren Fördermöglichkeiten wurden ebenfalls engagiert diskutiert. So ist beispielsweise eine gemeinsame Erfahrung, dass sich die Akquise jugendlicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer für digitale Formate durch die sinkende Verbindlichkeit des Formats schwieriger gestaltet und die Jugendlichen auch eher einfach mittendrin aussteigen. Solange die Grenzen geschlossen sind, halten viele auch die Idee einer Teilmobilität sinnvoll: Die Gruppen treffen sich real in ihrem Land und begegnen sich dann virtuell.

Den Umzug vieler Maßnahmen ins digitale griff auch der interaktive Workshop am Nachmittag auf, beim dem sich alle gemeinsam mit „Digitale Moderation im Rahmen Internationaler Jugendarbeit“ beschäftigen. Sabrina Meissel und Clemens Binder von der Unity Effect Connect UG in Bonn gaben den Teilnehmenden viele praktische Tipps zur Planung eines Meeting/Events, der Rolle der Moderation und zum richtigen Session-Design (Ankommen, Check-in, Check-out etc.). Darüber hinaus stellten sie unterschiedliche Methoden zur Einbindung der Teilnehmenden als auch Beispiele für Aktionen und Energizer vor, die sich auch für die Umsetzung in digitalen Formaten eignen. Ein wichtiges Thema war hier auch: Wie gehe ich souverän mit unangenehmen Momenten um? Was tun bei Technikpannen, sich verspätenden Personen oder einfach nur Stille? Eine kurze Antwort: Ruhe bewahren und langsam Ein- und Ausatmen….

Dies war ein anderes Kommune goes International Netzwerktreffen als in den vergangenen Jahren, aber deswegen nicht weniger interessant, wurden doch die die beiden Hauptziele der jährlichen Veranstaltung  gut erfüllt: Austausch innerhalb des Netzwerks ermöglichen und neue Ideen und Werkzeuge vorstellen, mit denen die internationale Jugendarbeit in den Kommunen vor Ort vorangebracht werden kann. Digital geht also – auch. Aber es wäre schön, wenn sich alle im nächsten Jahr wieder „in echt“ sehen könnten.

Das KGI-Netzwerktreffen fand am 29. September 2020 statt.

Über das Netzwerk Kommune goes International

Das Netzwerk Kommune goes international (KGI) ist die Anlaufstelle für Kommunen, die gezielt Angebote Internationaler Jugendarbeit lokal aus- und aufbauen möchten. Erfahren sie mehr darüber!

Ansprechperson
Roman Thieltges
Referent für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-111