Per Speed-Dating in bunt zusammengewürfelten Kleingruppen wurde in mehreren Break-Out-Rooms nach der Begrüßung das Eis zwischen den Teilnehmenden gebrochen. Viele der Fachkräfte kennen sich bereits seit einigen Jahren und das Netzwerktreffen ist immer eine gute Gelegenheit, sich auf den neuesten Stand der Entwicklungen zu bringen. Neulinge im KGI-Netzwerk hingegen finden Ansprechpartner/-innen für ihre ganz konkreten Anliegen und können von den Erfahrungen anderer Kommunen profitieren. Neu für alle Teilnehmenden waren natürlich das Thema Corona und der Umgang damit.
Der Dialog setzte sich in den freien Sessions fort, deren Themen die Teilnehmenden im Vorfeld der Veranstaltung selbst gesetzt haben. So waren beispielsweise Strukturunterschiede innerhalb von Kommunen ein Thema – gestaltet sich die ämterübergreifende Zusammenarbeit in kleineren Gemeinden doch häufig einfacher als in Großstädten, wo die Ämter viel weiter voneinander entfernt sind.
Eine andere Gruppe tauschte sich über formale Voraussetzungen für eine internationale Jugendbegegnung mit jungen Geflüchteten aus. Hier wurde es als sehr Mut machend empfunden zu erfahren, dass es in syrischen Familien durchaus den Wunsch nach internationalen Austausch und Begegnung gibt.
Von den praktischen Erfahrungen in der Organisation und Durchführung von internationalen Austauschen mit jungen Menschen mit Fluchterfahrung im Projekt „moveeurope!“ berichteten in einem eigenen Input auch Karla Kästner von Migration Miteinander e.V. gemeinsam mit Anas Barghash und Syed Sikandar Ali Shah, die als Teilnehmer bei dem Projekt dabei waren. Sie machten u.a. besonders auf die Problematik der unterschiedlichen Mobilitäts- bzw. Reiserechte von Asylbewerber(inne)n und anerkannten Geflüchteten aufmerksam.
Andere Teilnehmende aus dem KGI-Netzwerk hingegen haben die Durchführung ihrer ersten internationalen Begegnung noch vor sich und stellten in einer Gruppe zu diesem Thema erleichtert fest, dass sie mir ihren Fragen und Befürchtungen, z.B. zur Gruppenzusammensetzung, nicht alleine sind. Erfahrungen mit der aktuellen Pandemie- Lage, die Situation der Trägerlandschaft und der Austausch über virtuelle internationale Begegnungsprojekte und deren Fördermöglichkeiten wurden ebenfalls engagiert diskutiert. So ist beispielsweise eine gemeinsame Erfahrung, dass sich die Akquise jugendlicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer für digitale Formate durch die sinkende Verbindlichkeit des Formats schwieriger gestaltet und die Jugendlichen auch eher einfach mittendrin aussteigen. Solange die Grenzen geschlossen sind, halten viele auch die Idee einer Teilmobilität sinnvoll: Die Gruppen treffen sich real in ihrem Land und begegnen sich dann virtuell.
Den Umzug vieler Maßnahmen ins digitale griff auch der interaktive Workshop am Nachmittag auf, beim dem sich alle gemeinsam mit „Digitale Moderation im Rahmen Internationaler Jugendarbeit“ beschäftigen. Sabrina Meissel und Clemens Binder von der Unity Effect Connect UG in Bonn gaben den Teilnehmenden viele praktische Tipps zur Planung eines Meeting/Events, der Rolle der Moderation und zum richtigen Session-Design (Ankommen, Check-in, Check-out etc.). Darüber hinaus stellten sie unterschiedliche Methoden zur Einbindung der Teilnehmenden als auch Beispiele für Aktionen und Energizer vor, die sich auch für die Umsetzung in digitalen Formaten eignen. Ein wichtiges Thema war hier auch: Wie gehe ich souverän mit unangenehmen Momenten um? Was tun bei Technikpannen, sich verspätenden Personen oder einfach nur Stille? Eine kurze Antwort: Ruhe bewahren und langsam Ein- und Ausatmen….
Dies war ein anderes Kommune goes International Netzwerktreffen als in den vergangenen Jahren, aber deswegen nicht weniger interessant, wurden doch die die beiden Hauptziele der jährlichen Veranstaltung gut erfüllt: Austausch innerhalb des Netzwerks ermöglichen und neue Ideen und Werkzeuge vorstellen, mit denen die internationale Jugendarbeit in den Kommunen vor Ort vorangebracht werden kann. Digital geht also – auch. Aber es wäre schön, wenn sich alle im nächsten Jahr wieder „in echt“ sehen könnten.
Das KGI-Netzwerktreffen fand am 29. September 2020 statt.