Rayk Anders ist YouTuber. Sein Videoblog erreicht Tausende, manchmal Hunderttausende pro Folge. Entsprechend hat er andere Influencer im Blick. Zum Beispiel „Jay Mazini“, der seine Instagram-Follower durch Betrug um mehrere Millionen erleichterte. „Verbrauchertäuschung“ nennt Anders das. Verbraucher*innen zu täuschen, ist ein tägliches Geschäft – auch wenn vieles davon nicht vor Gericht endet. Zum Beispiel, wenn das „regionale Produkt“ nicht aus der Region des Kunden stammt, sondern in irgendeiner Region auf der Welt produziert wurde. Oder wenn „Made in Italy“ bei einem Modeartikel zwar zutreffend ist, für die Produktion aber einfach die chinesischen Sweatshops nach Italien verlegt wurden, inklusive der in China üblichen Arbeitsbedingungen.
Staatssekretärin Dr. Rohleder nimmt sich Zeit
Verbraucher*innen wird viel abverlangt, um solche Täuschungen zu verstehen. Das trifft auf alle Altersgruppen zu – auch auf junge Menschen, denn sie werden selten altersgerecht angesprochen. Zugleich sind ihre Erwartungen gestiegen. Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig. Die neue Jeans soll nicht nur gut aussehen, sie soll auch langlebig sein und umweltschonend produziert sein. Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, kann das gut verstehen. Als Staatssekretärin ist sie für Verbraucherschutz zuständig. Als Politikerin liegen ihr Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im Verbraucherschutz am Herzen, als Staatssekretärin fragt sie sich, wie junge Menschen besser erreicht werden können. Das wird bereits am ersten Tag des Wochenendes in Berlin deutlich. Rohleder hat sich Zeit genommen – nicht nur für eine formelle Begrüßung, sie möchte mit den Teilnehmer*innen ins Gespräch kommen, ein Gefühl dafür bekommen, was sie beschäftigt und zugleich davon berichten, welche Maßnahmen ihr Ministerium gerade anstößt. Vom Recht auf Reparatur ist dabei die Rede und von einem Kündigungsbutton, mit dem man freiwillig oder unfreiwillig eingegangene Abonnements wieder loswerden kann. Und natürlich macht die Staatssekretärin als Person neugierig. „Wie wird man eigentlich Staatssekretärin?“, möchte ein junger Mann wissen.
Die Verbraucherzentralen sind das Rückgrat des Verbraucherschutzes in Deutschland. Sie beraten, erheben Notfalls eine Verbandsklage gegen Unternehmen, klären auf und beobachten die Marktentwicklung. Mit Florence Ziesemer vom Verbraucherzentrale Bundesverband, Kathrin Körber von der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Dominique Choiner von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und Madeline Schillinger vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland haben die Teilnehmer*innen kompetente Ansprechpartnerinnen, beim Entwickeln ihrer Forderungen. Als Workshopleiterinnen bringen sie ihre Expertise für nachhaltige Mode, grenzüberschreitenden Verbraucherschutz, Geld und Ernährung ein. Die Fragen, wie Verbraucherschutz jugendgerecht vermittelt werden kann und wie eine jugendgerechte Verbraucherpolitik aussehen soll, sind Querschnittsthemen der Workshops. Innerhalb kurzer Zeit füllen sich die Flipcharts mit Vorschlägen: Haftung beim Mindestablaufdatum von Waren, transparente Definitionen von Werbebegriffen, Identitätsdiebstahl im Internet, Sperrung der Konten von Betrügern, irreführende Siegel oder die Nachvollziehbarkeit von Produktionswegen sind nur einige der Themen. Am Schluss wird gevoted: Welches sind die herausragenden Themen, die man Staatssekretärin Rohleder am Montag bei der Jugendpressekonferenz mit auf den Weg geben möchte?
Jugendpressekonferenz ist ein erster Aufschlag
Die Workshops sind gut gelaufen, viele Teilnehmer*innen loben die offene Gesprächskultur der Veranstaltung. Man ist miteinander ins Gespräch gekommen, man hat sich gegenseitig zugehört. Die positive Atmosphäre gibt Sicherheit für die Jugendpressekonferenz, die live im Internet übertragen wird. Zunächst stellt Anna die Arbeit der Jugendredaktion des Jugend-Verbraucher-Dialogs vor, denn sie ist ein Schlüssel zum Verständnis, wie Verbraucherthemen jugendgerecht aufbereitet werden können. Jennik stellt schließlich die Top 3 der Forderungen der Teilnehmer*innen vor.