Kerstin Giebel von IJAB freute sich über die große Resonanz auf die Veranstaltung. Sie hob in ihrer Begrüßung hervor, dass die nunmehr 3. Veranstaltung im Rahmen des Runden Tisches vor allem dazu diene, die Qualifizierung von Fachkräften voranzutreiben und damit das Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit zu stärken und weiterzuentwickeln. Ziel der Initiative sei aber auch, neue Akteure in den Dialog einzubinden. Umso erfreulicher, dass zahlreiche Fachkräfte aus dem Bereich der Sozialarbeit, insbesondere aus der Schulsozialarbeit, an diesem BarCamp mitwirkten. Rita Bergstein von JUGEND für Europa würdigte die von den Trägern der Internationalen Jugendarbeit im von Corona geprägten Jahr 2020 geleistete Arbeit. Für 2021 wünschte sie allen Beteiligten, dass es gelingen möge, coronabedingt abgesagte oder vertagte Aktivitäten und Maßnahmen wieder anzuschieben.
European Youth Work Agenda – das Momentum nutzen
Qualifizierung der Fachkräfte heißt auch, über aktuelle Entwicklungen und Ereignisse zu informieren und diese einzuordnen. Daher drehte sich der Einstieg in das BarCamp zunächst um einen Überblick über die Ergebnisse der European Youth Work Convention (EYWC) und deren Auswirkungen auf die europäische als auch nationale Jugendarbeit. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sowie des Vorsitzes des Ministerrats des Europarats fand die EYWC im Dezember 2020 online statt. Sabrina Apitz (Moderation) interviewte dazu zentrale Stakeholder.
Barbara Schmidt dos Santos von der Nationalagentur JUGEND für Europa (EYWC-Projektkoordinatorin) verwies dabei auf eine Reihe relevanter Dokumente der EYWC:
- „Growing Youth Work across Europe“, das als Impulsgeber für die Convention diente, und
- die Abschlusserklärung der Veranstaltung „Signposts for the future“, die Leitlinien und Anregungen für die Umsetzung einer starken Europäischen Jugendarbeitsagenda festhält.
Frau Schmidt dos Santos machte deutlich, dass sie an die innovative Kraft dieser Agenda glaube. Denn diese böte nun einen Rahmen für mehr Kommunikation und Zusammenarbeit in Europa. Auch wenn es noch an Strukturen fehle, sei es wichtig, das entstandene Momentum für den Umsetzungsprozess der Europäischen Jugendarbeitsagenda (den sogenannten Bonn-Prozess) jetzt zu nutzen und zu halten. Sie wiederholte den Aufruf an die Akteure und Praktiker/-innen der Jugendarbeit: „Frag(t) nicht, was der Bonn-Prozess für uns tun kann, sondern, was wir für den Bonn-Prozess tun können.“
Dorothee Ammermann (Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. und Mitglied der deutschen Delegation bei der EYWC) teilte ihre Eindrücke von der Veranstaltung mit den Teilnehmenden. Bei der Ausgestaltung und Umsetzung der Agenda gehe es ihr vor allem um die stärkere Sichtbarkeit von Jugendarbeit und die Jugendbeteiligung.
Gefragt nach den Chancen und Herausforderungen in der Umsetzung der Agenda, liegt der Fokus für Annett Wiedermann (Geschäftsführerin und Projektmanagerin vom YES Forum) auf der Weiterentwicklung und Stärkung der Jugendarbeit, vor allem in qualitativer Hinsicht. Sie weist darauf hin, der Jugend im ländlichen Raum mehr Aufmerksamkeit zu schenken und spricht damit eines der Europäischen Jugendziele an.
Themen der Sessions
Insgesamt konnten die Teilnehmenden aus 10 von ihnen selbst gesetzten Themen auswählen. Dabei ging es mehrfach um Fragen der Digitalisierung von (Internationaler) Jugendarbeit und die Verzahnung von bereits bestehenden und neuen Formaten. Stichwörter wie Digitalisierungsstrategie und hybride internationale Jugendarbeit (mit besonderem Schwerpunkt auf Unter-18-Jährige) standen hier im Mittelpunkt. In eine Digitalisierungsstrategie sollten nach Ansicht der Teilnehmenden unter anderem digitale Methoden Eingang finden sowie Beispiele guter Praxis systematisch erfasst und weiterverfolgt werden. Hybride internationale Begegnungen seien als eigenes Format in der Qualifizierung zu berücksichtigen.
Auch die Session „Stärkung der Jugendarbeit durch internationale Jugendarbeit. JuLeiCa goes international“ zog viele Teilnehmende an. Dort wurde die Jugendleiter-Card (JuLeiCa) international vorgestellt, ein Sondermodul, das vom Kinder- und Jugendring Sachsen-Anhalt e.V. in Zusammenarbeit mit den Jugendringen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern entwickelt wurde und den Fokus bewusst auf die Internationale Jugendarbeit setzt.
Weitere Themen waren die Anschlussfähigkeit von Qualifizierungsangeboten in der internationalen Jugendarbeit sowie Erreichbarkeit sozioökonomisch benachteiligter Jugendlicher für Angebote Internationaler Jugendarbeit. Aus der Session zur Vernetzung von Fachkräften und Peer-to-peer-Learning im Umgang mit Corona kam die Anregung von Anna Müller vom ServiceBureau Jugendinformation in Bremen, den informellen Austausch auch in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten und Verbundenheit zum Arbeitsfeld Internationale Jugendarbeit zu zeigen. Sie verwies hier unter anderem auf den vom ServiceBureau eingesetzten Hashtag #IJAweitermachen, um die Idee des Jugendaustauschs sichtbar zu unterstützen.
Christoph Bruners und Kerstin Giebel (beide IJAB) stellten in einer weiteren Session das neue Kooperationsprojekt von IJAB und der Universität Hildesheim „Fachkräfteinitiative.International – Für eine Internationalisierung und mehr Europa in der Kinder- und Jugendhilfe“ vor und zeigten Beteiligungschancen für Träger auf. Die auf drei Jahre angelegte Initiative möchte Fachkräfte und Organisationen aus den Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe durch finanzielle Zuschüsse und fachliche Expertise unterstützen, ihre internationale Handlungskompetenzen zu stärken. Nähere Informationen zum Interessenbekundungsverfahren folgen in Kürze auf der IJAB-Website.
Zeitnah wird eine Dokumentation erstellt, die allen Beteiligten und am Thema Interessierten zur Verfügung gestellt wird. Darin werden alle thematischen Sessions, die Initiator(inn)en und die Mitwirkenden an den jeweiligen Fragestellungen aufgeführt, so auch die weiteren Themen der BarCamp-Sessions wie die generationsübergreifende Zusammenarbeit, die Konzeption eines Online-Workshops Internationale Jugendarbeit für die Jugendsozialarbeit und die digitale Vernetzung junger Menschen.
Fazit
Das abschließende Votum zeigte, dass die Themen zur Digitalisierung der internationalen Jugendarbeit einschließlich hybrider Formate, gefolgt von der Stärkung der Jugendarbeit durch Internationale Jugendarbeit und die Koordination und Anschlussfähigkeit unterschiedlicher Qualifizierungsangebote in der internationalen Jugendarbeit favorisiert werden. Nun gilt es, mit möglichst großer Trägerbeteiligung die diskutierten Themen weiter fachlich zu vertiefen. Das Leitungsteam des BarCamps von IJAB und JUGEND für Europa steht dafür allen Interessierten beratend und begleitend zur Seite.
Der nächste Runde Tisch Fachkräftequalifizierung findet im Januar 2022 statt. Kontakt:
- Kerstin Giebel, giebel(at)ijab.de,
- Elena Weber, weber(at)jfemail.de,
- Johanna Adrian, adrian(at)jfemail.de.