Ende September konnten die 50 Teilnehmenden des europäischen Netzwerktreffens von Eurodesk drei Tage lang Kontakte knüpfen, Kooperationen wiederbeleben, sich über Herausforderungen austauschen und neue Inspiration für ihre Arbeit in den Eurodesk-Koordinierungsstellen mitnehmen. Im Namen von Eurodesk Kroatien hieß Katarina Brajdic, Leiterin der Abteilung Europäisches Solidaritätskorps der Nationalen Agentur, die Teilnehmenden in Zagreb willkommen und eröffnete ein kurzweiliges Programm. Ob Arbeitsgruppentreffen, Get-together-Aktivitäten, Plenumspräsentationen oder Diskussionsrunden: Die Atmosphäre war von Reaktivierung und Zusammenwachsen geprägt.
Mehr Klarheit und Kohärenz
Sowohl im informellen Austausch als auch in den Arbeitsgruppen: Immer wieder wurde deutlich, wie divers die nationalen Strukturen der Eurodesk-Mitglieder sind. So ging es auch in zwei Workshops um die Struktur des Eurodesk-Netzwerks auf nationaler Ebene und um verschiedene Formate der Zusammenarbeit mit Multiplikator*innen. Im Kern stand dabei immer die Frage: Wie können Netzwerkpartner aktiviert, informiert und beteiligt werden und sich Eurodesk verbunden fühlen? Während mangelnde zeitliche und personelle Ressourcen das größte Hindernis in der Zusammenarbeit mit Multiplikator*innen darstellten, kristallisierte sich die regelmäßige, persönliche Ansprache als Schlüssel zu erfolgreichen Partnerschaftsbeziehungen heraus. Als Good-Practice-Beispiel berichteten gleich mehrere Länder davon, gezielt Formate zum „Frustablassen“, z.B. in Form sogenannter „Venting Sessions“, in Netzwerktreffen zu integrieren. Mehrere Koordinator*innen berichteten, dass sie derzeit ihre nationalen Netzwerke umstrukturieren oder über die Einrichtung eines solchen Netzwerks nachdenken. Die Gruppe war sich einig, dass es für mehr Klarheit und Kohärenz bei den Strukturen nützlich wäre, europäische Leitlinien für die verschiedenen Rollen zu haben, aber die Brüsseler Eurodesk-Zentrale sollte Flexibilität bei der Anpassung des Modells zulassen.
Auf dem Weg zu mehr Jugendbeteiligung
In der Panel-Diskussion zum Thema „Youth Participation in Youth Information and Support Networks“ diskutierten die Direktorin von ERYICA, Eva Reina, der Direktor von EYCA, Manel Sánchez, und Eurodesk-Direktorin Audrey Frith über die Relevanz echter Beteiligung junger Menschen. Die Direktor*innen der drei Netzwerke stellten ihre Initiativen zur Jugendbeteiligung in ihren Strukturen vor: EYCA hat seit Februar 2021 ein Jugendgremium, das eine jugendliche Perspektive in das Management des Verbands einbringen soll. Es ist nun ein anerkanntes Gremium in seiner Satzung. Eurodesk hat einen Pool junger Journalist*innen eingerichtet und moderiert im Rahmen des Projekts „BeEurope“ gemeinsam mit einem jungen Menschen eine Sendung. ERYICA hat gerade ein über Erasmus+ gefördertes YinfoPEERs-Projekt abgeschlossen und beabsichtigt, junge Menschen in seine Leitungsgremien einzubinden. Eurodesk und ERYICA arbeiten gemeinsam an "Leitlinien für die Beteiligung junger Menschen an der Jugendinformation", die im Dezember 2022 veröffentlicht werden sollen.
Alles dreht sich um Kooperation
Dass Kooperationen der Schlüssel für mehr Sichtbarkeit sind, ist keine neue Erkenntnis. Doch Pavlina Macounova, Eurodesk Tschechische Republik, und Valentina Piras, Eurodesk Italien, stellten in der sogenannten „Pitch-Session“ besonders gelungene Beispiele für erfolgreiche Kooperationen vor: Eurodesk Tschechien führte eine „Roadshow der Ratspräsidentschaft“ mit EuroCentres durch, eTwinning-Botschafter*innen nahmen an Veranstaltungen teil und informierten junge Menschen über ihre Möglichkeiten. Eine Zusammenarbeit zwischen einer Stätte des europäischen Kulturerbes, Eurodesk und StudyIN gab es während eines DiscoverEU-Treffens. Eurodesk Italien hat ein Projekt entwickelt, um junge Menschen in Schulen zu erreichen und sie in Zeiten von Covid-19 mit lokalen Multiplikator*innen zu verbinden. Wer an dem Schulungsprogramm teilnahm, erhielt ein sogenanntes „Badge“, ein Abzeichen.
Im „Centar Za Mlade Zagreb“ stellten drei kroatische Jugendorganisationen ihre Arbeit vor. Lebendige Berichte aus der Praxis vermittelten einen guten Eindruck davon, wie Eurodesk-Multiplikator*innen mit Herausforderungen wie Pandemie, fehlender Förderung und der Schwierigkeit, benachteiligte Jugendliche zu erreichen, in der täglichen Arbeit umgehen. Neben konkreten internationalen Kooperationsideen, wie einem kroatisch-lettischen Podcast, entstand auch das gemeinsame Gefühl: Wir stehen alle vor ähnlichen Herausforderungen – und können voneinander lernen.
Der schlechteste Werbeartikel aller Zeiten
Zum ersten Mal in der Geschichte des Eurodesk-Netzwerks wurden die sogenannten „Eurodesk Stars“ verliehen. Bei einer anonymen Abstimmung konnten die nationalen Koordinator*innen ihren Favoriten in den folgenden vier Kategorien auswählen: nachhaltigstes Informationsprodukt, bestes Informationsprodukt, bestes Spiel und schlechtester Werbeartikel.
Eurodesk Deutschland gewann die Auszeichnung in der Kategorie „Nachhaltigstes Informationsprodukt“ für seine aus alten Roll-up-Bannern gefertigten Upcycling-Produkte wie Reisepasshüllen oder Federmäppchen. Stifte mit QR-Codes von Eurodesk Tschechien gewannen den Preis für das beste Informationsprodukt. In der Kategorie „Bestes Spiel“ trat Eurodesk Polen mit zwei Nominierungen gegen sich selbst an. Gewonnen hat ein übergroßes Jenga-Jugendinformationsspiel, wo Quizfragen auf die Spielsteine aufgedruckt sind. Mit einer angeblich selbsthaftenden Webcam-Abdeckung bewarb sich Eurodesk Island um den Stern für den schlechtesten Werbeartikel – und gewann. Die Abdeckung war so schlecht, dass sie einfach nicht kleben blieb und damit ihren Zweck nicht erfüllte.
Mitgliederversammlung und Wahlen
In der im Rahmen des Netzwerktreffens anberaumten Mitgliederversammlung („General Assembly“) wählten die Eurodesk-Mitglieder einen neuen Vorstand („Executive Committee“). Lorena Baric (Kroatien) wurde zur neuen Eurodesk-Präsidentin gewählt. Robert Helm-Pleuger, Leiter des IJAB-Geschäftsbereichs „Information für die internationale Jugendarbeit und Jugendpolitik“, wurde als Vorstandsmitglied wiedergewählt. Weitere in den Vorstand gewählte Netzwerk-Vertreter*innen sind Claire Conlon (Frankreich), Zsófia Bertalan (Ungarn), Miriam Petra Ómarsdóttir Awad (Island), Valentina Piras (Italien) und Pavlína Macounová (Tschechische Republik).
Mit der Neuwahl ging auch die Amtszeit von Ingrida Jotkaitė als Eurodesk-Präsidentin zu Ende. Während ihrer vierjährigen Amtszeit hat sie sich stark für die Anerkennung des Jugendinformationssektors eingesetzt, um jungen Menschen einen Platz in der Organisation zu geben und die Zusammenarbeit mit Partnern auszubauen.