Der erste Tag griff zunächst das gewählte Motto auf, lebt das Eurodesk-Netzwerk doch vom Austausch und Kontakt seiner Mitglieder untereinander. Und die kannten sich bislang teilweise nur über den Bildschirm. Zehra Manzak und Oliver Berger von der JuBi Unterfranken schafften mit spielerischen Methoden eine vertrauensvolle und wertschätzende Atmosphäre in der Gruppe, die eine gute Basis für die gemeinsame Arbeit im Netzwerk und einen fruchtbaren, kreativen Austausch während der Jahrestagung bildete. Reichlich Anregungen und food for thoughts nahmen die Teilnehmenden dann auch aus den folgenden Präsentationen über die Neuigkeiten und Entwicklungen aus dem Netzwerk mit. Auf großes Interesse stieß zum Beispiel die neue Kooperation mit bezev (Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V.) in Essen. Als inklusiver Eurodesk-Infopunkt hat bezev sich auf die Beratung junger Menschen mit Beeinträchtigung / Behinderung zu einem Engagement im Ausland spezialisiert.
Ein stärker diskutierter Punkt war der Umgang mit Kampagnen. Eurodesk Deutschland unterstützt 2022 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) das Europäische Jahr der Jugend (EJJ) in Deutschland. Im Rahmen der Kampagne „Dein Europa – Dein Jahr!“ sollen junge Menschen mit Entscheider*innen aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft ins Gespräch über Themen kommen, die ihnen wichtig sind. Ziel der Kampagne ist es, junge Menschen und ihre Perspektiven in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken und Entscheider*innen dafür zu sensibilisieren. Auch die Aktionstage #internationalheart waren 2022 in das Europäische Jahr der Jugend eingebunden worden. Grundsätzlich wird die Idee einer Kampagne gutgeheißen. Sehr deutlich wurde aber der Wunsch, bei künftigen Kampagnen die Kräfte zu bündeln und längere Vorlaufzeiten einzuplanen. Dieser Wunsch wurde dann auch am nächsten Tag von mehreren Arbeitsgruppen zur Zukunft des Netzwerkes aufgegriffen und visionär ausgestaltet.
„Ein fantastisches Netzwerk“
Die Gestaltung des Eurodesk-Netzwerkes bis 2026 war ein zweiter Schwerpunkt des Jahrestreffens. „Wo wollen wir zum 30. Geburtstag von Eurodesk sein und was kann jede*r Einzelne von uns dazu beitragen“. Ann Lorschiedter vom IJAB-Eurodesk-Team hatte zur Beantwortung dieser so scheinbar einfachen Frage die Methode „Appreciative Inquiry“ (wertschätzende Erkundung) mitgebracht. Eine der wichtigsten Grundannahmen dabei: In jeder Organisation gibt es etwas, das funktioniert. Und: Menschen haben mehr Vertrauen in die Zukunft, wenn sie Teile der Vergangenheit mitnehmen können. Die Teilnehmenden ließen sich auf den intensiven und tiefgehenden Prozess ein. Aufbauend auf den erkundeten bestehenden Stärken und positiven Eigenschaften entwickelten sie zunächst ihr „Traumnetzwerk 2026“ – das sie auch kreativ und mit sichtlich Spaß präsentierten. Kernpunkte, die sich herauskristallisierten, waren z.B. die oben schon erwähnte umfassende Werbekampagne, sowie eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema „Inklusion“.
Aus den Traumschlössern eine realistische Planung abzuleiten und wichtige Schritte zur Umsetzung festzulegen war die anschließende Aufgabe. Hier wurde u.a. vereinbart, regionale und inhaltliche Arbeitsgruppen zu bilden, die sich mit den von allen als relevant erachteten Themen wie z.B. Social Media beschäftigen werden. Reichlich Anregung gab es auch für das Team der Eurodesk-Geschäftsstelle bei IJAB: Das bereits etablierte Format des Online-Partnerfrühstücks könnte beispielsweise für „Mini-Schulungen“ genutzt werden, um wichtige Inhalte auch unterjährig besprechen zu können und damit nicht bis zu der jährlich stattfindenden Tagung abzuwarten.
Nach der intensiven inhaltlich-konzeptionellen Phase schlossen sich am letzten Tag noch zwei Programmpunkte zu aktuellen Entwicklungen an. Valérie Léger und Frank Peil von der Nationalagentur JUGEND für Europa informierten über den Sonderfonds zum Europäischen Jahr der Jugend 2022, über neue Formate in Erasmus+ sowie zu den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die EU-Programme.
Kanada hat sich mittlerweile zu einer der Hauptdestinationen junger Leute entwickelt. Annette Hensel von der Kanadische Botschaft gab wertvolle Hinweise rund um Voraussetzungen, Bewerbung und Visafragen weiter und stellte „International Experience Canada“ (IEC) vor - das bilaterale Abkommen zwischen Kanada und Deutschland, durch das junge Deutsche unkompliziert für ein Jahr in Kanada arbeiten können.
Das Eurodesk-Netzwerk lebt von seinen Mitgliedern. Nicht zuletzt bot die Jahrestagung 2022 eine schöne Gelegenheit, neue Mitglieder endlich auch live zu begrüßen und mit Heidi Winter (Eurodesk Dresden), Klaus Waiditschka (Eurodesk Fürstenwalde) und Konrad Flegr (Eurodesk Rottweil) drei engagierte langjährige Eurodeskler*innen in den Ruhestand zu verabschieden.
