Digitale Internationale Jugendarbeit

Digitaler Wandel für die Internationale Jugendarbeit

Digital Transformer Days

Finnland, Italien, Irland, Südafrika, Ghana, Rumänien, Philippinen, Deutschland, ... bei den „Digital Transformer Days“ waren Jugendarbeiter*innen aus der ganzen Welt miteinander im Austausch über digitale und innovative Ideen für die Jugendarbeit! Das Online-Barcamp fand am 24. und 25. Juni 2021 statt.

28.06.2021 / Stephanie Bindzus

Die digitale Transformation ist in vollem Gange und betrifft uns alle. Weltweit. Auch im Bereich der (Internationalen) Jugendarbeit. In jüngster Zeit hat die Pandemie das Tempo der digitalen Transformation in der non-formalen Bildung weiter beschleunigt. Fachkräfte experimentieren mit innovativen Designs und neuen Ansätzen, lernen aus ihren Erfahrungen und setzen das Gelernte in Online- und Blended-Projekten um: Jugendbegegnungen, Workcamps, Freiwilligendienste, Trainings, Tagungen und andere. Genug Stoff, um diese Erfahrungen einmal systematisch zu erkunden und in Beziehung zu Innovationen in anderen Bereichen zu setzen. Ziel: die (Internationale) Jugendarbeit weiterzuentwickeln. Das hierfür gewählte Barcamp-Format bot den rund 50 Teilnehmenden einen abwechslungsreichen und anregenden Rahmen.

Fragen wir nach dem Herz der Jugendarbeit

Juha Kiviniemi aus Helsinki warb in seinem Eingangsvortrag dafür, Digitalisierung aus einem breiteren Blickwinkel zu betrachten: Die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, haben sich verändert. Die Digitalisierung wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus und beschränkt sich nicht allein auf die Nutzung von Apps und Smartphones. Aufgabe der Jugendarbeit muss es also sein, junge Menschen dabei zu unterstützen, sich in diesem digitalisierten Umfeld zurechtzufinden und zu behaupten.

Notwendiger Ausgangspunkt für die digitale Weiterentwicklung der Jugendarbeit oder die Entwicklung einzelner digitaler Formate ist für Kiviniemi die klare Definition dessen, was erreicht werden soll und wie das geschehen soll – unabhängig von der Wahl einer bestimmten Software oder eines digitalen Werkzeugs. Was macht unser Angebot an die Jugendlichen im Kern aus? Diese Selbstvergewisserung und kritische Reflexion der eigenen Arbeit steht für Kiviniemi am Anfang einer gelungenen „Digitalisierung“. Grundlegend ist für ihn zudem, zu verstehen, was junge Menschen eigentlich tun, wie sie kommunizieren, in welchen digitalen Welten sie sich bewegen, welche Probleme sie dort vielleicht haben. Mit eigens aufgesetzten Plattformen wird die Jugendarbeit nicht weit kommen. Die Jugendlichen müssen dort angesprochen werden, wo sie sich aufhalten.

Können Fachkräfte das überhaupt leisten, ohne „digitale Nerds“ zu sein? Ja, meint Kiviniemi. Sein Tipp: Klein anfangen, bei sich selber oder mit etwas, was man schon kennt und nutzt. Dann nach und nach die Grenzen weiterziehen und keine Angst davor haben, dass etwas nicht gelingt. „If you fail, fail with a purpose“.

Unterschiedliche Anregungen, wie man anfangen kann und der Austausch über bereits gemachte Erfahrungen stand im Mittelpunkt der Arbeitssessions des ersten Barcamp-Tages. Michele di Paola aus Italien beispielsweise lud in seiner Session dazu ein, Videospiele als ein Tool für die nonformale Bildung zu entdecken.

Antonis Bertos, Griechenland, berichtete von einem interdisziplinären Kunstprojekt, in dem er Jugendliche, Kulturschaffende und Organisationen unterschiedlicher sozialer Gruppen durch Performances, Videotanz, Kurzfilme und andere künstlerische Aktionen digital zusammenbrachte.

Andere Themen waren u.a. die ins digitale übertragene internationale Jugendkonferenz „Europe reloaded“, Escaperooms für die Jugendinformation, Online-Trainings und der Austausch über Social-Media-Tools.

Get started

Allein bei Anregungen wollten die Organisator*innen des BarCamps nicht stehen bleiben. Der zweite Tag ermöglichte zwar zunächst den Blick auf innovative Projekte aus anderen Bereichen und gab damit nochmals kreativen Input. Danach waren aber die Teilnehmenden gefragt. Welche konkreten Projektideen gibt es? Was nehme ich mir für meine Organisation vor? Hier reichten die Ideen von einer stärkeren Vernetzung, über die Aktivierung und stärkere zivilgesellschaftliche Partizipation von Jugendlichen bis hin zur Untersuchung der Effekte von unterschiedlichen Technologien auf junge Menschen. Außerdem wünschten sich die Teilnehmenden, dass die Möglichkeiten hybrider Jugendbegegnungen, insbesondere die Beziehungen in virtuellen Räumen sowie die Nutzung von spielerischen und aktivierenden Methoden weiter erforscht und in Hubs zur Verfügung gestellt werden.

Schon im Herbst bietet sich die Chance, daran weiter mitzuwirken. Dann startet eine internationale Arbeitsgruppe, die sich u.a. diesen Themen widmen wird.

Wir danken den Kooperationspartnern des BarCamps ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW), Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), TANDEM – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch sowie JUGEND für Europa - Nationale Agentur Erasmus+ JUGEND IN AKTION und Europäisches Solidaritätskorps. Die Veranstaltung wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).

Niedlicher AI-Roboter mit Laptop
Digitale Internationale Jugendarbeit

Der Aufgabenbereich Digitales bei IJAB befasst sich mit Fragen der digitalen Entwicklung in der Internationalen Jugendarbeit und setzt Projekte zur Information, Vernetzung, Qualifizierung und Beratung um – national und international.

Ansprechpartnerinnen
Ulrike Werner
Referentin
Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit
Tel.: 0228 9506-230
Natali Petala-Weber
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit / EKCYP
Tel.: 0228 9506-201