Datenreport Internationale Jugendarbeit

Amtliche Statistik stellt Jugendaustausch in Zahlen dar

Amtliche Statistik entdeckt Internationale Jugendarbeit

Die offizielle amtliche Statistik entdeckt das Arbeitsgebiet Internationale Jugendarbeit und macht dieses mit Zahlen sichtbar, denn erstmals legt die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik für 2015 im Rahmen der neu konzipierten Statistik zu den öffentlich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit (kurz: Kinder- und Jugendarbeitsstatistik) auch eine umfangreiche Auswertung zur Internationalen Jugendarbeit vor.

14.03.2018 / Daniel Poli und Dr. Dirk Hänisch

Dazu schreiben die Autoren Sebastian Volberg und Dr. Jens Pothmann von der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKJStat,Dortmund) einleitend: „Zum einen soll mit Hilfe der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik ... zu den öffentlich geförderten Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit ein Beitrag geleistet werden, das Feld der Internationalen Jugendarbeit auf eine breitere Datenbasis zu stellen. Damit wird auch ein Beitrag zur besseren Sichtbarkeit dieses Handlungsfeldes der Kinder- und Jugendarbeit geleistet.“ (S.5). Die Autoren sind sich dabei durchaus bewusst, dass hier erstmals Neuland betreten wird, denn mit Ausnahme der Auswertungen im Rahmen des Kinder- und Jugendplans gab es bislang keine statistischen Erhebungen oder Zusammenstellungen von amtlicher Seite, die einen Überblick über die öffentlich geförderten Angebote der Internationalen Jugendarbeit erlauben.

Erhebungsmerkmale der amtlichen Statistik

Die amtliche Statistik zählt zur Internationalen Jugendarbeit „[...] solche Veranstaltungen und Projekte [...], die im In- oder Ausland stattfinden und an denen Personen aus dem In- und Ausland teilnehmen (z.B. Jugendaustausch, Jugendbegegnung, Workcamps). [...] Veranstaltungen und Projekte, die überwiegend einem schulischen Bildungszweck dienen, werden darunter nicht gefasst.“ (AKJStat). Die Auswertungen orientieren sich an den Erhebungsmerkmalen der amtlichen Statistik. Dazu zählen Art und Rechtsform des Trägers; Dauer, Häufigkeit, Durchführungsort sowie Schwerpunkte und Art des Angebots; Teilnehmende von Angeboten und Berücksichtigung von Alter und Geschlecht; Herkunftsland der meisten ausländischen Teilnehmenden und Veranstaltungen im In- oder Ausland; Kooperationen mit Schule und personelle Ressourcen einschließlich des ehrenamtlichen Engagements. Die Erhebung ist eine von den Statistischen Landesämtern durchgeführte bundesweit einheitliche Erfassung im Jahre 2016, betreffend das Berichtsjahr 2015.

Einordnung der Internationalen Jugendarbeit

Die Kinder- und Jugendhilfestatistik zählt für den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit 2015 insgesamt 19.339 offene Angebote mit 753.182 Stammbesucher(inne)n, 23.841 regelmäßige gruppenbezogene Angebote mit 619.983 Teilnehmenden und 97.348 Veranstaltungen und Projekte mit 6.049.616 Teilnehmenden. Die amtliche Statistik hat davon 2.009 Angebote der Internationalen Jugendarbeit erfasst, „[...] was einem Anteil von etwa 2 % gemessen an allen Veranstaltungen und Projekten entspricht. An diesen Angeboten nehmen 2015 insgesamt 125.743 Personen teil, was ebenfalls einen Anteil von etwa 2 % ausmacht.“ Werden zu Vergleichsgründen zur Statistik des Kinder- und Jugendplans (KJP-Statistik) nur die Teilnehmenden unter 27 Jahren gezählt, verringert sich die Zahl der Teilnehmenden auf 116.666.

Auffallend ist außerdem, dass sich mit Ausnahme eines leicht höheren Bedarfs an hauptamtlichen Mitarbeitenden und der höheren Anzahl der durchschnittlichen Veranstaltungstage und Übernachtungen je Angebot zugunsten der Internationalen Jugendarbeit diese sich profilmäßig kaum unterscheidet von den übrigen Angeboten der Jugendarbeit.

Weitere zentrale Befunde

Aus der Fülle der Ergebnisse sollen an dieser Stelle zwei weitere Erkenntnisse hervorgehoben und erwähnt werden. Zum einen macht die Kinder- und Jugendhilfestatistik deutlich, wie sich die Angebote im Bereich der Internationalen Jugendarbeit auf die durchführenden Träger verteilt. Die 2.009 erfassten Angebote der Internationalen Jugendarbeit wurden von 426 verschiedenen Trägern durchgeführt. Unterschieden wurden zwischen freien und öffentlichen Trägern. Freie Träger (insbesondre Jugendverbände, Jugendringe) machen mit 323 Organisationen die große Mehrheit gegenüber 103 Trägern aus dem öffentlichen Sektor (Jugendamt, Gemeinden ohne eigenes Jugendamt und andere Gebietskörperschaften) aus. Jugendverbände oder Jugendringe führten 2015 mit insgesamt 707 Angeboten der Internationalen Jugendarbeit am häufigsten Maßnahmen durch; mit Abstand folgen sonstige anerkannte Träger mit 466 Angeboten.

Zum anderen ist die Auswertung der Themenfelder der Angebote hervorzuheben. Dazu schreiben die Verfasser: „Bei der Betrachtung der Themenschwerpunkte der Internationalen Jugendarbeit im Vergleich zu den Veranstaltungen und Projekten aller Handlungsfelder der Kinder- und Jugendarbeit fallen einige Besonderheiten der Internationalen Jugendarbeit auf. So finden 56 % aller Angebote der Internationalen Jugendarbeit (unter anderem) zum weit gefassten Schwerpunkt „Gesellschaft, Religion und Kultur“ statt. Darauf folgt der Themenschwerpunkt „Kunst und Kultur“ mit 33 %. Beide Schwerpunkte werden deutlich häufiger angegeben als im Rahmen von Veranstaltungen und Projekten aller Handlungsfelder insgesamt. [...] Auf der anderen Seite werden Angebote mit Themenschwerpunkten aus den Bereichen Didaktik und Methodik sowie spielbezogene Angebote in der Internationalen Jugendarbeit seltener angeboten ...“ (vgl. AKJStat, S. 17 f.).

Diese Befunde deuten durchaus in die Richtung, dass Veranstaltungen im Rahmen der Internationalen Jugendarbeit insgesamt einen stärkeren gesellschaftspolitischen Bezug haben.

Wie sind diese erhobenen Zahlen der amtlichen Statistik zu werten?

Zunächst ist zu unterstreichen, dass die Neukonzipierung der amtlichen Statistik zur Kinder- und Jugendhilfe sehr zu begrüßen ist. Im Gegensatz zum formalen Bildungsbereich, der durch eine Fülle an Statistiken und Erhebungen sowie Schriftenreihen bereits seit längerer Zeit sehr gut ausgeleuchtet ist, mangelt es auf bundesweiter Ebene im non-formalen Bereich, wozu die (Internationale) Jugendarbeit gehört, an aussagekräftigen Daten. Hier dürfte mit der Neukonzipierung der Kinder- und Jugendhilfestatistik ein erster wichtiger Schritt gemacht worden sein.

Die Verfasser betonen in der Einleitung, dass mit der vorliegenden Auswertung der ersten Daten dieser neuen Statistik auch eine Reflexion des Konzepts und der Qualität der Datenerhebung einherzugehen hat. Hier sind sicher in Zukunft noch einige Feinjustierungen wie beispielsweise bei der Auswahlliste der Themen vorzunehmen. Was die Vollständigkeit der Datenerhebung betrifft, dürften ebenfalls noch einige Fragen im Raum stehen. Es drängt sich beim Betrachten der erhobenen und berichteten Zahlen über Teilnehmende und Angebote der Eindruck auf, dass in der amtlichen Statistik die Angebote der Internationalen Jugendarbeit untererfasst sind.

Anders ist die Diskrepanz nicht zu erklären, dass die amtliche Statistik 2.009 öffentlich geförderte Angebote der Internationalen Jugendarbeit zählt, während alleine die KJP-Statistik (Internationale Jugendarbeit) bereits 1.678 öffentlich geförderte Maßnahmen für 2015 dokumentiert. Zieht man noch die übrigen Angebote der öffentlichen Förderung auf Bundesebene hinzu, etwa die durch die bilateralen Jugendwerke und durch die Nationalagentur JUGEND für Europa, so wird die amtlich festgestellte Zahl deutlich überschritten.

Fazit

Dieser Befund bedeutet nun aber nicht, dass zentrale Aussagen der vorliegenden Auswertung in Gänze in Frage zu stellen sind. Sollte tatsächlich eine Untererfassung vorliegen, ist davon auszugehen, dass diese mehr oder weniger das gesamte Spektrum der Kinder- und Jugendarbeit in ähnlicher Weise betrifft. Wenn die Auswertung feststellt, dass der Anteil der Internationalen Jugendarbeit an der gesamten Kinder- und Jugendarbeit 2 % beträgt, so dürfte dieser Anteil bei einer vollständigen Erfassung aller Angebote im Großen und Ganzen durchaus Bestand haben.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (AKStat) wird IJAB diese Befunde der amtlichen Statistik in einen „Datenreport Internationale Jugendarbeit 2015“ auszugsweise übernehmen. Dieser Datenreport wird erstmals in einer Pilotversion auf der "Konferenz zur Fortentwicklung der europäischen und internationalen Jugendpolitik und Jugendarbeit" (Trägerkonferenz) des BMFSFJ im Juni zur Diskussion gestellt und wird weitere statistische Auswertungen vorliegender Statistiken enthalten, so beispielsweise die KJP-Statistik, die öffentlich geförderten Freiwilligendienste und einen qualitativen Auswertungsteil anhand von Fragebogendaten über internationale Begegnungen, die im Rahmen einer Selbstevaluation erhoben und ausgewertet wurden, enthalten.

Link zur Auswertung „Die Internationale Jugendarbeit im Spiegel der Kinder- und Jugendhilfestatistik“ >>> bitte hier klicken (pdf)!

Aktueller Literaturhinweis: Mit der Neukonzipierung der Kinder- und Jugendhilfestatistik beschäftigt sich in einem zweiteiligen Aufsatz auch: Martin Nörber, "7,4 Mio. Teilnehmende an Angeboten der Jugendarbeit im Jahr 2015. Bewährt sich die neue Jugendarbeitsstatistik? - oder: Was nützt's?" in deutsche jugend, Heft 12/2017 und 1/2018.

Über den Datenreport Internationale Jugendarbeit

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