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Stimmen aus dem DAP

Stimmen der Zukunft

Was junge Wähler*innen im US-Wahlkampf 2024 bewegt

Paul Grohmann hat im Frühjahr 2024 ein Praktikum bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington, D. C. absolviert und wurde dabei von IJAB mit einem DAP-Stipendium gefördert. Für IJAB analysierte er angesichts der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahl im November die aktuellen Prioritäten junger Wähler*innen in den USA.

19.06.2024 / Paul Grohmann

Am 5. November 2024 finden die Wahlen in den Vereinigten Staaten statt. Nicht nur Präsident und Vizepräsident werden gewählt, sondern auch alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Nachdem sich durch die Vorwahlen der Republikaner und Demokraten keine ernsthaften Konkurrenten für Donald Trump und Joe Biden durchsetzen konnten, wird die Präsidentschaftswahl 2024 die Neuauflage der Wahl von 2020.

Vor vier Jahren konnte sich Joe Biden knapp durchsetzen und erreichte 51,31 % der Wählerstimmen („Popular Vote“) und 56,88 % der Wahlmännerstimmen („Electoral Vote“), von denen 50,1 % zum Wahlsieg reichen. Laut aktuellen Umfragen und dem bereits sehr hitzigen Wahlkampf, deutet sich für 2024 ein ähnlich knapper Ausgang der Wahl an.

In diesem Beitrag werden die zentralen Anliegen und Erwartungen junger Wähler*innen im US-Wahlkampf 2024 untersucht, um zu verstehen, welche Themen sie mobilisieren und wie ihre Stimmen die politische Zukunft der USA mitgestalten könnten. Dabei stütze ich mich hauptsächlich auf die Ergebnisse der 47. Ausgabe der Harvard Youth Poll, die im Frühjahr 2024 vom Institute of Politics der Harvard Kennedy School veröffentlicht wurde. Diese Umfrage bietet den umfassendsten Überblick über die politischen Meinungen und Wahltrends junger US-Amerikaner*innen.

Stimmenverteilung nach Altersgruppen bei den Exit-Umfragen der US-Präsidentschaftswahl 2020

Diese Grafik, die die Stimmenverteilung nach Altersgruppen bei den Exit-Umfragen der US-Präsidentschaftswahl 2020 zeigt, bietet einen Einblick in die politischen Präferenzen der verschiedenen Generationen. Sie verdeutlicht, dass junge Wähler*innen im Alter von 18 bis 29 Jahren mehrheitlich für Joe Biden gestimmt haben, mit einem Stimmenanteil von 62 %. Im Gegensatz dazu gingen 35 % der Stimmen aus dieser Wählergruppe an Donald Trump. Diese Tendenz kehrt sich um, je älter die Wählergruppen werden, mit einem nahezu ausgeglichenen Stimmenanteil für die Kandidaten in der Altersgruppe von 65 Jahren oder älter.

Diese Statistik spiegelt nicht nur eine Generationsspaltung in der politischen Landschaft der USA wider, sondern betont auch, wie entscheidend die Stimmen der jungen Menschen für das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 waren. Die Herausforderungen und Themen, die junge Wähler*innen als entscheidend ansehen – wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stabilität –, könnten sehr wohl die politischen Diskussionen und Strategien der Kandidaten für die Wahl 2024 prägen. Angesichts dieser Dynamik wird es spannend sein, zu beobachten, welche Themen in den Fokus rücken und wie die Kandidaten versuchen werden, die Jüngeren für sich zu gewinnen.

Aktuelle Prioritäten der jungen Wählerschaft 2024: Was wirklich zählt

Junge Wähler*innen werden also bei den Wahlen in diesem Herbst wichtig, wenn nicht sogar entscheidend sein. Die politische Landschaft hat sich seit den Wahlen 2020 aber weiterentwickelt und mit ihr die Prioritäten der jungen Wählerschaft. Während Themen wie der Klimawandel oder Studienkredite und Bildungsfragen allgemein weiterhin eine zentrale Rolle spielen, sind auch neue Herausforderungen entstanden, die das politische Engagement und die Forderungen der jungen Wähler*innen beeinflussen. Auf Grundlage der 47. Ausgabe der Harvard Youth Poll (Frühjahr 2024) werde ich die aktuellen Prioritäten der jungen Wählerschaft untersuchen

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Blickpunkt

Eine der wichtigsten aktuellen Prioritäten bezieht sich auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas. An US-amerikanischen Hochschulen zeigt sich dies durch regelmäßige Proteste für einen Waffenstillstand und gegen weitere Waffenlieferungen und Unterstützung der israelischen Regierung. Die Ergebnisse der Harvard Youth Poll spiegeln eine ähnliche Haltung wider: Es besteht eine breite Unterstützung für einen dauerhaften Waffenstillstand im Israel-Hamas-Konflikt, wobei junge US-Amerikaner*innen 5 zu 1 zugunsten eines solchen Vorschlags sind. Darüber hinaus empfinden viele junge US-Amerikaner*innen Sympathie sowohl für das israelische als auch für das palästinensische Volk, was auf ein Bedürfnis nach einer friedlichen Lösung und einem Ende des Leidens hindeutet.

Diese Haltung unterstreicht das wachsende Bewusstsein und die kritische Auseinandersetzung mit außenpolitischen Fragen und deren direkten Auswirkungen auf das internationale Ansehen der USA sowie auf inneramerikanische Politikdebatten. Die Umfrage zeigt auch eine größere Skepsis gegenüber der direkten militärischen Unterstützung der israelischen Regierung, insbesondere unter jüngeren Demokraten, während Republikaner eher geneigt sind, solche Maßnahmen zu rechtfertigen. Diese Unterschiede in den Meinungen sind auch ein Zeichen für die politische Polarisierung, die in vielen Fragen der US-Außenpolitik zu beobachten ist.

Einwanderung und Sicherheit als zentrale Wahlthemen

Eine weitere wichtige Priorität, die aus der Umfrage hervorgeht, betrifft die Situation an der südlichen Grenze der Vereinigten Staaten. Die Mehrheit der jungen US-Amerikaner*innen glaubt, dass es eine Einwanderungskrise an der Südgrenze gibt; 53 % stimmen dieser Vorstellung zu. Gleichzeitig lehnt eine Mehrheit den Bau einer Grenzmauer ab und glaubt, dass Einwanderer*innen die Kultur der Vereinigten Staaten bereichern – eine Ansicht, die 50 % der Befragten teilen und der 17 % widersprechen. Zudem dementieren junge US-Amerikaner*innen mehrheitlich die Annahme, dass Einwanderer in ihrer Gemeinschaft die Kriminalität erhöhen oder Arbeitsplätze wegnehmen, die ansonsten an US-Bürger*innen gehen sollten. Diese Ergebnisse zeigen, wie komplex die Ansichten zum Thema Immigration sind.

Trotz der weitverbreiteten Wahrnehmung einer Krise an der südlichen Grenze befürworten sie überwiegend die positiven Beiträge der Einwanderer*innen zur amerikanischen Gesellschaft. Diese Thematik stellt einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Präsidentschaftskandidaten dar, die jeweils unterschiedliche Strategien und politische Prioritäten im Umgang mit der Einwanderungspolitik und der Grenzsicherheit verfolgen. Bei der für ihn erfolgreichen Wahlkampagne 2016 war die Einwanderungspolitik mit besonderem Bezug auf die Grenze zu Mexiko ein gewinnbringendes Thema für Trump, auf das er auch 2024 zurückgreift.

Ökonomischer Druck: Unzufriedenheit und Unsicherheit

Ein weiteres zentrales Anliegen aus der Umfrage ist die wirtschaftliche Lage. Fast drei von fünf (58 %) jungen US-Amerikaner*innen glauben, dass das Land „auf dem falschen Weg“ ist, während nur 9 % der Meinung sind, dass sich die Nation „im Allgemeinen in die richtige Richtung“ bewegt. Weitere 32 % sind unsicher. Zum Vergleich: In der Frühjahrserhebung 2020 antworteten noch 21 %, dass das Land in die richtige Richtung gehe; in der Frühjahrserhebung 2016 waren es 15 %.

Die Zustimmung zu Präsident Bidens Arbeit unter allen jungen US-Amerikanern*innen liegt im Frühling 2024 bei 31 %. Vizepräsidentin Kamala Harris (32 % Zustimmung) und die Demokraten im Kongress (34 % Zustimmung) befinden sich in einer ähnlichen Position, während die Republikaner im Kongress (24 % Zustimmung) um 10 Prozentpunkte hinter ihren demokratischen Kolleg*innen zurückliegen.

Die Zustimmung zu Präsident Bidens wirtschaftlicher Politik, mit Ausnahme der Entschuldung von Studentendarlehen, liegt unter seiner allgemeinen Zustimmungsrate. So unterstützen 39 % der jungen US-Amerikaner*innen Bidens Politik in Bezug auf die Entschuldung von Studentendarlehen, 30 % stimmen Bidens allgemeiner Wirtschaftspolitik zu und 23 % befürworten seinen Umgang mit der Inflation.

Zusammenfassung und Ausblick

Zweifellos können die Prioritäten der Jüngeren einen erheblichen Einfluss auf den Wahlkampf 2024 haben. Insbesondere die Demokraten müssen ihre Strategien anpassen, um die jungen Menschen zu mobilisieren, da deren Unterstützung nicht selbstverständlich ist. Die Republikaner hingegen könnten versuchen, Themen wie Wirtschaft und Grenzsicherheit stärker in den Vordergrund zu rücken, um junge Wähler*innen anzusprechen, die in diesen Bereichen unzufrieden sind.

Die kommenden Monate werden zeigen, welche Themen aufgegriffen werden und wie auf die Forderungen der jungen Wähler*innen reagiert werden wird. Die politische Beteiligung und das Engagement der jungen Generation werden die US-amerikanische Politik in den nächsten Jahren beeinflussen und könnten bei der Wahl 2024 Veränderungen bewirken.

Falls ihr euch für die kommende Wahl in den USA interessiert und euch weiter informieren wollt, habe ich hier die Umfrage der Harvard Universität verlinkt:47th Edition - Spring 2024 | The Institute of Politics at Harvard University.

 

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