White House in Washington, D. C. White House in Washington, D. C.
DAP: Praktikumsberichte aus den USA

Praktikum bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Washington D. C.

Beruflich und persönlich eine absolute Bereicherung

Bosse Spohn absolvierte vom 2. Mai bis zum 31. Oktober 2022 sein Praktikum in den USA im Auslandsbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Washington, D. C. Unterstützt wurde er dabei durch das Deutsch-US-Amerikanische Praktikumsprogramm (DAP).

15.09.2023 / Bosse Spohn

Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) besitzt weltweit Auslandsbüros und repräsentiert im jeweiligen Land die deutsche Sozialdemokratie, indem sie Bildungsveranstaltungen konzipiert, Publikationen herausgibt und Besuche zahlreicher deutscher sozialdemokratischer Politiker*innen von Landes- bis Bundesebene organisiert. Die verschiedenen Aufgaben und Ziele der einzelnen FES-Auslandsbüros werden von der Zentrale in Berlin koordiniert. Das Auslandsbüro der FES USA und Kanada, welches sich in Washington D. C. befindet, ist 1979 vom ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt gegründet worden, um die transatlantischen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA zu intensivieren.

Wie bekomme ich ein Visum für die USA?

Bevor ich mein Praktikum beginnen konnte, musste ich zuerst verschiedene Dokumente/Informationen bei meinem VISA-Sponsor Cultural Vistas ausfüllen bzw. einreichen, um meine Unterlagen für die Beantragung eins J1-Visums zu bekommen. Anders als beim ESTA-Visum ist das J1-Visum ein Studentenvisum, welches einem erlaubt länger als 3 Monate (die genaue Länge ist abhängig vom jeweiligen Programm) in den USA zu bleiben und zu arbeiten. Für die Ausstellung der Unterlagen werden Gebühren erhoben und nur die offiziellen Visasponsoren wie Cultural Vistas können die entsprechenden Dokumente ausstellen. Die FES USA und Kanada oder IJAB sind nicht dazu berechtigt. Als alle Unterlagen bearbeitet und per Post an mich geschickt waren, konnte ich einen Termin beim US-Konsulat in Frankfurt machen. Der Termin ist leicht online zu vereinbaren, kostet auch nochmal eine Gebühr (ungefähr 140€) und ist sehr wichtig, weil erst dort beim Interview entschieden wird, ob man das Visum wirklich bekommt. Ich würde empfehlen, sich möglichst früh bei der FES um ein Praktikum zu bewerben, da der Platz nicht nur sehr begehrt ist, sondern die ganzen bürokratischen Angelegenheiten, wie z.B. Visum, Unterkunft, Versicherungen usw., eine gewisse Vorlaufzeit brauchen und nicht mal eben schnell erledigt werden können.

Nachdem ich das Visum erhalten hatte, konnte ich mich direkt um eine Unterkunft, Flüge usw. kümmern. Es wird empfohlen, nicht vorher Flüge zu buchen, solange es nicht sicher ist, dass man ein Visum bekommt. Geflogen bin ich mit FlyPlay von Berlin über Reykjavík nach Baltimore/Washington, was ziemlich problemlos ging.

Meine Aufgaben bei der FES

Angekommen in Washington D. C., lernte ich an meinem ersten Tag viel über die Grundstruktur und Arbeitsweise der FES in den USA und Kanada. Das dortige Team besteht normalerweise aus vier Program Officers, die alle zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten arbeiten, einer Buchhalterin, einer Canada Liaison Officer und dem Büroleiter. Interessant ist, dass die Büroleiter der FES ungefähr alle 3 bis 5 Jahre in ein anderes Auslandsbüro bzw. zurück in die Zentrale nach Berlin wechseln. Für die Büroleiter wird also ein ähnliches Wechselprinzip angewendet wie bei der Deutschen Botschaft. Die Korrespondenzsprachen im Büro sind Deutsch und Englisch.

Als Praktikant war ich für die Social-Media Arbeit der Stiftung zuständig, bereitete interne Sitzungen vor und nach, begleitete zu Terminen mit wichtigen Stakeholdern, verfasste Hintergrundbriefings, schrieb Reden und unterstützte die Program Officers bei der Konzipierung und Umsetzung von Delegationsbesuchen. Da die aktuelle Position des Kommunikationsmanagers zu meiner Zeit nicht besetzt war, konnte ich dort viele Aufgaben übernehmen, meine Fähigkeiten aus vorherigen Beschäftigungen einsetzen und die strategische Kommunikation der Stiftung eigenverantwortlich weiter ausbauen, was mir große Freude bereitet hat. Die zugeteilten Aufgaben konnte ich auch direkt in der Praxis ausprobieren und üben, denn in meiner zweiten Woche bei der FES USA und Kanada besuchte uns eine Parlamentarier*innengruppe aus der Ukraine für politische Gespräche in Washington D. C. Gemeinsam mit meinen Kollegen begleitete ich die Gruppe zu Terminen, verfolgte die Diskussionen und berichtete über die Eindrücke und Ergebnisse auf den öffentlichen Kanälen der Stiftung.

In den folgenden Wochen besuchten uns immer wieder deutsche Parlamentarier*innen, sodass ich meine Aufgabenbereiche weiter vertiefen und meine Fähigkeiten ausbauen konnte. Schnell konnte ich auch mehr und größere Aufgaben übernehmen, wie z. B. logistische Aspekte von Delegationsreisen abarbeiten, Termine mit politischen Entscheidungsträger*innen vereinbaren und Roundtable-Diskussionen organisieren.

Deutlich wurde auch, dass der politische Alltag in Washington D. C. sehr abwechslungsreich und schnelllebig ist. Projekte müssen zügig erledigt werden und es ist eine gewisse Flexibilität gefragt, denn Situationen und Anforderungen können sich stetig verändern. Dadurch lernte ich den Überblick über einzelne Projektschritte zu behalten, die zur Erreichung des Ziels erfüllt werden mussten sowie Aufgaben eigenständig zu priorisieren.

Extrem hoher Lerneffekt

Sicherlich hat mir meine Vorerfahrung aus vorangegangen Praktika und Studentenjobs geholfen, auch dieses Praktikum gut meistern zu können, jedoch wurde mir auch schnell klar, dass der Lerneffekt in diesem Praktikum extrem hoch war. Ich bin mir sicher, dass dieser bei einem ähnlichen Praktikum in Deutschland wahrscheinlich nicht so hoch gewesen wäre. So erlangte ich viel Wissen über die amerikanische Politik, die transatlantischen Beziehungen und lernte die aktuelle Weltlage aus einer amerikanischen wie auch europäischen Perspektive beurteilen zu können. Ich konnte also nicht nur Gelerntes aus meinem Studium einbringen, sondern mein Studium um spezielles Fachwissen sinnvoll ergänzen.

Besonders die Termine mit Kongressabgeordnet*innen bleiben mir in großer Erinnerung, denn hier konnte ich aus erster Hand lernen, wie Politik in den USA funktioniert. Weiterhin eignete ich mir viele neue organisatorische Qualifikationen an, lernte viel über die Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen sowie über die finanziellen Aspekte der Arbeit bei der FES. Große Freude bereitete mir auch, den Büroleiter sowie andere Kolleg*innen zu Veranstaltung zu begleiten. Dort konnte ich viel netzwerken und verschiedene interessante Persönlichkeiten kennenlernen.

Auf jeden Fall möchte ich noch betonen, dass die Betreuung bei der FES USA und Kanada zu jederzeit hervorragend war. Vor allem am Anfang wurden immer alle meine Fragen beantwortet und mir viele Hilfestellungen gegeben, um mich möglichst schnell in die Arbeitsläufe hineinzufinden. Genauso wurde mir viele Freiräume geboten, um mit eigenen Ideen und Ansätzen bestimmte Aufgaben zu bewältigen. Ich wurde schnell ins Team aufgenommen und fühlte mich noch schneller als ein wichtiger Bestandteil des Auslandsbüros. Wie bereits erwähnt, hat es mir großen Spaß gemacht, die Kommunikation der Stiftung aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich bin der Meinung, dass ich dadurch die Arbeit des Auslandsbüro deutlich voranbringen konnte. Das Praktikum bei der FES USA und Kanada hat meine Erwartung vollkommen übertroffen. Ich bin sehr glücklich, dass ich nicht nur 3 Monate, sondern ein halbes Jahr bleiben konnte, denn so habe ich nochmal ganz andere Einblicke erhalten.

Viel gelernt über die US-amerikanische Kultur

Weiterhin habe ich unheimlich über die amerikanische Kultur gelernt und auch außerhalb des Büros viele Kontakte knüpfen können, die mich sowohl persönlich wie auch beruflich weiterbringen werden. Vor dem Beginn meines Praktikums habe ich nicht mit dem Gedanken gespielt, aber mittlerweile kann ich mir sehr gut vorstellen, einige Jahre in den USA zu leben und zu arbeiten. Das Praktikum hat mir auf jeden Fall geholfen, meinen Gedanken, in der internationalen Politik zu arbeiten, gefestigt und auch im Ausland zu leben. Daher bin ich IJAB sehr dankbar, mich bei der Umsetzung und Realisierung des Praktikums unterstützt zu haben.

Da es meine erste Reise bzw. längerer Aufenthalt in den USA gewesen ist, war der Anfang doch etwas überwältigend. Jedoch wusste ich auch aus meiner vorherigen Auslandserfahrung, dass sich das Gefühl der Überwältigung bzw. Überforderung schnell einstellt, sobald man sich etwas zurechtgefunden hat. Nachdem ich mich etwas eingelebt hatte und schon einige Wochen meines Praktikums vergangen waren, entwickelte sich auch ein Alltagsrhythmus, wodurch ich mich noch schneller in Washington D. C. wohlfühlte. Allerdings wurde mir auch nie langweilig, denn die Stadt hat viel zu bieten, zahlreiche spannende Museen, sehr unterschiedliche Nachbarschaften und nette Cafés. Leider ist DC sehr teuer, aber durch das Stipendium und eigene Ersparnisse konnte ich an vielen Freizeitaktivitäten teilnehmen.

Sowohl mit der Stiftung wie auch privat habe ich viele Reisen unternommen, sodass ich Baltimore, Shenandoah Valley, Philadelphia, New York City, Boston, Chicago und Kalamazoo besuchen konnte. Es tat mir sehr gut, Washington D. C. auch mal zu verlassen, denn es ist auf jeden Fall auch eine Blase, wenn man in der Politik arbeitet und ich konnte mehr vom Land sehen und vor allem verstehen, welche großen Unterschiede es gibt. Ebenfalls konnte ich durch den längeren Aufenthalt auch viele persönliche Freundschaften knüpfen, die mir allen Grund geben wieder zu kommen.

Zum Abschluss, möchte ich sagen, dass meine Zeit in den USA beruflich und auch persönlich eine absolute Bereicherung war. Ich hätte nichts anders machen wollen und wäre gerne noch länger geblieben, weshalb ich große Motivation habe, unbedingt wieder in die USA zu fahren.

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Mit dem DAP fördert IJAB selbst organisierte, freiwillige Praktika in den USA von 2 bis 12 Monaten.

Nahaufnahme der US-amerikanischen Flagge
Über den Länderbereich USA

Im Länderbereich USA nimmt IJAB eines der beliebtesten Austauschländer unter jungen Menschen in den Blick.

Ansprechpersonen
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Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
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