Pike Place Market in Seattle Pike Place Market in Seattle
DAP: Praktikumsberichte aus den USA

Praktikum an der Seattle Area German American School

Eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich machen durfte

Vivian Engler absolvierte ihr Praktikum in den USA vom 27. Februar bis zum 26. Juni 2023 an der Seattle Area German American School (SAGA). Dabei wurde sie unterstützt durch das Deutsch-US-Amerikanische Praktikumsprogramm (DAP).

06.09.2023 / Vivian Engler

Die Seattle Area German American School (SAGA) ist eine deutsche Schule im Ausland, die ein Immersionsprogramm für die deutsche Sprache anbietet. Dort werden ein Vorschul- und PreK-Programm, ein Grundschulprogramm bis zur fünften Klasse und weitere außerschulische Programme angeboten. Zu diesen Programmen gehören die Academic Afterschool, das Enrichment Program und Camp Programs. Zum Enrichment Program gehören Aktivitäten, die nach der Schule wöchentlich angeboten werden. Dazu gehört ein Robotics-Club, Blockflöten-Unterricht, ein Running-Club, ein Wilderness-Club und eine Eltern-Kind-Stunde.

Die SAGA besitzt zwei Gebäude, die den Vorschul- und PreK-Bereich vom Grundschulbereich abtrennen. Ich wurde im Grundschulbereich eingesetzt und war zunächst für die ersten 6 Wochen in der 4./5. Klasse und musste dann aufgrund eines Engpasses im Lehrerkollegium in die 3. Klasse wechseln. Der Unterricht für die Grundschule begann um 9:00 Uhr und endete um 15:00 Uhr. An der SAGA wurden alle Unterrichtsfächer, außer Englisch, in der deutschen Sprache unterrichtet. Der Stundenplan war von Montag bis Freitag immer gleich aufgebaut. Zu den täglichen Unterrichtsfächern gehörten Deutsch, Mathe und Englisch. Wöchentlich wurde Kunst, Musik, Sachkunde und Sport unterrichtet. Außerdem gab es eine Bibliotheksstunde in der eigenen Bibliothek der SAGA.

Mein Aufgabenfeld im Praktikum

Zu meinem Aufgabenfeld in der 4./5. Klasse gehörte zu Beginn meines Praktikums zunächst, den Unterricht zu beobachten und die Abläufe und Routinen kennenzulernen. Alle Kinder und das Lehrerkollegium haben mich sehr nett aufgenommen. Mit der Zeit habe ich die Schüler*innen unterstützt und bei Gruppen-/Partnerarbeiten geholfen. In der 4./5. Klasse habe ich im Deutschunterricht gelegentlich mit ein paar Schüler*innen zusammengearbeitet und wir haben Arbeitsblätter, die sie in den Stunden bearbeiten sollten, kontrolliert und gegebenenfalls nochmals bestimmte Grammatikregeln wiederholt. Als ich in die 3. Klasse gewechselt bin, musste ich mich zunächst wieder an die Strukturen und Abläufe dieser Klasse gewöhnen und habe die Schüler*innen und die Lehrkraft im Unterricht unterstützt. Außerdem habe ich regelmäßig mit zwei Schüler*innen zusammengearbeitet und ihnen bei Mathe- und Deutschaufgaben, die im Unterricht bearbeitet werden sollten, geholfen.

In Deutsch und Mathe habe ich jeweils eine Unterrichtsreihe übernommen. In Mathe durfte ich mit den Schüler*innen Drehsymmetrie bearbeiten und in Deutsch haben wir das Thema Fabeln behandelt. Dafür habe ich je einen Unterrichtsentwurf erstellt und mit der Lehrkraft die jeweilige Einheit besprochen. In Mathe haben wir Figuren und ein Koordinatensystem gebastelt, damit die Schüler*innen sich eine drehsymmetrische Figur besser vorstellen können. Anschließend haben wir dazu verschiedene Aufgaben bearbeitet. Dabei wurde nach Schwierigkeitsgraden differenziert, um alle Schüler*innen zu erreichen. In Deutsch bestand die Unterrichtsreihe daraus, dass wir uns an das eigene Schreiben einer Fabel herantasten. Dazu haben wir uns verschiedene Fabeln angeschaut und unter anderem die Merkmale der Tiere und den Aufbau einer Fabel erarbeitet. Das Ziel war es, dass die Schüler*innen eine eigene Fabel schreiben und sie diese dann auch vor der Klasse vorstellen.

Für mich stand fest, dass ich unbedingt eine eigene Unterrichtsreihe gestalten möchte, jedoch wusste ich noch nicht, auf welche Herausforderungen ich stoßen werde. Da ich eigentlich Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen studiere und mein Praktikum an einer Grundschule war, ist es mir anfangs schwergefallen den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an die Schülerschaft anzupassen. Ich wusste nicht, wie kleinschrittig ich vorgehen soll. Nach meiner ersten Stunde habe ich gemerkt, dass ich viel detaillierter und langsamer erklären und mich in einer viel einfacheren Sprache ausdrücken muss. Mit der Zeit ist es besser geworden und ich konnte besser einschätzen, wie ich den Unterricht vorbereiten soll, damit die Schüler*innen das Beste aus der Unterrichtseinheit mitnehmen können. Da ich weder Deutsch noch Mathe studiere, ist es mir besonders in Mathe schwierig gefallen, wie ich didaktisch bestenfalls vorgehen soll. Jedoch konnte ich die Klassenlehrerin immer um Hilfe fragen und sie hat mich bei meiner Unterrichtsreihe gut unterstützt und mir viele Tipps gegeben. Am Ende der Unterrichtsreihe zum Thema Fabeln haben die Schüler*innen ihre eigenen Fabeln vorgelesen. Sie waren sehr stolz auf ihre Werke und es war ein positiver und runder Abschluss der Unterrichtsreihe.

Trotz der Herausforderungen hat es mir Spaß gemacht, diese Unterrichtseinheiten zu halten und ich konnte vieles für meine Zukunft mitnehmen. Das Lehrerkollegium an der SAGA war immer sehr freundlich und hilfsbereit und auch außerhalb der Schule wurde ich herzlich aufgenommen. Von den Lehrkräften konnte ich viel lernen und mir didaktische Methoden aneignen, die ich auch in der Zukunft anwenden kann. Generell habe ich gelernt, dass es wichtig ist, in einem Team zusammenzuarbeiten, in dem man sich wohlfühlt und in dem ein positives Arbeitsklima herrscht. Ich hätte mir ein Abschlussgespräch gewünscht, in dem ich mit den Lehrkräften reflektieren nochmal kann, wie das Praktikum gelaufen ist und welche Verbesserungsvorschläge ich hätte, um den größten Mehrwert für zukünftige Praktikant*innen zu schaffen. Dadurch, dass ich noch keine Lehrkraft bin und mich noch in meinem Master befinde, konnte ich die meiste Zeit nur zuschauen und helfen und, abgesehen von den Unterrichtseinheiten, nicht so viel eigenständig machen.

Meine Highlights im Praktikum in Seattle

Zu meinen Highlights gehörten auf jeden Fall die Klassenausflüge und Feste, wie die SAGA-Talentshow und das Sportfest, denn es war eine Abwechslung zum Schulalltag und sehr lustig. Generell habe ich mich gut mit den Lehrkräften verstanden und auch außerhalb der Schulzeit wurden wir Praktikant*innen beispielsweise zu Grillabenden eingeladen. Das hat immer sehr viel Spaß gemacht und bleibt eine schöne Erinnerung. Wenn man in Zukunft an einer Grundschule arbeiten möchte oder einfach eine neue Erfahrung in dem Bereich machen möchte, kann ich es sehr empfehlen, sich auch im Ausland, wie zum Beispiel an der SAGA, umzuschauen, um weitere wertvolle Erfahrungen zu sammeln.

Rückblickend kann ich sagen, dass das Praktikum eine gute Erfahrung war und mir einen Einblick in den Grundschulbereich gegeben hat, den ich vielleicht sonst nicht bekommen hätte. Außerdem habe ich viel über den Umgang mit Grundschulkindern gelernt und neue didaktische Ansätze kennengelernt. Zudem finde ich das Konzept einer deutschen Schule im Ausland sehr interessant und ich könnte mir selbst vorstellen, zukünftig an einer Schule in den USA zu arbeiten.

Meine Pläne nach der Rückkehr nach Deutschland sind zunächst einmal zurück in den alten Alltag zu finden. Ich habe mich gefreut, meine Familie und Freunde wiederzusehen, jedoch habe ich mich in den USA sehr wohl gefühlt, auch wenn mir bewusst ist, dass es nicht das perfekte Land ist. Trotz allem war es sehr schwierig für mich, mein neues Leben wieder gegen mein altes Leben einzutauschen. Die Rückkehr war alles andere als einfach, denn ich musste meine schönen Erlebnisse und all die tollen Menschen, die ich kennenlernen durfte, zurücklassen. Zurück in Deutschland fängt für mich ab Oktober wieder das neue Semester an, auf das ich mich momentan vorbereite.

Mein neues Leben in Seattle

Die ersten Tage in Seattle habe ich damit verbracht, mich in der Gegend einzuleben und mich mit Internet und einem Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel auszustatten. Da ich das erste Mal in den USA war, musste ich mich zunächst einmal daran gewöhnen, dass alles etwas anders ist und anders aussieht als in Deutschland und in Seattle alles viel größer ist als in meiner Heimatstadt. Das Einleben ging für mich aber recht schnell und ich habe mit der Zeit angefangen, Seattle als meinen neuen Wohnort zu mögen. In Seattle war die Bus- und Bahnverbindung glücklicherweise gut ausgebaut und man ist innerhalb Seattles gut vernetzt gewesen, auch wenn alles doppelt so lange gedauert hat, wie mit dem Auto. Für mich war das aber überhaupt kein Problem. Mein Alltag bestand daraus, dass ich von 9:00 bis 15:00 Uhr in der Schule war. Anschließend habe ich gekocht und mich dann entweder mit meinen Freunden getroffen oder alleine etwas unternommen. Da ich direkt an der University of Washington gewohnt habe, bin ich oft durch den Campus spaziert und habe die Umgebung erkundet. Mir hat die Gegend dort sehr gefallen und es war toll, dass ich in meiner Umgebung so viele gleichaltrige Menschen hatte.

Freizeit und Ausgaben

Das Leben in Amerika ist sehr teuer und ich würde sagen, dass es circa 2-3 mal teurer ist als in Deutschland. Ich habe zunächst bei einer Gastfamilie ein Zimmer gemietet, für das ich 600 $ bezahlt habe. Da ich mich dort nicht so wohlgefühlt habe, habe ich mich dazu entschieden, nach einer neuen Unterkunft zu suchen und auszuziehen. Nach ca. zwei Monaten bin ich in ein Studierendenhaus gezogen, in dem ich mit 18 weiteren Leuten zusammengelebt habe. Ich hatte ein möbliertes Einzelzimmer und musste mir Bad und Küche mit meinen Mitbewohner*innen teilen. Für das Zimmer habe ich 870 $ bezahlt. Auch Nahrungsmittel sind um einiges teurer als in Deutschland. Für einen Wocheneinkauf habe ich zwischen 50 $ und 100 $ ausgegeben. Für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel habe ich mir in Seattle die ORCA Card geholt. Dies ist eine Fahrkarte, die man mit Geld aufladen kann und jedes Mal, wenn man Bus, Bahn etc. betritt, scannt man die Karte und es wird automatisch Geld von der Karte abgezogen. Ich hatte mich beim Anbieter informiert und erfahren, dass ich durch mein J1-Visum einen reduzierten Preis für die Fahrten bekomme. Anstatt von 2,75 $ hatte ich nur 1 $ bezahlt. Als ich umgezogen bin, hatte ich einen Schulweg von ca. 45 Minuten bis zu 1 Stunde, je nachdem wie der Verkehr war. Ich musste dann jeweils 1 $ für die Hinstrecke und für den Rückweg zahlen. Sobald man die Orca Card gescannt hat, hatte man 2 Stunden Zeit, um damit zu fahren und zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln zu wechseln. Insgesamt habe ich im Monat circa 60 $ für mein Ticket gezahlt.

In meiner Freizeit bin ich oft mit meinen Freund*innen zu Ice Hockey- oder Baseball-Spielen gegangen. Natürlich habe ich auch die Touristenattraktionen besucht, wie beispielsweise in Seattle den Pike Place Market, das Museum of Pop Culture oder die Space Needle. Insbesondere an den wärmeren Tagen bin ich öfter an den Strand gegangen, was ich sehr geschätzt habe, denn hier in meinem Heimatort sind wir leider sehr weit vom Wasser entfernt. Entgegen der vermeintlichen Annahme, dass es in Seattle nur grau sei und regnen würde, kann ich sagen, dass insbesondere der Sommer sehr warm und das Wetter ab Mai wunderschön war. Des Weiteren haben wir Wanderungen unternommen, wie zum Beispiel zum Mount Rainier. Die Umgebung um Seattle hat sehr viel an Natur zu bieten und man hat viele Möglichkeiten, um wandern zu gehen und die wunderschöne Natur zu genießen. Ich bin oft spazieren gegangen und habe versucht, so viel wie möglich von Seattle zu sehen. Da ich im Studierendenviertel direkt an der University of Washington gelebt habe, habe ich in das Studierendenleben reinschnuppern können und meine Freund*innen und ich mussten selbstverständlich auch auf eine typische American Houseparty gehen.

Rückblick

Die Zeit in Amerika war eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben machen durfte. Auch wenn gerade zu Beginn nicht immer alles einfach war und der Aufwand für ein selbst organisiertes Praktikum sehr hoch ist, habe ich sehr viel fürs Leben mitgenommen. Als Tipp kann ich zukünftigen Praktikanten mitgeben, dass man früh genug damit anfangen sollte, sich einen Praktikumsplatz zu suchen und sich darüber zu informieren, wie man ein Visum durch einen Legal Sponsor bekommt und mit welchen Kosten dies verbunden ist. Ich habe für meine ganze Planung bis zu meiner Ausreise ca. 1 bis 1,5 Jahre gebraucht. Die Planung kann manchmal wirklich anstrengend sein, aber ich hatte immer mein Ziel vor Augen und ich wusste, dass es sich lohnen wird. Außerdem kann ich Menschen nur dazu motivieren, offen und mit großer Neugier durch die Welt zu gehen und mit Menschen in Kontakt zu treten, um das wirkliche Leben in den USA kennenzulernen.

Durch das Praktikum konnte ich einen Einblick in den Grundschulbereich gewinnen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Insbesondere das Reisen in Amerika hat mich sehr erfüllt und glücklich gemacht. Ich bin einen Monat lang allein durch die USA gereist und konnte in kurzer Zeit viele Orte gesehen, von denen ich schon immer geträumt habe, darunter zum Beispiel San Francisco, Honolulu und New York City. Es war schon lange ein Traum von mir, die USA zu bereisen, und ich bin froh, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, meinen Traum zu leben. Durch den interkulturellen Austausch habe ich das Leben, die Traditionen und Feiertage kennengelernt und es war eine schöne Erfahrung, dies mitzuerleben und sich darauf einzulassen. Das wahre Leben und die Menschen lernt man nämlich erst wirklich kennen, wenn man vor Ort ist und mit eigenen Augen sieht, wie das Leben in den USA ist.

Wegen der hohen Kosten war das DAP-Stipendium extreme Entlastung

Das Deutsch-US-Amerikanische Praktikumsprogramm war eine extreme Entlastung für meine Eltern und mich, denn ich konnte einen Großteil meiner Kosten in Seattle durch das Stipendium zahlen. Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Möglichkeit gegeben wurde und ich endlich meinen Traum, eine Zeit lang in den USA zu leben, realisieren konnte.

Ich habe unfassbar viele Erfahrungen gesammelt und mich selber nochmal ganz neu kennengelernt. Ich habe gelernt, was es bedeutet, frei, erfüllt und glücklich zu sein. Ich habe mich Dingen gestellt, vor denen ich noch vor ein paar Jahren zu viel Angst gehabt hätte und bin über mich selbst hinausgewachsen.

Ich habe tolle und inspirierende Menschen kennengelernt, die ich nicht so schnell vergessen werde und die mich dazu gebracht haben, meinen Blickwinkel aufs Leben und meine Ansichten zu erweitern. Indem ich in Kontakt mit Menschen aus den verschiedensten Lebensverhältnissen und mit unterschiedlichen Biografien gekommen bin, habe ich wertvolle Gespräche führen können, die mich dazu inspiriert haben, dankbarer und glücklicher in meinem Leben zu sein.

Ich bin unfassbar dankbar, dass ich so eine tolle Erfahrung machen durfte, die ich niemals vergessen werde. Zeit im Ausland zu verbringen, erweitert den Horizont und ich kann jeden Menschen nur dazu motivieren, sich zu trauen, neue Erfahrungen zu machen und aus der eigenen Komfortzone hinauszutreten. Der Anfang erscheint vielleicht schwierig, aber es lohnt sich auf jeden Fall.

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Mit dem DAP fördert IJAB selbst organisierte, freiwillige Praktika in den USA von 2 bis 12 Monaten.

Ansprechpersonen
Elena Neu
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-105
Julia Weber
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit / Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-165