Streetart in Brooklyn, New York City Streetart in Brooklyn, New York City
DAP: Praktikumsberichte aus den USA

Praktikum an der German School Brooklyn in New York City

Einblicke in das deutsche Schulwesen im Ausland

Von September 2021 bis Februar 2022 absolvierte Nina Lammerskitten ein Praktikum an der German School Brooklyn in New York City. Hier berichtet sie für IJAB von ihren Erfahrungen in den USA und gibt zukünftigen Praktikant*innen einige Tipps für das Leben in der Weltstadt.

18.09.2023 / Nina Lammerskitten

Die German School Brooklyn (GSB) ist die erste zweisprachige deutsche internationale Schule in New York City. Ziel ist, dass alle Familien im Stadtteil Brooklyn, New York, Zugang zu zweisprachiger Bildung bekommen. Deutsch als Muttersprache ist demnach keine Voraussetzung, um an der GSB aufgenommen zu werden. Deutschlernende sind während der gesamten Unterstufe willkommen, ebenso wie englischlernende Kinder aus Deutschland. Deutschsprachige Schüler*innen erwerben das Deutsche Internationale Baccalaureate Diploma (GIB), und Deutschlerner*innen erwerben das Internationale Baccalaureate Diploma mit einer deutschen Sprachkomponente.

Die GSB ist eine Schule im Aufbau. Sie wurde erst vor einigen Jahren gegründet und wächst somit mit jedem Jahrgang. Die Klassenstufen reichen aktuell bis Klasse 9. Im aktuellen Übergangsgebäude befindet sich die Pre School, die Lower School und die Middle School. In einigen Jahren soll außerdem eine Upper School aufgebaut werden, in welcher die Schüler*innen zusätzlich zum IB-Diplom das Deutsche Sprachdiplom (DSD) erwerben können. Mit diesem werden sie befähigt sich an einer deutschen, österreichischen oder schweizerischen Universität zu immatrikulieren. Das endgültige Gebäude der GSB wird aktuell gebaut und soll 2022 an der Rogers Avenue und Sterling Place in Crown Heights eröffnet werden.

In Bezug auf das Kerncurriculum verfolgt die GSB ein gemischtes akademisches Modell (50/50), welches die besten Praktiken sowohl aus deutschen als auch aus amerikanischen Ansätzen übernimmt. Die deutschen Elemente werden auf Deutsch, die amerikanischen Elemente auf Englisch unterrichtet. Diese gemischte Methodik konzentriert sich auf Unabhängigkeit, Erkundung, logisches Denken und kreative Problemlösungen im Klassenzimmer.

Ich habe mein Praktikum in der Middle School absolviert und wurde hauptsächlich in den Klassen 5, 6 und 7 eingesetzt. Dabei war ich vor allem im englischsprachigen Unterricht (English, Science, Social Studies), aber auch im Deutschunterricht dabei. Zusätzlich habe ich die Förderung der English Language Learner (ELL) in Klasse 5 übernommen.

Tätigkeitsbereiche und Aufgaben während des Praktikums

Zu meinen Hauptaufgaben gehörten die allgemeine Unterstützung im Unterricht sowie die Leitung der ELL in Klasse 5. Während des Unterrichts habe ich vor allem dabei geholfen, die Schüler und Schülerinnen (SuS) in Arbeitsphasen individuell bei Aufgaben zu unterstützen oder auch kleinere Lerngruppen anzuleiten. So konnte sichergestellt werden, dass die Unterrichtsziele trotz der unterschiedlichen Voraussetzungen der Lerngemeinschaften erreicht werden konnten.

Außerdem habe ich bei der Aufsicht von Klausuren und Tests unterstützt. Des Öfteren wurden die Klassen dabei aufgeteilt, um lernschwächeren SuS Unterstützung in Form von Lehrkräften oder Sprachförderern zur Seite zu stellen. Die Leitung der ELL in Klasse 5 zeichnete sich durch die Erstellung von Zusatzmaterialen sowie der individuellen Unterstützung im Unterricht aus. Das Zusatzmaterial bestand dabei beispielsweise aus wichtigen Vokabeln, Wort- und Satzbausteinen oder Erklärungshilfen. Abgesehen von den Bestandteilen im Unterricht wurden wir Praktikant*innen für Aufsichten eingeteilt (Frühstücksaufsicht, Parkaufsicht, Lunch-Aufsicht).

Während meiner Zeit an der GSB habe ich an mehreren Klassenausflügen teilgenommen. Mit der Klasse 5 waren wir beispielsweise im American Museum of Natural History und Schlittschuhlaufen im Prospect Park. Ausflüge waren an der GSB immer gerne gesehen und wurden gefördert, um die Klassengemeinschaft zu stärken und außerschulisch zu lernen. Darüber hinaus war Projektarbeit ein großes Thema. In nahezu allen Fächern wurden über das Halbjahr unterschiedlich große Projekte durchgeführt, bei denen ich gut unterstützen konnte. Außerdem fand in allen Klassenstufen ein Lese- und Buchstabierwettbewerb auf Deutsch statt. Auch dabei durften wir Praktikant*innen mitwirken. Durch Weiterbildungstage wurde uns außerdem die Möglichkeit geboten, an schulinternen Schulungen teilzunehmen. Ich habe an einem Einführungskurs zum Thema „Responsive Classroom“ teilgenommen, in welchem uns Praktiken im Klassenzimmer sowie in der Schule vermittelt wurden, um eine Gemeinschaft aufzubauen. Außerdem habe ich einen Workshop zum Thema „Auslandsschulen“ sowie einen Einführungskurs zum Thema „Mobbing und Suizidgedanken“ gemacht.

Aufgrund des J-1 Visums in den USA war es mir leider nicht erlaubt, selbstständig zu unterrichten. Durch die Übernahme der ELL in Klasse 5 hatte ich dennoch die Möglichkeit, selbstständig Materialien zu erstellen und die SuS anzuleiten. Darüber hinaus durfte ich zwischendurch immer mal wieder Unterrichtssequenzen übernehmen und anleiten. Da ich bereits über Unterrichtserfahrung verfüge, konnte ich diese in meinen ELL-Stunden einbringen. Zusätzlich waren vor allem meine guten Deutsch- und Englischkenntnisse von Vorteil, da ich Aufgaben und Lösungswege besser erklären und alle SuS erreichen konnte. Oftmals war ich auch als Vermittlerin oder Übersetzerin gefordert, da manche Lehrkräfte nur Englisch gesprochen haben.

Was hat mir das Praktikum gebracht?

In Bezug auf meine weitere berufliche Laufbahn hat mich das Praktikum sehr nach vorne gebracht. Ich durfte mit bilingualen Kindern arbeiten, die mir einen ganz neuen Blick auf das Erlernen von Sprachen ermöglicht haben. Darüber hinaus wurde mit den neuesten Technologien unterrichtet, mit welchen sich der Unterricht sehr interessant, abwechslungsreich und effektiv gestalten ließ. Die Unterrichtsmethoden unterschieden sich außerdem von denen in Deutschland, was viele neue Ideen für den eigenen Unterricht brachte. Das Konzept der Schule lag beispielsweise nicht auf Bestrafung und Strenge, sondern auf positiver Selbstermutigung und Motivation. Außerdem habe ich einen Einblick in das Funktionieren von Auslandsschulen sowie einer Schule im Aufbau bekommen. Diese Erfahrungen sind insgesamt sehr wertvoll in Bezug auf eine mögliche Karriere im deutschen Schulwesen. Durch mein Umfeld in New York wurden mir jedoch auch neue Karrierewege außerhalb des Schulwesens aufgezeigt, die durchaus interessant für mich sind.

Die Zusammenarbeit mit den englischen Lehrkräften hat sich zunächst als schwierig herausgestellt, da diese nicht gewohnt waren, mit Praktikant*innen zusammen zu arbeiten. Nach einigen Wochen hat sich dies jedoch deutlich verbessert und wir sind ein tolles Team geworden. Eine weitere Schwierigkeit war die schulinterne Kommunikation und Organisation. Es wurde beispielsweise am Anfang nicht deutlich genug kommuniziert, dass ich die Leitung der ELL in Klasse 5 übernehmen soll, was zu Missverständnissen führte. Absprachen in der Schule wurden insgesamt zu wenig getroffen und Probleme kaum kommuniziert. Auch mussten organisatorische Aspekte oft mehrfach angesprochen werden bis es zur Umsetzung kam. Die Organisation und interne Kommunikation der Schule müssen sich in Zukunft definitiv verbessern.

Betreuung

Für die Betreuung der Praktikant*innen war der*die Director of Operations zuständig. Leider gestaltete sich bei uns Praktikant*innen die Organisation des Praktikums als schwierig. Mails wurden teilweise wochenlang nicht beantwortet und auch die Ausstellung von Dokumenten erfolgte in einem unzureichenden Tempo. Dieser Eindruck bestätigte sich während des Praktikums. Es wurde uns vorab ein monatliches Praktikant*innen-Meeting mit der Schulleitung versprochen. Dieses wurde in den fünf Monaten lediglich ein Mal durchgeführt. Außerdem fand weder das versprochene Abschlussgespräch am Ende des Praktikums statt, noch habe ich meine Praktikumsbestätigung erhalten. Während der gesamten fünf Monate erfolgte kaum Betreuung seitens der Schule. Dies war bei allen Praktikant*innen der Fall, was in einer Unzufriedenheit mit der Organisation des Praktikums resultierte.

Fazit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Erwartungen an mein Praktikum erfüllt wurden und ich den Praktikumsplatz weiterempfehlen kann. Ich habe die Gelegenheit bekomme eine deutsche Schule im Ausland kennen zu lernen, durfte bilinguale Kinder im Schulalltag begleiten, ELL unterstützen und selbstständig anleiten sowie hospitieren und kleine Unterrichtssequenzen durchführen. Außerdem durfte ich an schulinternen Weiterbildungen teilnehmen, was meine persönlichen Erwartungen übertroffen hat. Dennoch gab es einige Aspekte, die sich in Bezug auf die Praktikant*innen an der GSB in Zukunft ändern müssen. Die Betreuung muss intensiviert werden, die Lehrkräfte müssen hinsichtlich der Einbindung der Praktikant*innen sensibilisiert werden, die eigene Unterrichtszeit der Praktikant*innen sollte erhöht und die fachliche Weiterbildung der Praktikant*innen sollte ebenfalls berücksichtigt werden.

Der Nutzen des Praktikums kann als sehr groß erachtet werden, da mir der Einblick in das deutsche Schulwesen im Ausland völlig neue Perspektiven und Ideen eröffnet hat. Außerdem war es sehr inspirierend eine noch so junge Schule im Aufbau kennen zu lernen. Viele Ideen und Methoden sind innovativ und ließen sich bestimmt ohne große Anstrengungen in das deutsche Schulwesen integrieren. Auch der Nutzen der Programmteilnahme am DAP ist groß – zwar konnte ich aufgrund eines Stipendiums des DAADs nicht finanziell gefördert werden, mir wurden jedoch wertvolle Kontakte von anderen Programmteilnehmer*innen vermittelt, mit denen ich in New York viel Zeit verbracht habe. Der Austausch untereinander war sehr inspirierend und ich bin sicher, dass auch das Abschlussseminar in diesem Jahr eine weitere wertvolle Erfahrung sein wird. Ich werde nun im Mai mein Referendariat in Köln beginnen und anschließend hoffentlich nicht nur als Lehrerin arbeiten, sondern auch im Schulmanagement mitwirken können. Darüber hinaus möchte ich meine Kompetenzen im Bildungsbereich ausbauen, um in Zukunft beratende Tätigkeiten ausüben zu können. Außerdem kann ich mir sehr gut vorstellen im Auslandsschuldienst zu arbeiten.

Erfahrungen im persönlichen Bereich

Insgesamt war das Praktikum in New York einer der wertvollsten Erfahrungen, die ich bisher machen durfte. Die Zeit ist wie im Flug vergangen und ich hatte die beste Zeit. Überraschenderweise brauchte ich keinerlei Zeit, um mich einzugewöhnen. Da ich Platz in einer lieben Gastfamilie gefunden hatte und direkt ins Arbeitsleben eingestiegen bin, blieb gar nicht viel Zeit zum Nachdenken. Abends und am Wochenende habe ich mit Freunden New York entdeckt. Wir waren in tollen Restaurants und Bars, haben die schönsten Ecken der Stadt erkundet, tolle Museen besucht und die vielen Freizeitmöglichkeiten New Yorks genutzt. An Thanksgiving habe ich am Turkey Trot (8km Lauf) in Park Slope teilgenommen. Außerdem bin ich nach Washington, in die Hamptons und nach New Orleans gereist.

Einer der schönsten Erfahrungen in New York war die Begegnung mit den Menschen. Die Kulturen sind vielfältig, die Menschen divers. Dies habe ich als enorme Bereicherung und große Inspiration empfunden. Auch die Kinder an der GSB wachsen mit dieser selbstverständlichen Vielfalt auf. Dies führt zu einem sehr positiven und empathischen Umgang miteinander und einer motivierenden Atmosphäre. Generell leben viele inspirierende Menschen in New York, die alle einen etwas anderen und vielleicht auch mutigen Lebensweg gewählt haben. Sie haben mich dazu motiviert, „out of the box“ zu denken und mir zu neuen beruflichen Perspektiven verholfen.

Zukünftigen Praktikant*innen in New York rate ich vorab ausreichend Geld zur Seite zu legen, da das Leben dort unverhältnismäßig teuer ist. Pro Monat sollten 2.500-3.000 Euro eingeplant werden. Auch sollte sich um eine ausreichende Krankenversicherung gekümmert werden, damit es nicht zu unvorhersehbaren Überraschungen kommt. Außerdem wichtig ist die Wahl des Wohnortes. New York ist riesig und es gibt viele Nachbarschaften, die insbesondere abends unsicher sind. Zudem sollte auf eine gute U-Bahn-Anbindung geachtet werden, da man in New York gerne mal eine Stunde von Tür zu Tür braucht.

Allgemeine Eindrücke und Tipps

  1. Das Wetter in New York punktet mit vielen Sonnenstunden und ausgeprägtem Sommer und Winter.
  2. Die Menschen in New York arbeiten sehr viel, gehen dafür auch unter der Woche abends aus.
  3. Die Vielfalt der Kinder an der GSB ist sehr groß und wird von allen als große Bereicherung verstanden.
  4. Das Leben in New York ist außerordentlich teuer. Die Monatsmiete eines Brownstone-Hauses in Park Slope (Brooklyn) beläuft sich auf ca. $16.000.
  5. Die Kinder in New York haben lange Schultage. Sie sind selten vor 16 Uhr Zuhause.
  6. Die Kinder in New York haben viele Freizeitaktivitäten, denen sie nach der Schule oder am Wochenende nachgehen. Daher sind viele auch erst gegen 18 Uhr zuhause.
  7. Viele Kinder in New York werden von Nannys und Au Pairs betreut, da auch die Eltern sehr lange arbeiten und oftmals sehr arbeitsintensive Jobs haben.
  8. Viele New Yorker haben mindestens zwei Jobs, um sich die Miete leisten zu können.
  9. Wenn etwas in New York nur 30-40 Minuten zu Fuß zu erreichen ist, dann gehst du zu Fuß (das ist kurz!).
  10. Es gibt alle Essensmöglichkeiten, die man sich nur vorstellen kann.
  11.  Der Kleidungsstil der New Yorker ist sehr casual – packt Sneaker ein!
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Mit dem DAP fördert IJAB selbst organisierte, freiwillige Praktika in den USA von 2 bis 12 Monaten.

Nahaufnahme der US-amerikanischen Flagge
Über den Länderbereich USA

Im Länderbereich USA nimmt IJAB eines der beliebtesten Austauschländer unter jungen Menschen in den Blick.

Ansprechpersonen
Elena Neu
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-105
Julia Weber
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit / Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-165