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DAP: Praktikumsberichte aus den USA

Praktikum am Goethe-Institut Chicago

DAP Erfahrungsbericht

Mit der Unterstützung durch das Deutsch-US-Amerikanische Praktikumsprogramm (DAP) absolvierte Lydia Eggenstein vom 10. April bis zum 31. Juli 2022 ein Praktikum am Goethe-Institut in Chicago, Illinois. Hier berichtet sie IJAB von ihren Erfahrungen.

06.09.2023 / Lydia Eggenstein

Das Goethe-Institut ist die offizielle kulturelle Vertretung Deutschlands im Ausland. In den USA gibt es sechs Goethe-Institute in Boston, New York, Washington, Los Angeles, San Francisco und Chicago. In dem Goethe-Institut Chicago gibt es drei Bereiche: Die kulturelle Programmarbeit, die Bildungskooperation Deutsch und die Sprachkursabteilung. Im Bereich der kulturellen Programmarbeit werden aktuelle und in Deutschland relevante gesellschaftliche Themen im Ausland durch verschiedene Veranstaltungen repräsentiert. Im Bereich der Bildungskooperation Deutsch werden amerikanische Schulen in ihrem Deutschprogramm unterstützt. So werden beispielsweise Unterrichtsmateriealien erstellt und online verfügbar gemacht oder Stipendien für einen Deutschkurs in Deutschland für Lehrkräfte und Schüler*innen vergeben. Die Abteilung der Sprachkurse bietet Deutschsprachkurse nach den europäischen Referenzrahmen an und stellt Zertifikate dafür aus. Während meines Praktikums habe ich in allen Abteilungen je nach Bedarf mitgearbeitet. Ein Schwerpunkt in meiner Arbeit lag auf Grund meiner bisherigen Ausbildung im Bereich der Bildungskooperation Deutsch.

Meine vielfältigen Aufgaben beim Goethe-Institut in Chicago

In der kulturellen Programmarbeit habe ich vor allem an zwei Veranstaltungen mitgearbeitet. Zum einen habe ich die Filmvorführung des Films „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ im Rahmen des 58. Chicago International Film Festival mitvorbereitet und durchgeführt. Zum anderen habe ich ein Familienprogram zur Ausstellung „Nature’s Blueprints: Biomimicry in Art and Design“ für das Elmhurst Art Museum konzipiert, vorbereitet und durchgeführt. Dafür habe ich Materialien erstellt und einen Familientag zum Thema Schmetterlinge begleitet. Darüber hinaus habe ich bei der Vorbereitung von Veranstaltungen in den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts mitgeholfen und die Erstellung von Social-Media-Beiträgen unterstützt.

Im Bereich der Bildungskooperation Deutsch gab es verschiedene Bereiche, in denen ich mitarbeiten konnte. Zum einen habe ich Kontakt zu Deutschlehrkräften in der Umgebung gehalten, in dem ich regelmäßig einen Newsletter für sie zusammengestellt und versendet habe. Außerdem habe ich Antworten, Anfragen und Emails von Lehrkräften, Stipendiat*innen und Eltern beantwortet und in diesem Rahmen Buchpreise für Schüler*innen und Pakete mit Lehrmaterialien und Goodies an Lehrkräfte verschickt. Den Kontakt zu den Deutschlehrkräften konnte ich durch zwei Schulbesuche festigen, bei denen ich zwei Lehrkräfte an amerikanischen Schulen besucht habe. Dort habe ich außerdem im Rahmen des Programms „German for Hire“ kurze Vorträge und Unterrichtseinheiten zu Themen wie Musik in Deutschland, Fußball in Deutschland oder öffentlicher Nahverkehr in Deutschland vorbereitet.

Ein weiterer Bereich, in dem ich mitgearbeitet habe, war die Erstellung der U-Häppchen, die monatlich online veröffentlicht werden. Dabei ging es um die Konzeption von interaktivem Unterrichtsmaterial für jugendliche Sprachanfänger*innen, was aktuelle und in Deutschland relevante Themen aufgreift und didaktisiert. Ebenfalls über aktuelle, vor allem gesellschaftspolitische, Themen konnte ich mit Schüler*innen sprechen, die sich auf einen Auslandsaufenthalt in Deutschland vorbereiten und für die ich an einem Vortrag zu Thema „Deutschland – the Language, the Culture and Beyond!“ vorbereitet und gehalten habe.

Gerade vor den Sommerferien gehörte es zudem zu meinen Aufgaben die Stipendiat*innen des Goethe-Instituts Chicago mit zu betreuen. In diesem Rahmen habe ich für die Stipendiat*innen des Sommer Camps die Flugbuchung koordiniert und Rücksprache mit den Familien gehalten. Ebenfalls habe ich in der Kommunikation mit den Stipendiat*innen und deren Eltern für die Internationale Deutsch Olympiade und für die Sprachkurse in Deutschland mitgeholfen und Fragen beantwortet, Informationen übersetzt und weitergeleitet und die relevanten Dokumente organisiert.

Darüber hinaus habe ich an einzelnen Veranstaltungen des Goethe-Instituts mitgewirkt. Während meiner Praktikumszeit fand der College Immersion Day im Goethe-Institut statt. Ich habe im Vorfeld an der Planung der Veranstaltung mitgeholfen, die Räumlichkeiten des Goethe-Instituts vorbereitet und einen Workshop zu Thema „Kids and grown ups love it so – Lern mehr über die bunte Welt von Haribo!“ für die Studierenden konzipiert und durchgeführt. Außerdem habe ich einen Informationsstand zu den Angeboten des Goethe-Instituts (z.B. den Sprachkursen) während des Abschlusskonzerts des Chicago Youth Symphony Orchestra betreut.

Eine weitere Aufgabe, die ich übernommen habe, ist die Organisation und Durchführung eines Deutsch-Stammtisches online und in-person. Für die Stammtische habe ich ein Thema und eine Präsentation vorbereitet und die Treffen dann moderiert. Zudem habe ich die MeetUp-Gruppe, in der die Treffen organisiert wurden, betreut.

Im Bereich der Sprachkursarbeit habe ich hauptsächlich in der Vor- und Nachbereitung und der Durchführung der Goethe-Prüfungen assistiert. Außerdem konnte ich bei der Durchführung einer Fortbildung für neue Deutschlehrkräfte am Goethe-Institut Chicago mithelfen.

Im Rahmen des Praktikums konnte ich einige Aufgaben selbstständig übernehmen, besonders die Kommunikation mit Lehrkräften, Eltern und Stipendiat*innen über einen E-Mail-Account. Außerdem konnte ich die Organisation des Sommer Camps teilweise übernehmen. Die Organisation und Durchführung des Deutsch-Stammtisches gehören traditionell zu den Aufgaben der Praktikant*innen, so habe auch ich diese Aufgabe gemeinsam mit meinem Mitpraktikanten selbstständig übernommen. In den vielfältigen Tätigkeitsbereichen konnte ich einige Kenntnisse und Fähigkeiten einbringen und vertiefen. Grundsätzlich hat mir das Praktikum einen tieferen Einblick in die administrative Arbeit einer großen Institution ermöglicht. So konnte ich meine Kenntnisse in diesem Bereich vertiefen. Außerdem konnte ich neue Erfahrungen in einem internationalen und globalen Arbeitsumfeld sammeln. Vor allem meine Fähigkeit im Team zu arbeiten und sich abzusprechen, konnte ich vertiefen. Durch meinen Aufenthalt in einem englischsprachigen Umfeld, vor allem im Alltag, konnte ich meine Englischkenntnisse verbessern und im Kontakt mit englischsprachigen Personen im Alltag erproben. In Bezug auf mein konkretes vorheriges Studium konnte ich meine didaktischen Kenntnisse einbringen und vertiefen, in dem ich Workshops geplant habe und Unterrichtsmaterial erstellt habe. Außerdem konnte ich meine bisherigen Erfahrungen im deutschen Schulsystem reflektieren und durch den Einblick in ein anderes Schulsystem kontrastieren.

Ich habe mich sehr gefreut, dass ich einzelne Aufgaben eigenständig übernehmen konnte. Immer mehr konnte ich mich in die Abläufe und Aufgaben einbringen, was mir große Freude bereitet hat. Ein großer Erfolg war der College-Immersion Day, in dessen Vorbereitung ich intensiv eingebunden war und ich habe mich über den gelungenen Tag gefreut.

Betreuung während meines Praktikums

Als schwierig empfand ich teilweise die Absprache über zu erledigende Aufgaben, denn besonders zu Beginn hatte ich nur wenig konkrete Aufgaben und musste das Vorgehen eng absprechen. In manchen Bereichen stellte auch die Fremdsprache eine Schwierigkeit dar. Dies konnte ich aber mithilfe der Beratung durch erfahrene Kolleg*innen gut bewältigen.

Die Betreuung meines Praktikums war durch eine Praktikumsbeauftragte sichergestellt. Sowohl mit der Beauftragten als auch mit dem Institutsleiter hatte ich regelmäßige Austauschtreffen, bei denen ich Feedback zu meiner Arbeit und Informationen über anstehende Termine bekommen habe. Durch diesen regelmäßigen Austausch wurden (Termin-)Absprachen erleichtert. Mit den anderen Mitarbeitenden konnte ich ebenfalls gut zusammenarbeiten. Teilweise entstanden durch die Arbeit auch Freundschaften und ich habe auch außerhalb der Arbeitszeit etwas mit den Kolleg*innen unternommen.

Insgesamt hatte ich während des Praktikums viel Spaß an der Arbeit und den Tätigkeiten, vor allem an der Übernahme einzelner eigenständiger Aufgaben. Während des Arbeitsalltags empfand ich den Austausch mit den Kolleg*innen sehr bereichernd, um verschiedene Perspektiven und Lebensläufe kennenzulernen. Durch die positive Arbeitsatmosphäre hat mir die Zusammenarbeit Spaß gemacht und ich konnte durch den Austausch und die gemeinsame Zeit viel Neues Lernen.

Spannende Einblicke und neue Berufsperspektive

Zudem wurden meine Erwartungen an das Praktikum erfüllt. So hat mir das Praktikum eine neue Berufsperspektive mit meinem Studienabschluss vorgestellt, denn mit meiner Ausbildung wäre für mich eine Stelle beispielsweise im Bereich der Bildungskooperation Deutsch durchaus eine Alternative zu einer Tätigkeit in einer Schule in Deutschland. Für diese Erfahrung und Erkenntnis bin ich sehr dankbar. Außerdem konnte ich durch das Praktikum sehr spannende Einblicke in die grundsätzlichen Arbeitsweisen des Goethe-Instituts bekommen, in dem ich die verschiedenen Bereiche kennengelernt habe (Sprachkurse, Kultur und BKD) und auch die grundsätzlichen Strukturen innerhalb der Institution (u.a. Aufteilung in Regionen, Zusammenarbeit und Beratung der Regionalleitung) und die Kommunikation und Zusammenarbeit der Goethe-Institute untereinander. Das war für mich eine sehr aufschlussreiche Erfahrung, denn ich habe zuvor noch nicht in einer ähnlich organisierten Institution gearbeitet oder Erfahrungen gesammelt. Zudem konnte ich durch die Arbeit die vielfältigen Angebote des Goethe-Instituts, vor allem im Bereich der Bildungskooperation Deutsch kennenlernen, wie zum Beispiel das Unterrichtsmaterial, was vom Goethe-Institut zur Verfügung gestellt wird, die Stipendienangebote für Lehrkräfte und Schüler*innen oder die Bibliothek und Videothek mit ihren Ausleihmöglichkeiten. Die Kenntnis über diese Angebote kann mir auch in potenziellen späteren Berufsfeldern helfen, um die Angebote weiter zu verbreiten.

Nach Abschluss des Praktikums habe ich nun mein Referendariat für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen begonnen. Wie bereits angedeutet, bietet eine Tätigkeit an einem Goethe-Institut durchaus eine mögliche Berufsalternative. Abschließend würde ich diesen Praktikumsplatz definitiv weiterempfehlen!

Erfahrungen im gesellschaftlichen und persönlichen Bereich

Durch das Praktikum konnte ich ebenfalls viele Erfahrungen im gesellschaftlichen und persönlichen Bereich machen. Der Eingewöhnungsprozess lief für mich grundsätzlich gut und unproblematisch. Ich habe direkt meinen Mitpraktikanten kennengelernt, mit dem ich mir auch eine Wohnung geteilt habe. Außerdem wurden wir sehr herzlich am Goethe-Institut empfangen und wurden dort sehr gewissenhaft eingearbeitet.

Leider haben sich mein Mitpraktikant und ich nach der ersten Arbeitswoche mit Corona infiziert, so dass wir für zwei Wochen zu Hause bleiben mussten. Dies hat die Eingewöhnung für mich etwas erschwert, da wir nicht wirklich mitarbeiten konnten und auch keine neuen Leute kennenlernen konnten.

Insgesamt war mein Alltag dann aber recht schnell routiniert. Ich habe durchschnittlich von 9:00-17:30h gearbeitet. Teilweise habe ich auch an einem der Wochenendtage gearbeitet, wenn dort ein Event anstand. Dafür konnte ich aber dann einen Ausgleichstag frei nehmen. Nach der Arbeit bin ich dann gerne noch eine Runde am Lake Michigan spazieren gegangen. Für mich war es schwierig feste Freizeitaktivitäten zu finden, aber ich habe mich bemüht ein bis zweimal wöchentlich in das Fitnessstudio im Bürogebäude zu gehen. Ansonsten habe ich versucht, in meiner Freizeit die Stadt zu erkunden und kennenzulernen. So war ich häufig in Museen, bei Straßenfesten und Events in verschiedenen Teilen der Stadt oder bei Sportveranstaltungen. Gerne habe ich dies gemeinsam mit andere Praktikant*innen, die auch bei uns im Gebäude arbeiten, unternommen. Meine monatlichen Ausgaben waren höher als in Deutschland. Für meine Wohnung habe ich 600$ pro Monat bezahlt. Dazu kamen ca. 70§ für ein Monatsticket für die U-Bahn. Da ich in der Zeit des Praktikums versuchen wollte, die Stadt möglichst gut kennen zu lernen, habe ich mehr Geld für Verpflegung ausgegeben, da ich häufiger auswärts gegessen und getrunken habe. Durch das DAP-Stipendium und erspartes Geld konnte ich diese Mehrkosten stemmen.

Nicht nur konnte ich neue Tätigkeitsfelder kennenlernen, sondern auch durch die Arbeit in einem amerikanischen Umfeld einen authentischen Einblick in die amerikanische Kultur und die dort relevanten gesellschaftspolitischen Themen bekommen.

Vor allem durch den Austausch mit amerikanischen Deutschlehrkräften und Besuchen in amerikanischen Schulen habe ich das amerikanische Schulsystem und den Fremdsprachenunterricht im Fach Deutsch kennengelernt. Durch den direkten, offenen und herzlichen Austausch mit den Lehrkräften konnte ich Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu meinen bisherigen Erfahrungen und Kenntnissen aus dem deutschen Schulsystem feststellen und reflektieren. Außerdem konnte ich durch den Austausch über gesellschaftliche Probleme in Amerika und die Erfahrung, in einer sehr segregierten Stadt wie Chicago zu leben, ein neues Bild auf die USA bekommen. Ich konnte viele problematische Entwicklungen und Zustände sehr nah erleben.

Zukünftigen Praktikant*innen würde ich raten, sich offen auf die Zeit des Praktikums einzulassen. Es gibt viele Möglichkeiten andere, teilweise deutsche, Praktikant*innen kennenzulernen und mit ihnen viel zu unternehmen. So kann man die Stadt und die Umgebung gut kennenlernen!

Insgesamt bin ich sehr dankbar, die Möglichkeit des Praktikums am Goethe-Institut bekommen zu haben. Während der Zeit in Chicago, konnte ich sowohl spannende Tätigkeiten ausüben und ein spannendes potenzielles Arbeitsfeld kennenlernen als auch einen authentischen Einblick in das amerikanische Schulsystem und die Kultur bekommen.

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Nahaufnahme der US-amerikanischen Flagge
Über den Länderbereich USA

Im Länderbereich USA nimmt IJAB eines der beliebtesten Austauschländer unter jungen Menschen in den Blick.

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Tel.: 0228 9506-105
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Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit / Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-165