Digitale Jugendbildung

Wie kann digitale Jugendarbeit zur sozialen Integration Jugendlicher beitragen?

Youth Partnership stellt Studie vor

Im Rahmen eines Online-Events am 27. April 2020 hat die Partnerschaft zwischen der Europäischen Kommission und dem Europarat im Bereich Jugend (Youth Partnership) eine Studie vorgestellt, die untersucht, wie Digitalisierung zur Förderung der sozialen Integration Jugendlicher beitragen kann.

29.04.2020 / Susanne Klinzing

Die Autor(inn)en Adina Šerban, Victoria Stefan, Dan Moxon und Dunja Potočnik haben dafür die Verknüpfung der beiden Themenfelder untersucht, Konzepte von sozialer Integration und Ausgrenzung betrachtet und sich die Frage gestellt, wie man die integrativen Ansätze, die das Feld Digitalisierung bietet, einsetzen kann.

Rahmenbedingungen und Praxisbeispiele

Zunächst stellten die Autor(inn)en dar, welche jugendpolitischen Rahmenbedingungen es gibt, die soziale Integration und Digitalisierung thematisieren. Sie haben dafür politische Dokumente und Programme auf europäischer, nationalstaatlicher und teilweise lokaler Ebene gesichtet und ausgewertet und benennen diese. Zudem werden Beispiele für digitale Plattformen, Online-Tools und Fortbildungsangebote für junge Leute und für Fachkräfte der Jugendarbeit sowie Lehrkräfte im schulischen Bereich aus verschiedenen europäischen Ländern vorgestellt. Im Rahmen einer onlinegestützten Befragung hat zur Erfassung dieser Beispiele das Netzwerk der Korrespondent(inn)en des European Knowledge Centre for Youth Policy (EKCYP) beigetragen, in dem auch IJAB aktiv mitwirkt. Die hier eingegangenen Beispiele machten deutlich, dass der Bereich der formalen Bildung sehr stark im Rahmen von digitalen Projekten und Initiativen vertreten ist. Aber auch Plattformen für die Stärkung von Beteiligungsprozessen für Bürger/-innen im Allgemeinen wurden hier benannt. Lokale Jugendorganisationen und europäische Jugendverbände haben Bildungsangebote für Fachkräfte der Jugendarbeit und Jugendbildung konzipiert, die auch über Landesgrenzen hinaus eingesetzt werden.

Die Auswertung digitaler Tools und Plattformen erfolgte zudem zielgruppenweise: Welche digitalen Tools und Online-Plattformen stehen jungen Leuten und Fachkräften der Jugendarbeit zur Verfügung? Welche Plattformen bieten Einrichtungen an, um soziale Integration zu fördern? Welche digitalen Bildungsprogramme und -möglichkeiten können (benachteiligte) Jugendliche, welche Fachkräfte der Jugendarbeit und Lehrkräfte nutzen? Die Studie bietet einen Überblick über bestehende Angebote. Die Beispiele aus den europäischen Ländern umfassen unter anderem Lern- und Beratungsplattformen, die sich an junge Leute richten. Es geht um Themen wie (mentale) Gesundheit, Menschenrechte, Online-Sicherheit. Einige richten sich an Jugendliche mit Behinderungen oder Jugendliche mit Migrations- oder Fluchtgeschichte. Den meisten dieser Plattformen ist gemein, dass sie sich zwar an junge Leute richten, aber nicht von ihnen mitgestaltet wurden. Daher lässt sich nach Ansicht der Autor(inn)en schwer feststellen, inwieweit diese Angebote an den Bedarfen junger Leute ausgerichtet sind.

Chancen und Risiken der digitalen Welt

Im Weiteren thematisieren die Autor(inn)en Chancen und Risiken, die die digitale Welt für Jugendliche mit sich bringt. Sie schauen auf die möglichen Lücken, die es zu schließen gilt, um Jugendliche zu erreichen und wie Jugendarbeit hier ansetzen kann, um sie mit Informationen zu unterstützen und in ihrer persönlichen Entwicklung zu stärken. Insbesondere in Bereichen wie Gesundheitsförderung, Information und Beratung, Beteiligung und Kreativität sehen die Verfasser/-innen der Studie großes Potenzial für den Einsatz und die Nutzung digitaler Werkzeuge und um die Zielgruppe der Jugendlichen anzusprechen. Gleichsam weisen sie auf die möglichen Risiken hin, mit denen Jugendliche in dem Zusammenhang auch konfrontiert werden könnten: Cyberbullying, verletzende Inhalte, das Bewegen in der Informationsblase und Datenschutz sind einige der Punkte, die hier genannt werden.

Ausblick

Die Autor(inn)en wiesen bei der Vorstellung der Ergebnisse der Studie darauf hin, dass die Erfassung und Sichtung der Dokumente und Beispiele 2019 und vor Beginn der Corona-Krise stattfand. Daher wäre es ihrer Ansicht nach natürlich möglich, dass sich mittlerweile neue Entwicklungen ergeben haben könnten, die aber in die hier gestellten Betrachtungen nicht einfließen konnten und vielleicht auch unter neuen veränderten Rahmenbedingungen zu betrachten seien. Im Rahmen ihrer Empfehlungen, die am Ende der Studie formuliert werden, betonen die Verfasser(inn)en die Anpassung politischer Programme und Strategien, um die Nutzung digitaler Angebote für soziale Integrationsprozesse zu fördern und die Beteiligung Jugendlicher bei der Entwicklung solcher Angebote. Zudem weisen sie darauf hin, dass die von der Europäischen Union verwendeten Indikatoren zur Messung sozialer Integration um den Bereich Digitalisierung ergänzt werden müssten.

Die Studie liegt in englischer Sprache vor (pdf: 2,4 MB) und kann auf der Webseite der Youth Partnership heruntergeladen werden.

Quelle: Youth Partnership; Online-Event zur Vorstellung der Studie am 27.04.20