Fachkräfteinitiative.International

Perspektivwechsel als Chance

Internationale Projektpartner berichten

26 Projekte unter dem Dach der Fachkräfteinitiative.International - das macht mindestens 26 internationale Partner. Wie haben sie ihre Einzelprojekte erlebt? Welche Schlussfolgerungen ziehen sie für die weitere Zusammenarbeit? Und welche Verbesserungen wünschen sie sich im internationalen Jugend- und Fachkräfteaustausch? Bei der Internationalen Fachkräftewerkstatt (International Staff Laboratory) am 10. Juli 2023 gab es Gelegenheit, darüber zu sprechen.

24.07.2023 / Kerstin Giebel, Christian Herrmann

26 Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland haben sich im Rahmen der Fachkräfteinitiative.International (FKI) seit 2021 auf den Weg gemacht, um sich internationaler aufzustellen. Dabei wurden vielfältige Ansätze entwickelt und erprobt, die darauf abzielen (mehr) Jugend- und Fachkräfteaustausch zu initiieren und die eigenen Trägerstrukturen dahingehend intensiver in den Blick zu nehmen. IJAB koordiniert die Initiative in enger Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Sozial- und Organisationspädagogik (ISOP) an der Universität Hildesheim.

Von Anbeginn der Initiative hatten die deutschen FKI-Projekte Gelegenheit, sich über analoge und digitale Formate zu Gelingensbedingungen und aktuellen Fragestellungen untereinander auszutauschen. Internationaler Austausch lebt vom Perspektivwechsel. Vor dem Hintergrund war es nun an der Zeit, auch die ausländischen Partner*innen zu Wort kommen zu lassen und zu erfahren, wie sie die Zusammenarbeit im Rahmen von FKI bislang erlebt haben. Im Juni 2023 tauschten sich bereits junge Menschen aus dem In- und Ausland im „Youth-Future-Camp“ aus; am 10. Juli standen Fachkräfte im Mittelpunkt. IJAB hatte sich bewusst für das Format Offenes Beratungsangebot entschieden. Dieses ging in der Internationalen Fachkräftewerkstatt - International Staff Laboratory als digitales Angebot an alle Interessierten auf.

29 Teilnehmende aus Algerien, Tunesien, Slowenien, Österreich, Georgien, Polen und Deutschland hatten zuvor ihr Interesse an dem Online-Format bekundet - Länder mit sehr unterschiedlichen Strukturen von Jugendarbeit und entsprechend unterschiedlichen Bedürfnissen. Auf einer interaktiven Karte wurden die beteiligten Länder und die jeweiligen deutschen FKI-Partner visualisiert.

Um die internationale Fachkräftewerkstatt und die Relevanz der Ergebnisse aus dieser Diskussion richtig einordnen zu können, stellte IJAB-Projektkoordinatorin Kerstin Giebel gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim die Fachkräfteinitiative.International vor und beleuchtete vor allem die Ziele, Akteure und Begleitinstrumente. Das Forscher*innenteam um Prof. Dr. Schröer skizzierte außerdem zentrale Aspekte der wissenschaftlichen Begleitung und würdigte die große Resonanz der Partnervertreter*innen auf die angebotene Veranstaltung. Anschließend eröffnete Kerstin Giebel den Raum für ein offenes Brainstorming zu allem, was die genannten Akteure bewegt und lud dazu ein, sich als Trägervertreter*in im wahrsten Sinne des Wortes zu zeigen.

Große Themenvielfalt

Die Themenwünsche waren so vielfältig wie die Teilnehmer*innen. Die Bandbreite reichte von bekannten Problemen wie der Visavergabe (hier für Partner aus dem arabischen Raum), der Finanzierung internationaler Aktivitäten und Netzwerke, wenn diese außerhalb der Reichweite europäischer Förderung liegen, oder dem Thema Chancengleichheit für junge Menschen mit eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten bis hin zu den spezifischen Bedürfnissen von Organisationen, die erst seit kurzem international aktiv sind. Neben der Durchführung von internationalen Austauschprojekten ging es auch um die Frage der kontinuierlichen Qualifizierung und Beratung ausländischer Fachkräfte inkl. Schaffung geeigneter Zugänge. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Flucht und Vertreibung von Menschen – auch Fachkräften – sorgen zudem für ein neues Thema: Insbesondere die polnischen Teilnehmer*innen fragten sich, wie diese jungen Menschen erreicht und sinnvoll in die Projektarbeit einbezogen werden können.

Aus der Vielzahl der Themen und Fragen ergaben sich drei Workshops:

Herausgearbeitet wurden Problemfelder und Forderungen, mit denen sich vor allem die Fach- und Förderstellen der internationalen und europäischen Jugendarbeit auseinanderzusetzen haben – beispielsweise der Wunsch, Förderinstrumente anzupassen, Konzepte für die Einbeziehung marginalisierter Gruppen zu entwickeln und diesbezügliche Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten oder bestehende krisenhafte Erscheinungen wie Krieg und Klimawandel zum Gegenstand internationaler Kooperationen zu machen. Oft geschieht das bereits – aber wenn neue Akteure auf der Bildfläche erscheinen, müssen auf scheinbar alte Fragen auch immer wieder neue Antworten gefunden werden.

IJAB und ISOP danken allen Mitwirkenden für die Impulse und das vertrauensvolle Miteinander trotz knapper zeitlicher Ressourcen. Wir werden diese Themen mitnehmen und in geeigneten Fachkreisen weiterdiskutieren. Am 25. und 26. Oktober 2023 wird dazu Gelegenheit sein, wenn alle FKI-Projekte zur abschließenden Fachveranstaltung unter dem Motto „Time to reflect!“ zusammenkommen.

Skulptur 'Body of Knowledge' auf dem Campus Westend der Goethe-Universität in Frankfurt/Main
Über die Fachkräfteinitiative.International

Die Fachkräfteinitiative.International unterstützt Fachkräfte und Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe dabei, ihre interkulturellen und internationalen Kompetenzen zu stärken. Jugendliche werden aktiv in diesen Prozess eingebunden.

Vier Uhren mit unterschiedlichen Uhrzeiten
Über die Internationalisierung

Die Kinder- und Jugendhilfe mit ihren Fachkräften und Strukturen muss sich auf die wachsende Bedeutung grenzüberschreitender Lernerfahrungen einstellen.