26 Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Deutschland haben sich im Rahmen der Fachkräfteinitiative.International (FKI) seit 2021 auf den Weg gemacht, um sich internationaler aufzustellen. Dabei wurden vielfältige Ansätze entwickelt und erprobt, die darauf abzielen (mehr) Jugend- und Fachkräfteaustausch zu initiieren und die eigenen Trägerstrukturen dahingehend intensiver in den Blick zu nehmen. IJAB koordiniert die Initiative in enger Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Begleitung durch das Institut für Sozial- und Organisationspädagogik (ISOP) an der Universität Hildesheim.
Von Anbeginn der Initiative hatten die deutschen FKI-Projekte Gelegenheit, sich über analoge und digitale Formate zu Gelingensbedingungen und aktuellen Fragestellungen untereinander auszutauschen. Internationaler Austausch lebt vom Perspektivwechsel. Vor dem Hintergrund war es nun an der Zeit, auch die ausländischen Partner*innen zu Wort kommen zu lassen und zu erfahren, wie sie die Zusammenarbeit im Rahmen von FKI bislang erlebt haben. Im Juni 2023 tauschten sich bereits junge Menschen aus dem In- und Ausland im „Youth-Future-Camp“ aus; am 10. Juli standen Fachkräfte im Mittelpunkt. IJAB hatte sich bewusst für das Format Offenes Beratungsangebot entschieden. Dieses ging in der Internationalen Fachkräftewerkstatt - International Staff Laboratory als digitales Angebot an alle Interessierten auf.
29 Teilnehmende aus Algerien, Tunesien, Slowenien, Österreich, Georgien, Polen und Deutschland hatten zuvor ihr Interesse an dem Online-Format bekundet - Länder mit sehr unterschiedlichen Strukturen von Jugendarbeit und entsprechend unterschiedlichen Bedürfnissen. Auf einer interaktiven Karte wurden die beteiligten Länder und die jeweiligen deutschen FKI-Partner visualisiert.
Um die internationale Fachkräftewerkstatt und die Relevanz der Ergebnisse aus dieser Diskussion richtig einordnen zu können, stellte IJAB-Projektkoordinatorin Kerstin Giebel gemeinsam mit Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim die Fachkräfteinitiative.International vor und beleuchtete vor allem die Ziele, Akteure und Begleitinstrumente. Das Forscher*innenteam um Prof. Dr. Schröer skizzierte außerdem zentrale Aspekte der wissenschaftlichen Begleitung und würdigte die große Resonanz der Partnervertreter*innen auf die angebotene Veranstaltung. Anschließend eröffnete Kerstin Giebel den Raum für ein offenes Brainstorming zu allem, was die genannten Akteure bewegt und lud dazu ein, sich als Trägervertreter*in im wahrsten Sinne des Wortes zu zeigen.
Große Themenvielfalt
Die Themenwünsche waren so vielfältig wie die Teilnehmer*innen. Die Bandbreite reichte von bekannten Problemen wie der Visavergabe (hier für Partner aus dem arabischen Raum), der Finanzierung internationaler Aktivitäten und Netzwerke, wenn diese außerhalb der Reichweite europäischer Förderung liegen, oder dem Thema Chancengleichheit für junge Menschen mit eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten bis hin zu den spezifischen Bedürfnissen von Organisationen, die erst seit kurzem international aktiv sind. Neben der Durchführung von internationalen Austauschprojekten ging es auch um die Frage der kontinuierlichen Qualifizierung und Beratung ausländischer Fachkräfte inkl. Schaffung geeigneter Zugänge. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundene Flucht und Vertreibung von Menschen – auch Fachkräften – sorgen zudem für ein neues Thema: Insbesondere die polnischen Teilnehmer*innen fragten sich, wie diese jungen Menschen erreicht und sinnvoll in die Projektarbeit einbezogen werden können.
Aus der Vielzahl der Themen und Fragen ergaben sich drei Workshops:
- Internationale Kooperationen, insbesondere von kleinen Organisationen
- Förderung von Austauschaktivitäten außerhalb der EU
- Einbeziehung von marginalisierten Gruppen und Geflüchteten
Herausgearbeitet wurden Problemfelder und Forderungen, mit denen sich vor allem die Fach- und Förderstellen der internationalen und europäischen Jugendarbeit auseinanderzusetzen haben – beispielsweise der Wunsch, Förderinstrumente anzupassen, Konzepte für die Einbeziehung marginalisierter Gruppen zu entwickeln und diesbezügliche Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten oder bestehende krisenhafte Erscheinungen wie Krieg und Klimawandel zum Gegenstand internationaler Kooperationen zu machen. Oft geschieht das bereits – aber wenn neue Akteure auf der Bildfläche erscheinen, müssen auf scheinbar alte Fragen auch immer wieder neue Antworten gefunden werden.
IJAB und ISOP danken allen Mitwirkenden für die Impulse und das vertrauensvolle Miteinander trotz knapper zeitlicher Ressourcen. Wir werden diese Themen mitnehmen und in geeigneten Fachkreisen weiterdiskutieren. Am 25. und 26. Oktober 2023 wird dazu Gelegenheit sein, wenn alle FKI-Projekte zur abschließenden Fachveranstaltung unter dem Motto „Time to reflect!“ zusammenkommen.