Tätigkeitsberichte und Finanzplanungen – es sind Dinge, die des Vereinsrecht IJAB auferlegt und die selten für Aufregung und leidenschaftlichen Debatten sorgen, allenfalls zu Verständnisfragen. Anders sieht es mit der Arbeitsplanung für das kommende Jahr aus, denn hier nimmt der neue Gedanke eines Netzwerks für Internationale Jugendarbeit erstmals Form an. Sie umfasst ein „Standbein“, das aus der Fortführung bestehender Projekte besteht und aus Aufgaben, die IJAB für das Bundesjugendministerium wahrnimmt – etwa den Fachkräfteaustausch mit Japan, der Türkei und China. Teil der Arbeitsplanung sind auch Aufgaben und Themen, die bei IJAB verbleiben, auch wenn die dazugehörigen Projekte bereits ausgelaufen sind. Dazu gehören beispielsweise die Fachkräftequalifizierung für diejenigen, die erstmals internationale Projekte angehen möchten, aber auch die Digitalisierung der Internationalen Jugendarbeit, die Entwicklung von Präventionskonzepten gegen sexualisierte Gewalt oder die Ausgestaltung von nachhaltigem Austausch.
Das „Spielbein“ wird stärker
Stärker als jemals zuvor ist das „Spielbein“ von IJAB in der Arbeitsplanung vertreten – Aufgaben, die sich Geschäftsstelle und Mitglieder selbst stellen und gestalten möchten. In einem Prozess zwischen Mitarbeiter*innen, Mitgliedsorganisationen und Bundesjugendministerium wurden Themen identifiziert, die 2025 in unterschiedlichen Formaten bearbeitet werden sollen. Mit erkennbarem Abstand fand das Thema Demokratieförderung die meiste Unterstützung bei allen Beteiligten. Das erstaunt nicht, denn nicht nur in Deutschland erleben wir ein Erstarken populistischer und rechtsradikaler Parteien und Strömungen, auch international sind Angriffe auf die liberale und weltoffene Demokratie sowie schrumpfende Spielräume für die Zivilgesellschaft zu verzeichnen. In Kooperation mit dem Europarat soll im Dezember 2025 dazu eine internationale Konferenz in Straßburg stattfinden. Damit ist das Thema Demokratieförderung bei Inhalt und Format schon weit fortgeschritten. Bei den Themen Inklusion und Anerkennung der Internationalen Jugendarbeit steht dieser Prozess noch an. Sicher ist jedoch, dass die Themen Sichtbarkeit und Anerkennung auf die bisherige Kampagne #internationalheart aufsetzen werden, bei der politische Entscheidungsträger – besonders in Wahlkampfzeiten – angesprochen wurden. Die vorgezogenen Bundestagswahlen sorgen nun dafür, dass das Wann und Wie neu überdacht werden müssen. Auch beim Thema Inklusion kann IJAB auf ein Vorgängerprojekt zurückgreifen. Mit VISION:INCLUSiON wurde die Teilhabe junger Menschen mit Behinderungen am internationalen Austausch bereits seit Jahren vorangetrieben.
In der Zusammenarbeit mit dem Bundesjugendministerium steht im Mai 2025 ein Großereignis an. Gemeinsam mit den Fach- und Förderstellen der Internationalen Jugendarbeit sowie weiteren internationalen Partnern soll an das Ende des 2. Weltkriegs erinnert werden. Die Jugendkonferenz soll Lehren der Vergangenheit für die Zukunft nutzbar machen. Berlin ist dafür der naheliegende Ort.
Organisationsentwicklung schreitet voran
Das neue Denken in Netzwerken, das sich im Leitbild niederschlägt, bedarf auch einer neuen Arbeitsweise. Direktor Daniel Poli stellte die Überlegungen zur Organisationsentwicklung in der Geschäftsstelle vor. In den bisherigen Stand des Konzepts sind vor allem die Erfahrungen der Mitarbeiter*innen eingeflossen. Die Leitung der Geschäftsstelle wird künftig stärker als Team agieren und Entscheidungen transparenter machen. Das ist schon jetzt Wirklichkeit. In einem monatlichen Online-Jour-fix informiert die Leitung über aktuelle Entwicklungen. In Zukunft soll nicht mehr der Geschäftsbereich als berufliche und strukturelle Heimat im Mittelpunkt stehen, sondern IJAB in seiner Gesamtheit stärker in den Blick genommen werden. Die einzelnen Teams richten sich an den Inhalten des Leitbildes aus und werden flexibel, je nach aktuellem Bedarf der jährlichen Arbeitsplanung, zusammengesetzt und ausgerichtet. Dies soll in Zukunft ein flexibleres Agieren gegenüber sich verändernden Rahmenbedingungen ermöglichen.
Zum Schluss der Mitgliederversammlung gab es noch einen Grund zum Feiern. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit (BAG OKJA) wurde als neues Mitglied aufgenommen. Die Aufnahme des neuen Mitglieds spiegelt den Trend zu einer stärkeren Internationalisierung der Kinder- und Jugendhilfe.
Für IJAB endet damit ein ereignisreiches Jahr, das durch Veränderungen geprägt war und dem Vorsitzenden Rolf Witte blieb nur noch eins: Mitgliedern, Mitarbeiter*innen und dem Bundesjugendministerium zu danken und ihnen frohe Festtage zu wünschen.