Eine Gruppe lächelnder Menschen verschiedener Herkunft, einige mit charakteristischen Trachten, posiert fröhlich in einem modernen Konferenzsaal. Im Vordergrund hält eine Person eine marokkanische Flagge. Eine Gruppe lächelnder Menschen verschiedener Herkunft, einige mit charakteristischen Trachten, posiert fröhlich in einem modernen Konferenzsaal. Im Vordergrund hält eine Person eine marokkanische Flagge.
Jugenddelegation beim 12. Weltforum für Demokratie
Jugendbeteiligung

Spaltungen überwinden: Das 12. Weltforum für Demokratie

Jugendperspektive im Europarat

Vom 6. zum 8. November 2024 fand in Straßburg das 12. Weltforum für Demokratie unter dem Titel „Democracy and Diversity – Can we transcend the divides?“ statt. Intellektuelle, Wissenschaftler*innen, Menschen aus der Politik, Aktivist*innen und Expert*innen aus der ganzen Welt kamen zusammen, um über das Thema Vielfalt und die Möglichkeit, Spaltungen zu überwinden, zu diskutieren. IJAB sprach mit zwei Vertreter*innen der internationalen Jugenddelegation: Miranda Gonzalez Wicky aus Argentinien und Kostian Jano aus Albanien.

13.01.2025 / Natali Petala-Weber

IJAB: Im November 2024 habt ihr als Jugenddelegierte am 12. Weltforum für Demokratie teilgenommen. Wie habt ihr davon erfahren?

Kostian: Ich habe vor ein paar Jahren über die Website des Europarats vom Weltforum für Demokratie erfahren. Ich war mir seiner Bedeutung und der Art der Themen, die jedes Jahr auf dem Forum behandelt werden, bereits bewusst. Besonders interessant fand ich die Tatsache, dass junge Menschen aktiv am Forum beteiligt sind und dass es ein offenes Bewerbungsverfahren für junge Menschen gibt. Das Thema für 2024, das sich auf Demokratie und Vielfalt konzentriert, hat mich sofort angesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass es für die heutige Zeit äußerst relevant und wichtig ist. Das Bewerbungsverfahren selbst war recht gründlich und umfasste detaillierte Fragen zu unserem Werdegang, unserem Hintergrund und unserem Jugendengagement. Ich war begeistert, dass ich ausgewählt worden war - vor allem weil es über 2.000 Bewerbungen aus der ganzen Welt gab.

Etwa 70 Personen wurden für die Jugenddelegation ausgewählt, aber es waren auch weitere junge Menschen mit anderem Background und von anderen Organisationen dabei, so dass die Gesamtzahl höher war.

Miranda: Ich habe davon über eine dieser Webseiten erfahren, die Möglichkeiten und Angebote für junge Menschen veröffentlichen. Da ich weder aus der Politikwissenschaft noch aus Europa komme, waren mir die Arbeit des Europarats oder das Weltforums für Demokratie bis dahin nicht vertraut. 

IJAB: Welche Rolle hattet ihr beim Weltforum inne? Was waren eure konkreten Aufgaben?

Miranda: Zuerst hatten wir zwei Vorbereitungstage mit vielen Aktivitäten. Wir wurden dazu ermutigt, uns gegenseitig und die Arbeit des Europarates kennenzulernen. Außerdem wurden wir darüber informiert, was während des Forums passieren würde und wurden zur kritischen Auseinandersetzung mit den Themen angeregt. Auf dem Forum waren wir Teil des Plenums und unsere Aufabe bestand darin, uns mit Beiträgen und Fragen einzubringen. Während der Vorbereitungstage drehte sich alles darum, wie wir den uns zur Verfügung gestellten Raum am besten nutzen. 

IJAB: Kostian, während der Veranstaltung hattest du auch die Rolle des Jugendberichterstatters der Jugenddelegation inne? Auf der abschließenden Plenarsitzung hast du ein Gesamtresümee aus der Sicht der Jugend gezogen. 

Kostian: Während der Vorbereitungstage diskutierten wir untereinander und wählten die jungen Leute aus, die die Rolle des Jugendberichterstatters und auch die der Diskutant*innen in den Labs und den Forumsgesprächen übernehmen sollten. Mir wurde die Ehre zuteil, als Jugendberichterstatter für das Weltforum ausgewählt zu werden. Ich hatte die wirklich wichtige Aufgabe, Informationen über die Arbeiten des Forums aus Jugendperspektive zu sammeln und einen Bericht[1] für den letzten Tag vorzubereiten. Meiner Meinung nach war dies sehr wichtig, weil es zeigt, wie das Weltforum für Demokratie junge Menschen einbezieht und aktiv beteiligt. Während ich die Rede vorbereitete, warf ich einen Blick auf die letztjährige Zusammenfassung des vorherigen Jugendberichterstatters, um zu überprüfen, wie die Empfehlungen des letzten Jahres umgesetzt wurden. Denn das ist die Bedeutung der Rolle des Jugendberichterstatters: den Fortschritt zu verfolgen, Rechenschaft zu gewährleisten und zu zeigen, dass die Stimmen der Jugend nicht nur gehört, sondern auch umgesetzt werden.

IJAB: Wie würdest du deine Erfahrungen als Jugendberichterstatter des Forums zusammenfassen?

Kostian: Wir hatten eine rekordverdächtige Anzahl von jungen Diskutant*innen. Es waren 22 junge Führungskräfte, die an den Forumsgesprächen und -labors teilnahmen, den Gesprächsfluss mitgestalteten und die Perspektive der Jugendlichen einbrachten, was für ein Forum dieser Größenordnung wirklich wichtig ist. Was die Veranstaltung noch eindrucksvoller machte, war die unglaubliche Vielfalt der Teilnehmenden. Die jungen Führungskräfte kamen nicht nur aus Europa, sondern aus der ganzen Welt und repräsentierten ein breites Spektrum an geografischen, sozialen und kulturellen Hintergründen. Die Jugenddelegierten kamen aus verschiedenen Bereichen, darunter Universitäten, politische Jugendorganisationen, NGOs und mehr.

IJAB: Miranda, wie bewertest du deine Erfahrungen hinsichtlich des Aspekts der Jugendbeteiligung? 

Miranda: Für mich ist das ein Thema, bei dem ich während des Forums ein zwiespältiges Gefühl hatte.. Ich komme nicht aus der diplomatischen Welt, ich komme nicht aus der politischen Arbeit, also erlebte ich eine neue Art, über Themen zu sprechen, eine neue Art, sich an den Diskussionen zu beteiligen. Nicht nur, weil ich von einem anderen Kontinent und einer anderen Kultur komme, sondern auch, weil ich von einer sehr regionalen Universität komme. Ich hatte das Gefühl, dass auf dem Forum für Demokratie ganz andere Regeln für das Gespräch über Probleme galten. Daher empfand ich die Einzelgespräche, die ich in den Pausen führte, als bereichernder als die formellen Momente. Während der beiden Vorbereitungstage fühlte ich mich mehr ermutigt, mehr zum Nachdenken angeregt, weil ich das eher gewohnt bin als den formalen Raum, der mir gegeben wurde. Aber es war auch eine große Herausforderung; ich fühlte mich ein wenig klein, als ich diesen Führungspersonen Fragen stellte, und es war eine gute Gelegenheit, aus meiner Komfortzone herauszukommen. Außerdem war es ein Privileg, mit diesen einflussreichen und vielfältigen Akteuren, die sich für eine bessere Welt einsetzen, sprechen zu können. 

IJAB: Der Titel des 12. Weltforums für Demokratie lautete „Demokratie und Vielfalt - Können wir Spaltungen überwinden?“ Was bedeutet das für euch persönlich?

Miranda: Da ich Anthropologie studiert habe, war ich schon immer sehr an Vielfalt und Kultur interessiert. In Bezug auf die Demokratie habe ich das Gefühl, dass meine persönlichen Erfahrungen und mein nationaler Kontext stark mit der Wertschätzung von Demokratie verbunden sind: Argentinien und Lateinamerika im Allgemeinen haben im 20. Jahrhundert viele Diktaturen erlebt und Demokratie ist etwas, das was wir erst vor Kurzem errungen haben – sie wurde uns nicht einfach geschenkt.

Demokratie ist etwas, das wir erst vor Kurzem errungen haben - sie wurde uns nicht einfach geschenkt.

Miranda Gonzalez Wicky

Kostian: Für mich unterstreicht es die dringende Notwendigkeit von Inklusion in unseren demokratischen Prozessen, denn wir leben in gefährlichen Zeiten. Unsere Gesellschaften leiden derzeit unter einer zunehmenden Polarisierung, was ein großes Problem darstellt. Ich glaube, dass es bei Vielfalt nicht nur darum geht, Unterschiede wahrzunehmen, sondern auch darum, sich aktiv mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen, um das Verständnis und die Zusammenarbeit zu fördern, was gerade jetzt entscheidend ist. 

IJAB: Lasst uns einen Blick auf eure Heimatländer werfen: Welche konkreten Erfahrungen habt ihr mit Spaltung und Polarisierung in Argentinien und Albanien gemacht? 

Miranda: Argentinien ist eine sehr polarisierte Gesellschaft, und das schon seit seinen Anfängen. Der Bürgerkrieg nach der Unabhängigkeit basierte auf der Polarisierung zwischen zwei Gruppen, die das Land unterschiedlich gestalten wollten. Das heißt, in meinem Land gab es von Anfang an und während der ganzen Zeit soziale und politische Spaltungen. Seit den 1960er Jahren und bis heute besteht eine der größten politischen Polarisierungen zwischen Menschen, die den mit Perón verbundenen Ideen folgen, und solchen, die das nicht tun. 

Es gibt auch viele Arten der kulturellen, der Klassen- und der intellektuellen Polarisierung. Während meiner Teenagerzeit, von 2018 bis 2020, gab es zum Beispiel eine große feministische Bewegung für Abtreibungsrechte, die die Gesellschaft polarisierte. Beide Seiten hatten eine Menge Symbole und sogar eine ästhetische Identität: Jede Seite nahm einen Namen, bestimmte Phrasen, eine Flagge und eine Farbe an. Die Menschen, vor allem Frauen, trugen an ihren Taschen Erkennungszeichen, die zeigten, auf welcher Seite sie standen. Es gibt Bewegungen wie diese, die sich selbst gegen andere polarisieren - wie die führende politische Partei „La Libertad Avanza.“ In Argentinien gibt es also generell immer eine Art von Polarisierung. 

IJAB: Lasst uns auf die andere Seite der Welt blicken – nach Albanien.  Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit Polarisierung und Spaltung in deinem Land? 

Kostian: In Albanien sind Polarisierung und Spaltung ein großes Thema,, aber es ist wichtig zu erwähnen, dass sie in erster Linie innerhalb des politischen Spektrums zu beobachten sind, d. h. bei Politiker*innen und führenden Persönlichkeiten, und nicht in der breiten Bevölkerung. Die parteipolitische Polarisierung wird vor allem in Wahlperioden problematisch, wenn das Umfeld von Spannungen geprägt ist. Oft fehlt es an einem konstruktiven Dialog zwischen der Opposition und der Regierung, und leider ist dies Jahr für Jahr ein wiederkehrendes Problem.

Albanien strebt zum Beispiel derzeit den EU-Beitritt an, und als Teil dieses Prozesses fordert die EU eine Zusammenarbeit zwischen der Opposition und der Regierung. An dieser Zusammenarbeit mangelt es jedoch gewaltig. Stattdessen sehen wir eine Rhetorik, die die Kluft vertieft und eine „Wir-gegen-sie“-Mentalität verstärkt. Diese Rhetorik behindert nicht nur den Fortschritt, sondern verschärft auch die Spaltung in der Gesellschaft.

IJAB: Wie können eurer Meinung nach junge Menschen dazu beitragen, polarisierende politische Narrative zu anzugehen? 

Kostian: Eine der wichtigsten Botschaften, die ich in meiner Rede als Jugendberichterstatter hervorgehoben habe, ist die entscheidende Rolle von Bildung. Sowohl die formelle als auch die informelle Bildung sind von wesentlicher Bedeutung, insbesondere in der heutigen globalisierten Welt. Leider fehlt es in vielen Bildungssystemen an Lehrplänen, die sich mit Themen wie Bürgerschaft, Menschenrechten und kritischem Denken befassen. Infolgedessen sind viele junge Menschen nicht informiert, unbeteiligt und nicht in der Lage, die Komplexität politischer Narrative zu verstehen. Wie können junge Menschen Desinformation und spaltende politische Rhetorik bekämpfen, wenn sie nicht einmal wissen, was Desinformation ist? 

Wie können junge Menschen Desinformation und spaltende politische Rhetorik bekämpfen, wenn sie nicht einmal wissen, was Desinformation ist?

Kostian Jano

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung von Peer-to-Peer-Engagement. Desinformation und politische Spaltung zielen oft auf junge Menschen ab, weshalb es für junge Aktivist*innen wichtig ist, sich an Diskussionen in ihren Communities  und unter Gleichaltrigen zu beteiligen. Durch die Schaffung von Räumen für einen offenen Dialog, in denen junge Menschen voneinander lernen können, können wir kritisches Denken und ein besseres Verständnis dafür fördern, wie man schädliche Narrative bekämpfen kann. Die Förderung dieser Art von Engagement ist der Schlüssel, um die Barrieren der Fehlinformation und Spaltung zu durchbrechen.

Miranda: Ich stimme Kostian zu, meine Sicht zielt auch auf die Bildung ab: Die Förderung von kritischem Denken, von Logik und die Wiederherstellung der Vernunft  sollten der Ausgangspunkt unserer Arbeit sein. Auch wenn die Lösungen lokal und gemeinschaftsorientiert sein müssen, besteht die gemeinsame Basis darin, Bildung besser, cooler und interessanter zu machen. Im Kampf gegen Desinformation bin ich der Meinung, dass es zielführender ist, sich überhaupt nicht damit zu beschäftigen. Die Lösung besteht darin, diese Narrative zu ignorieren und ihnen die Bedeutung zu nehmen. 

IJAB: Welche innovative Ideen in Bezug auf die erwähnten Probleme würdet ihr gerne umgesetzt sehen?

Miranda: Die Teilnahme am Weltforum für Demokratie hat mir geholfen, Dinge kennenzulernen, die in anderen Ländern gemacht werden und die in Argentinien umgesetzt werden könnten, wie diese TV-Polit-Talks mit jungen Menschen in Albanien, die simulieren, Politiker*innen zu sein, oder die Einrichtung von Jugendräten und ähnliche Programme. Vor allem aber würde ich mir eine bessere Verteilung der Ressourcen wünschen, denn ich sehe, dass die Motivation und die Fähigkeiten, sich für eine gleichberechtigtere Welt einzusetzen, vorhanden sind, aber es fehlt an den Ressourcen oder sie sind nicht gut verteilt.

Kostian: Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern sollten uns darauf konzentrieren, bestehende, von der Gemeinschaft getragene Initiativen zu erweitern und zu unterstützen. Es gibt bereits viele wirkungsvolle Projekte, aber wir brauchen noch mehr, und vor allem brauchen wir die richtigen Ressourcen, damit sie gedeihen können. Wie bereits erwähnt, ist die Finanzierung eine Priorität. Was wir brauchen, ist die Stärkung lokaler Gemeinschaften, Schulen und junger Menschen, ihre eigenen Projekte für bürgerschaftliches Engagement zu entwickeln. Viele der Jugenddelegierten betonten die wichtige Rolle von Jugendorganisationen und Grassroot-Initiativen bei der Förderung demokratischer Werte und des sozialen Wandels. In diesem Sinne verleiht der Europarat bereits den Demokratie-Innovationspreis, aber warum nicht einen zusätzlichen Preis speziell für von Jugend geleitete Initiativen einführen? 

Einer meiner anderen Vorschläge war, junge Menschen direkt in den Prozess der Festlegung der Tagesordnung für das nächste Weltforum für Demokratie einzubeziehen. Dies ist ein neuer Ansatz und ich glaube, dass er viel bewirken kann. Die Idee ist, dass eine Gruppe von Jugenddelegierten aus 2024 Teil des Organisationsteams wird. Auf diese Weise würden junge Menschen nicht nur am Tisch sitzen, sondern die Veranstaltung selbst aktiv mitgestalten. Indem wir junge Menschen in die Planungs- und Organisationsphase einbeziehen, stellen wir sicher, dass ihre Perspektiven vollständig in die Struktur des Forums integriert werden, was ein stärkeres Gefühl der Eigenverantwortung fördert.

Und zum Schluss müssen wir in unseren Maßnahmen sehr konkret sein. Es reicht nicht aus, über diese Themen zu reden - wir müssen echte Fortschritte erzielen. Und Fortschritt bedeutet mehr Finanzierung, mehr Projekte, größere Beteiligung und stärkere Einbeziehung.

Miranda: Ja, und wir sollten auch auf eine stärkere internationale Vertretung beim Weltforum für Demokratie hinarbeiten, das zwar „Weltforum“ heißt, aber eine europäische Brille trägt. Ich denke, es könnte sehr bereichernd sein, wenn mehr Stimmen zu Wort kämen und die Diskutierenden sich trauten, friedlich zu widersprechen und zu verhandeln. Das ist es, worum es in der Demokratie wirklich geht, und das ist der einzige Weg, um Lösungen, neue Denk- und Arbeitsweisen zu finden: indem man sich mit den „anderen“ auseinandersetzt. 

IJAB: Noch zwei letzte Fragen. Was nehmt ihr persönlich aus dem Weltforum für Demokratie mit, das ihr vielleicht in eurem lokalen Umfeld, in  der Region, in der ihr lebt, umsetzen wollt? Und: Wie geht es für euch jetzt weiter? 

Miranda: Wie Kostian schon sagte, glaube ich nicht, dass wir etwas Neues entdeckt haben, da wir über ähnliche Probleme und Lösungen gesprochen haben. Dennoch war es für mich eine unglaubliche Erfahrung, mit jungen Menschen zu lernen, die ähnlich arbeiten wie ich, aber auf der anderen Seite der Welt oder zu einem anderen Thema. Die Jugenddelegation hat mich zum Nachdenken angeregt, es war sehr interessant und motivierend, sie zu treffen. Wenn man mit Menschen aus anderen Teilen der Welt zusammenkommt, gewinnt man wirklich neue Ideen, neue Perspektiven und entdeckt neue Möglichkeiten. Die lateinamerikanischen Delegierten haben mich zum Beispiel über verschiedene Programme, Fördermöglichkeiten und Jobs informiert, auf die ich mich heute bewerbe. Ich würde einfach mehr solcher Treffen organisieren. 

Kostian: Ich stimme Miranda vollkommen zu! Mein Mitbewohner während unseres Aufenthalts in Straßburg kam zum Beispiel aus der Dominikanischen Republik, und ich hatte auch die Gelegenheit, Leute aus Peru, Vietnam, Kolumbien, Südkorea, Argentinien und vielen anderen Ländern kennen zu lernen, die ich vorher noch nie besucht habe. Natürlich erhalten wir Informationen von Nachrichtensendern, aus dem Netz und den sozialen Medien, aber das ist nicht dasselbe wie Menschen von Angesicht zu Angesicht zu treffen, echte Gespräche zu führen und Ideen persönlich zu diskutieren. Auf diese Weise erhält man ein viel besseres Verständnis für den lokalen Kontext und die Nuancen, die ihre Sichtweise prägen.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Veranstaltungen wie das Weltforum für Demokratie noch mehr Aufmerksamkeit von jungen Menschen brauchen.

Kostian Jano

Wenn junge Menschen zusammenkommen, geht es nicht nur um einen Austausch von Kulturen, sondern auch um einen Austausch von Ideen. Diese Ideen können sich zu Projekten entwickeln, die das Potenzial haben, ganze Gemeinschaften zu verändern. Schritt für Schritt müssen wir die Einbeziehung junger Menschen nicht nur auf dem Weltforum für Demokratie fördern, sondern auch auf anderen globalen Veranstaltungen, bei denen führende Politiker*innen der Welt zusammenkommen. Junge Menschen sollten nicht nur am Tisch sitzen, sondern auch zu den wichtigsten Entscheidungsträger*innen gehören. Wir brauchen kein weiteres „Youth-Washing“, sondern echte, konkrete Maßnahmen. Ich hoffe, dass unsere Empfehlungen, die wir auf dem Forum ausgesprochen haben, 2025 Gehör finden und umgesetzt werden, denn darauf kommt es letztlich an: Wir nehmen nicht nur teil, sondern wir treiben die Ergebnisse des Weltforums für Demokratie aktiv voran und gestalten sie mit. 

IJAB: Vielen Dank. 

[1] Das Resümee des Jugendberichterstatters am 12. Weltforum für Demokratie ist auf Youtube verfügbar (ab 2:10:41). 

Über unsere Interview-Partner*innen

Miranda Gonzalez Wicky studiert Sozial- und Kulturanthropologie an der Nationalen Universität von San Martín, Argentinien, und nimmt derzeit an einem ERASMUS+-Austausch an der Universität Agder, Norwegen, teil. Ihre Forschung konzentriert sich auf geschlechtsspezifische Fragen, insbesondere auf die Arbeitsbedingungen argentinischer Wissenschaftlerinnen. Sie hat Erfahrung mit sozialwissenschaftlichen Projekten, territorialer Zusammenarbeit sowie qualitativer und quantitativer Forschung mit Schwerpunkt auf Menschenrechten. Zu ihren Interessen gehören Gleichstellung, Bildung, internationale Beziehungen und kulturelle Vielfalt. Kontakt:  mirandagonzalezwicky(at)gmail.com

Kostian Jano ist eine junge Führungspersönlichkeit aus Albanien, die sich für die EU-Integration der westlichen Balkanstaaten und die Stärkung junger Menschen als Akteure des Wandels einsetzt. Er arbeitet derzeit als nationaler Koordinator in einem großen Entwicklungsprojekt in Albanien und ist außerdem aktives Mitglied von Organisationen wie dem European Democracy Youth Network und JEF Europe und Youth Voice. Während des 12ten Weltforums für Demokratie wurde Kostian als Jugendberichterstatter ausgewählt, wo er eine Schlüsselrolle dabei spielte, der Stimme der Jugend während des Forums Gehör zu verschaffen. Kontakt: kostian.jano(at)gmail.com

Das Weltforum für Demokratie

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Ein junger Mann spricht in ein Mikrofon
Über Demokratie und Menschenrechte

Internationale Jugendarbeit und jugendpolitische Zusammenarbeit versteht IJAB als Beitrag zur Entwicklung einer starken Zivilgesellschaft und zur Förderung eines demokratischen Gemeinwesens.