Zahnräder und Silhouetten von Personen als Symbol für Teamarbeit Zahnräder und Silhouetten von Personen als Symbol für Teamarbeit
Jugendverstärker

Relevante Jugendthemen sichtbar machen

Was passiert beim Jugendverstärker?

Das IJAB-Projekt Jugendverstärker unterstützt Jugendliche in ihrem Anspruch auf Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Entscheidungsprozessen. Dies geschieht durch die Entwicklung einer „Künstliche Intelligenz (KI)“-Software die Themen sichtbar machen soll, die in klassischen Beteiligungsprozessen unsichtbar bleiben: Eben der Jugendverstärker. Hier berichten wir über die bisherigen Meilensteine des Projekts und die Dinge, die noch in Planung sind.

14.09.2021 / Jürgen Ertelt und Sabine Humpf

Jugendverstärker-Ideathon

Der Ideathon am 6. Dezember 2020 fand als immanente Maßnahme der Jugendbeteiligung online statt. Ziel war die Entwicklung einer Architektur der intelligenten Software zum Jugendverstärker. Interessierte Jugendliche und Mentor*innen aus der Jugend hackt-Community diskutierten online über technische Möglichkeiten und ethische Grenzen selbstlernender Algorithmen. Die Ideen aus dem Ideathon bilden die Grundlage für die Alpha-Version der Software, die für das Projekt Jugendverstärker entwickelt wird.

Ethische, rechtliche, datenschutz- und persönlichkeitsrechtliche Fragen bilden die Grundlage für die Projektentwicklung, um die Anonymität von Jugendlichen zu wahren und vor Datenmissbrauch zu schützen. Ein verantwortungsbewusstes Handeln endet nicht in der realen Welt, sondern hat auch in der digitalen Ethik seine Berechtigung. User brauchen die Möglichkeit zu kontrollieren, wer was in welchem Zusammenhang über sie weiß oder was mit den erhobenen Daten passiert. Dafür ist eine entsprechende Transparenz im Projekt gewährleistet, die durch die Ausspielung aktueller Daten und Informationen zum Code auf der Webseite www.jugendverstaerker.digital öffentlich zugänglich ist.

Daten aus Twitter und Instagram auf der Plattform Jugendverstaerker.digital

Grundsätzlich kann der Jugendverstärker auf einer Vielzahl verschiedener Kanäle Forderungen empfangen. Ziel ist es, ihn auf Twitter und Instagram anzubieten, da die jugendliche Zielgruppe diese Plattformen nutzen. Twitter erlaubt es, vergleichsweise einfach Forderungen zu übermitteln und einzusammeln, da kürzere Texte sowie Bilder gepostet werden. Mit den entsprechenden Zugangsdaten kann das Jugendverstärker-Tool auf öffentliche Tweets und Userdaten zugreifen sowie selbst antworten und eigenständig Tweets verfassen.

Ein Twitterbot wurde entwickelt, der soziale Daten von Twitter auf die Plattform www.jugendverstaerker.digital transferiert, die dort ausgewertet und visualisiert werden. Der gleiche Ansatz soll für das soziale Netzwerk Instagram entwickelt werden. Ziel ist es, ein Instagram-Profil zu erstellen, welches über die Plattform kontaktiert werden kann. Der Inhalt der Kommunikation soll in einer Datenbank gespeichert und über die bestehende Benutzeroberfläche auf www.jugendverstaerker.digital visualisiert werden. Die Administration dieses Bots wird über den bereits entwickelten, bestehenden Botmanager realisiert.

Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Datenvisualisierung. Die bestehende Visualisierung auf www.jugendverstaerker.digital soll durch eine Sentiment Analysis ergänzt werden. Hiermit wird gewährleistet, dass der Bewertungskontext einzelner Begriffe analysiert und mehr Metadaten eingesehen werden können. Dieses Verfahren ermöglicht es, ein Stimmungsbild von jungen Menschen zu jugendrelevanten Themen darzustellen. Durch die Datenvisualisierung wird eine jugendgerechte Kommunikation allen Interessierten zugänglich gemacht.

Öffentlichkeitsarbeit

Im Projekt wurde eine wöchentliche offene Videokonferenz für alle Interessierten, vor allem Fachkräfte aus der Jugendarbeit und Jugendhilfe, durchgeführt, in der über die Entwicklungen und Fortschritte des Jugendverstärkers informiert wurde.

Ein Interview mit IJAB-Projektkoordinator Jürgen Ertelt beschäftigt sich mit digitaler Jugendbeteiligung, speziell mit dem Jugendverstärker. Unter der Adresse www.jugendverstaerker.de liegen aktuelle Berichte zur Entwicklung der KI gestützten Software.

Am 16. Juni 2021 wurde der Launch zur Arbeitsplattform des Jugendverstärkers durchgeführt, an dem Fachkräfte aus der Jugendarbeit teilgenommen haben. Inhalte waren die Vorstellung der Vorhaben und die Funktion, die bisherigen Ergebnisse, die offene Datennutzung, eine ethische Diskussion, die Softwareentwicklung sowie eine Visualisierung der Plattform.

Im Rahmen des Deutschen Kinder und Jugendhilfetages wurde der Jugendverstärker als Projektbeispiel bei einem Expertenforum zu neuen Räumen für die Jugendarbeit und Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung präsentiert. Ein Verständnis von digitaler Transformation in der Jugendarbeit wurde gemeinsam mit Fachkräften aus der Jugendarbeit diskutiert und der Aspekt, Ungehörtes wahrzunehmen und zu verstärken, hervorgehoben. Zudem wurde ein Artikel im medienpädagogischen Magazin MedienConcret zum Thema digitale Jugendkultur veröffentlicht.

Mit der Öffentlichkeitsarbeit soll der Bekanntheitsgrad des Jugendverstärkers gesteigert werden, damit mehr Datenspenden generiert werden können und möglichst viele Interessierte auf das Vorhaben aufmerksam werden. Ein Verständnis zur offenen Softwareentwicklung und Möglichkeiten digitaler Jugendarbeit sollen durch Diskussionen und Veröffentlichungen des Projekts erreicht werden.

Snippet-Tool

Die (Weiter-)entwicklung der Software Snippet wird im Projekt zur menschlichen Validierung von maschinell recherchierten Themen eingesetzt. Mit der Beteiligungs-App von beWirken, werden Jugendliche gebeten, die gelisteten Inhalte aus dem Jugendverstärker zu priorisieren. Zudem werden sie befragt, ob die aufgeführten Themen aus dem Jugendverstärker tatsächlich relevant sind, um Zufälle auszuschließen. Durch diese Überprüfungsmethode können junge Menschen persönliche Sichtweisen zu den aufgezählten Themen einbringen. Diese ungehörten Themen der Jugendlichen können somit verstärkt und priorisiert werden. Aktuelle Interessen und Anliegen Jugendlicher und Veränderungen können kritisch überprüft werden. Snippet wurde nach speziellen Anpassungen auch für die Priorisierung von Projektideen des Jugendbudgets der Jugendstrategie eingesetzt.

Aktuelle Entwicklungen und Vorhaben

Das Projekt Jugendverstärker wird viel nachgefragt in der Diskussion um die Digitalisierung der Jugendarbeit, besonders im Kontext europäischer Überlegungen zu Smart Youthwork. Daraus ergeben sich weitere Gelegenheiten zu Workshops und Vorträgen zur Digitalen Jugendbeteiligung im Nachgang zum Projekt >jugend.beteiligen.jetzt<. Besondere Aufmerksamkeit erfährt der Jugendverstärker hinsichtlich der eingebauten Jugendbeteiligung in Entwicklung, Umsetzung und Anwendung sowie der ethischen und datenrechtlichen Auseinandersetzung. Auch wurde durch die Entwicklung einer eigenen selbstlernenden Arbeitssoftware ein neues Thema für die digitale Transformation der Jugendarbeit eröffnet: „Braucht es selbstentwickelte, passgenaue Software für digitale Jugendarbeit?“.

In der nunmehr dritten Phase des Projektes (nach Konzeption und Beta-Umsetzung) werden Angebote zur Selbstqualifizierung, die Anpassung der Software auf „Instagram“-Beiträge und Kolleg*innen-Netzwerk stützende Angebote wie ein Hackathon und ein Barcamp realisiert. Diese Vorhaben befinden sich in der Realisierung und werden im Februar 2022 abgeschlossen sein.

Der Jugendverstärker – ist ein Projekt von IJAB, initiiert und gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Zur Umsetzung der technischen und Software bezogenen Aufgaben konnten die Partner*innen Open Knowledge Foundation Deutschland und die Initiative beWirken – Jugendbildung auf Augenhöhe gewonnen werden.

Über den Jugendverstärker

Wie kann die Politik hören, was junge Menschen beschäftigt? Wie kann Software aussehen, die ungehörte Themen aufzeigt? Wo ist KI sinnvoll, wo ist sie gefährlich? Jugendverstärker geht diesen Fragen nach.

Eine junge Frau spricht in ein Megafon, andere hören ihr zu.
Über Jugendbeteiligung

Jugendliche sollen ihre Meinung äußern und bei politischen oder gesellschaftlichen Entscheidungen, die ihr Lebensumfeld betreffen, mitbestimmen dürfen.

Mehrere junge Menschen sitzen an einem Tisch und arbeiten an Laptops.
Über Digitale Jugendbildung

Digitale Jugendbildung ermöglicht jungen Menschen, das Internet als Kommunikations- und Kulturraum verantwortungsvoll zu nutzen und gesellschaftlich und politisch teilzuhaben.

Ansprechpersonen
Mareike Ketelaar
Leiterin des Geschäftsbereichs
Qualifizierung und Weiterentwicklung der Internationalen Jugendarbeit
Tel.: 0228 9506-116