Türkei

Fachtag „Deutsch-Türkischer Jugendaustausch“

Forum des Erfahrungsaustauschs und der Vernetzung der Träger

Auf Einladung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kamen am 12. Februar 2014 über 35 nationale Akteure der jugendpolitischen Zusammenarbeit mit der Türkei in Bonn zusammen, tauschten ihre bisherigen Erfahrungen aus und diskutierten und unterbreiteten Vorschläge und Anregungen für den künftigen deutsch-türkischen Jugend- und Fachkräfteaustausch.

18.02.2014 / Dr. Dirk Hänisch

Der gut besuchte Fachtag in der Bonner Dienststelle des Bundesjugendministeriums war eine Premiere, denn erstmals kamen aus dem gesamten Bundesgebiet über 35 Vertreterinnen und Vertreter von freien und öffentlichen Trägern auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zusammen, die die Austausche mit der Türkei praktisch durchführen oder als Ministerien oder private Organisationen die deutsch-türkischen Beziehungen durch Unterstützung des Jugend- und Fachkräfteaustausches fördern. Nahezu das gesamte Trägerspektrum des deutsch-türkischen Austauschs war auf deutscher Seite vertreten. Basis war eine vorangegangene Trägerabfrage von IJAB im Frühjahr 2013, die eine große Bandbreite unterschiedlicher Themen und Aktivitäten im Austausch zeigte. Der Fachtag diente in erster Linie als Forum für den Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung der Akteure.

Besondere Bedeutung der Türkei

In der internationalen jugendpolitischen Zusammenarbeit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nimmt die Türkei eine besondere Rolle ein. Auf diesen Aspekt wies Nicola Sommer, Referatsleiterin für europäische und internationale Jugendpolitik im BMFSFJ, in ihrer Begrüßung hin. 2014 jährt sich zum 20. Mal die bilaterale Ressortvereinbarung zwischen dem BMFSFJ (damals noch Bundesministerium für Frauen und Jugend mit der damaligen Jugendministerin Merkel) und dem heutigen Ministerium für Jugend und Sport in der Türkei über die jugendpolitische Zusammenarbeit. Das BMFSFJ und die Träger verfügen über vielfältige Erfahrung aus der Zusammenarbeit von 20 Jahren.Viel wurde erreicht und das Interesse ist groß, wie beispielsweise die Nachfrage der Kommunen im Rahmen der jugendpolitischen JiVE-Teilinitiative „Kommune goes International“ zeigt.

Dreh- und Angelpunkt: der Deutsch-Türkische Fachausschuss

Über die Bedeutung und Tätigkeit des Fachausschusses informierte Albert Klein-Reinhardt, Referent für europäische und internationale Jugendpolitik im BMFSFJ, der fünf Jahre lang die deutsche Delegation beim Deutsch-Türkischen Fachausschuss leitete. Seit Unterzeichnung der Vereinbarung tagt der von beiden Seiten paritätisch besetzte gemischte Deutsch-Türkische Fachausschuss für die jugendpolitische Zusammenarbeit jährlich, um sich gegenseitig über die jugendpolitischen Ziele zu informieren sowie Vereinbarungen über die weitere bilaterale Zusammenarbeit zu treffen. Klein-Reinhardt zog rückblickend eine insgesamt positive Bilanz, hob die wichtige Funktion des Fachausschusses und seine vertragliche Grundlage hervor, die Regelmäßigkeit und Kontinuität sichert. Er wies aber auch darauf hin, dass die unterschiedlichen jugendpolitischen Strukturen in beiden Partnerländern – hier ein ausdifferenziertes Subsidiaritätsprinzip mit einer breiten Palette freier Träger, dort eher zentral ausgerichtete Strukturen – die praktische Zusammenarbeit in vielerlei Hinsicht prägen. Seit Gründung des Ministeriums für Jugend und Sport auf türkischer Seite seien zunächst nur noch Vertreter staatlicher Ministerien im Fachausschuss vertreten gewesen. Es gebe nun aber die Zusage, dass in der Türkei ein Jugendring gegründet werde, der dann auch im Fachausschuss vertreten sei.. Positiv ist , dass im Fachausschuss vereinbart wurde, die 2009 erschienene Arbeitshilfe für den deutsch-türkischen Jugendaustausch durch eine Arbeitsgruppe in einer Neuauflage zu überarbeiten und zu aktualisieren.

Gute und vielfältige bilaterale jugendpolitische Zusammenarbeit

Christiane Reinholz-Asolli, zuständige Koordinatorin für die Türkei bei IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland e.V., gab eine zusammenfassende Übersicht über die Träger des außerschulischen deutsch-türkischen Jugend- und Fachkräfteaustauschs und deren Aktivitäten. Ihre Ausführungen zeigen, dass der deutsch-türkische Jugend- und Fachkräfteaustausch sich positiv entwickelt und an Vielfalt und thematischer Tiefe zugenommen hat. So finden pro Jahr ca. 50 Programme in beiden Ländern mit ca. 1000 Teilnehmenden statt.So umfasst der Austausch zum Beispiel Tanz-Theater-Projekte, Workcamps zum Aufbau in der Erdbebenregion und Projekte im Bereich Medien. Darüber hinaus gibt es einen intensiven fachlichen Austausch zu jugendpolitisch relevanten Themen der Kinder- und Jugendhilfe wie z.B. Migration oder Freiwilligenarbeit.

Vielzahl an vorgestellten bilateralen Aktivitäten

Die thematische Vielfalt wurde auch bei einer Vorstellungsrunde zur Arbeit der anwesenden Träger und Organisationen deutlich. Vorgestellt wurden Beispiele und Highlights von geplanten und laufenden Projekten, Programmen und Aktivitäten im Rahmen des deutsch-türkischen Jugend- und Fachkräfteaustauschs durch anwesende Vertreterinnen und Vertreter von:

Einhellig waren die Teilnehmenden der Meinung, dass das Interesse auf deutscher und türkischer Seite am Jugend- und Fachkräfteaustausch sehr groß ist. Die politische Entwicklung in der Türkei wird durchaus kritisch gesehen, aber dennoch ist als positives Fazit zu werten, dass endlich die Bedeutung der großen Gruppe der Jugendlichen in der Türkei anerkannt wird und die dortige Jugendpolitik darauf auch entsprechend reagiert und Finanzmittel zur Verfügung stellt.

Anregungen und Wünsche

Neben dem gemeinsamen Erfahrungsaustausch ging es auch um die Perspektiven des deutsch-türkischen Jugend- und Fachkräfteaustausch. Dazu trafen sich am Nachmittag moderierte Arbeitsgruppen, die die drei Fragen „Was haben wir erreicht?“, „Wo liegen Hemmnisse?“ und „Wo sehen Sie den Austausch in 5 Jahren?“ diskutierten. Eine Reihe von Anregungen, Wünschen und Vorschlägen wurden formuliert. So sollte die Sichtbarmachung der Arbeit der Träger erhöht und die Akteure ermutigt werden, auch über Schwierigkeiten zu reden. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Ideen geäußert wie z.B. eine Projektdatenbank oder ein besonderer Förderrahmen für Maßnahmen mit der Türkei.. Auch könnten die kommunalen Partnerschaften dahingehend in den Blick genommen werden, ob diese eine geeignete Plattform dafür sein können, die Kooperation von staatlichen Jugendzentren mit freien Trägern in der Türkei zu ermöglichen.

Aus der Debatte ging schließlich die Anregung hervor, den Fachtag zukünftig regelmäßig zu veranstalten und alle zwei oder drei Jahre auch bilateral gemeinsam mit dem türkischen Partner durchzuführen. Diese Idee soll im  nächsten bilateralen Deutsch-Türkischen Fachausschusses vorgestellt werden.

Fazit

Mit dem Fachtag des BMFSFJ wurde ein Forum für Austausch und Vernetzung einer breiten Gruppe verschiedenster Akteure im deutsch-türkischen Jugend- und Fachkräfteaustausch geboten. Dieses Format dürfte, so bekräftigte die neue Referatsleiterin Nicola Sommer in ihrem Schlussstatement, für die nächsten Jahre eine reale Perspektive für einen regelmäßigen Meinungs- und Erfahrungsaustausch aller interessierten Träger bieten.

Vier Menschen sprechen miteinander.
Über den Austausch mit der Türkei

IJAB führt mit der Türkei Fachprogramme und Partnerbörsen durch. Außerdem bieten wir interessierten Trägern Information und Beratung zum Austausch mit der Türkei an.

Ansprechpersonen
Christiane Reinholz-Asolli
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-112
Timo Herdejost
Sachbearbeitung
Tel.: 0228 9506-130