Nordafrika

Jugendliche in Nordafrika wünschen sich mehr Austausch

Erster Fachtag Nordafrika fand in Berlin statt

Auf großes Interesse bei Trägern der internationalen Jugendarbeit ist der erste Fachtag Nordafrika gestoßen, den IJAB am 30. Oktober in Berlin veranstaltet hat. Rund 50 Vertreter/-innen von Organisationen, darunter zahlreiche Jugendverbände, nutzten die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die gegenwärtige Lage in Ägypten und Tunesien sowie Fördermöglichkeiten im Rahmen der Transformationspartnerschaften des Auswärtigen Amtes zu informieren. Daneben stand vor allem die Vernetzung der Träger für neue Projekte in Nordafrika im Mittelpunkt.

02.11.2012 / Marco Heuer

Der Tunesier Khaled Chaabane zeichnete ein kritisches, aber nicht hoffnungsloses Bild seines Landes. „Bei den derzeit regierenden Islamisten und den ihnen nahe stehenden Salafisten spielen Kunst, Kultur und Phantasie keine Rolle. Die Jugendlichen brauchen aber Raum zur Entfaltung. Da sind gemeinsame Projekte mit Deutschland mehr denn je gefragt“, erklärte der Philologie-Dozent der La Manouba-Universität in Tunis. Gerade die Jugendlichen hätten maßgeblich zur Revolution in Tunesien beigetragen, jetzt seien sie bei vielen Entwicklungen aber wieder außen vor. Austauschprojekte könnten einen Beitrag leisten, die Jugend zu stärken.

Ähnlich beschrieb die Ägypterin Amany Latif die gegenwärtige Lage in ihrem Land. „Die Revolution ist uns verloren gegangen, weil es keine klare Zukunftsvision gibt“, sagte die Managerin für Peace-Building und Konflikt-Management der „Coptical Evangelical Organization for Social Services“ (CEOSS) in Kairo. Dabei hätten gerade die jungen Menschen eine enorme Kraft, die die Zivilgesellschaft nutzen müsse. „Die Jugendlichen haben einen starken Drang nach Wandel. Viele NGO`s entstehen neu und nehmen sich der Sache an“, erklärte Latif.

Katharina Petrisson vom Auswärtigen Amt begrüßte das starke Interesse an Jugendprojekten mit Nordafrika. Sie habe bereits viele tolle Anträge bekommen. Jetzt hoffe sie auf weitere spannende Projekte bis Ende des Förderzeitraums – und der endet erst mal im Dezember 2013. Das Auswärtige Amt stellt für die Jahre 2012 und 2013 insgesamt zwei Millionen Euro für so genannte Transformationspartnerschaften im Jugendbereich zur Verfügung. Gefördert werden neben dem Fachkräfte- und dem bilateralen Jugendaustausch auch multilaterale Projekte wie Planspiele oder UN-Konferenzen. Der Schwerpunkt liegt derzeit auf Ägypten und Tunesien. Projekte mit anderen nordafrikanischen Ländern sind aber nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Entscheidend ist die politische Zielrichtung des Projekts. Und die muss auf die Förderung von Demokratie und Zivilgesellschaft ausgerichtet sein. Der Altersdurchschnitt der Teilnehmer(innen) liegt bislang zwischen 18 und 25 Jahren. Neben der finanziellen Förderung kleiner Projekte sind auch Unterstützungen im sechsstelligen Bereich möglich. Eine spezielle Antragsfrist gibt es nicht. Alle Anträge sollen, so Petrisson, innerhalb von zwei bis vier Wochen vom Auswärtigen Amt bearbeitet sein.

Für die Träger spielte auch der Austausch über die geplanten Projekte und die Vernetzung der Aktivitäten in den nordafrikanischen Ländern eine große Rolle. Im Rahmen des Café Connect bot sich hierfür reichlich Gelegenheit. Die ägyptischen und tunesischen Referentinnen und Referenten unterstützten den Prozess mit hilfreichen Tipps für den Austausch. Zum Abschluss formulierten die Teilnehmenden an IJAB den Wunsch für eine fachliche Begleitung der Aktivitäten. Von großem Interesse sind neben Informationen Partnerbörsen, Multiplikatorenreisen in die Region sowie eine gemeinsame Auswertungskonferenz mit Empfehlungen und Perspektiven für die künftige Zusammenarbeit.

Eine Frau spricht in ein Mikrofon auf einer Bühne, fünf weitere Menschen hören ihr zu.
Über die Zusammenarbeit mit Nordafrika

IJAB vernetzt die Träger im Austausch mit Tunesien, Ägypten und Marokko. Wir bieten Interessierten Information und Beratung zum Jugend- und Fachkräfteaustausch mit Nordafrika an.

Ansprechpartnerinnen
Christiane Reinholz-Asolli
Referentin für internationale jugendpolitische Zusammenarbeit
Tel.: 0228 9506-112