Kinder- und jugendpolitische Strukturen
Relevante Ministerien und ihre Zuständigkeiten
Zuständig für den Bereich Jugend in Griechenland ist das Ministerium für Bildung, Forschung und Religiöse Angelegenheiten. Es hat die Verantwortung für die Entwicklung jugendpolitischer Strategien und deren Umsetzung. Seit November 2016 ist Konstantinos Gavroglou der zuständige Bildungsminister. (Biographie von Konstantinos Gavroglou.)
Das Generalsekretariat für Berufsbildung, Ausbildung und Lebenslanges Lernen hat das bis vor kurzem noch zuständige Generalsekretariat für Jugend und Lebenslanges Lernen integriert, welches bis Sommer 2020 zuständig für Jugendarbeit war. Dem Generalsekretariat für Berufsbildung, Ausbildung und Lebenslanges Lernen unterliegt die Stiftung für Jugend und Lebenslanges Lernen (INEDIVIM). Diese ist für die Koordination von Regierungsaufgaben und die Umsetzung der Regierungspolitik im Bereich Jugend zuständig sowie für die Zusammenarbeit mit Trägern der Kinder- und Jugendarbeit.
Deswegen setzt sich das Generalssekretariat auch mit Themen wie Beschäftigung und Entwicklung, Kultur und Freizeit, Bildung und soziale Beteiligung sowie internationaler Zusammenarbeit und Information auseinander. Außerdem fördert das Generalsekretariat die sektorübergreifende Jugendpolitik unter Berücksichtigung der relevanten Entwicklungen im Jugendsektor auf europäischer und internationaler Ebene.
Die Themen Kultur und Sport, die mehrere Berührungspunkte mit Jugendaktivitäten haben, werden vom Ministerium für Kultur und Sport geregelt, das ein Generalsekretariat für Kultur und eins für Sport stellt.
Weitere Ministerien mit Berührungspunkten zu Kinder- und Jugendfragen sind: das Gesundheitsministerium, das Ministerium für Arbeit und Soziales sowie das Ministerium für ländliche Entwicklung und Lebensmittel.
Der Ständige Ausschuss für Kultur und Bildung untersucht Gesetzesvorschläge, die zu den Kompetenzen des Ministeriums für Bildung, Forschung und religiöse Angelegenheiten und des Ministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur und Tourismus gehören.
Der Fachausschuss für Gleichstellung, Jugend und Menschenrechte ist für Gesetzesvorschläge bezüglich der Themen Gleichbehandlung und Einhaltung der Menschenrechte zuständig.
(Quellen: Dora Giannaki: Youth work in Greece: a historical overview. In: The history of youth work in Europe. Volume 4. Council of Europe and the European Commission, January 2014. S. 91-106., General Secretariat of the Government; Youth Policy Briefing; Committee on Cultural and Educational Affairs; Committee on Equality, Youth and Human Rights.)
Bis Ende September 2017 fand eine öffentliche Konsultation mit jungen Menschen und Jugendorganisationen statt, die das INEVIDIM organisierte. Daraufhin entwickelte das Generalsekretariat für lebenslanges Lernen und Jugend im Frühjahr 2018 die nationale Jugendstartegie für die Stärkung der Jugend mit dem Titel "Jugend 17-27" . In diesem Dokument werden die Grundsätze und Ziele der Jugendpolitik in Griechenland unter Berücksichtigung ihrer modernen Transformationen und ihrer soziologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Dimensionen beschrieben.
Die Politische Planung für Jugendliche nimmt hauptsächlich die formelle Bildung in Sicht. Außerschulische Projekte werden zum Teil von Ministerien getragen und wenn sie regional sind, dann auch von den Regionen und den Kommunen. Momentan ist der wichtigste Ansprechpartner die Stiftung für Jugend und lebenslanges Lernen (INEVIDIM), die dem Generalsekretariat für Berufsbildung, Ausbildung und Lebenslanges Lernen unterliegt, welches dem Ministerium für Bildung, Forschung und Religionen angehört.
Schwerpunkte der Kinder- und Jugendpolitik sind die Förderung des Unternehmergeistes bei jungen Leuten, das Zurückholen junger Griech(inn)en, die im Ausland leben und arbeiten, und die Behebung des Lehrermangels an Schulen.
Das Jugendparlament ist ein vom griechischen Parlament initiiertes Bildungsprogramm, das seit 1995 jährlich stattfindet. Es wird zusammengesetzt aus 300 Schüler(inne)n der 11. Klasse weiterführender Schulen (260 aus Griechenland, 20 aus Zypern und 20 von griechischen Auslandsschulen). Das Jugendparlament wird in Zusammenarbeit der Bildungsministerien in Griechenland und in Zypern durchgeführt. Ziele dieses Programms sind die Auseinandersetzung mit den Funktionen des Parlaments und die Entwicklung einer positiven Einstellung zur Bürgerbeteiligung in einer demokratischen Gesellschaft.
Erasmus + und Youth in Action befinden sich unter dem Schirm der Stiftung für Jugend und Lebenslanges Lernen (INEDIVIM). Die Nationale Agentur für die Programme befindet sich auch im INEVIDIM. Die Kontaktwebseite ist: http://erasmusplusyouth.gr/home/. Außerdem findet in Griechenland das Euromed-Youth-Programm Anwendung.
Eine Auswahl an aktuellen Aktionsprogrammen finden Sie hier:
- Ecomobility eine Kampagne der NGO ECOCITY. Junge Menschen haben hier die Möglichkeit, Umwelt- und Verkehrsprobleme ihrer Stadt zu präsentieren und Lösungen dafür vorzuschlagen.
- Biennale für junge Künstler/-innen aus Europa und dem Mediterranen Raum: Das Generalsekretariat für Jugend ist eines der Gründungsmitglieder der BJCEM (Biennale des jeunes créateurs de l’Europe et de la Méditerranée) und fördert neben weiteren 61 Mitgliedern die Arbeit junger Künstler/-innen und gibt ihnen die Möglichkeit, an der Biennale teilzunehmen.
- Das Programm „Synanthropos“ von ARSIS richtet sich an Jugendliche, die aus dem Gefängnis kommen. Dieses Programm soll das Einleben, die Arbeitsfindung und Integration der Jugendlichen nach dem Gefängnisaufenthalt erleichtern.
- Das Programm PROTEKTA - Ich beschütze mich und die anderen dient zum Training von freiwilligen Jugendlichen, die mehr über zivile Sicherheit, Katastrophenschutz u.ä. wissen möchten. Auch dieses Programm gehört zu den Projekten von INEVIDIM.
- Das Programm ReGeneration, ein Zusammenschluss unter der Führung des Global Shapers Athens Hub, das sich an Universitätsabsolvent(inn)en unter 29 Jahren richtet, zielt auf Innovation. Dieses Programm kombiniert Training und Mentoring sowie einen Arbeitsplatz, um Talente zu fördern und junge Talente im Land zu halten.
- Die Körperschaft Entrepreneurship Jugendlicher (SEN) bietet Programme an, die jungen Menschen Unternehmergeist und Unternehmerfreude vermitteln sollen. „Die Jugendlichen sollen eigene Jobs kreieren und ihre Träume verwirklichen“ ist das Motto der Organisation. Es werden unterschiedliche Programme für unterschiedliche Altersklassen angeboten. Mehr zum Prozess unter: http://senja.gr/.
- Schoolwave ist ein jährliches dreitägiges Musikfestival, das Jugendliche aus ganz Griechenland und Europa zum Musizieren und Mitmachen animiert. Es gehört zu den größten Jugendfestivals Griechenlands und es wird von der Stavros-Niarchos-Stiftung unterstützt.
Die Stiftung für Jugend und Lebenslanges Lernen (INEDIVIM) entstand 2012 aus einer Zusammenlegung der Nationalen Jugendstiftung und dem Institut für Lebenslanges Lernen. Sie arbeitet unter Aufsicht des Ministeriums für Bildung, Forschung und Religiöse Angelegenheiten. Im INEDIVIM sitzt die Griechische Nationalagentur für das Programm Erasmus+ Jugend. Die akademischen Programme von Erasmus+ werden jedoch nicht vom INEDIVIM koordiniert.
Verantwortlich für die weitern Programme Erasmus+ (2014-2020) ist das Institut für Nationale Stipendien, State Scholarship Foundation (IKY). Das Institut wurde 1951 zur Förderung der griechischen Kultur, Bildung, Forschung, Kunst und Sprache gegründet. Jährlich werden von der IKY Stipendienprogramme im In- und Ausland umgesetzt.
Seit 2003 ist durch eine Gesetzesänderung (Nr. 3094/2003) auch ein griechischer Ombudsmann für die Verteidigung und den Schutz der Rechte von Kindern zuständig. Hierfür ist der Ombudsmann berechtigt, über natürliche oder juristische Personen, die diese Rechte verletzen, Recht zu sprechen. Diesem Ombudsmann gehört der Ombudsmann 0-18 an, welcher Themen wie Gewalt gegen Kinder, Bullying u.ä. behandelt und an den man sich als Kind und Jugendlicher anonym wenden kann.
Jede Region betreibt ein Gesundheits- und Präventionszentrum für Kinder und Jugendliche. Viele Gemeinden betreiben kommunale Sportzentren und in eher urbanen Gemeinden findet man auch kommunale Präventions- und Gesundheitszentren für Jugendliche. Neben den lokalorganisierten Zentren existiert griechenlandweit auch die Organisation OKANA, welche sich explizit mit den Themen Drogenabhängigkeit, Drogenprävention und Gesundheit beschäftigt. Eine besondere Stellung haben die Zentren für Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, darunter das Institut für Psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche.
National
Der griechichische nationale Jugendrat (Hellenic National Youth Council, ESYN) wurde 1998 als Plattform von freien nicht staatlichen Jugendorganisationen gegründet. Derzeit umfasst der ESYN laut eigenen Angaben 59 Jugendorganisationen. Der Nationale Jugendrat möchte als offizielles Sprachrohr der griechischen Jugend im Ausland und als wichtigster Gesprächspartner der griechischen Regierung in Jugendfragen auf nationaler Ebene fungieren. Der ESYN nimmt an den Sitzungen des Interministeriellen Komitees für Jugend sowie des Organisationskomitees für das Jugendparlament teil und ist Mitglied im Europäischen Jugendforum, im Jugendforum des Mediterranen Raums, des Jugendrats der UNESCO sowie den Jugendgremien der Vereinten Nationen. (Quelle: ESYN).
Regional und lokal
Griechenland hat momentan keine offiziellen regionalen Kinder- und Jugendräte. Vereinzelt finden sich in einigen Kommunen Strukturen, die die Jugendarbeit fördern, doch Strukturen wie Jugendringe existieren nicht. Es bestehen jedoch auf lokaler und regionaler Ebene Schüler(innen)vertretungen.
(Quellen: Hellenic National Youth Council; Ministerium für Bildung, Forschung und Religiöse Angelegenheiten)