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Länderinformation Griechenland

Partizipation und Citizenship

Politische Bildung

Politische Bildung ist Teil des griechischen Schulunterrichts. In den drei ersten Klassen des griechischen Gymnasiums wird das Fach „Politische Bildung“ unterrichtet, dessen Gegenstand Themen wie: Werte der Demokratie, Ökonomie, politische Institutionen, Prinzipien des Rechts und Soziologie usw. sind.

Der politischen Bildung widemen sich im außerschulischen Bereich eine Reihe von Trägern und Organisationen in Form von Programmen in Themenbereichen wie Geschichte, Umwelt, Menschenrechte oder Lebenslanges Lernen.

Die Einstellung griechischer Jugendlicher gegenüber politischer Partizipation ist vergleichsweise positiv.

Bei dem Referendum in Griechenland im Juli 2015 hat sich eine deutliche Mehrheit der jungen Menschen (70 %) gegen die Spar- und Reformvorschläge der internationalen Geldgeber ausgesprochen. (Insgesamt stimmten 61,31 % mit Nein.)
Jedoch ist die Akzeptanz und Zufriedenheit gegenüber der Politik sowie vieler Institutionen unter jungen Griech(inn)en stark gesunken und die verfolgte Politik und das Vertrauen in der Politik haben ein neues Tief erreicht (Quelle: Kathimerini vom 13. März 2018).

Bei der Parlamentswahl in Griechenland im September 2015 war die beliebteste Partei bei jungen Menschen Syriza, welche geschätzt 40 % von den 18- bis 24-Jährigen bekommen hat. Die rechtsnationalistische Goldene Morgenröte bekam von Jugendlichen geschätzt 11 %. (Quelle: TVXS)

Das Bild veränderte sich in den Parlamentswahlen im Juli 2019, wobei für die Altersgruppe der 17- bis 24-Jährigen Syriza mit 38 % immer noch die beliebteste Partei der jungen Menschen bleibt, gefolgt von der konservativen Nea Dimokratia mit ca. 30 % und einen Abstuz für die rechtsnationalistische Goldene Morgenröte auf 4,8 % (Quelle: https://www.thetoc.gr)

Seit 2012 haben alle deutschen politischen Stiftungen Auslandsbüros in Griechenland gegründet:

Weitere wichtige Akteure im Bereich der politischen Bildung
Nationale Feiertage und politische Bildung

Die politische Kultur in Griechenland wird von den zwei Nationalfeiertagen und einem Gedenktag geprägt. Der 25. März signalisiert Griechenlands Unabhängigkeitskampf gegen das Osmanische Reich. Der 28. Oktober wird als der „Ochi-Tag“, also der "Nein-Tag" Griechenlands zu den Axis-Mächten und als Eintritt in den Zweiten Weltkrieg gefeiert. Der 17. November gilt als Gedenktag für die blutige Zerschlagung des Studentenaufstands gegen die Militärjunta Griechenlands. Diese Tage und die Geschichte sowie die Mythen, die sie begleiten, prägen nicht nur die politische Bildung in der Schule, sondern auch außerhalb. Denn diese Tage prägen zum einen die nationale Identität der Bürger/-innen, zum anderen weisen sie auf die jüngere Vergangenheit des Landes hin. Die Inhalte dieser Feiertage bieten sich für politische Bildung an, denn darüber diskutiert die breite Öffentlichkeit. Was früher als ein "Ochi-Tag" gegenüber den Italienern oder Deutschen galt, gilt heute als ein „Nein“ zum Faschismus. Ähnlich der "Polytechnion-Tag", der sich als ein Aufruf gegen Unterdrückung und für Bildung und Freiheit versteht.

Das Jahr 2021 wird besonders gefeiert, da es 200 Jahre griechische Unabhängigkeit signalisiert und den Bestand des Hellenischen Staates feiert. (Mehr dazu unter: https://www.greece2021.gr/en/)

Politische Bildung wird durch die Feier- und Gedenktage weitgehend geprägt und diese Tage fungieren als Anknüpfungspunkte für politische Bildungsthemen in Griechenland. Materialien dazu gibt es im formalen und non-formalen System in großen Mengen: Fotos, Filme, Dokumentarsendungen, Bücher aus dem In- und Ausland und auch Zeitzeugen. Diese Tage sind für alle Bürgerinnen und Bürger bedeutend und können damit eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Die Feiertage werden in der Schule gefeiert und daher werden Kinder und Jugendliche seit sehr jungem Alter stets eingebunden.
(Quelle: Babis Karpouchtsis: Fachtag Politische Bildung im deutsch-griechischen Jugendaustausch: Politische Bildung in Griechenland - Geschichte, Strukturen, Themen, 21. Juli 2017)

Freiwilliges Engagement

Seit 2004 verzeichnet die Kultur des freiwilligen Engagements in Griechenland starken Zuwachs. Parallel hierzu entstand ab dem Ausbruch der Wirtschaftskrise in Griechenland im Jahr 2010 große Not in den Bereichen Gesundheit und soziale Solidarität. Die Zivilgesellschaft reagierte umgehend darauf, indem sie zahlreiche Initiativen und Organisationen ins Leben rief, die kostenfreie Mahlzeiten anbieten, Medikamente sammeln, Waren austauschen, ehrenamtlich Unterricht erteilen, Senior(inn)en Gesellschaft leisten, Strände säubern oder die natürliche bzw. kulturelle Umwelt schützen.

Eine Auswertung der Universität Peloponnes mit Daten von 157 Nichtregierungsorganisationen und Verbänden in Griechenland im Zeitraum 2011 bis 2013 ergab, dass 14 577 Menschen im Jahr 2011, 15 540 im Jahr 2012 und 19 869 im Jahr 2013 bei diesen Organisationen aktiv waren. Eine weitere Studie der Fernuniversität Griechenland mit 78 Organisationen zeigte ebenfalls, dass die Zahl der Ehrenamtlichen in den Jahren der Krise um 66% gestiegen ist. (Quelle: http://noiazomaikaidrw.gr/)

Die treibende Kraft sind vor allem die Ehrenamtlichen der jungen Generation. Viele von ihnen widmen ihrem Engagement einen enormen Arbeitsaufwand, da sie keinen festen Job haben. Das Team des Omikron Project hat sich zur Aufgabe gemacht, die unbekannte Seite der griechischen Krise aufzuzeigen und hat diese informellen Gruppen aufgelistet.(Quelle: Kathimerini)

Nachdem eine Gruppe von Studierenden der Wirtschaftsuniversität Athen, die selbst mehrmals ehrenamtlich tätig waren, bemerkte, wie stark das Interesse der Altersgruppe der 18- bis 22-Jährigen an ehrenamtlichen Tätigkeiten ist, schuf sie die Plattform Ethelon, die sich an Interessierte in der ganzen Welt richtet. Hier treffen Veranstalter/-innen auf freiwillige Helfer/-innen. 
Ethelon hat im Mai 2020 eine Studie mit dem Titel "Volunteering and Covis-19" durchgeführt, um die aktuellen Herausforderungen darzustellen. Die Pandemie wirkt sich auf die Aktivitäten der Zivilgesellschaft negativ aus und hindert das Engagement, insbesondere für Aktionen, die einen physischen Einsatz erfordern.

Freiwilligenprogramme für Geflüchtete sowie europäische und griechische Freiwillige bietet ELIX an.

Freiwilligenprogramme unter Beteiligung von jungen Menschen aus dem Ausland bietet die NGO „Archelon“ an, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten widmet.

Multikulturelle Aktionen unter Beteiligung von Freiwilligen aus der ganzen Welt bietet auch die NGO „Kulturelles Dreiländereck Prespes“ an, eine lokale NGO, die im Dreiländereck zwischen Griechenland, Albanien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien aktiv ist. Gegenstand ihrer Aktivitäten ist hauptsächlich die Jugend und die wirtschaftliche Entwicklung.

Starkes freiwilliges Engagement, v.a. auch unter Beteiligung vieler junger Menschen, ging aufgrund der Intensivierung der Flüchtlingsströme in den letzten Monaten auch von den Bewohner(inne)n der Inseln Lesbos, Chios und Samos aus. Beispielhaft ist das Engagement der NGO „Agkalia“ („Umarmung“), wobei im „Alle Zusammen“-Flüchtlingsdorf und in Molyvos auch viele ausländische freiwillige Helfer/-innen mitwirken, unter ihnen auch Menschen, die lediglich Urlaub auf Lesbos machen.

Besonders hohe Beteiligung von Freiwilligen genießen Organisationen auf lokaler und regionaler Ebene, die sich dem Katastrophenschutz widmen.

Informationen zum Thema Freiwilliges Engagement in Griechenland ("Volunteering of young people in Greece") sind im European Knowledge Centre for Youth Policy erhältlich.

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